PERSÖNLICHES

Zum Zionisten hat mich nämlich — der Prozeß Dreyfuss gemacht.

(North American Review 1899 nach Thon.)

[pg 36] Wie Kant aufschrieb: An Johann darf nicht mehr gedacht werden. Mein Johann ist die Judenfrage. Ich muß sie rufen und wegschicken können.

Tagebuch vom 16.6.1895.

(bei Kellner .)     

(Von der Abfassung des Judenstaates.)

Ich hatte dann eine sehr ernste Krisis durchzumachen; ich kann sie nur damit vergleichen, wenn man einen rotglühenden Körper in kaltes Wasser wirft. Freilich, wenn dieser Körper zufällig Eisen ist, wird er Stahl.

(Selbstbiographie.)

(Von der Veröffentlichung des Judenstaates.)

Da ich mich nicht umstimmen ließ, rieten sie mir, die Idee wenigstens in der unverbindlichen und unterhaltenden Form eines Romanes vorzubringen mit Liebesgeschichten, menschlichen Einzelschicksalen und einer Malerei künftiger Zustände im Judenlande. Das war ja auch mehr im Einklang mit meiner bisherigen Tätigkeit als Stückeschreiber und Feuilletonist. Wohl sah ich ein, daß dies ein gutes Propagandamittel für die Idee wäre und mir die Gefahr ersparte, mich bis auf die Knochen zu blamieren. Aber dann wäre keine Tat daraus geworden. Man hätte in den Salons und Eisenbahncoupés davon gesprochen, viele hätten über den launigen Einfall gelacht, und manche hätten vielleicht heimlich in das Buch hineingeweint. Was war damit erreicht? Noch ein Märchen in tausend und einer Nacht des Leidens. [pg 37] Nein, es sollte Tag und Tat werden. Aufrütteln mußten wir das jüdische Volk, statt es einzulullen. Und wirklich, es hat sich aufrütteln lassen.

(Der Zionismus.)

Vor allem haben wir uns sozusagen Röcke ohne Taschen angezogen und haben es unmöglich gemacht, irgend einen Vorteil für uns zu haben.

(Rede in Wien.)

Ich habe nicht das Majoritätsbedürfnis, ich brauche keine Majorität. Was ich brauche, ist nur, daß ich mit meiner eigenen Ueberzeugung im Reinen bin. Dann bin ich zufrieden, selbst wenn kein Hund von mir ein Stück Brot annimmt.

(Stenogramm der Sitzung des großen A. C. vom 11.IV.04. Rede Herzls gegen die Charkower.)

Ich bin stärker als Sie, (zu seinem Gegner) darum bin ich versöhnlich, weil ich weiß: wenn wir streiten werden, werde ich siegen.

(Stenographisches Protokoll, S. 477.)

In einem solchen guten Moment, im Herbst 1898 war es, daß ich in London meinen Brüdern im Eastend sagte, daß ich die Verwirklichung unserer Hoffnungen für nahe bevorstehend halte. Das hätte ich nicht sagen sollen. Man fiel über mich her wie über einen Charlatan. Das Urteil wird aber eine spätere Zeit sprechen, der alle Beweismittel vorliegen werden.

(Rede im Makkabäerklub.)

[pg 38] Ich, der ich vielleicht ein Stück Kuchen zu essen habe, habe nicht das Recht, das Stück Brot, das Armen angeboten wird, abzuweisen, weil ich es nicht will, oder weil ich es nicht brauche.

(A. C. Sitzung 11. 4. 1904. Stenographisches Protokoll.)

. . . Daß ich an der Güte unseres Menschenmaterials nicht mehr zweifelte, als ich die Kraft des nationalen Erwachens in mir selbst erlebte. Zur Zeit, als Ihr — und mein — Freund seine tief aus dem Herzen kommenden Worte niederschrieb, war ich noch ein spöttischer Jude, der wahrscheinlich gelacht hätte, wenn ihm diese Aufzeichnung zu Gesicht gekommen wäre. Aber es ist in mir eine Wandlung vorgegangen, die ich das Glück und den Stolz meines Lebens empfinde.

(Brief an Gustav G. Cohen.)

[pg 39]

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