Zwölfter Abschnitt Religion und Glaube

Die sogenannten Sieben Todsünden sind, wie Zielinski nachgewiesen hat, aus der heidnischen Astrologie entnommen und haben wahrscheinlich durch Vermittlung der stoischen Philosophie ihre Ausbildung erhalten. Auch Horaz kennt sie[245].

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Der Vers 7 in der 1. Epistel Johannis, Kapitel 5, den die Dogmatiker als Hauptbeweis für die Lehre von der Dreifaltigkeit brauchen, ist nach der Untersuchung des katholischen Theologieprofessors Karl Künstle (Das Comma Joanneum, auf seine Herkunft untersucht. Freiburg 1905) von dem Häretiker Priscillian im 4. Jahrhundert eingeschoben worden!! Von demselben Vers erklärte die Indexkongregation 1897, daß es nicht gestattet sei, an seinem authentischen Charakter zu zweifeln. Künstles Schrift erschien mit bischöflicher Approbation!

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Demeter, die Mutter des Dionysios, heißt „heilige Jungfrau“, Isis, die Mutter des Horus, spielt eine besondere Rolle, Sargon, Gudea, Asernasipal, Asurbanipal usw. behaupten von sich die Jungfrauengeburt von der Göttin Istar, und diese wunderbare Herkunft wird von ihnen beansprucht, wiewohl wir ihre wirkliche Herkunft kennen. Das hängt mit dem Tierkreisbild der Jungfrau zusammen und der Konstellation der Wintersonnenwende. Um Mitternacht am 25. Dezember geht am östlichen Punkte des Himmels das Sternbild der Jungfrau auf. Daher die Festsetzung der Geburt Christi auf diesen Tag und die Legende seiner jungfräulichen Geburt[246].

Heute noch lehrt die römisch-katholische Kirche die Jungfräulichkeit Mariä und die Gottheit Christi in dem Sinne, daß Gott durch den hl. Geist sein Vater wurde. Letzteres wird auch von der protestantischen Kirche noch aufrecht erhalten. Dazu seien zwei Stellen des Neuen Testamentes zitiert: Matthäus Kapitel 1 Vers 25: „Und erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus.“

Matthäus Kapitel 13 Vers 55 und 56 lauten: „Ist er nicht eines Zimmermanns Sohn? Heißt seine Mutter nicht Maria? Und seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns?“

Die Evangelien sind eben nur unfehlbar, wenn es gewissen Kreisen und Institutionen paßt.

Zur Gotteskindschaft Christi finden sich zahlreiche Analogien in der Antike. Vom Philosophen Plato war schon zu seinen Lebzeiten die Sage aufgekommen, seine Mutter Periktione habe ihn vom Gott Apollo empfangen, ebenso war Augustus Apollos Sohn, während Alexanders und Scipios Vater Zeus war, der auch den Wundermann Apollonius von Tyana gezeugt haben soll. Origines sagt diesbezüglich: „Der einfache Antrieb, so etwas von Platon zu erdichten, war, daß man glaubte, ein Mann, der mit größerer Weisheit und Kraft als die Durchschnittsmenschen ausgestattet war, müsse auch aus höherem und göttlichem Samen seinen leiblichen Ursprung gehabt haben.“ Die Nutzanwendung daraus auf Christus zu ziehen, überließ Origines seinen Lesern[247].

Seit 1870 ist nicht nur Christus von Maria, sondern auch diese von ihrer Mutter Anna „unbefleckt“ empfangen worden. Wenigstens hat das Vatikanische Konzil diese Feststellung gemacht.

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Auch von Buddha wird erzählt, daß er von der jungfräulichen Königin Maja geboren wurde, in deren Leib das himmlische Geistwesen Buddha unbefleckt und unbefleckend einging. Auch bei seiner Geburt erstrahlte überirdisches Licht und erschienen Scharen himmlischer Geister, die einen Lobgesang anstimmten zum Preise des Kindes, das der Welt Heil, aller Kreatur Freude und Frieden bringen, die Feindschaft zwischen Gottheit und Menschheit versöhnen werde. Auch hier erkennt ein frommer Seher im Kinde den künftigen Erlöser[248].

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Die Auferstehung Christi nach drei Tagen erinnert an das große Auferstehungsfest der Babylonier in Nisan, also etwa gleichzeitig mit dem Tode und der Auferstehung Jesu. In feierlichen Prozessionen und Riten wurde in Babel in der Frühlingszeit die Auferstehung des Marduk gefeiert. Die drei Tage, die Auferstehung Jesu gleichzeitig mit Sonnenaufgang, die Feier des „Herrentages“, die Sonnenfinsternis bei Jesu Tode, die Engelerscheinungen zeigen in die Richtung jener babylonischen Gedanken. Auch der Satan, die bösen Dämonen, besonders die sieben bösen Geister, sowie Jesu Selbstbezeichnung „der Menschensohn“ = „der Mensch“ weisen nach Babylonien[249].

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Auch der Hexenwahn ist, wie Friedrich Delitzsch in „Mehr Licht“ (Leipzig 1907) feststellt, chaldäischen Ursprungs, und zwar genau in der Form der römisch-katholischen Kirche. Auch die Verbrennung durch Feuer – durch solche in Effigie ersetzt – geht auf dieses uralte Volk zurück.

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In Tarsus war schon zur Zeit des Pompejus ein Sitz der von Persien ausgegangenen Mithrareligion. In die Mithrareligion wurde man durch Weihen aufgenommen, die als ein mystisches Sterben und Wiedergeborenwerden sich darstellen, wodurch die Schuld des alten Lebens getilgt und ein neues, unsterbliches Leben durch den Geist erzeugt werde. Die Geweihten nannten sich deshalb „wiedergeboren für ewig“. Die Verwandtschaft dieser Lehre mit der des Apostels Paulus – der bekanntlich in Tarsus lebte – von der christlichen Taufe (Römer 6) ist schlagend. Auch das hl. Mahl, bei welchem das geweihte Brot und der Kelch mit Wasser oder Wein als mystische Symbole zur Mitteilung des göttlichen Lebens an die Mithragläubigen diente, gehörte zu den Sakramenten dieser Religion. Auch hier ist die Parallele mit Pauli Lehre vom hl. Abendmahl schlagend[250].

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Der Sühnetod Christi hat seine Vorläufer in dem des Adonis, Attis und Osiris. Bei der Adonisfeier im Frühling wurde zuerst sein („des Herren“) Tod und die Bestattung seiner durch ein Bild dargestellten Leiche begangen. Am folgenden – bei der Osirisfeier am dritten, bei der Attisfeier am vierten – Tage erscholl die Kunde, daß der Gott lebe, und man ließ ihn, d. h. sein Bild, in die Luft aufsteigen. Letztere Zeremonie hat sich in der Osterfeier der griechischen Kirche bis heute erhalten. Paulus, der in Antiochia länger wirkte, hatte dort diesen Kult zweifellos kennen gelernt. Die Rettung des Gottes (Adonis, Attis, Osiris) aus dem Tode, galt als Rettung seiner Kultgenossen. In den Mysterien des Attis, der Isis und des Mithras wurde durch symbolisches Sterben und in den Hades hinabsteigen angedeutet, daß die Gläubigen zur Teilnahme am Leben des Gottes gelangen. In einer Mithrasliturgie betet der Geweihte: „Herr, wiedergeboren verscheide ich, indem ich erhöhet werde, und da ich erhöhet bin, sterbe ich; durch die Geburt, die das Leben zeugt, geboren, werde ich in den Tod erlöst und gehe den Weg, wie du gestiftet hast, wie du zum Gesetz gemacht und geschaffen hast das Sakrament“. Die Ähnlichkeit dieser Vorstellung mit der mystischen des Paulus vom Tod und der Auferstehung Christi und vom Mitsterben und Mitauferstehen der auf Christum Getauften ist schlagend[251].

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Bereits im Altertum gab es festbesoldete geistliche Orgelspieler, wie aus einer in Rhodus gefundenen, aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert stammenden Inschrift hervorgeht. Der Orgelspieler hat zu Ehren des Dyonisios Bacchios zu spielen und erhielt dafür jährlich 360 Denare. Die besonderen Festlichkeiten „zur Erweckung des Gottes“, die nach dem Osirisvorbilde alle zwei Jahre gefeiert wurden, hatten größte Ähnlichkeit mit der Karsamstagzeremonie vieler katholischer Kirchen. Bei diesen Festlichkeiten dürfte der Orgelspieler seine Kunst geübt haben[252].

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Die römische Kirche nennt sich heute noch die „Katholische“, also allgemeine, wiewohl nur etwa ein Drittel der Erdbewohner Christen sind, von diesen aber etwa 120 Millionen „orthodox“ und etwa 170 Millionen protestantisch, während der römisch-katholischen Kirche nur etwa 260 Millionen, also nicht einmal die Hälfte der Christenheit angehören und nur ein Sechstel der ganzen Menschheit [253]!

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Die Kirche lehrt heute noch u. a. folgendes:

„Maria hatte schon den freien Gebrauch des Verstandes, bevor sie das Licht der Welt erblickte, im Schoß ihrer Mutter Anna. Wir dürfen annehmen, daß sie schon ungeboren weit mehr von Gott wußte und vom Jenseits, von des Menschen Ziel und Ende, von den Mitteln, das Ziel zu erreichen, als die größten Geister nach jahrelangem Denken, Studieren und Beten wissen[254].“

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Der Kardinal und Fürsterzbischof von Salzburg erließ am 2. Februar 1905 einen Hirtenbrief, in dem folgende Stellen über die Macht des Priesters vorkommen: „Wo auf der ganzen Erde ist eine Gewalt, welche dieser Gewalt gleichkommt?“ Die Gewalt der Fürsten und Könige wird durch sie übertroffen. Aber wo ist selbst im Himmel eine solche Gewalt?: „Wenn du dort dich umschaust, so siehst du die Schar der Patriarchen und Propheten, der Märtyrer und Blutzeugen und die Scharen der hl. Jungfrauen und dann die Engel und Erzengel und die Throne und Herrschaften – können sie dich lossprechen von deinen Sünden? Nein... selbst Maria, die Gottesmutter, die Königin des Himmels, sie kann es nicht... O unbegreiflich hohe Gewalt! Der Himmel läßt sich von der Erde die Art und Weise zu richten vorschreiben, der Knecht ist Richter auf der Welt, und der Herr bestätigt im Himmel das Urteil, das jener auf der Erde fällt.“

Der Priester besitzt die Gewalt, Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi zu verwandeln: „Christus, der eingeborene Sohn Gottes des Vaters, durch den Himmel und Erde geschaffen sind, der das ganze Weltall trägt, ist dem katholischen Priester hierin zu Willen.“ Christus hat „dem katholischen Priester über Sich, über Seinen Leib, Sein Fleisch und Blut, Seine Gottheit und Menschheit Gewalt gegeben und leistet dem Priester Gehorsam [255],“ d. h., er läßt sich von ihm verspeisen.

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Noch heute steht für die römisch-katholische Kirche die Existenz eines wahrhaftigen Teufels fest. Am 13. und 14. Juli 1891 hat der Pater Aurelian vom Wemdinger Kapuzinerkloster nach eingeholter Erlaubnis der Bischöfe von Augsburg und Eichstätt mit eigener Hand den Teufel aus einem besessenen Knaben ausgetrieben und einen „authentischen Bericht“ über den ganzen Vorgang am 15. August 1891 im Klosterarchiv niedergelegt. Darin erklärt Pater Aurelian u. a. wörtlich: „Wer die Besessenheit in unsern Tagen leugnen wollte, der bekennt hiermit, daß er abgeirrt ist von der Lehre der katholischen Kirche [256].“

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In den katholischen und protestantischen Schulen wird heute noch gelehrt, daß Gott in sechs Tagen die Erde aus nichts schuf, daß Adam aus Lehm, Eva aus einer Rippe gemacht wurde, kurz die ganze biblische Schöpfungsgeschichte, und zwar nicht etwa als Mythus oder zur Veranschaulichung für die kindlich naive Art, in der man sich vor 2½ Jahrtausenden diese gewaltigen und restlos wohl nie löslichen Probleme klarzumachen suchte, sondern alles als buchstäbliche, geoffenbarte Wahrheit. Wer schon etwas geweckter ist und daran zweifelt, riskiert eine ungenügende Religionsnote, die Versetzung in höhere Klassen ausschließt. So erziehen Staat und Kirche zu Überzeugungstreue und Wahrhaftigkeit!

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Eine erbauliche Geschichte, die heute noch – neben mancher gleichwertigen – in den Volksschulen gelesen wird, ist die von der Volkszählung Davids (2. Buch Samuelis, 24. Kap.): Gott hat den König David angereizt, Israel und Juda zu zählen, worauf der König dies Geschäft seinem Feldherrn Joab übertrug. Trotz der Gegenvorstellungen, die jener erhob, blieb David – wie ja mit Rücksicht auf den hohen Auftraggeber selbstverständlich – bei seinem Befehl, und so ging die Volkszählung im ganzen Lande vonstatten. Als sie aber vorüber war, bekam der König Gewissensbisse und betete zu Gott: „Ich habe schwer gesündigt, daß ich das getan habe, und nun, o Gott, nimm hinweg die Missetat deines Knechtes, denn ich habe sehr töricht gehandelt.“ Gott aber ließ David die Wahl zwischen dreierlei Heimsuchungen: „Willst du, daß sieben Jahre Hungersnot in dein Land kommen? Oder daß du drei Monate lang verfolgt von deinen Feinden fliehen müssest? Oder daß drei Tage Pestilenz in deinem Lande sei?“ Der König, landesväterlich wie er nun einmal war, wählte die Pestilenz, der 70000 aus dem Volke erlagen. Dann erlosch die Seuche. Nun dämmerte es David – der, man bedenke, die Volkszählung auf Gottes Befehl ausführen läßt und dann sein Volk, zur Strafe für seinen Gehorsam, aufopfert, weil er selbst die Konsequenzen nicht tragen will – daß er doch jedenfalls eher etwas verschuldet habe als sein Volk, und er sprach zu Gott: „Siehe, ich habe die Missetat begangen, aber diese Schafe (nämlich das Volk, das nicht ohne Grund in der Bibel immer so genannt wird), was haben sie getan? Laß doch deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein.“ Er wurde aber nicht weiter bestraft, und die Sache war erledigt.

Auf diese Weise wird in den Volksschulen ad oculos die Gerechtigkeit Gottes demonstriert, desgleichen die Herrschertugenden Davids und die kulturelle Höhe des „auserwählten“ Volkes, dessen Gesetze uns heute noch vorgehalten werden. Das Beispiel taugte besser zum Beweise für die Rückständigkeit und Barbarei des jüdischen Aberglaubens und – die Verbohrtheit der modernen religiösen Erziehung[257].

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Herr Commer, unrühmlich bekannt durch sein Verhalten in der Schellaffäre, hat die Erdbeben als „Grollen des Satans“ erklärt, steht auf dem Standpunkt der Bautzschen Höllentheorie, leugnet die Umdrehung der Erde um die Sonne, spricht dem Foucaultschen Pendelversuch die Beweiskraft ab, lehrt die Erschaffung der Welt in 6 Tagen à 24 Stunden und verteidigt die Hexenverbrennung. Trotzdem oder wohl deshalb ist er päpstlicher Prälat, Doktor der Theologie und Jurisprudenz und ordentlicher Universitätsprofessor in Wien, und zwar das alles im 20. Jahrhundert[258].

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Gegen die Eherechtsreformer in Österreich, die Aufhebung des bisherigen mittelalterlichen Gesetzes erwirken wollen – dort ist heute noch die Ehescheidung (nach deutscher Terminologie) unzulässig, die getrennten Gatten aber müssen bis zum Tode des anderen ledig bleiben; ein kostbares Vermächtnis aus der klerikal-feudalen Vergangenheit – wird heute noch als gewichtigstes Argument angeführt, daß – Gott selbst im Paradiese die Ehe zwischen Adam und Eva als unlösliche Institution eingesetzt habe!!![259]

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Heute noch wird gelehrt, daß die Menschheit durch den Sündenfall sich die Strafen der Hölle und des Fegefeuers zugezogen hätte. „Der allmächtige Gott hat nämlich den Menschen zuerst schwach und unvollkommen geschaffen und ihn sodann verantwortlich gemacht. Der allwissende Gott hat Adam und Eva einer Probe unterworfen, von der er natürlich voraus wußte, daß sie sie nicht bestehen würden. Und als dann dieser Fall wirklich eingetreten war, hat der allgütige und gerechte Gott dafür nicht bloß sie selbst, sondern auch alle ihre Nachkommen mit ewiger Verdammnis bestraft. So entstand die Erbsünde. Und auf eine gleich klare und überzeugende Weise wurde die Menschheit auch wieder von ihr erlöst.“[260]

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Durch den Syllabus Papst Pius IX., der natürlich heute noch zu Recht besteht, wurden unter anderem folgende „Irrtümer“ verdammt:

§ 12. „Die Dekrete des apostolischen Stuhles und der römischen Kongregationen hindern den freien Fortschritt der Wissenschaft.“

§ 18. „Der Protestantismus ist nichts anderes, als eine verschiedene Form derselben christlichen Religion, in welcher es ebensogut möglich ist, Gott zu gefallen, wie in der katholischen Kirche.“ Damit wird also dem Protestantismus die Qualität einer christlichen Kirche abgesprochen!

§ 45. „Die ganze Leitung der öffentlichen Schulen, in denen die Jugend eines christlichen Staates erzogen wird, nur die bischöflichen Seminarien in einiger Beziehung ausgenommen, kann und muß der Staatsgewalt zugewiesen werden, und zwar so, daß keiner anderen Autorität irgendein Recht, sich in die Schulzucht, in die Ordnung der Studien, in die Verleihung der Grade und die Wahl oder Approbation der Lehrer zu mischen, zuerkannt werden kann.“ Also geistliche Schulaufsicht und Aufsicht über die Universitäten wird heute noch gefordert!

§ 53. „... die staatliche Regierung kann sogar allen Hilfe leisten, welche den gewählten Ordensstand verlassen und die feierlichen Gelübde brechen wollen.“

§ 74. „Ehesachen und Verlobungen gehören ihrer Natur nach vor das weltliche Gericht.“

§ 77. „In unserer Zeit ist es nicht mehr nützlich, daß die katholische Religion unter Ausschluß aller anderen Kulte als einzige Staatsreligion gelte.“

§ 78. „Es ist daher zu loben, daß in gewissen katholischen Ländern gesetzlich verordnet ist, daß den Einwanderern die öffentliche Ausübung ihres Kultus, welcher er auch sei, gestattet sein solle.“ Also heute noch fordert das Papsttum vom Staate, daß er zwar die Erziehung der eigenen Jugend nicht leiten darf, aber allen Andersgläubigen Religionsfreiheit versagt [261].

Die Sätze 19, 23, 24 und 27 dieses Syllabus beweisen das Verlangen auch heute noch, die Ketzer zu vernichten. Im kanonischen Recht besteht noch Todesstrafe für Häresie, wie auch jeder Bischof dem Papst schwören muß, die Ketzer zu verfolgen.[262]

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Ein Kulturkuriosum ersten Ranges ist der Syllabus Pius X. vom 4. Juli 1907, ein noch größeres, daß es sogar gebildete Menschen gibt, die sich darum kümmern! Durch diese zwar nicht „unfehlbare“, aber doch durch die gewaltige Autorität des Papsttums gestützte Entscheidung wird die Kirche als höchste Instanz bei Entscheidung wissenschaftlicher Fragen, selbst solcher rein profaner Art, proklamiert. Nach § 7 kann die Kirche, wenn sie „Irrtümer“ verwirft, sogar die innere Zustimmung von den Gläubigen verlangen, also nicht nur äußeren Gehorsam. Die ganze moderne Bibelwissenschaft wird verdammt, besonders aber im § 11 ausdrücklich konstatiert, daß die göttliche Inspiration sich in der Weise über die gesamte heilige Schrift erstreckt, daß sie alle ihre einzelnen Teile vor jedem Irrtum bewahrt! Der folgende § verbietet ausdrücklich, die Bibel so auszulegen wie andere Bücher menschlichen Ursprungs.

Die §§ 20–26 verurteilen die wissenschaftlich festgestellte Diskrepanz zwischen den historischen Tatsachen und den kirchlichen Dogmen, die folgenden die Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung über die Person Christi. Endlich wird die genetische Entwicklung des Sakramentenwesens verworfen, z. B. im § 44 behauptet, daß schon die Apostel das Sakrament der Firmung anwandten, desgleichen die der kirchlichen Verfassung und Verwaltung, sowie die der Lehre. Den Schluß aber bildet die Konstatierung, daß die bisherigen theologischen Lehren und Anschauungen nicht revisionsbedürftig seien.

Wer unbefangen den Syllabus liest, wird mit fast allem einverstanden sein, bis er erfährt, daß vor jedem ein „verdammt wird die Behauptung“ zu denken ist.

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Zur Zeit der Kreuzzüge war bei der Taufe völlige Nacktheit erforderlich. Und zwar erstreckte sich diese auch auf die Damen der „Heiden“ bzw. Mohammedaner, denen beizuwohnen den christlichen Rittern sicherlich Vergnügen bereitete[263].

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Der Beichtvater hatte das Recht, sein Beichtkind zu schlagen. Auch die heilige Elisabeth mußte sich von ihrem Beichtvater Konrad von Marburg solche Züchtigung gefallen lassen.

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Die fromme Nonne Juliane, die in dem Kloster auf dem Berge Coreillon bei Lüttich lebte, hatte einst eine seltsame Erscheinung: beim Beten sah sie regelmäßig den vollen Mond mit einer kleinen Lücke. Von autoritativer Seite wurde diese Vision auf die natürlichste Weise erklärt: der Mond stelle die Kirche, die Lücke aber den Mangel eines Festes zur Feier der Einsetzung des heiligen Abendmahles vor. Diese Interpretation war so evident, daß sich der Bischof Robert von Lüttich, von den Archidiakonen Johannes und Jacobus Pantaleon und anderen Theologen aufgeklärt, ihrer Logik nicht entziehen konnte. So ordnete er denn 1246 die Feier des so dringend gebotenen Festes in seinem Bistum an. Als jener Pantaleon 1261 als Urban IV. den Stuhl Petri bestiegen hatte, verordnete er – 1264 – durch eine Bulle die Feier in der ganzen katholischen Kirche. Noch heute wird bekanntlich Fronleichnam alljährlich mit größtem Pompe begangen[264].

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Kaiserin Barbara, Gemahlin Sigismunds, starb am 11. Juli 1451 an der Pest. Sie war häufig im Ehebruch von Sigismund ertappt worden, da dieser selbst aber nichts weniger als treu war, verzieh er ihr jedesmal. Als Witwe lebte sie in Melnik bei Königgrätz „unter einem Schwarm von Buhlknaben und Beischläfern“. Messalinen hat es immer gegeben, deshalb ist dieser Lebenswandel nicht sonderlich verwunderlich, wenn es auch nichts Alltägliches ist, wenn eine deutsche Kaiserin verzehrt von unersättlicher Sinnlichkeit – wie Enneas Sylvius bezeugt – den Männern nachläuft. Desto bemerkenswerter ist Barbaras krasser Materialismus. „So weit sank sie in ihrer wahnsinnigen Verblendung, daß sie heilige Jungfrauen, die für den Glauben an Jesu den Tod erlitten, öffentlich Törinnen schalt, welche die Freuden der sinnlichen Lust nicht zu genießen verständen ... Sie leugnete auch, daß es nach diesem Leben ein anderes gäbe, und behauptete im Ernst, daß die Seelen mit den Körpern zugrunde gingen“[265].

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In „Aucussin und Nicolette“ läßt schon einige Jahrhunderte früher die reizende „Chantefable“ den Helden auf die Mahnung, sein Seelenheil nicht aufs Spiel zu setzen, antworten: „Was habe ich denn im Paradies zu tun? Ich will gar nicht ins Paradies, aber meine liebste Nicolette will ich. Ins Paradies gehören alte Priester und Bettler, die stets vor dem Altar herumgelegen haben, in häßlich schmutziger Kleidung, halb tot vor Hunger und Kälte; die gehören ins Paradies! Was hab ich mit ihnen zu schaffen? – Aber in die Hölle will ich, wo die Dichter sind und die Ritter, die im Turnier oder im Kriege starben, wo die schönen Frauen sind, die zwei Freunde hatten oder drei mit ihrem Eheherrn, dort glänzt Gold und Silber, dort prangen edle Pelze und Hermeline, dort sind Harfner und Spielleute und die Könige dieser Welt. Mit ihnen will ich sein und Nicolette, meine süße Freundin, bei mir haben[266].“

Heine kleidete bekanntlich denselben Gedanken in die Worte: Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen.

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Im Jahre 1905 erschien in zweiter Auflage mit kirchlicher Approbation in Mainz ein Werk von Dr. Joseph Bautz, a. o. Professor der Theologie an der kgl. Universität zu Münster, „Die Hölle“ betitelt. In diesem grundgelehrten von profunder Weisheit strotzenden Buche wird eingehend Dasein, Ort und Dauer der Hölle ergründet. Er kommt dabei besonders S. 36 ff. zu dem Resultate, daß sie im Innern unserer Erde liege, aber das genügt dem kühnen Entdecker nicht, er geizt nach höheren Lorbeern. Und das ist gut so, denn nur durch diese laudum immensa cupido ist es zu erklären, daß Bautz sich das unsterbliche Verdienst erwirbt, sogar eine Topographie der Hölle festzustellen. Es gibt vier unterirdische receptacula, von denen die eigentliche Hölle am untersten liegt, während der sinus Abrahae „in höherer und würdigerer Lage sich befindet. Dafür spricht auch der Umstand, daß der reiche Prasser, um den Lazarus zu schauen, seine Augen aufhob. Der limbus puerorum liegt in der Nähe des sinus Abrahae in einiger Entfernung von der eigentlichen Hölle und wird wie letzterer von ihren Flammen nicht berührt. Das Fegefeuer aber befindet sich wohl in unmittelbarer Nähe der Gehenna, weil viele Theologen mit dem h. Thomas behaupten, das Feuer des Purgatoriums sei mit dem der Hölle ganz identisch. Dazu kommt, daß die unmittelbare Nähe der Hölle um so mehr zur Betrübnis, zur Verdemütigung und Läuterung der armen Seelen gereichen muß. Und mögen diese Seelen auch durch die Gnade den erbsündigen Kindern an Würde überlegen sein, für die Zeit ihrer Läuterung gebührt ihnen doch schärfere Züchtigung und deswegen auch ein niederer Ort.“

Der sinus Abrahae ist zur Zeit unbewohnt, nach der Auferstehung wird es auch das Fegefeuer sein. Die im limbus puerorum wohnenden Kinder werden dann eine andere Behausung zugewiesen erhalten.

Daß die Hölle etwa zu klein für unsere sündigen Seelen sein sollte, braucht uns nicht zu besorgen, denn wenn sie auch zur Zeit – trotz Freimaurerei, Liberalismus und Freigeisterei – wie der gelehrte Verfasser ermittelte, nur wenig umfangreich ist, so hat doch Lessius berechnet, „daß ein ganz geringer, verschwindender Teil des Erdinnern hinreicht, um eine geradezu fabelhafte Anzahl von Menschen aufzunehmen“.

Nicht hoch genug kann das Verdienst des Höllentopographen veranschlagt werden dafür, daß er für die Vulkane eine überzeugende und einfache Erklärung gefunden hat. Sie sind – Schlote der Hölle! So ist auch die Lösung dieses Rätsels dem 20. Jahrhundert gelungen. Zeppelin und Bautz können sich in berechtigtem Stolze die Hände reichen.

Dieses Buch kann sich, wie der Verfasser im Vorwort zur zweiten Auflage mit Genugtuung konstatiert, der Zustimmung zahlreicher Theologen, auch protestantischer, erfreuen. Ja, sogar seinen Plagiator hat Bautz gefunden!!!

Da es haarsträubenderweise „aufgeklärte Geister gibt, für welche Hölle und Teufel Märchen sind“, die sogar an Bautz’ Höllentheorie, an den „grausigen Flammen, die hart unter unseren Füßen drohend lodern“, zu kritteln wagen, muß er ihnen gegenüber Stellung nehmen. Er tut es in der vornehmen Sachlichkeit und bescheidenen Würde, die sein als Kulturkuriosum unschätzbares Werk auch sonst auszeichnen.

„Glücklicherweise gehören derartige Intelligenzen nicht zu den Quellen, aus denen der katholische Theologe zu schöpfen, auch nicht zu den Auktoritäten, deren Urteil für ihn irgend einen Wert hat.“ Ja, Bautz kann auch scharf sein, aber nur um der guten Sache willen.

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Im Jahre 1902 erließ der preußische evangelische Oberkirchenrat eine Verordnung, die eine einheitliche Regelung des Lernstoffes für den evangelischen Schul- und Konfirmandenunterricht durch die Provinzialkonsistorien unter Vereinbarung mit den Provinzialschulkollegien und den Regierungen anordnete. Sie ist jetzt in allen Provinzen durchgeführt worden. Danach müssen die Kinder folgendes auswendig lernen: 20–40 Sprüche aus dem Alten, 100–110 Sprüche aus dem Neuen Testament, 6 Psalmen, 20 Kirchenlieder und den Wortlaut der 5 Hauptstücke des lutherischen Kleinen Katechismus. Das sind in Summa mindestens 180 Bibelverse und 180 Kirchenliederstrophen, die die Kinder sich wörtlich einprägen müssen. Auf dem Lande sind es meistens noch viel mehr, da damit ja nur das Mindestmaß an geistiger Atzung fixiert ist.

Der religiöse Memorierstoff der Berliner Gemeindeschule fordert laut Lehrplan 121 Kirchenliederverse, 110 Bibelsprüche, den Wortlaut der ersten drei Hauptstücke des lutherischen Katechismus, ferner fünf Psalmen mit zusammen 45 Versen, das alles von 10–11jährigen Kindern! Diese Weisheit wird in sechs Wochenstunden, denen nur zwei Stunden für Rechnen gegenüber stehen, eingetrichtert. Wer da nicht fromm wird, dem ist einfach nicht zu helfen[267].

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Im Jahre 1885 „bekehrte“ sich der in Frankreich sehr bekannte Schriftsteller und Freidenker Leo Taxil. Der päpstliche Nuntius in Paris nahm ihn sofort unter seine besondere Obhut und forderte ihn auf, mit seiner Feder hinfort für die Kirche Gottes zu kämpfen.

Das tat er auch und seiner emsigen Feder entströmten eine Reihe von Werken, die zwar an Wahnwitz und Teufelsspuk das Tollste enthielten, was die Phantasie aushecken konnte, nichts desto weniger oder vielleicht auch deshalb den Beifall der katholischen Presse, den der Geistlichkeit, ja sogar die Zustimmung des Papstes Leo XIII., der alle las, und enorme Verbreitung fanden. Doch das genügte dem Pfiffikus nicht, und so vereinigte er sich denn mit einem Dr. Karl Hacks, um durch etwas noch Großartigeres zu beweisen, was hundert Jahre nach Kant, im Zeitalter der Naturwissenschaften und der Technik gläubigen Gemütern alles aufgetischt werden konnte. Unter dem Namen Dr. Bataille schrieb dieser das Buch „Le Diable au 19. siècle“, dessen erste Lieferung am 29. September 1892 erschien. Es ist ein in Romanform geschriebenes Reisewerk, worin Dr. Hacks die verschiedenen Länder, die er bereist hat, beschreibt unter dem Gesichtspunkt des Teufelskultus, der in ihnen getrieben wird.

So sieht der Verfasser z. B. beim Satanspapst Pike ein teuflisches Telephon, durch welches er den sieben großen Direktorien, Charleston, Rom, Berlin, Washington, Montevideo, Neapel und Kalkutta seine Weisungen übermittelt.

Mit Hilfe eines magischen Armbandes kann Pike den Luzifer jeden Augenblick herbeirufen. Eines Tages nahm Satan Pike sanft auf seine Arme und machte mit ihm eine Reise auf den Sirius(!). In wenigen Minuten waren über 50 Millionen Meilen zurückgelegt. Nach Besichtigung des Sternes langte Pike in den Armen Luzifers wohlbehalten wieder in seinem Arbeitszimmer in Washington an.

In London wird durch diabolische Künste ein Tisch zum Plafond gebracht und in ein Krokodil verwandelt, das sich ans Klavier setzt, fremdartige Melodien spielt und die Hausfrau durch ausdrucksvolle Blicke in Verlegenheit bringt! In diesem Stile geht es weiter.

Ein zweiter Mitarbeiter Taxils war der Italiener Margiotta, der im Jahre 1894 das Buch „Adriano Lemmi, chef supréme des Franc-Maçons“ schrieb. Er verdiente damit in wenigen Monaten 50000 Frs. und der ultramontane Verlag von Schöningh in Paderborn beeilte sich, mit diesem Erzeugnis die deutschen Katholiken zu beglücken. Er erzählt, daß der Teufelspapst Memmi im Palazzo Borghese zu Rom einen förmlichen Satansdienst eingerichtet habe. Er ließ ein Kruzifix mit nach unten hängendem Christuskopf unter dem Rufe „Ehre dem Satan“ bespeien, durchbohrte bei jedem Briefe, den er an seinem Schreibtisch schrieb, Hostien, die aus katholischen Kirchen entwendet waren, mit einer Bohrfeder, ließ bei allen Banketten der Freimaurer Satanshymnen singen und besondere Räume für Mopsschwestern (Frauenloge, deren Ritual Taxil in seinen „Dreipunktbrüdern“, Verlag der Bonifatius-Druckerei zu Paderborn, eingehend beschreibt) einrichten, mit denen die Brüder Orgien feierten. Dabei tritt Bataille die obscönsten Dinge mit Behagen breit, in dem er sich auf höhere Weisung beruft: „Wir gehorchen ohne Hintergedanken den Befehlen des Heiligen Vaters, der will, daß wir der Freimaurerei die Maske abreißen, mit der sie sich verhüllt, und sie so zeigen, wie sie ist.“

Damit nicht genug, ließ Taxil mit Hacks vom Juli 1895 bis Juni 1897 in Paris das Lieferungswerk „Miß Diana Vaughan. Mémoires d’une Expalladiste. Publication mensuelle“ erscheinen. Es waren die Memoiren eines früher dem Teufel verschriebenen, jetzt bekehrten jungen Mädchens mit ihren eigenen Worten geschildert und – wie die Dame selbst – natürlich von den beiden Witzbolden erfunden.

Wie nicht anders zu erwarten, fanden die Memoiren in der katholischen Welt reißenden Absatz und begeisterte Lobredner. Sie verdienten es aber auch. Miß Vaughan war nämlich am 29. Februar 1874 geboren als Frucht einer Verbindung ihrer Mutter mit dem Teufel Bitru, dem sie schon als kleines Kind geweiht wurde. Als sie mit 10 Jahren „Meister“ der Palladistenschule zu Louisville in Amerika wurde, brachte der Oberteufel Asmodeus außer 14 Legionen Unterteufeln auch den Schwanz des Löwen des Evangelisten Markus mit, den er selbst ihm abgeschnitten hatte. Dieser Löwenschwanz legte sich Diana um den Hals und gab ihr einen Kuß! usf., folgt eine Geschichte immer haarsträubender als die andere. So von der Sophie Walder, die am 23. September 1863 als Tochter Bitrus geboren, von ihm gesäugt und dann verführt wurde, so daß Bitru ihr gegenüber als Vater, Amme und Gatte sich vorstellt!

Noch im Dezember 1895 konnte die „Germania“ in mehreren Sonntagsbeilagen diese erbaulichen Geschichten ihren Lesern als Wahrheit erzählen! Die Stimmen aus Maria Laach, die Historisch-Politischen Blätter und andere angesehene katholische Organe blieben dahinter nicht zurück. Die Spekulation des Kleeblattes auf die, welche nicht alle werden, hatte durchschlagenden Erfolg.

Auf einen Brief Taxils, den er als „Miß Vaughan“, Tochter Bitrus, an den Kardinalvikar von Rom, den Kardinal Parochi schrieb, in dem er ihm seine „Eucharistische Novene“ und 500 Francs übersandte, antwortete dieser:

„Rom, den 16. Dezember 1895.

Mein Fräulein und liebe Tochter in unserm Herrn!

Mit lebhafter und süßer Rührung habe ich Ihr Schreiben vom 29. November zugleich mit dem Exemplar der „Eucharistischen Novene“, erhalten. Zunächst bescheinige ich den Empfang der mir gesandten Summe von 500 Frs., von denen 250 nach Ihrer Bestimmung für das Organisationswerk des nächsten Antifreimaurerkongresses verwandt werden. Die andere Hälfte in die Hände Seiner Heiligkeit für den Peterspfennig zu legen, ist mir eine Freude gewesen. Sie (Seine Heiligkeit) hat mich beauftragt, Ihnen zu danken und Ihnen seinerseits einen ganz besonderen Segen zu schicken... Ihre Bekehrung ist einer der herrlichsten Triumphe der Gnade, die ich kenne. Ich lese in diesem Augenblick Ihre Memoiren, die von einem brennenden Interesse sind...“

Am 27. Mai 1896 schrieb der päpstliche Geheimsekretär Rod. Verzichi an die famose „Miß Vaughan“ auf ausdrücklichen Befehl Seiner Heiligkeit, daß der Papst „mit großem Vergnügen“ die Eucharistische Novene gelesen habe.

Vom 26. September bis 1. Oktober 1896 tagte der Antifreimaurerkongreß in Trient, unterstützt durch 22 Kardinäle, 23 Erzbischöfe und 116 Bischöfe und durch einen besonderen Segen Leos XIII. gestärkt. Schon im August war Leo Taxil als einer der Vorstände des Zentralexekutivkomitees des Antifreimaurerbundes vom Papste in besonderer Audienz empfangen worden.

Am 29. September hielt im Angesicht des versammelten Kongresses der Abbé de Bessonies eine Rede, in der er mit Nachdruck aussprach, daß das antifreimaurerische Frankreich alles das für wahr halte und fest glaube, was er über die Echtheit der Vaughanenthüllungen vortrage. Leo Taxil ergriff selbst das Wort und wurde begeistert wegen seiner Verdienste um die Kirche gefeiert!

Am 19. April 1897 erklärte Taxil im Sitzungssaale der Gesellschaft für Erdkunde zu Paris sein ganzes bisheriges Tun und Treiben, seine Bücher und Schriften, sei ein einziger, großer, mit vollem Bewußtsein von ihm begonnener und fortgesetzter Schwindel! Er schloß seine Rede mit den an die zahlreich versammelten katholischen Geistlichen und Journalisten gerichteten Worten: „Meine hochwürdigen Väter, ich danke aufrichtig den Kollegen der katholischen Presse und unsern Herrn Bischöfen dafür, daß sie mir so trefflich geholfen haben, meine schönste und größte Mystifikation zu organisieren[268].“

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