Giuseppe hatte sich aufs Clavecin gestützt, an dem unsere Cousine gesungen hatte, und flüsterte leidenschaftlich, auf ihre mageren, rosig glänzenden Finger herabschauend:
„Ich bete Eure Hände an, Pasqua, niemand hat so wunderbare Hände, ich werde Euch ein Schmuckkästchen mit Ringen aus dem Laden meines Vaters schenken, es sind prächtige Amethysten darunter und Topase, rosenrot, wie Eure Haut.“ Pasqua sang, die Augen halbgeschlossen, mit dünner feiner Stimme:
„Wie der Schwan, noch sterbend will ich singen,
Sterbend noch sing ich voll Liebeslust,
Liebend dich nur pocht in meiner Brust
Heiss mein Herz und will vor Liebe springen . . .“
Die Buckelige spielte aus Langerweile mit François Karten um Schokolade, ich sah zum Fenster hinaus, im Hause drüben konnte man eine Küche sehen, in der Köche das Abendessen bereiteten. Plötzlich klopfte es an die Tür. Wir fuhren alle auf. François liess den alten Spaladetti herein, dem Sbirren und noch andere Leute folgten.
„Vater, Ihr hier? Wozu?“ schrie Giuseppe, der aufgesprungen war und Signorina Pasqua mit seinem Körper deckte.
„Sind das die Leute, die wir suchen?“ fragte der Sergeant, sich an Ieronymo wendend. Dieser nickte mit dem Kopfe. „Die ihr euch für die Grafen Francesco und Aimé Gozzi, die Gräfinnen Giulia und Pasqua ausgebet, im Namen des Gesetzes werdet ihr befragt, mit welchem Recht ihr euch diesen Titel und diesen alten Namen angeeignet habet? Erkennet Ihr, geehrter Graf, diese Leute, die Ihr in Venedig gesehen haben müsstet?“ wandte er sich an einen Greis mit einer runden Brille und in grauem Kamisol, der mitgekommen war. Dieser sah uns der Reihe nach lange an, schüttelte den Kopf und sagte:
„Nein, nein, ich habe sie niemals gesehen.“
„Ist er auch selbst ein Graf? Verrückt ist er oder betrunken! Hinaus aus unserem Hause!“ schrie François. Giuseppe zankte mit seinem Vater, das Zimmer mit Gurgellauten erfüllend. Signorina Pasqua weinte in den Armen von Signora Giulia, die mit Würde irgendeine Erklärung abgab. Der Lärm wurde immer grösser. Klirrend kreuzten sich die Degen. Die Sergeanten riefen durch das Fenster nach Hilfe. Die Frauen fielen in Ohnmacht. François sank, vom alten Juden verwundet, zu Boden und riss, im Fallen auf die Tasten des Clavecins schlagend, die Kerzen vom Instrument mit. Im Halbdunkel stürzte ich mich in diese Richtung und bohrte mein Messer in den mageren Rücken von Ieronymo, der, sich krümmend, aufheulte. Ich lief durch das Zimmer, plötzlich wurde ich am Bein gepackt und fiel auf die Buckelige.
„Nimm im Vorzimmer eine von unseren Roben, rette dich,“ flüsterte sie mir zu. Eine kleine Abteilung der Wache nahte dem Hause: ich wartete hinter der Haustür bis sie an mir vorbei war, zog mir das unterwegs mitgenommene Frauenkleid an, warf mir ein Tuch über den Kopf und lief durch die leere schallende Strasse immer weiter vom Lärm fort.