I.

Als der alte Nektanebes, von einem scharfen und einsam durch die Abendkühle gellenden Schrei getroffen, die Augen von den ausgeworfenen Netzen erhob, sah er einen kleinen Nachen in der Lichtsäule der beim Untergehen sich im Wasser widerspiegelnden Sonne und einen Menschen, der vergebliche Anstrengungen machte ans Land zu schwimmen. Die Netze fahren lassen, zu jener Stelle hinüberrudern, wo der Ertrinkende zu sehen war, sich ins Wasser werfen und mit dem Geretteten auf den Armen wieder in sein Boot steigen — war das Werk weniger Minuten. Das Mädchen hatte das Bewusstsein verloren. Die natürliche Röte war von ihren Wangen gewichen und um so deutlicher sah man die Schminke in ihrem mageren länglichen Gesicht. Erst als der Alte sie behutsam auf die Bastmatten in seiner Hütte niedergelegt hatte — denn er war nichts mehr, als ein armer Fischer — schlug die Gerettete die Augen auf und seufzte, als erwachte sie aus tiefem Schlafe, wobei mit den ersten Lebenszeichen auch ihr Kummer wiederkehrte, denn reichliche Tränen entströmten unaufhaltsam ihren hellbraunen Augen und sie begann, wie in hitzigem Fieber, sich hin und her zu werfen und beklagte laut und bitter ihr Los. Aus ihren unzusammenhängenden Worten und Ausrufen erfuhr Nektanebes, dass sie eine reiche Erbin und Waise sei, die ein herzloser Jüngling verschmäht habe, und dass sie dann in einem Anfall von Verzweiflung den Versuch gemacht, ihr Leid in den Wassern des Flusses zu versenken. So erfuhr er auch, dass sie Phyllis hiess. Übrigens hätte er das auch ohne ihre Worte erraten können, denn das Haus ihrer Eltern, die jetzt schon tot waren, lag nicht weit vom Ufer des Flusses, wo Kähne zu Lustfahrten und anderem Gebrauch ihrer Besitzer angepflockt waren. Beim Sprechen weinte sie und umschlang mit ihren Armen den Hals des alten Fischers, sich an ihn schmiegend, wie ein Säugling sich an seine Amme schmiegt, er aber streichelte ihr Haar und tröstete sie, so gut er konnte.

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