I.

Jedesmal, wenn Ämilius Florus die gegenüberliegende, aus demselben rotglänzenden Stein gebaute Mauer erreichte, kehrte er ungestüm sein bleich gewordenes Gesicht um, und seine schallenden Schritte, die der gewöhnlichen Leichtigkeit seines Ganges so unähnlich waren, machten den greisen Sklaven und den stummen Knaben, die auf der Erde sassen, zusammenfahren, und sie blickten erschreckt auf, wenn die Ränder des blauen Gewandes ihres Herrn sie bei seinen hastigen Wendungen streiften.

Als wäre er vom Hin- und Herlaufen ermüdet, schickte er den Alten hinaus, mit geschlossenen Augen den Kopf schüttelnd, um zu zeigen, dass er die Wirtschaftsberichte nicht zu hören wünsche. Der Knabe, der zu dem jetzt sitzenden Florus herangekrochen war, küsste ihm die Knie und versuchte, einen Blick von ihm aufzufangen. Florus pfiff dem grossen zottigen Hunde und sie traten alle drei in den Garten hinaus, wo sie wieder hintereinander auf und ab zu gehen begannen. Zuerst ging schweigend und mit grossen Schritten der Herr, dicht hinter ihm trippelte der stumme Knabe, den grossen Kopf schüttelnd, schritt der Hund als Letzter in der Reihe. Durch den zweiten Spaziergang beruhigt, betrat Florus das Haus und schrieb den bereits angefangenen Brief weiter:

„. . . Dir wird es eine Kinderei scheinen, was ich mich anschicke Dir zu sagen, aber diese Kleinigkeit raubt mir die Ruhe und das Gleichgewicht meiner Seele, deren jeder bedarf, dem die Würde des Menschen etwas gilt. Dieser Tage traf ich einen Mann aus dem Volke, den ich vorher niemals gesehen hatte, aber von so bekanntem Aussehen, das ich — teilte ich die Lehre der Brahmanen von der Seelenwanderung — geglaubt haben würde, wir seien einander schon in einem früheren Leben begegnet. Und noch sonderbarer ist es, dass der Gedanke an diese Begegnung, der in meinem Kopfe stark geworden ist, wie Bohnen aufquellen, wenn man sie zur Nacht in Wasser legt, mir keine Ruhe lässt, und ich bin bereit hinzugehen und selbst diesen Menschen zu suchen, weil ich mich nicht entschliessen kann, mich jemand anzuvertrauen und mich selbst meiner Schwäche schäme. Vielleicht hängt das alles vom ungenügenden Zustande meiner Gesundheit ab: häufige Schwindelanfälle, Schlaflosigkeit, Niedergeschlagenheit und grundlose Angstgefühle gestatten nicht, sie befriedigend zu nennen. Der Mann, den ich traf, hatte ungewöhnlich helle graue Augen, gebräunte Hautfarbe und dunkles Haar; an Wuchs und Körperbau gleicht er mir. Calpurnia meinen Gruss, küsse die Kinder; die Amphoren habe ich schon längst in Dein Stadthaus geschickt. Nochmals vale.“

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