Scherzhafte Redensarten

Ein Ochs hat eine lange Zunge
und kann doch nicht Schofar blasen.

Vom Hersagen der Psalmen tut der Bauch nicht weh, aber satt wird man auch nicht davon.

Wenn man sich schämt,
bekommt man keine Kinder.

Wenn ein Geizhals leichtsinnig wird,
spielt der fremde Gulden bei ihm keine Rolle.

Wer die Tochter haben will,
muß mit der Mutter beginnen.

Ein Blinder sieht bei dir mit einem Auge mehr
als du bei ihm mit zwei Augen siehst.

Wer selbst sein Lob singt,
muß schlechte Nachbarn haben.

Wenn man einem Zigeuner ins Gesicht spuckt, sagt er, daß es regnet.

Einen Dank kann man nicht in den Beutel tun.

Schlepp mich, ich geh gern.

Ein Kantor und ein Pferd taugen nur bis zum vierzigsten Lebensjahr.

Jeder Mann glaubt, es gebe nur eine böse Frau auf der Welt, und das sei seine.

Ein Tauber hat gehört, wie ein Stummer erzählte, daß ein Blinder gesehen hat, wie ein Krummer gelaufen ist. (Diese Redewendung gebraucht man, wenn jemand eine ganz unglaubliche Geschichte erzählt.)

Vorn getrommelt und hinten keine Soldaten.

Kleine Töpfe laufen bald über.

Das hat schon Adam seinem Weib erzählt und sie hat darauf erwidert »Eine alte Geschichte!« –

Vom Nehmen wird man nicht arm,
vom Wünschen wird man nicht reich.

Das ist nicht auf seinem Mist gewachsen.

Kratzen und Borgen tut nur auf eine Weile gut.

Dalles und Stolz gehören nicht zusammen.

Das letzte Hemd soll man versetzen und ein Ojscher (reicher Mann) soll man sein.

Das ganze Jahr schicker (betrunken) und Purim nüchtern. (Es gibt Käuze, die immer ausgelassen sind, aber bei irgendeiner lustigen Gelegenheit den Kopf hängen lassen.)

Wie kommt die Katz übers Wasser?
»Mit nasse Füß.«

Von großer Eile kommt nichts Gutes!

(Zu diesem Ausspruch wird das folgende Geschichtchen erzählt: In einem jüdischen Hause wurde ein Bedienter während des Essens um einen Teller geschickt und blieb hundert Jahre aus. Als er endlich nach einem Jahrhundert mit dem Teller herbeigeeilt kam, fiel er hin und zerbrach den Teller. Da tat er den obigen Ausspruch.)

Überall ist Hilfe gut, nur nicht bei der Schüssel.

Der Jude ist viel besser daran als der Meschumid (Getaufte).
Der Jude kann sich taufen lassen und der Meschumid nicht.

Manchmal treffen die Wetterpropheten auch das Richtige.

Verkehrt gefahren ist auch gefahren.

Nach einer Feuersbrunst wird man reich.

Einen Antrag darf man auch der Rabbinerfrau stellen.

Ein Ochs geht nach Olmütz auf den Markt und kommt als Ochs wieder.

Was kann man von einem Ochsen mehr verlangen als Ochsenfleisch?

Wasch mir den Pelz und mach ihn nicht naß.

Mit Ejzeß (Ratschlägen) bin ich versorgt.

Wenn ein Kantor alt wird, bellt er wie ein Hund und frißt wie ein Schwein.

Den Dalles und das Stroh in zerrissenen Stiefeln kann man nicht verbergen.

Bei einem Dieb ist es schwer zu stehlen.

Wenn man dir gibt: Nimm!
Wenn man bei dir nimmt: Schrei!

Es kleidet ihn wie ein Chasir (ein Schwein) ein Setramel (eine Sabbathmütze).

Sag der Katze, daß die Torte einen Gulden kostet, sie nascht doch.

Wer dem Hutmacher Geld schuldig ist,
hat Schulden über den Kopf.

Wenn die Babe (Großmutter) einen Bart hätte,
dann wäre sie ein Seide (Großvater).

Gäste und Fische stinken am dritten Tag.

»Eintunken kostet Geld.«

Zu diesem Ausspruch wird das folgende Geschichtchen erzählt: Zwei Juden, A. und B., gingen ins Caféhaus. A. bestellte sich einen Café, während B. nur eine Semmel nahm. Als der Kellner den Café brachte, sagte B., laß mich meine Semmel in deinen Café eintunken. A. erlaubte es ihm und nun tat B. seine Semmel in die Caféschale, tunkte und tunkte. Die Semmel saugte den ganzen Café ein, so daß die Schale leer blieb. Nun wollte A. den Café nicht bezahlen, B. aber sagte: Ich hab ja nur eingetunkt. Da rief A. laut, daß man es im ganzen Caféhaus hörte: »Eintunken kostet Geld.«

Wenn der Gast hustet,
dann fehlt ihm der Löffel.

Wenn die Psalmen gesund machen könnten, dann würde man sie in der Apotheke kaufen. (Es ist ein Volksglaube, daß das Hersagen der Psalmen Kranken Genesung bringt.)

Alle Schuster gehen barfuß.

Wenn es einem zu gut geht,
dann geht man aufs Eis tanzen.

Nach einem Feste bleiben Schulden und schmutzige Wäsche zurück.

Einen Kranken fragt man, einem Gesunden gibt man. (So spricht der intime Gast, wenn ihn die Wirtin fragt, ob er etwas genießen will.)

Zinsen wachsen ohne Regen.

Man kann zwischen zwei Broten Hungers sterben (wenn das alte Brot ausgegangen ist und das neue noch nicht da ist).

Man kann einen Brief lesen,
und man kann einen Brief singen.

Fürs Amen sagen verdient man noch keine Schläge.

ERNST ROWOHLT, VERLAG, LEIPZIG

In französischen Ausgaben liegen vor:

PAUL VERLAINE: VERS

Herausgegeben von Professor GEORGES A. TOURNOUX

Pappband M 12.–, Halblederband M 16.–, Ganzlederband M 25.–.
Vorzugsausgabe auf Strathmore in 100 Expl., Handband von Carl Sonntag jr. M 50.–.

CHARLES BAUDELAIRE:
LES FLEURS DU MAL

Herausgegeben von Professor GEORGES A. TOURNOUX

Pappband M 8.–, Halblederband M 12.–, Ganzlederband M 18.–.
Vorzugsausgabe auf Strathmore in 100 Expl., Handband von Carl Sonntag jr. M 50.–.

URTEILE DER PRESSE
über die Verlaineausgabe; in gleicher Ausstattung erschien soeben Baudelaire.

Max Mell in den Grenzboten: Es ist klar, daß alle möglichen anderen Gedichte eher übersetzt werden können als die Verlaines. Denn sie in die deutsche Sprache bringen, heißt einen Eingriff in die künstlerische Existenz eines solchen Gedichtwesens machen. Die Verlaineschen Gedichte müssen ins Französische verzaubert bleiben. Da ist es in tieferem Sinne kein Zufall, sondern Gerechtigkeit, wenn in Deutschland eine schöne französische Ausgabe von Verlaines Gedichten die häßlichen französischen Editionen zu verdrängen sucht. Mit besonderer Freude schlagen wir diesen schlichtprächtigen, anständigen Band auf, in seiner trefflichen Auswahl erneuern wir alten vertrauten Umgang.

Süddeutsche Monatshefte: Der schönste französische Gedichtband, den wir kennen, eine erst nach langen Verhandlungen dem französischen Verleger abgerungene Ausgabe, aus allen Bänden Verlaines ausgewählt. Eine Satzanordnung von erlesener Vornehmheit.

W. FRED: IMPRESSIONEN

Aus dem Tagebuch eines Wanderjournalisten

Geheftet M 3.50, gebunden M 5.–

Inhalt: Vorwort des Journalisten. Aus dem Leben einer großen Tageszeitung. Die Bombe. Palais de glace. Die Ohrfeige. Buster Brown. Der »Herr«. Der kleine Kohn. Das Blumenmedium. Operation. Der Herr von Wien. Wiener Wahltag. Das andere Berlin. Am Start der Flieger. Berliner Wahltag. Cosas de Espana. Stierkampf. Spanische Städte. In der Alhambra. Ein spanischer Sonntag. Spanisches Theater. Florentiner Brief. Winterliche Autoreise durch deutsche Städte. In einer kleinen Stadt. Feiertag im Walde. Die letzten Stationen. Die toten Schiffe.

Hugo von Hofmannsthal über W. Fred: Eine beträchtliche Bildung, und die nicht nach der Studierlampe riecht; einen geübten und soliden Blick für die Weltverhältnisse; einen wahren Weltsinn, weder engherzig noch gesinnungslos; diese drei stellt er in den Dienst der rechten Sache, wenn er für seine Mission ansieht, den Anschluß des Alltäglichen, empirisch Gegebenen an das Bleibende, Geistige, Wesentliche zu vermitteln. – Er schreibt aus dem Heute heraus und für das Heute: da muß er es verstehen, sich Rechenschaft zu geben, was dann tausendfältig dem Heutigen zugrunde liegt, und diese geistige Arbeit geht wiederum ins Uferlose.

FELIX POPPENBERG
TASCHENBUCH
FÜR DIE DAMEN

In Pappband mit Hülse M 3.80, in Seide gebunden M 6.–

Aus dem Inhalt:

Verwandlungen des Fächers / Das Damenzimmer / Frauenschmuck und Frauenbilder / Ein Modentee im Palais de danse / Casanova / Lehrjahre einer Kaiserin, Ninon de l'Enclos / Aus der Empireschatulle.

Wir bringen mit diesem besonders sorgfältig ausgestatteten Buch, das den Anfang zu einer Wiederbelebung der alten schönen Almanache aus neuem modernen Geiste machen will, ein Werk von größter Absatzfähigkeit auf den Markt. Felix Poppenbergs essayistische Kunst zeigt sich in den galanten und preziösen Themen dieses Damen-Almanaches von der glänzendsten Seite. Die eigenartige Ausstattung lehnt sich in ihrer Zierlichkeit an die Taschenbücher des 18. Jahrhunderts an. Die Porträte Casanovas, der Ninon de l'Enclos und Katharina II. in vorzüglichen Nachbildungen nach Stichen der Zeit schmücken den Band.

Weitere Anmerkungen zur Transkription

Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.

Korrekturen:

S. 33: Schlemiehl → Schlehmil
Der Schlemihl fällt auf den Rücken

Hinweise zur Transkription

Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.

Weitere Anmerkungen zur Transkription finden sich am Ende des Buches.

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