Neunter Auftritt

Valer. Juliane.

Juliane. Und wir lachen ihm nicht nach?

Valer. Nein, Juliane; eine bessere Freude mag uns jetzt erfüllen; und beinahe gehört eine Art von Grausamkeit dazu, sich über einen so kläglichen Toren lustig zu machen. Wie soll ich Ihnen die Regungen meines Herzens beschreiben, jetzt, da man ihm alle seine Glückseligkeit wiedergegeben hat? Ich beschwöre Sie, Juliane, wann Sie mich lieben, so verlassen Sie noch heute mit mir dieses gefährliche Haus. Setzen Sie sich nicht länger der Ungestümigkeit eines veränderlichen Alten, der Raserei eines jungen Pedanten und der Schwäche Ihrer eignen allzu zärtlichen Denkungsart aus. Sie sind mir in einem Tage genommen und wiedergegeben worden; lassen Sie ihn den ersten und den letzten sein, der so grausam mit uns spielen darf!

Juliane. Fassen Sie sich, Valer. Wir wollen lieber nichts tun, was uns einige Vorwürfe von Chrysandern zuziehen könnte. Sie sehen, er ist auf dem besten Wege, und ich liebe ihn ebensosehr, als ich den Damis verachte. Durch das Mißtrauen, wodurch ich mich auf einmal seiner Vorsorge entzöge, würde ich ihm für seine Wohltaten schlecht danken—

Valer. Noch immer reden Sie von Wohltaten? Ich werde nicht eher ruhig, als bis ich Sie von diesen gefährlichen Banden befreiet habe. Erlauben Sie mir, daß ich sie sogleich gänzlich vernichte und dem alten Eigennützigen—

Juliane. Nennen Sie ihn anders, Valer; er ist das nicht; und schon seine Veränderung zeigt es, daß Lisette falsch gehört oder uns hintergangen hat. Zwar weiß ich nicht, wem ich diese Veränderung zuschreiben soll—(Nachsinnend.)

Valer. Warum auf einmal so in Gedanken? Die Ursache, die ihn bewogen hat, mag sein, welche es will; ich weiß doch gewiß, daß es eine Fügung des Himmels ist.

Juliane. Des Himmels oder Lisettens. Auf einmal fällt mir ein, was Sie mir von einem Briefe gesagt haben. Sollte wohl Lisettens allzu große Dienstfertigkeit—

Valer. Welche Einbildung, liebste Juliane! Sie weiß es ja, daß Ihre
Tugend in diesen kleinen Betrug nicht willigen wollen.

Juliane. Gleichwohl, je mehr ich nachdenke—

Valer. Wenn es nun auch wäre, wollten Sie denn deswegen—

Juliane. Wann es nun auch wäre? wie?

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