Zehnter Auftritt

Lisette. Valer. Juliane.

Juliane. Du kömmst als gerufen, Lisette.

Lisette. Nun, gehen meine Sachen nicht vortrefflich? Wollen Sie es nicht unten mit anhören, wie sich Damis und Chrysander zanken? "Du sollst sie nicht bekommen; ich muß sie bekommen: ich bin Vater; Sie haben mir sie versprochen: ich habe mich anders besonnen; ich aber nicht: so muß es noch geschehen; das ist unmöglich: unmöglich oder nicht; kurz, ich geh nicht ab, ich will es Ihnen aus Büchern beweisen, daß Sie mir Wort halten müssen: du kannst mit deinen Büchern an den Galgen gehen."—Was wiederhole ich viel ihre närrische Reden? Der Vater hat recht; er handelt klug: er würde aber gewiß nicht so klug handeln, wenn ich nicht vorher so klug gewesen wäre.

Juliane. Wie verstehst du das, Lisette?

Lisette. Ich lobe mich nicht gerne selbst. Kurz, meine liebe Mamsell,
Ihr Schutzengel, der bin ich!

Juliane. Der bist du? und wie denn?

Lisette. Dadurch, daß ich einen Betrüger mit seiner Münze bezahlt habe. Der alte häßliche—

Juliane. Und also hast du Chrysandern betrogen?

Lisette. Ei, sagen Sie doch das nicht; einen Betrüger betrügt man nicht, sondern den hintergeht man nur. Hintergangen hab ich ihn.

Valer. Und wie?

Lisette. Schlecht genug, daß Sie es schon wieder vergessen haben.
Ich sollte meinen, erkenntlich zu sein, brauche man ein besser
Gedächtnis.

Juliane. Du hast ihm also wohl gar den falschen Brief untergeschoben?

Lisette. Behüte Gott! ich habe ihn bloß durch einen erdichteten Brief auf andere Gedanken zu bringen gesucht; und das ist mir gelungen.

Juliane. Das hast du getan? Und ich sollte mein Glück einer Betrügerin zu danken haben? Es mag mir gehen, wie es will; Chrysander soll es den Augenblick erfahren—

Lisette. Was soll denn das heißen? Ist das mein Dank?

Valer. Besinnen Sie sich, Juliane; verziehen Sie!

Juliane. Unmöglich, Valer; lassen Sie mich. (Juliane geht ab.)

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