Der 130. Psalm: De profundis.

Aus tiefer Not schrei ich zu dir,

Herr Gott, erhor mein Rufen;

Dein gnädig Ohren kehr zu mir

Und meiner Bitt sie offen'.

Denn so du willt das sehen an,

Was Sund und Unrecht ist getan,

Wer kann, Herr, fur dir bleiben?

Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,

Die Sunden zu vergeben.

Es ist doch unser Tun umsonst,

Auch in dem besten Leben.

Fur dir niemand sich ruhmen kann,

Des muß dich furchten idermann

Und deiner Gnaden leben.

Darum auf Gott will hoffen ich,

Auf mein Verdienst nicht bauen.

Auf ihn mein Herz soll 'lassen sich

Und seiner Güte trauen,

Die mir zusagt sein wertes Wort,

Das ist mein Trost und treuer Hort,

Des will ich allzeit harren.

Und ob es währt bis in die Nacht

Und wieder an den Morgen,

Doch soll mein Herz an Gottes Macht

Verzweifeln nicht noch sorgen.

So tu' Israel rechter Art,

Der aus dem Geist erzeuget ward,

Und seines Gotts erharre.

Ob bei uns ist der Sunden viel,

Bei Gott ist viel mehr Gnaden.

Sein Hand zu helfen, hat kein Ziel,

Wie groß auch sei der Schaden.

Er ist allein der gute Hirt,

Der Israel erlosen wird

Aus seinen Sunden allen.

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