KAPITEL IX. Kunst und Wissenschaft

Die Entwicklung der Kunst und namentlich der Dichtkunst steht im Altertum im engsten Zusammenhang mit der Entwicklung der Volksfeste. Das schon in der vorigen Epoche wesentlich unter griechischem Einfluss, zunaechst als ausserordentliche Feier, geordnete Dankfest der roemischen Gemeinde, die “grossen” oder “roemischen Spiele”, nahm waehrend der gegenwaertigen an Dauer wie an Mannigfaltigkeit der Belustigungen zu. Urspruenglich beschraenkt auf die Dauer eines Tages wurde das Fest nach der gluecklichen Beendigung der drei grossen Revolutionen von 245, 260 und 387 (509, 494 und 367) jedesmal um einen Tag verlaengert und hatte am Ende dieser Periode also bereits eine viertaegige Dauer ^1. Wichtiger noch war es, dass das Fest wahrscheinlich mit Einsetzung der von Haus aus mit der Ausrichtung und Ueberwachung desselben betrauten kurulischen Aedilitaet (387 367) seinen ausserordentlichen Charakter und damit seine Beziehung auf ein bestimmtes Feldherrngeluebde verlor und in die Reihe der ordentlichen, jaehrlich wiederkehrenden als erstes unter allen eintrat. Indes blieb die Regierung beharrlich dabei, das eigentliche Schaufest, namentlich das Hauptstueck, das Wagenrennen, nicht mehr als einmal am Schluss des Festes stattfinden zu lassen; an den uebrigen Tagen war es wohl zunaechst der Menge ueberlassen, sich selber ein Fest zu geben, obwohl Musikanten, Taenzer, Seilgaenger, Taschenspieler, Possenreisser und dergleichen Leute mehr nicht verfehlt haben werden, gedungen oder nicht gedungen, dabei sich einzufinden. Aber um das Jahr 390 (364) trat eine wichtige Veraenderung ein, welche mit der vielleicht gleichzeitig erfolgten Fixierung und Verlaengerung des Festes in Zusammenhang stehen wird: man schlug von Staats wegen waehrend der ersten drei Tage im Rennplatz ein Brettergeruest auf und sorgte fuer angemessene Vorstellungen auf demselben zur Unterhaltung der Menge. Um indes nicht auf diesem Wege zu weit gefuehrt zu werden, wurde fuer die Kosten des Festes eine feste Summe von 200000 Assen (14500 Taler) ein fuer allemal aus der Staatskasse ausgeworfen und diese ist auch bis auf die Punischen Kriege nicht gesteigert worden; den etwaigen Mehrbetrag mussten die Aedilen, welche diese Summe zu verwenden hatten, aus ihrer Tasche decken und es ist nicht wahrscheinlich, dass sie in dieser Zeit oft und betraechtlich vom Eigenen zugeschossen haben. Dass die neue Buehne im allgemeinen unter griechischem Einfluss stand, beweist schon ihr Name (scaena σκηνή). Sie war zwar zunaechst lediglich fuer Spielleute und Possenreisser jeder Art bestimmt, unter denen die Taenzer zur Floete, namentlich die damals gefeierten etruskischen, wohl noch die vornehmsten sein mochten; indes war nun doch eine oeffentliche Buehne in Rom entstanden und bald oeffnete dieselbe sich auch den roemischen Dichtern.

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^1 Was Dionys (6, 95; vgl. B. G. Niebuhr, Roemische Geschichte. Bd. 2, S. 40) und, schoepfend aus einer anderen Dionysischen Stelle, Plutarch (Cam. 42) von dem latinischen Fest berichtet, ist, wie ausser anderen Gruenden schlagend die Vergleichung der letzteren Stelle mit Liv. 6, 42 (F. W. Ritschl, Parerga zu Plautus und Terentius. Leipzig 1845. Bd. 1, S. 313) zeigt, vielmehr von den roemischen Spielen zu verstehen; Dionys hat, und zwar nach seiner Gewohnheit im Verkehrten beharrlich, den Ausdruck ludi maximi missverstanden.

Uebrigens gab es auch eine Ueberlieferung, wonach der Ursprung des Volksfestes, statt wie gewoehnlich auf die Besiegung der Latiner durch den ersten Tarquinius, vielmehr auf die Besiegung der Latiner am Regiller See zurueckgefuehrt ward (Cic. div. 1, 26, 55; Dion. Hal. 7, 71). Dass die wichtigen, an der letzten Stelle aus Fabius aufbehaltenen Angaben in der Tat auf das gewoehnliche Dankfest und nicht auf eine besondere Votivfeierlichkeit gehen, zeigt die ausdrueckliche Hinweisung auf die jaehrliche Wiederkehr der Feier und die genau mit der Angabe bei dem falschen Asconius (Ps. Ascon. p. 142 Or.) stimmende Kostensumme.

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Denn an Dichtern fehlte es in Latium nicht. Latinische “Vaganten” oder “Baenkelsaenger” (grassatores, spatiatores) zogen von Stadt zu Stadt und von Haus zu Haus und trugen ihre Lieder (saturae) mit gestikulierendem Tanz zur Floetenbegleitung vor. Das Mass war natuerlich das einzige, das es damals gab, das sogenannte saturnische. Eine bestimmte Handlung lag den Liedern nicht zugrunde, und ebensowenig scheinen sie dialogisiert gewesen zu sein; man wird sich dieselben nach dem Muster jener eintoenigen, bald improvisierten, bald rezitierten Ballaten und Tarantellen vorstellen duerfen, wie man sie heute noch in den roemischen Osterien zu hoeren bekommt. Dergleichen Lieder kamen denn auch frueh auf die oeffentliche Buehne und sind allerdings der erste Keim des roemischen Theaters geworden. Aber diese Anfaenge der Schaubuehne sind in Rom nicht bloss, wie ueberall, bescheiden, sondern in bemerkenswerter Weise gleich von vornherein bescholten. Schon die Zwoelf Tafeln treten dem ueblen und nichtigen Singsang entgegen, indem sie nicht bloss auf Zauber-, sondern selbst auf Spottlieder, die man auf einen Mitbuerger verfertigt oder ihm vor der Tuere absingt, schwere Kriminalstrafen setzen und die Zuziehung von Klagefrauen bei der Bestattung verbieten. Aber weit strenger als durch die gesetzlichen Restriktionen ward die beginnende Kunstuebung durch den sittlichen Bann getroffen, welchen der philisterhafte Ernst des roemischen Wesens gegen diese leichtsinnigen und bezahlten Gewerbe schleuderte. “Das Dichterhandwerk”, sagt Cato, “war sonst nicht angesehen; wenn jemand damit sich abgab oder bei den Gelagen sich anhaengte, so hiess er ein Bummler.” Wer nun aber gar Tanz, Musik und Baenkelgesang fuer Geld betrieb, ward bei der immer mehr sich festsetzenden Bescholtenheit eines jeden durch Dienstverrichtungen gegen Entgelt gewonnenen Lebensunterhalts von einem zwiefachen Makel getroffen. Wenn daher das Mitwirken bei den landueblichen maskierten Charakterpossen als ein unschuldiger jugendlicher Mutwille betrachtet ward, so galt das Auftreten auf der oeffentlichen Buehne fuer Geld und ohne Masken geradezu fuer schaendlich, und der Saenger und Dichter stand dabei mit dem Seiltaenzer und dem Hanswurst voellig in gleicher Reihe. Dergleichen Leute wurden durch die Sittenmeister regelmaessig fuer unfaehig erklaert, in dem Buergerheer zu dienen und in der Buergerversammlung zu stimmen. Es wurde ferner nicht bloss, was allein schon bezeichnend genug ist, die Buehnendirektion betrachtet als zur Kompetenz der Stadtpolizei gehoerig, sondern es ward auch der Polizei wahrscheinlich schon in dieser Zeit gegen die gewerbmaessigen Buehnenkuenstler eine ausserordentliche arbitraere Gewalt eingeraeumt. Nicht allein hielten die Polizeiherren nach vollendeter Auffuehrung ueber sie Gericht, wobei der Wein fuer die geschickten Leute ebenso reichlich floss, wie fuer den Stuemper die Pruegel fielen, sondern es waren auch saemtliche staedtische Beamte gesetzlich befugt, ueber jeden Schauspieler zu jeder Zeit und an jedem Orte koerperliche Zuechtigung und Einsperrung zu verhaengen. Die notwendige Folge davon war, dass Tanz, Musik und Poesie, wenigstens soweit sie auf der oeffentlichen Buehne sich zeigten, den niedrigsten Klassen der roemischen Buergerschaft und vor allem den Fremden in die Haende fielen; und wenn in dieser Zeit die Poesie dabei noch ueberhaupt eine zu geringe Rolle spielte, als dass fremde Kuenstler mit ihr sich beschaeftigt haetten, so darf dagegen die Angabe, dass in Rom die gesamte sakrale und profane Musik wesentlich etruskisch, also die alte, einst offenbar hochgehaltene latinische Floetenkunst durch die fremdlaendische unterdrueckt war, schon fuer diese Zeit gueltig erachtet werden.

Von einer poetischen Literatur ist keine Rede. Weder die Maskenspiele noch die Buehnenrezitationen koennen eigentlich feste Texte gehabt haben, sondern wurden je nach Beduerfnis regelmaessig von den Vortragenden selbst verfertigt. Von schriftstellerischen Arbeiten aus dieser Zeit wusste man spaeterhin nichts aufzuzeigen als eine Art roemischer ‘Werke und Tage’, eine Unterweisung des Bauern an seinen Sohn ^2, und die schon erwaehnten pythagoreischen Gedichte des Appius Claudius, den ersten Anfang hellenisierender roemischer Poesie. Uebrig geblieben ist von den Dichtungen dieser Epoche nichts als eine und die andere Grabschrift im saturnischen Masse.

Wie die Anfaenge der roemischen Schaubuehne so gehoeren auch die Anfaenge der roemischen Geschichtschreibung in diese Epoche, sowohl der gleichzeitigen Aufzeichnung der merkwuerdigen Ereignisse wie der konventionellen Feststellung der Vorgeschichte der roemischen Gemeinde.

Die gleichzeitige Geschichtschreibung knuepft an das Beamtenverzeichnis an. Das am weitesten zurueckreichende, das den spaeteren roemischen Forschern vorgelegen hat und mittelbar auch uns noch vorliegt, scheint aus dem Archiv des kapitolinischen Jupitertempels herzuruehren, da es von dem Konsul Marcus Horatius an, der denselben am 13. September seines Amtsjahres einweihte, die Namen der jaehrigen Gemeindevorsteher auffuehrt, auch auf das unter den Konsuln Publius Servilius und Lucius Aebutius (nach der jetzt gangbaren Zaehlung 291 der Stadt 463) bei Gelegenheit einer schweren Seuche erfolgte Geloebnis: von da an jedes hundertste Jahr in die Wand des kapitolinischen Tempels einen Nagel zu schlagen, Ruecksicht nimmt. Spaeterhin sind es die Mass- und Schriftgelehrten der Gemeinde, das heisst die Pontifices, welche die Namen der jaehrigen Gemeindevorsteher von Amts wegen verzeichnen und also mit der aelteren Monat- eine Jahrtafel verbinden; beide werden seitdem unter dem - eigentlich nur der Gerichtstagtafel zukommenden - Namen der Fasten zusammengefasst. Diese Einrichtung mag nicht lange nach der Abschaffung des Koenigtums getroffen sein, da in der Tat, um die Reihenfolge der oeffentlichen Akte konstatieren zu koennen, die offizielle Verzeichnung der Jahrbeamten dringendes praktisches Beduerfnis war; aber wenn es ein so altes offizielles Verzeichnis der Gemeindebeamten gegeben hat, so ist dies wahrscheinlich im gallischen Brande (364 390) zugrunde gegangen und die Liste des Pontifikalkollegiums nachher aus der von dieser Katastrophe nicht betroffenen kapitolinischen, so weit diese zurueckreichte, ergaenzt worden. Dass das uns vorliegende Vorsteherverzeichnis zwar in den Nebensachen, besonders den genealogischen Angaben nach der Hand aus den Stammbaeumen des Adels vervollstaendigt worden ist, im wesentlichen aber von Anfang an auf gleichzeitige und glaubwuerdige Aufzeichnungen zurueckgeht, leidet keinen Zweifel; die Kalenderjahre aber gibt dasselbe nur unvollkommen und annaehernd wieder, da die Gemeindevorsteher nicht mit dem Neujahr, ja nicht einmal mit einem ein fuer allemal festgestellten Tage antraten, sondern aus mancherlei Veranlassungen der Antrittstag sich hin und her schob und die haeufig zwischen zwei Konsulaten eintretenden Zwischenregierungen in der Rechnung nach Amtsjahren ganz ausfielen. Wollte man dennoch nach dieser Vorsteherliste die Kalenderjahre zaehlen, so war es noetig, den Antritts- und Abgangstag eines jeden Kollegiums nebst den etwaigen Interregnen mit anzumerken; und auch dies mag frueh geschehen sein. Ausserdem aber wurde die Liste der Jahrbeamten zur Kalenderjahrliste in der Weise hergerichtet, dass man durch Akkommodation jedem Kalenderjahr ein Beamtenpaar zuteilte und, wo die Liste nicht ausreichte, Fuelljahre einlegte, welche in der spaeteren (Varronischen) Tafel mit den Ziffern 379-383, 421, 430, 445, 453 bezeichnet sind. Vom Jahre 291 (463) ist die roemische Liste nachweislich, zwar nicht im einzelnen, wohl aber im ganzen, mit dem roemischen Kalender in Uebereinstimmung, also insoweit chronologisch sicher, als die Mangelhaftigkeit des Kalenders selbst dies verstattet; die jenseits jenes Jahres liegenden 47 Jahrstellen entziehen sich der Kontrolle, werden aber wenigstens in der Hauptsache gleichfalls richtig sein ^3; was jenseits des Jahres 245 (509) liegt, ist chronologisch verschollen.

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^2 Erhalten ist davon das Bruchstueck:

Bei trocknem Herbste, nassem - Fruehling, wirst du, Knabe,

Einernten grosse Spelte.

Wir wissen freilich nicht, mit welchem Rechte dieses Gedicht spaeterhin als das aelteste roemische galt (Macr. Sat. 5, 20; Fest. v. flaminius p. 93 M; Serv. georg. 1, 101; Plin. nat. 17, 2, 14).

^3 Nur die ersten Stellen in der Liste geben Anlass zum Verdacht und moegen spaeter hinzugefuegt sein, um die Zahl der Jahre von der Koenigsflucht bis zum Stadtbrande auf 120 abzurunden.

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Eine gemeingebraeuchliche Aera hat sich nicht gebildet; doch ist in sakralen Verhaeltnissen gezaehlt worden nach dem Einweihungsjahr des kapitolinischen Jupitertempels, von wo ab ja auch die Beamtenliste lief.

Nahe lag es, neben den Namen der Beamten die wichtigsten unter ihrer Amtsfuehrung vorgefallenen Ereignisse anzumerken; und aus solchen, dem Beamtenkatalog beigefuegten Nachrichten ist die roemische Chronik, ganz wie aus den der Ostertafel beigeschriebenen Notizen die mittelalterliche, hervorgegangen. Aber erst spaet kam es zu der Anlegung einer foermlichen, die Namen saemtlicher Beamten und die merkwuerdigen Ereignisse Jahr fuer Jahr stetig verzeichnenden Chronik (liber annalis) durch die Pontifices. Vor der unter dem 5. Juni 351 (403) angemerkten Sonnenfinsternis, womit wahrscheinlich die vom 20. Juni 354 (400) gemeint ist, fand sich in der spaeteren Stadtchronik keine Sonnenfinsternis nach Beobachtung verzeichnet; die Zensuszahlen derselben fangen erst seit dem Anfang des fuenften Jahrhunderts der Stadt an, glaublich zu lauten; die vor dem Volk gefuehrten Busssachen und die von Gemeinde wegen gesuehnten Wunderzeichen scheint man erst seit der zweiten Haelfte des fuenften Jahrhunderts regelmaessig in die Chronik eingetragen zu haben. Allem Anschein nach hat die Einrichtung eines geordneten Jahrbuchs und, was sicher damit zusammenhaengt, die eben eroerterte Redaktion der aelteren Beamtenliste zum Zweck der Jahrzaehlung mittels Einlegung der chronologisch noetigen Fuelljahre in der ersten Haelfte des fuenften Jahrhunderts stattgefunden. Aber auch nachdem sich die Uebung festgestellt hatte, dass es dem Oberpontifex obliege, Kriegslaeufte und Kolonisierungen, Pestilenz und teuere Zeit, Finsternisse und Wunder, Todesfaelle der Priester und anderer angesehener Maenner, die neuen Gemeindebeschluesse, die Ergebnisse der Schatzung Jahr fuer Jahr aufzuschreiben und diese Anzeichnungen in seiner Amtwohnung zu bleibendem Gedaechtnis und zu jedermanns Einsicht aufzustellen, war man damit von einer wirklichen Geschichtschreibung noch weit entfernt. Wie duerftig die gleichzeitige Aufzeichnung noch am Schlusse dieser Periode war und wie weiten Spielraum sie der Willkuer spaeterer Annalisten gestattete, zeigt mit schneidender Deutlichkeit die Vergleichung der Berichte ueber den Feldzug vom Jahre 456 (298) in den Jahrbuechern und auf der Grabschrift des Konsuls Scipio ^4. Die spaeteren Historiker waren augenscheinlich ausserstande, aus diesen Stadtbuchnotizen einen lesbaren und einigermassen zusammenhaengenden Bericht zu gestalten; und auch wir wuerden, selbst wenn uns das Stadtbuch noch in seiner urspruenglichen Fassung vorlaege, schwerlich daraus die Geschichte der Zeit pragmatisch zu schreiben vermoegen. Indes gab es solche Stadtchroniken nicht bloss in Rom, sondern jede latinische Stadt hat wie ihre Pontifices, so auch ihre Annalen besessen, wie dies aus einzelnen Notizen zum Beispiel fuer Ardea, Ameria, Interamna am Nar deutlich hervorgeht; und mit der Gesamtheit dieser Stadtchroniken haette vielleicht sich etwas Aehnliches erreichen lassen, wie es fuer das fruehere Mittelalter durch die Vergleichung der verschiedenen Klosterchroniken erreicht worden ist. Leider hat man in Rom spaeterhin es vorgezogen, die Luecke vielmehr durch hellenische oder hellenisierende Luege zu fuellen.

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^4 1, 470. Nach den Annalen kommandiert Scipio in Etrurien, sein Kollege in Samnium und ist Lucanien dies Jahr im Bunde mit Rom; nach der Grabschrift erobert Scipio zwei Staedte in Samnium und ganz Lucanien.

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Ausser diesen freilich duerftig angelegten und unsicher gehandhabten offiziellen Veranstaltungen zur Feststellung der verflossenen Zeiten und vergangenen Ereignisse koennen in dieser Epoche kaum Aufzeichnungen vorgekommen sein, welche der roemischen Geschichte unmittelbar gedient haetten. Von Privatchroniken findet sich keine Spur. Nur liess man sich in den vornehmen Haeusern es angelegen sein, die auch rechtlich so wichtigen Geschlechtstafeln festzustellen und den Stammbaum zu bleibendem Gedaechtnis auf die Wand des Hausflurs zu malen. An diesen Listen, die wenigstens auch die Aemter nannten, fand nicht bloss die Familientradition einen Halt, sondern es knuepften sich hieran auch wohl frueh biographische Aufzeichnungen. Die Gedaechtnisreden, welche in Rom bei keiner vornehmen Leiche fehlen durften und regelmaessig von dem naechsten Verwandten des Verstorbenen gehalten wurden, bestanden wesentlich nicht bloss in der Aufzaehlung der Tugenden und Wuerden des Toten, sondern auch in der Aufzaehlung der Taten und Tugenden seiner Ahnen; und so gingen auch sie wohl schon in fruehester Zeit traditionell von einer Generation auf die andere ueber. Manche wertvolle Nachricht mochte hierdurch erhalten, freilich auch manche dreiste Verdrehung und Faelschung in die Ueberlieferung eingefuehrt werden.

Aber wie die Anfaenge der wirklichen Geschichtschreibung gehoeren ebenfalls in diese Zeit die Anfaenge der Aufzeichnung und konventionellen Entstellung der Vorgeschichte Roms. Die Quellen dafuer waren natuerlich dieselben wie ueberall. Einzelne Namen, wie die der Koenige Numa, Ancus, Tullus, denen die Geschlechtsnamen wohl erst spaeter zugeteilt worden sind, und einzelne Tatsachen, wie die Besiegung der Latiner durch Koenig Tarquinius und die Vertreibung des tarquinischen Koenigsgeschlechts mochten in allgemeiner, muendlich fortgepflanzter wahrhafter Ueberlieferung fortleben. Anderes lieferte die Tradition der adligen Geschlechter, wie zum Beispiel die Fabiererzaehlungen mehrfach hervortreten. In anderen Erzaehlungen wurden uralte Volksinstitutionen, besonders mit grosser Lebendigkeit rechtliche Verhaeltnisse symbolisiert und historisiert; so die Heiligkeit der Mauern in der Erzaehlung vom Tode des Remus, die Abschaffung der Blutrache in der von dem Ende des Koenigs Tatius, die Notwendigkeit der die Pfahlbruecke betreffenden Ordnung in der Sage von Horatius Cocles ^5, die Entstehung des Gnadenurteils der Gemeinde in der schoenen Erzaehlung von den Horatiern und Curiatiern, die Entstehung der Freilassung und des Buergerrechts der Freigelassenen in derjenigen von der Tarquinierverschwoerung und dem Sklaven Vindicius. Ebendahin gehoert die Geschichte der Stadtgruendung selbst, welche Roms Ursprung an Latium und die allgemeine latinische Metropole Alba anknuepfen soll. Zu den Beinamen der vornehmen Roemer entstanden historische Glossen, wie zum Beispiel Publius Valerius der “Volksdiener” (Poplicola) einen ganzen Kreis derartiger Anekdoten um sich gesammelt hat, und vor allem knuepften an den heiligen Feigenbaum und andere Plaetze und Merkwuerdigkeiten der Stadt sich in grosser Menge Kuestererzaehlungen von der Art derjenigen an, aus denen ueber ein Jahrtausend spaeter auf demselben Boden die Mirabilia Urbis erwuchsen. Eine gewisse Zusammenknuepfung dieser verschiedenen Maerchen, die Feststellung der Reihe der sieben Koenige, die ohne Zweifel auf der Geschlechterrechnung ruhende Ansetzung ihrer Regierungszeit insgesamt auf 240 Jahre ^6 und selbst der Anfang offizieller Aufzeichnung dieser Ansetzungen hat wahrscheinlich schon in dieser Epoche stattgefunden: die Grundzuege der Erzaehlung und namentlich deren Quasichronologie treten in der spaeteren Tradition mit so unwandelbarer Festigkeit auf, dass schon darum ihre Fixierung nicht in, sondern vor die literarische Epoche Roms gesetzt werden muss. Wenn bereits im Jahre 458 (296) die an den Zitzen der Woelfin saugenden Zwillinge Romulus und Remus in Erz gegossen an dem heiligen Feigenbaum aufgestellt wurden, so muessen die Roemer, die Latium und Samnium bezwangen, die Entstehungsgeschichte ihrer Vaterstadt nicht viel anders vernommen haben als wir sie bei Livius lesen; sogar die Aboriginer, das sind die “Vonanfanganer”, dies naive Rudiment der geschichtlichen Spekulation des latinischen Stammes, begegnen schon um 465 (289) bei dem sizilischen Schriftsteller Kallias. Es liegt in der Natur der Chronik, dass sie zu der Geschichte die Vorgeschichte fuegt und wenn nicht bis auf die Entstehung von Himmel und Erde, doch wenigstens bis auf die Entstehung der Gemeinde zurueckgefuehrt zu werden verlangt; und es ist auch ausdruecklich bezeugt, dass die Tafel der Pontifices das Gruendungsjahr Roms angab. Danach darf angenommen werden, dass das Pontifikalkollegium, als es in der ersten Haelfte des fuenften Jahrhunderts anstatt der bisherigen spaerlichen und in der Regel wohl auf die Beamtennamen sich beschraenkenden Aufzeichnungen zu der Anlegung einer foermlichen Jahreschronik fortschritt, auch die zu Anfang fehlende Geschichte der Koenige Roms und ihres Sturzes hinzufuegte und, indem es auf den Einweihungstag des kapitolinischen Tempels, den 13. September 245 (509), zugleich die Stiftung der Republik setzte, einen freilich nur scheinhaften Zusammenhang zwischen der zeitlosen und der annalistischen Erzaehlung herstellte. Dass bei dieser aeltesten Aufzeichnung der Urspruenge Roms auch der Hellenismus seine Hand im Spiele gehabt hat, ist kaum zu bezweifeln; die Spekulation ueber Ur- und spaetere Bevoelkerung, ueber die Prioritaet des Hirtenlebens vor dem Ackerbau und die Umwandlung des Menschen Romulus in den Gott Quirinus sehen ganz griechisch aus, und selbst die Truebung der echt nationalen Gestalten des frommen Numa und der weisen Egeria durch die Einmischung fremdlaendischer pythagoreischer Urweisheit scheint keineswegs zu den juengsten Bestandteilen der roemischen Vorgeschichte zu gehoeren.

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^5 Diese Richtung der Sage erhellt deutlich aus dem aelteren Plinius (nat. 36, 15, 100).

^6 Man rechnete, wie es scheint, drei Geschlechter auf ein Jahrhundert und rundete die Ziffer 233 1/3 auf 240 ab, aehnlich wie die Epoche zwischen der Koenigsflucht und dem Stadtbrand auf 120 Jahre abgerundet ward. Wodurch man gerade auf diese Zahlen gefuehrt ward, zeigt zum Beispiel die oben eroerterte Feststellung des Flaechenmasses.

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Analog diesen Anfaengen der Gemeinde sind auch die Stammbaeume der edlen Geschlechter in aehnlicher Weise vervollstaendigt und in beliebter heraldischer Manier durchgaengig auf erlauchte Ahnen zurueckgefuehrt worden; wie denn zum Beispiel die Aemilier, Calpurnier, Pinarier und Pomponier von den vier Soehnen des Numa: Mamercus, Calpus, Pinus und Pompo, die Aemilier ueberdies noch von dem Sohne des Pythagoras Mamercus, der “Wohlredende” (αιμύλος) genannt, abstammen wollten.

Dennoch darf trotz der ueberall hervortretenden hellenischen Reminiszenzen diese Vorgeschichte der Gemeinde wie der Geschlechter wenigstens relativ eine nationale genannt werden, insofern sie teils in Rom entstanden, teils ihre Tendenz zunaechst nicht darauf gerichtet ist, eine Bruecke zwischen Rom und Griechenland, sondern eine Bruecke zwischen Rom und Latium zu schlagen.

Es war die hellenische Erzaehlung und Dichtung, welche jener anderen Aufgabe sich unterzog. Die hellenische Sage zeigt durchgaengig das Bestreben, mit der allmaehlich sich erweiternden geographischen Kunde Schritt zu halten und mit Hilfe ihrer zahllosen Wander- und Schiffergeschichten eine dramatisierte Erdbeschreibung zu gestalten. Indes verfaehrt sie dabei selten naiv. Ein Bericht wie der des aeltesten Rom erwaehnenden griechischen Geschichtswerkes, der sizilischen Geschichte des Antiochos von Syrakus (geschlossen 330 424): dass ein Mann namens Sikelos aus Rom nach Italia, das heisst nach der brettischen Halbinsel gewandert sei - ein solcher, einfach die Stammverwandtschaft der Roemer, Siculer und Brettier historisierender und von aller hellenisierenden Faerbung freier Bericht ist eine seltene Erscheinung. Im ganzen ist die Sage, und je spaeter desto mehr, beherrscht von der Tendenz, die ganze Barbarenwelt darzustellen als von den Griechen entweder ausgegangen oder doch unterworfen; und frueh zog sie in diesem Sinn ihre Faeden auch ueber den Westen. Fuer Italien sind weniger die Herakles- und Argonautensage von Bedeutung geworden, obwohl bereits Hekataeos († nach 257 497) die Saeulen des Herakles kennt und die Argo aus dem Schwarzen Meer in den Atlantischen Ozean, aus diesem in den Nil und zurueck in das Mittelmeer fuehrt, als die an den Fall Ilions anknuepfenden Heimfahrten. Mit der ersten aufdaemmernden Kunde von Italien beginnt auch Diomedes im Adriatischen, Odysseus im Tyrrhenischen Meer zu irren, wie denn wenigstens die letztere Lokalisierung schon der Homerischen Fassung der Sage nahe genug lag. Bis in die Zeiten Alexanders hinein haben die Landschaften am Tyrrhenischen Meer in der hellenischen Fabulierung zum Gebiet der Odysseussage gehoert; noch Ephoros, der mit dem Jahre 414 (340) schloss, und der sogenannte Skylax (um 418 336) folgen wesentlich dieser. Von troischen Seefahrten weiss die ganze aeltere Poesie nichts; bei Homer herrscht Aeneas nach Ilions Fall ueber die in der Heimat zurueckbleibenden Troer. Erst der grosse Mythenwandler Stesichoros (122-201 632-553) fuehrte in seiner ‘Zerstoerung Ilions’ den Aeneas in das Westland, um die Fabelwelt seiner Geburts- und seiner Wahlheimat, Siziliens und Unteritaliens, durch den Gegensatz der troischen Helden gegen die hellenischen poetisch zu bereichern. Von ihm ruehren die seitdem feststehenden dichterischen Umrisse dieser Fabel her, namentlich die Gruppe des Helden, wie er mit der Gattin und dem Soehnchen und dem alten, die Hausgoetter tragenden Vater aus dem brennenden Ilion davongeht, und die wichtige Identifizierung der Troer mit den sizilischen und italischen Autochthonen, welche besonders in dem troischen Trompeter Misenos, dem Eponymos des Misenischen Vorgebirges, schon deutlich hervortritt ^7. Den alten Dichter leitete dabei das Gefuehl, dass die italischen Barbaren den Hellenen minder fern als die uebrigen standen und das Verhaeltnis der Hellenen und der Italiker dichterisch angemessen dem der homerischen Achaeer und Troer gleich gefasst werden konnte. Bald mischt sich denn diese neue Troerfabel mit der aelteren Odysseussage, indem sie zugleich sich weiter ueber Italien verbreitet. Nach Hellanikos (schrieb um 350 400) kamen Odysseus und Aeneas durch die thrakische und molottische (epeirotische) Landschaft nach Italien, wo die mitgefuehrten troischen Frauen die Schiffe verbrennen und Aeneas die Stadt Rom gruendet und sie nach dem Namen einer dieser Troerinnen benennt; aehnlich, nur minder unsinnig, erzaehlte Aristoteles (370-432 384-322), dass ein achaeisches, an die latinische Kueste verschlagenes Geschwader von den troischen Sklavinnen angezuendet worden und aus den Nachkommen der also zum Dableiben genoetigten achaeischen Maenner und ihrer troischen Frauen die Latiner hervorgegangen seien. Damit mischten denn auch sich Elemente der einheimischen Sage, wovon der rege Verkehr zwischen Sizilien und Italien wenigstens gegen das Ende dieser Epoche schon die Kunde bis nach Sizilien verbreitet hatte; in der Version von Roms Entstehung, welche der Sizilianer Kallias um 465 (289) aufzeichnete, sind Odysseus-, Aeneas- und Romulusfabeln ineinandergeflossen ^8. Aber der eigentliche Vollender der spaeter gelaeufigen Fassung dieser Troerwanderung ist Timaeos von Tauromenion auf Sizilien, der sein Geschichtswerk 492 (262) schloss. Er ist es, bei dem Aeneas zuerst Lavinium mit dem Heiligtum der troischen Penaten und dann erst Rom gruendet; er muss auch schon die Tyrerin Elisa oder Dido in die Aeneassage eingeflochten haben, da bei ihm Dido Karthagos Gruenderin ist und Rom und Karthago ihm in demselben Jahre erbaut heissen. Den Anstoss zu diesen Neuerungen gaben, neben der eben zu der Zeit und an dem Orte, wo Timaeos schrieb, sich vorbereitenden Krise zwischen den Roemern und den Karthagern, offenbar gewisse nach Sizilien gelangte Berichte ueber latinische Sitten und Gebraeuche; im wesentlichen aber kann die Erzaehlung nicht von Latium heruebergenommen, sondern nur die eigene nichtsnutzige Erfindung der alten “Sammelvettel” gewesen sein. Timaeos hatte von dem uralten Tempel der Hausgoetter in Lavinium erzaehlen hoeren; aber dass diese den Lavinaten als die von den Aeneiaden aus Ilion mitgebrachten Penaten gaelten, hat er ebenso sicher von dem Seinigen hinzugetan, wie die scharfsinnige Parallele zwischen dem roemischen Oktoberross und dem Trojanischen Pferde und die genaue Inventarisierung der lavinischen Heiligtuemer - es waren, sagt der wuerdige Gewaehrsmann, Heroldstaebe von Eisen und Kupfer und ein toenerner Topf troischer Fabrik! Freilich durften eben die Penaten noch Jahrhunderte spaeter durchaus von keinem geschaut werden; aber Timaeos war einer von den Historikern, die ueber nichts so genau Bescheid wissen als ueber unwissbare Dinge. Nicht mit Unrecht riet Polybios, der den Mann kannte, ihm nirgend zu trauen, am wenigsten aber da, wo er - wie hier - sich auf urkundliche Beweisstuecke berufe. In der Tat war der sizilische Rhetor, der das Grab des Thukydides in Italien zu zeigen wusste und der fuer Alexander kein hoeheres Lob fand, als dass er schneller mit Asien fertig geworden sei als Isokrates mit seiner ‘Lobrede’, vollkommen berufen, aus der naiven Dichtung der aelteren Zeit den wuesten Brei zu kneten, welchem das Spiel des Zufalls eine so seltsame Zelebritaet verliehen hat.

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^7 Auch die troischen Kolonien” auf Sizilien, die Thukydides, Pseudoskylax und andere nennen, sowie die Bezeichnung Capuas als einer troischen Gruendung bei Hekataeos werden auf Stesichoros und auf dessen Identifizierung der italischen und sizilischen Eingeborenen mit den Troern zurueckgehen.

^8 Nach ihm vermaehlte sich eine aus Ilion nach Rom gefluechtete Frau Rome oder vielmehr deren gleichnamige Tochter mit dem Koenig der Aboriginer Latinos und gebar ihm drei Soehne, Romos, Romylos und Telegonos. Der letzte, der ohne Zweifel hier als Gruender von Tusculum und Praeneste auftritt, gehoert bekanntlich der Odysseussage an.

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Inwieweit die hellenische Fabulierung ueber italische Dinge, wie sie zunaechst in Sizilien entstand, schon jetzt in Italien selbst Eingang gefunden hat, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Die Anknuepfungen an den odysseischen Kreis, welche spaeterhin in den Gruendungssagen von Tusculum, Praeneste, Antium, Ardea, Cortona begegnen, werden wohl schon in dieser Zeit sich angesponnen haben; und auch der Glaube an die Abstammung der Roemer von Troern oder Troerinnen musste schon am Schluss dieser Epoche in Rom feststehen, da die erste nachweisliche Beruehrung zwischen Rom und dem griechischen Osten die Verwendung des Senats fuer die “stammverwandten” Ilier im Jahre 472 (282) ist. Dass aber dennoch die Aeneasfabel in Italien verhaeltnismaessig jung ist, beweist ihre im Vergleich mit der odysseischen hoechst duerftige Lokalisierung; und die Schlussredaktion dieser Erzaehlungen sowie ihre Ausgleichung mit der roemischen Ursprungssage gehoert auf jeden Fall erst der Folgezeit an.

Waehrend also bei den Hellenen die Geschichtschreibung, oder was so genannt ward, sich um die Vorgeschichte Italiens in ihrer Art bemuehte, liess sie in einer fuer den gesunkenen Zustand der hellenischen Historie ebenso bezeichnenden wie fuer uns empfindlichen Weise die gleichzeitige italische Geschichte so gut wie vollstaendig liegen. Kaum dass Theopomp von Chios (schloss 418 336) der Einnahme Roms durch die Kelten beilaeufig gedachte und Aristoteles, Kleitarchos, Theophrastos, Herakleides von Pontos († um 450 300) einzelne Rom betreffende Ereignisse gelegentlich erwaehnten; erst mit Hieronymos von Kardia, der als Geschichtschreiber des Pyrrhos auch dessen italische Kriege erzaehlte, wird die griechische Historiographie zugleich Quelle fuer die roemische Geschichte.

Unter den Wissenschaften empfing die Jurisprudenz eine unschaetzbare Grundlage durch die Aufzeichnung des Stadtrechts in den Jahren 303, 304 (451, 450). Dieses unter dem Namen der Zwoelf Tafeln bekannte Weistum ist wohl das aelteste roemische Schriftstueck, das den Namen eines Buches verdient. Nicht viel juenger mag der Kern der sogenannten “koeniglichen Gesetze” sein, das heisst gewisser, vorzugsweise sakraler Vorschriften, die auf Herkommen beruhten und wahrscheinlich von dem Kollegium der Pontifices, das zur Gesetzgebung nicht, wohl aber zur Gesetzweisung befugt war, unter der Form koeniglicher Verordnungen zu allgemeiner Kunde gebracht wurden. Ausserdem sind vermutlich schon seit dem Anfang dieser Periode wenn nicht die Volks-, so doch die wichtigsten Senatsbeschluesse regelmaessig schriftlich verzeichnet worden; wie denn ueber deren Aufbewahrung bereits in den fruehesten staendischen Kaempfen mitgestritten ward.

Waehrend also die Masse der geschriebenen Rechtsurkunden sich mehrte, stellten auch die Grundlagen einer eigentlichen Rechtswissenschaft sich fest. Sowohl den jaehrlich wechselnden Beamten als den aus dem Volke herausgegriffenen Geschworenen war es Beduerfnis, an sachkundige Maenner sich wenden zu koennen, welche den Rechtsgang kannten und nach Praezedentien oder in deren Ermangelung nach Gruenden eine Entscheidung an die Hand zu geben wussten. Die Pontifices, die es gewohnt waren, sowohl wegen der Gerichtstage als wegen aller auf die Goetterverehrung bezueglichen Bedenken und Rechtsakte vom Volke angegangen zu werden, gaben auch in anderen Rechtspunkten auf Verlangen Ratschlaege und Gutachten ab und entwickelten so im Schoss ihres Kollegiums die Tradition, die dem roemischen Privatrecht zugrunde liegt, vor allem die Formeln der rechten Klage fuer jeden einzelnen Fall. Ein Spiegel, der all diese Klagen zusammenfasste, nebst einem Kalender, der die Gerichtstage angab, wurde um 450 (300) von Appius Claudius oder von dessen Schreiber Gnaeus Flavius dem Volk bekanntgemacht. Indes dieser Versuch, die ihrer selbst noch nicht bewusste Wissenschaft zu formulieren, steht fuer lange Zeit gaenzlich vereinzelt da. Dass die Kunde des Rechtes und die Rechtweisung schon jetzt ein Mittel war, dem Volk sich zu empfehlen und zu Staatsaemtern zu gelangen, ist begreiflich, wenn auch die Erzaehlung, dass der erste plebejische Pontifex Publius Sempronius Sophus (Konsul 450 304) und der erste plebejische Oberpontifex Tiberius Coruncanius (Konsul 474 280) diese Priesterehren ihrer Rechtskenntnis verdankten, wohl eher Mutmassung Spaeterer ist als Ueberlieferung.

Dass die eigentliche Genesis der lateinischen und wohl auch der anderen italischen Sprachen vor diese Periode faellt und schon zu Anfang derselben die lateinische Sprache im wesentlichen fertig war, zeigen die freilich durch ihre halb muendliche Tradition stark modernisierten Bruchstuecke der Zwoelf Tafeln, welche wohl eine Anzahl veralteter Woerter und schroffer Verbindungen, namentlich infolge der Weglassung des unbestimmten Subjekts, aber doch keineswegs, wie das Arvalied, wesentliche Schwierigkeiten des Verstaendnisses darbieten und weit mehr mit der Sprache Catos als mit der der alten Litaneien uebereinkommen. Wenn die Roemer im Anfang des siebenten Jahrhunderts Muehe hatten, Urkunden des fuenften zu verstehen, so kam dies ohne Zweifel nur daher, dass es damals in Rom noch keine eigentliche Forschung, am wenigsten eine Urkundenforschung gab. Dagegen wird in dieser Zeit der beginnenden Rechtweisung und Gesetzesredaktion auch der roemische Geschaeftsstil zuerst sich festgestellt haben, welcher, wenigstens in seiner entwickelten Gestalt, an feststehenden Formeln und Wendungen, endloser Aufzaehlung der Einzelheiten und langatmigen Perioden der heutigen englischen Gerichtssprache nichts nachgibt und sich dem Eingeweihten durch Schaerfe und Bestimmtheit empfiehlt, waehrend der Laie je nach Art und Laune mit Ehrfurcht, Ungeduld oder Aerger nichtsverstehend zuhoert. Ferner begann in dieser Epoche die rationelle Behandlung der einheimischen Sprachen. Um den Anfang derselben drohte, wie wir sahen, das sabellische wie das latinische Idiom sich zu barbarisieren und griff die Verschleifung der Endungen, die Verdumpfung der Vokale und der feineren Konsonanten aehnlich um sich wie im fuenften und sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung innerhalb der romanischen Sprachen. Hiergegen trat aber eine Reaktion ein: im Oskischen werden die zusammengefallenen Laute d und r, im Lateinischen die zusammengefallenen Laute g und k wieder geschieden und jeder mit seinem eigenen Zeichen versehen; o und u, fuer die es im oskischen Alphabet von Haus aus an gesonderten Zeichen gemangelt hatte und die im Lateinischen zwar urspruenglich geschieden waren, aber zusammenzufallen drohten, traten wieder auseinander, ja im Oskischen wird sogar das i in zwei lautlich und graphisch verschiedene Zeichen aufgeloest; endlich schliesst die Schreibung sich der Aussprache wieder genauer an, wie zum Beispiel bei den Roemern vielfaeltig s durch r ersetzt ward. Die chronologischen Spuren fuehren fuer diese Reaktion auf das fuenfte Jahrhundert; das lateinische g zum Beispiel war um das Jahr 300 (450) noch nicht, wohl aber um das Jahr 500 (250) vorhanden; der erste des Papirischen Geschlechts, der sich Papirius statt Papisius nannte, war der Konsul des Jahres 418 (336); die Einfuehrung jenes r anstatt des s wird dem Appius Claudius, Zensor 442 (312) beigelegt. Ohne Zweifel steht die Zurueckfuehrung einer feineren und schaerferen Aussprache im Zusammenhang mit dem steigenden Einfluss der griechischen Zivilisation, welcher eben in dieser Zeit sich auf allen Gebieten des italischen Wesens bemerklich macht; und wie die Silbermuenzen von Capua und Nola weit vollkommener sind als die gleichzeitigen Asse von Ardea und Rom, so scheint auch Schrift und Sprache rascher und vollstaendiger sich im kampanischen Lande reguliert zu haben als in Latium. Wie wenig trotz der darauf gewandten Muehe die roemische Sprache und Schreibweise noch am Schlusse dieser Epoche festgestellt war, beweisen die aus dem Ende des fuenften Jahrhunderts erhaltenen Inschriften, in denen namentlich in der Setzung oder Weglassung von m, d und s im Auslaut und n im Inlaut und in der Unterscheidung der Vokale o u und e i die groesste Willkuer herrscht ^9; es ist wahrscheinlich, dass gleichzeitig die Sabeller hierin schon weiter waren, waehrend die Umbrer von dem regenerierenden hellenischen Einfluss nur wenig beruehrt worden sind.

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^9 In den beiden Grabschriften des Lucius Scipio, Konsul 456 (298), und des gleichnamigen Konsuls vom Jahre 495 (259) fehlen m und d im Auslaut der Beugungen regelmaessig, doch findet sich einmal Luciom und einmal Gnaivod; es steht nebeneinander im Nominativ Cornelio und filios; cosol, cesor und consol censor; aidiles, dedet, ploirume (= plurimi), hec (Nom. Sing.) neben aidilis, cepit, quei, hic. Der Rhotazismus ist bereits vollstaendig durchgefuehrt; man findet duonoro (= bonorum), ploirume, nicht wie im saliarischen Liede foedesum, plusima. Unsere inschriftlichen Ueberreste reichen ueberhaupt im allgemeinen nicht ueber den Rhotazismus hinauf; von dem aelteren s begegnen nur einzelne Spuren, wie noch spaeterhin honos, labos neben honor und labor und die aehnlichen Frauenvornamen Maio (maios, maior) und Mino auf neu gefundenen Grabschriften von Praeneste.

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Durch diese Steigerung der Jurisprudenz und Grammatik muss auch der elementare Schulunterricht, der an sich wohl schon frueher aufgekommen war, eine gewisse Steigerung erfahren haben. Wie Homer das aelteste griechische, die Zwoelf Tafeln das aelteste roemische Buch waren, so wurden auch beide in ihrer Heimat die wesentliche Grundlage des Unterrichts und das Auswendiglernen des juristisch-politischen Katechismus ein Hauptstueck der roemischen Kindererziehung. Neben den lateinischen “Schreibmeistern” (litteratores) gab es natuerlich, seit die Kunde des Griechischen fuer jeden Staats- und Handelsmann Beduerfnis war, auch griechische Sprachlehrer (grammatici ^10), teils Hofmeister-Sklaven, teils Privatlehrer, die in ihrer Wohnung oder in der des Schuelers Anweisung zum Lesen und Sprechen des Griechischen erteilten. Dass wie im Kriegswesen und bei der Polizei so auch bei dem Unterricht der Stock seine Rolle spielte, versteht sich von selbst ^11. Die elementare Stufe indes kann der Unterricht dieser Zeit noch nicht ueberstiegen haben; es gab keine irgend wesentliche soziale Abstufung zwischen dem unterrichteten und dem nichtunterrichteten Roemer.

Dass die Roemer in den mathematischen und mechanischen Wissenschaften zu keiner Zeit sich ausgezeichnet haben, ist bekannt und bewaehrt sich auch fuer die gegenwaertige Epoche an dem fast einzigen Faktum, welches mit Sicherheit hierhergezogen werden kann, der von den Dezemvirn versuchten Regulierung des Kalenders. Sie wollten den bisherigen, auf der alten, hoechst unvollkommenen Trieteris beruhenden vertauschen mit dem damaligen attischen der Oktaeteris, welcher den Mondmonat von 29½ Tagen beibehielt, das Sonnenjahr aber statt auf 368¾ a vielmehr auf 365¼ Tage ansetzte und demnach bei unveraenderter gemeiner Jahrlaenge von 354 Tagen nicht, wie frueher, auf je vier Jahre 59, sondern auf je acht Jahre 90 Tage einschaltete. In demselben Sinne beabsichtigten die roemischen Kalenderverbesserer unter sonstiger Beibehaltung des geltenden Kalenders in den zwei Schaltjahren des vierjaehrigen Zyklus nicht die Schaltmonate, aber die beiden Februare um je sieben Tage zu verkuerzen, also diesen Monat in den Schaltjahren statt zu 29 und 28 zu 22 und 21 Tagen anzusetzen. Allein mathematische Gedankenlosigkeit und theologische Bedenken, namentlich die Ruecksicht auf das eben in die betreffenden Februartage fallende Jahrfest des Terminus, zerruetteten die beabsichtigte Reform in der Art, dass der Schaltjahrfebruar vielmehr 24- und 23taegig ward, also das neue roemische Sonnenjahr in der Tat auf 366¼ Tag auskam. Einige Abhilfe fuer die hieraus folgenden praktischen Uebelstaende ward darin gefunden, dass, unter Beseitigung der bei den jetzt so ungleich gewordenen Monaten nicht mehr anwendbaren Rechnung nach Monaten oder Zehnmonaten des Kalenders, man sich gewoehnte, wo es auf genauere Bestimmungen ankam, nach Zehnmonatfristen eines Sonnenjahrs von 365 Tagen oder dem sogenannten zehnmonatlichen Jahre von 304 Tagen zu rechnen. ueberdies kam besonders fuer baeuerliche Zwecke der auf das aegyptische 365¼taegige Sonnenjahr von Eudoxos (blueht 386 368) gegruendete Bauernkalender auch in Italien frueh in Gebrauch.

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^10 Litterator und grammaticus verhalten sich ungefaehr wie Lehrer und Maître; die letztere Benennung kommt nach dem aelteren Sprachgebrauch nur dem Lehrer des Griechischen, nicht dem der Muttersprache zu. Litteratus ist juenger und bezeichnet nicht den Schulmeister, sondern den gebildeten Mann.

^11 Es ist doch wohl ein roemisches Bild, was Plautus (Bacch. 431) als ein Stueck der guten alten Kindererziehung anfuehrt:

wenn nun du darauf nach Hause kamst,

In dem Jaeckchen auf dem Schemel sassest du zum Lehrer hin;

Und wenn dann das Buch ihm lesend eine Silbe du gefehlt,

Faerbte deinen Buckel er dir bunt wie einen Kinderlatz.

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Einen hoeheren Begriff von dem, was auch in diesen Faechern die Italiker zu leisten vermochten, gewaehren die Werke der mit den mechanischen Wissenschaften eng zusammenhaengenden Bau- und Bildkunst. Zwar eigentlich originelle Erscheinungen begegnen auch hier nicht; aber wenn durch den Stempel der Entlehnung, welcher der italischen Plastik durchgaengig aufgedrueckt ist, das kuenstlerische Interesse an derselben sinkt, so heftet das historische sich nur um so lebendiger an dieselbe, insofern sie teils von einem sonst verschollenen Voelkerverkehr die merkwuerdigsten Zeugnisse bewahrt, teils bei dem so gut wie vollstaendigen Untergang der Geschichte der nichtroemischen Italiker fast allein uns die verschiedenen Voelkerschaften der Halbinsel in lebendiger Taetigkeit nebeneinander darstellt. Neues ist hier nicht zu sagen; aber wohl laesst sich mit schaerferer Bestimmtheit und auf breiterer Grundlage ausfuehren, was schon oben gezeigt ward, dass die griechische Anregung die Etrusker und die Italiker von verschiedenen Seiten her maechtig erfasst, und dort eine reichere und ueppigere, hier, wo ueberhaupt, eine verstaendigere und innigere Kunst ins Leben gerufen hat.

Wie voellig die italische Architektur aller Landschaften schon in ihrer aeltesten Periode von hellenischen Elementen durchdrungen ward, ist frueher dargestellt worden. Die Stadtmauern, die Wasserbauten, die pyramidalisch gedeckten Graeber, der tuscanische Tempel sind nicht oder nicht wesentlich verschieden von den aeltesten hellenischen Bauwerken. Von einer Weiterbildung der Architektur bei den Etruskern waehrend dieser Epoche hat sich keine Spur erhalten; wir begegnen hier weder einer wesentlich neuen Rezeption noch einer originellen Schoepfung - man muesste denn Prachtgraeber dahin rechnen wollen, wie das von Varro beschriebene sogenannte Grabmal des Porsena in Chiusi, das lebhaft an die zwecklose und sonderbare Herrlichkeit der aegyptischen Pyramiden erinnert.

Auch in Latium bewegte man waehrend der ersten anderthalb Jahrhunderte der Republik sich wohl lediglich in den bisherigen Gleisen, und es ist schon gesagt worden, dass mit der Einfuehrung der Republik die Kunstuebung eher gesunken als gestiegen ist. Es ist aus dieser Zeit kaum ein anderes architektonisch bedeutendes latinisches Bauwerk zu nennen als der im Jahre 261 (493) in Rom am Circus erbaute Cerestempel, der in der Kaiserzeit als Muster des tuscanischen Stiles gilt. Aber gegen das Ende dieser Epoche kommt ein neuer Geist in das italische und namentlich das roemische Bauwesen: es beginnt der grossartige Bogenbau. Zwar sind wir nicht berechtigt, den Bogen und das Gewoelbe fuer italische Erfindungen zu erklaeren. Es ist wohl ausgemacht, dass in der Epoche der Genesis der hellenischen Architektur die Hellenen den Bogen noch nicht kannten und darum fuer ihre Tempel die flache Decke und das schraege Dach ausreichen mussten; allein gar wohl kann der Keilschnitt eine juengere, aus der rationellen Mechanik hervorgegangene Erfindung der Hellenen sein, wie ihn denn die griechische Tradition auf den Physiker Demokritos (294-397 460-357) zurueckfuehrt. Mit dieser Prioritaet des hellenischen Bogenbaus vor dem roemischen ist auch vereinbar, was vielfach und vielleicht mit Recht angenommen wird, dass die Gewoelbe an der roemischen Hauptkloake und dasjenige, welches ueber das alte, urspruenglich pyramidalisch gedeckte kapitolinische Quellhaus spaeterhin gespannt ward, die aeltesten erhaltenen Bauwerke sind, bei welchen das Bogenprinzip zur Anwendung gekommen ist; denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass diese Bogenbauten nicht der Koenigs-, sondern der republikanischen Periode angehoeren und in der Koenigszeit man auch in Italien nur flache oder ueberkragte Daecher gekannt hat. Allein wie man auch ueber die Erfindung des Bogens selbst denken mag, die Anwendung im grossen ist ueberall und vor allem in der Baukunst wenigstens ebenso bedeutend wie die Aufstellung des Prinzips; und diese gebuehrt unbestritten den Roemern. Mit dem fuenften Jahrhundert beginnt der wesentlich auf den Bogen gegruendete Tor-, Bruecken- und Wasserleitungsbau, der mit dem roemischen Namen fortan unzertrennlich verknuepft ist. Verwandt ist hiermit noch die Entwicklung der den Griechen fremden, dagegen bei den Roemern vorzugsweise beliebten und besonders fuer die ihnen eigentuemlichen Kulte, namentlich den nicht griechischen der Vesta, angewendeten Form des Rundtempels und des Kuppeldachs ^12.

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^12 Eine Nachbildung der aeltesten Hausform, wie man wohl gemeint hat, ist der Rundtempel sicher nicht; vielmehr geht der Hausbau durchaus vom Viereck aus. Die spaetere roemische Theologie knuepfte diese Rundform an die Vorstellung des Erdballs oder des kugelfoermig die Zentralsonne umgebenden Weltalls (Fest. v. rutundam p. 282; Plut. Num. 11; Ov. fast. 6, 267f.); in der Tat ist dieselbe wohl einfach darauf zurueckzufuehren, dass fuer die zum Abhegen und Aufbewahren bestimmte Raeumlichkeit als die bequemste wie die sicherste Form stets die kreisrunde gegolten hat. Darauf beruhten die runden Schatzhaeuser der Hellenen ebenso wie der Rundbau der roemischen Vorratskammer oder des Penatentempels; es war natuerlich auch die Feuerstelle - das heisst den Altar der Vesta - und die Feuerkammer - das heisst den Vestatempel - rund anzulegen, so gut wie dies mit der Zisterne und der Brunnenfassung (puteal) geschah. Der Rundbau an sich ist graecoitalisch wie der Quadratbau und jener der Kammer eigen, wie dieser dem Wohnhaus; aber die architektonische und religioese Entwicklung des einfachen Tholos zum Rundtempel mit Pfeilern und Saeulen ist latinisch.

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Etwas Aehnliches mag von manchen untergeordneten, aber darum nicht unwichtigen Fertigkeiten auf diesem Gebiet gelten. Von Originalitaet oder gar von Kunstuebung kann dabei nicht die Rede sein; aber auch aus den festgefuegten Steinplatten der roemischen Strassen, aus ihren unzerstoerbaren Chausseen, aus den breiten, klingend harten Ziegeln, aus dem ewigen Moertel ihrer Gebaeude redet die unverwuestliche Soliditaet, die energische Tuechtigkeit des roemischen Wesens.

Wie die tektonischen, und womoeglich noch mehr, sind die bildenden und zeichnenden Kuenste auf italischem Boden nicht so sehr durch griechische Anregung befruchtet, als aus griechischen Samenkoernern gekeimt. Dass dieselben, obwohl erst die juengeren Schwestern der Architektur, doch wenigstens in Etrurien schon waehrend der roemischen Koenigszeit sich zu entwickeln begannen, wurde bereits bemerkt; ihre hauptsaechliche Entfaltung aber gehoert in Etrurien, und um so mehr in Latium, dieser Epoche an, wie dies schon daraus mit Evidenz hervorgeht, dass in denjenigen Landschaften, welche die Kelten und Samniten den Etruskern im Laufe des vierten Jahrhunderts entrissen, von etruskischer Kunstuebung fast keine Spur begegnet. Die tuskische Plastik warf sich zuerst und hauptsaechlich auf die Arbeit in gebranntem Ton, in Kupfer und in Gold, welche Stoffe die reichen Tonlager und Kupfergruben und der Handelsverkehr Etruriens den Kuenstlern darboten. Von der Schwunghaftigkeit, womit die Tonbildnerei betrieben wurde, zeugen die ungeheuren Massen von Reliefplatten und statuarischen Arbeiten aus gebranntem Ton, womit Waende, Giebel und Daecher der etruskischen Tempel nach Ausweis der noch vorhandenen Ruinen einst verziert waren, und der nachweisliche Vertrieb derartiger Arbeiten aus Etrurien nach Latium. Der Kupferguss stand nicht dahinter zurueck. Etruskische Kuenstler wagten sich an die Verfertigung von kolossalen, bis zu fuenfzig Fuss hohen Bronzebildsaeulen, und in Volsinii, dem etruskischen Delphi, sollen um das Jahr 489 (265) zweitausend Bronzestatuen gestanden haben, wogegen die Steinbildnerei in Etrurien, wie wohl ueberall, weit spaeter begann und ausser inneren Ursachen auch durch den Mangel eines geeigneten Materials zurueckgehalten ward - die lunensischen (carrarischen) Marmorbrueche waren noch nicht eroeffnet. Wer den reichen und zierlichen Goldschmuck der suedetruskischen Graeber gesehen hat, der wird die Nachricht nicht unglaublich finden, dass die tyrrhenischen Goldschalen selbst in Attika geschaetzt wurden. Auch die Steinschneidekunst ward, obwohl sie juenger ist, doch auch in Etrurien vielfaeltig geuebt. Ebenso abhaengig von den Griechen, uebrigens den bildenden Kuenstlern vollkommen ebenbuertig, waren die sowohl in der Umrisszeichnung auf Metall wie in der monochromatischen Wandmalerei ungemein taetigen etruskischen Zeichner und Maler.

Vergleichen wir hiermit das Gebiet der eigentlichen Italiker, so erscheint es zunaechst gegen die etruskische Fuelle fast kunstarm. Allein bei genauerer Betrachtung kann man der Wahrnehmung sich nicht entziehen, dass sowohl die sabellische wie die latinische Nation weit mehr als die etruskische Faehigkeit und Geschick fuer die Kunst gehabt haben muessen. Zwar auf eigentlich sabellischem Gebiet, in der Sabina, in den Abruzzen, in Samnium, finden sich Kunstwerke so gut wie gar nicht und mangeln sogar die Muenzen. Diejenigen sabellischen Staemme dagegen, welche an die Kuesten der Tyrrhenischen oder Ionischen See gelangten, haben die hellenische Kunst sich nicht bloss wie die Etrusker aeusserlich angeeignet, sondern sie mehr oder minder vollstaendig bei sich akklimatisiert. Schon in Velitrae, wo wohl allein in der einstmaligen Landschaft der Volsker deren Sprache und Eigentuemlichkeit spaeterhin sich behauptet haben, haben sich bemalte Terrakotten gefunden von lebendiger und eigentuemlicher Behandlung. In Unteritalien ist Lucanien zwar in geringem Grade von der hellenischen Kunst ergriffen worden; aber in Kampanien wie im brettischen Lande haben sich Sabeller und Hellenen wie in Sprache und Nationalitaet so auch und vor allem in der Kunst vollstaendig durchdrungen und es stehen namentlich die kampanischen und brettischen Muenzen mit den gleichzeitigen griechischen so vollstaendig auf einer Linie der Kunstbehandlung, dass nur die Aufschrift sie von ihnen unterscheidet. Weniger bekannt, aber nicht weniger sicher ist es, dass auch Latium wohl an Kunstreichtum und Kunstmasse, aber nicht an Kunstsinn und Kunstuebung hinter Etrurien zurueckstand. Offenbar hat die um den Anfang des 5. Jahrhunderts erfolgte Festsetzung der Roemer in Kampanien, die Verwandlung der Stadt Cales in eine latinische Gemeinde, der falernischen Landschaft bei Capua in einen roemischen Buergerbezirk, zunaechst die kampanische Kunstuebung den Roemern aufgeschlossen. Zwar mangelt bei diesen nicht bloss die in dem ueppigen Etrurien fleissig gepflegte Steinschneidekunst voellig und begegnet nirgends eine Spur, dass die latinischen Gewerke gleich den etruskischen Goldschmieden und Tonarbeitern fuer das Ausland taetig gewesen sind. Zwar sind die latinischen Tempel nicht gleich den etruskischen mit Bronze- und Tonzierat ueberladen, die latinischen Graeber nicht gleich den etruskischen mit Goldschmuck angefuellt worden und schillerten die Waende jener nicht wie die der etruskischen von bunten Gemaelden. Aber nichtsdestoweniger stellt sich im ganzen die Waage nicht zum Vorteil der etruskischen Nation. Die Erfindung des Janusbildes, welche wie die Gottheit selbst den Latinern beigelegt werden darf, ist nicht ungeschickt, und originellerer Art als die irgendeines etruskischen Kunstwerks. Die schoene Gruppe der Woelfin mit den Zwillingen lehnt wohl an aehnliche griechische Erfindungen sich an, ist aber in dieser Ausfuehrung sicher wenn nicht in Rom, so doch von Roemern erfunden; und es ist bemerkenswert, dass sie zuerst auf den von den Roemern in und fuer Kampanien gepraegten Silbermuenzen auftritt. In dem oben erwaehnten Cales scheint bald nach seiner Gruendung eine besondere Gattung figurierten Tongeschirrs erfunden worden zu sein, das mit dem Namen der Meister und des Verfertigungsorts bezeichnet und in weitem Umfang bis nach Etrurien hinein vertrieben worden ist. Die vor kurzem auf dem Esquilin zum Vorschein gekommenen figurierten Altaerchen von gebranntem Ton entsprechen in der Darstellung wie in der Ornamentik genau den gleichartigen Weihgeschenken der kampanischen Tempel. Indes schliesst dies nicht aus, dass auch griechische Meister fuer Rom gearbeitet haben. Der Bildner Damophilos, der mit Gorgasos die bemalten Tonfiguren fuer den uralten Cerestempel verfertigt hat, scheint kein anderer gewesen zu sein als der Lehrer des Zeuxis, Demophilos von Himera (um 300 450). Am belehrendsten sind diejenigen Kunstzweige, in denen uns teils nach alten Zeugnissen, teils nach eigener Anschauung eine vergleichendes Urteil gestattet ist. Von latinischen Arbeiten in Stein ist kaum etwas anderes uebrig als der am Ende dieser Periode in dorischem Stil gearbeitete Steinsarg des roemischen Konsuls Lucius Scipio; aber die edle Einfachheit desselben beschaemt alle aehnlichen etruskischen Werke. Aus den etruskischen Graebern sind manche schoene Bronzen alten strengen Kunststils, namentlich Helme, Leuchter und dergleichen Geraetstuecke erhoben worden; aber welches dieser Werke reicht an die im Jahre 458 (296) am ruminalischen Feigenbaum auf dem roemischen Markte aus Strafgeldern aufgestellte bronzene Woelfin, noch heute den schoensten Schmuck des Kapitols? Und dass auch die latinischen Metallgiesser so wenig wie die etruskischen vor grossen Aufgaben zurueckschraken, beweist das von Spurius Carvilis (Konsul 461 293) aus den eingeschmolzenen samnitischen Ruestungen errichtete kolossale Erzbild des Jupiter auf dem Kapitol, aus dessen Abfall beim Ziselieren die zu den Fuessen des Kolosses stehende Statue des Siegers hatte gegossen werden koennen; man sah dieses Jupiterbild bis vom Albanischen Berge. Unter den gegossenen Kupfermuenzen gehoeren bei weitem die schoensten dem suedlichen Latium an; die roemischen und umbrischen sind leidlich, die etruskischen fast bildlos und oft wahrhaft barbarisch. Die Wandmalereien, die Gaius Fabius in dem 452 302 dedizierten Tempel der Wohlfahrt auf dem Kapitol ausfuehrte, erwarben in Zeichnung und Faerbung noch das Lob griechisch gebildeter Kunstrichter der augusteischen Epoche; und es werden von den Kunstenthusiasten der Kaiserzeit wohl auch die caeritischen, aber mit noch groesserem Nachdruck die roemischen, lanuvinischen und ardeatischen Fresken als Meisterwerke der Malerei gepriesen. Die Zeichnung auf Metall, welche in Latium nicht wie in Etrurien die Handspiegel, sondern die Toilettenkaestchen mit ihren zierlichen Umrissen schmueckte, ward in Latium in weit geringerem Umfang und fast nur in Praeneste geuebt; es finden sich vorzuegliche Kunstwerke unter den etruskischen Metallspiegeln wie unter den praenestinischen Kaestchen, aber es war ein Werk der letzteren Gattung, und zwar ein hoechst wahrscheinlich in dieser Epoche in der Werkstatt eines praenestinischen Meisters entstandenes Werk ^13, von dem mit Recht gesagt werden konnte, dass kaum ein zweites Erzeugnis der Graphik des Altertums so wie die ficoronische Cista den Stempel einer in Schoenheit und Charakteristik vollendeten und noch vollkommen reinen und ernsten Kunst an sich traegt.

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^13 Novius Plautius goss vielleicht nur die Fuesse und die Deckelgruppe; das Kaestchen selbst kann von einem aelteren Kuenstler herruehren, aber, da der Gebrauch dieser Kaestchen sich wesentlich auf Praeneste beschraenkt hat, kaum von einem anderen als einem praenestinischen.

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Der allgemeine Stempel der etruskischen Kunstwerke ist teils eine gewisse barbarische Ueberschwenglichkeit im Stoff wie im Stil, teils der voellige Mangel innerer Entwicklung. Wo der griechische Meister fluechtig skizziert, verschwendet der etruskische Schueler schuelerhaft den Fleiss; an die Stelle des leichten Materials und der maessigen Verhaeltnisse griechischer Werke tritt bei den etruskischen ein renommistisches Hervorheben der Groesse und Kostbarkeit oder auch bloss der Seltsamkeit des Werkes. Die etruskische Kunst kann nicht nachbilden, ohne zu uebertreiben: das Strenge wird ihr hart, das Anmutige weichlich, das Schreckliche zum Scheusal, die Ueppigkeit zur Zote, und immer deutlicher tritt dies hervor, je mehr die urspruengliche Anregung zuruecktritt und die etruskische Kunst sich auf sich selber angewiesen findet. Noch auffallender ist das Festhalten an den hergebrachten Formen und dem hergebrachten Stil. Sei es, dass die anfaengliche freundlichere Beruehrung mit Etrurien hier den Hellenen den Samen der Kunst auszustreuen gestattete, eine spaetere Epoche der Feindseligkeit aber den juengeren Entwicklungsstadien der griechischen Kunst den Eingang in Etrurien erschwerte, sei es, was wahrscheinlicher ist, dass die rasch eintretende geistige Erstarrung der Nation die Hauptsache dabei tat: die Kunst blieb in Etrurien auf der primitiven Stufe, auf welcher sie bei ihrem ersten Eindringen daselbst sich befunden hatte, wesentlich stehen - bekanntlich ist dies die Ursache gewesen; weshalb die etruskische Kunst, die unentwickelt gebliebene Tochter der hellenischen, solange als deren Mutter gegolten hat. Mehr noch als das strenge Festhalten des einmal ueberlieferten Stils in den aelteren Kunstzweigen beweist die unverhaeltnismaessig elende Behandlung der spaeter aufgekommenen, namentlich der Bildhauerei in Stein und des Kupfergusses in der Anwendung auf Muenzen, wie rasch aus der etruskischen Kunst der Geist entwich. Ebenso belehrend sind die gemalten Gefaesse, die in den juengeren etruskischen Grabstaetten in so ungeheurer Anzahl sich finden. Waeren dieselben so frueh wie die mit Umrissen verzierten Metallplatten oder die bemalten Terrakotten bei den Etruskern gangbar geworden, so wuerde man ohne Zweifel auch sie in Menge und in wenigstens relativer Guete dort fabrizieren gelernt haben; aber in der Epoche, in welcher dieser Luxus emporkam, misslang die selbsttaetige Reproduktion vollstaendig, wie die vereinzelten mit etruskischen Inschriften versehenen Gefaesse beweisen, und man begnuegte sich darum, dieselben zu kaufen, statt sie zu formen.

Aber auch innerhalb Etruriens erscheint ein weiterer bemerkenswerter Gegensatzinder kuenstlerischen Entwicklung der suedlichen und der noerdlichen Landschaft. Es ist Suedetrurien, hauptsaechlich die Bezirke von Caere, Tarquinii, Volci, die die gewaltigen Prunkschaetze besonders von Wandgemaelden, Tempeldekorationen, Goldschmuck und gemalten Tongefaessen bewahren; das noerdliche Etrurien steht weit dahinter zurueck, und es hat zum Beispiel sich kein gemaltes Grab noerdlich von Chiusi gefunden. Die suedlichsten etruskischen Staedte Veii, Caere, Tarquinii sind es, die der roemischen Tradition als die Ur- und Hauptsitze der etruskischen Kunst gelten; die noerdlichste Stadt Volaterrae, mit dem groessten Gebiet unter allen etruskischen Gemeinden, steht von allen auch der Kunst am fernsten. Wenn in Suedetrurien die griechische Halbkultur, so ist in Nordetrurien vielmehr die Unkultur zu Hause. Die Ursachen dieses bemerkenswerten Gegensatzes moegen teils in der verschiedenartigen, in Suedetrurien wahrscheinlich stark mit nicht etruskischen Elementen gemischten Nationalitaet, teils in der verschiedenen Maechtigkeit des hellenischen Einflusses zu suchen sein, welcher letztere namentlich in Caere sich sehr entschieden geltend gemacht haben muss; die Tatsache selbst ist nicht zu bezweifeln. Um so mehr musste die fruehe Unterjochung der suedlichen Haelfte Etruriens durch die Roemer und die sehr zeitig hier beginnende Romanisierung der etruskischen Kunst verderblich werden; was Nordetrurien, auf sich allein beschraenkt, kuenstlerisch zu leisten vermochte, zeigen die wesentlich ihm angehoerenden Kupfermuenzen.

Wenden wir die Blicke von Etrurien nach Latium, so hat freilich auch dies keine neue Kunst geschaffen; es war einer weit spaeteren Kulturepoche vorbehalten, aus dem Motiv des Bogens eine neue, von der hellenischen Tektonik verschiedene Architektur zu entwickeln und sodann mit dieser harmonisch eine neue Bildnerei und Malerei zu entfalten. Die latinische Kunst ist nirgend originell und oft gering; aber die frisch empfindende und taktvoll waehlende Aneignung des fremden Gutes ist auch ein hohes kuenstlerisches Verdienst. Nicht leicht hat die latinische Kunst barbarisiert und in ihren besten Erzeugnissen steht sie voellig im Niveau der griechischen Technik. Eine gewisse Abhaengigkeit der Kunst Latiums wenigstens in ihren frueheren Stadien von der sicher aelteren etruskischen soll darum nicht geleugnet werden; es mag Varro immerhin mit Recht angenommen haben, dass bis auf die im Cerestempel von griechischen Kuenstlern ausgefuehrten nur “tuscanische” Tonbilder die roemischen Tempel verzierten; aber dass doch vor allem der unmittelbare Einfluss der Griechen die latinische Kunst bestimmt hat, ist an sich schon klar und liegt auch in eben diesen Bildwerken sowie in den latinischen und roemischen Muenzen deutlich zu Tage. Selbst die Anwendung der Metallzeichnung in Etrurien lediglich auf den Toilettenspiegel, in Latium lediglich auf den Toilettenkasten deutet auf die Verschiedenartigkeit der beiden Landschaften zuteil gewordenen Kunstanregung. Es scheint indes nicht gerade Rom gewesen zu sein, wo die latinische Kunst ihre frischesten Blueten trieb; die roemischen Asse und die roemischen Denare werden von den latinischen Kupfer- und den seltenen latinischen Silbermuenzen an Feinheit und Geschmack der Arbeit bei weitem uebertroffen und auch die Meisterwerke der Malerei und Zeichnung gehoeren vorwiegend Praeneste, Lanuvium, Ardea an. Auch stimmt dies vollstaendig zu dem frueher bezeichneten realistischen und nuechternen Sinn der roemischen Republik, welcher in dem uebrigen Latium sich schwerlich mit gleicher Strenge geltend gemacht haben kann. Aber im Lauf des fuenften Jahrhunderts und besonders in der zweiten Haelfte desselben regte es denn doch sich maechtig auch in der roemischen Kunst. Es war dies die Epoche, in welcher der spaetere Bogen- und Strassenbau begann, in welcher Kunstwerke wie die Kapitolinische Woelfin entstanden, in welcher ein angesehener Mann aus einem altadeligen roemischen Geschlechte den Pinsel ergriff, um einen neugebauten Tempel auszuschmuecken und dafuer den Ehrenbeinamen des “Malers” empfing. Das ist nicht Zufall. Jede grosse Zeit erfasst den ganzen Menschen; und wie starr die roemische Sitte, wie streng die roemische Polizei immer war, der Aufschwung, den die roemische Buergerschaft als Herrin der Halbinsel oder richtiger gesagt, den das zum erstenmal staatlich geeinigte Italien nahm, tritt auch in dem Aufschwung der latinischen und besonders der roemischen Kunst ebenso deutlich hervor wie in dem Sinken der etruskischen der sittliche und politische Verfall der Nation. Wie die gewaltige Volkskraft Latiums die schwaecheren Nationen bezwang, so hat sie auch dem Erz und dem Marmor ihren unvergaenglichen Stempel aufgedrueckt.

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