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Ich nehme einen einzelnen Fall. Schopenhauer spricht von der Schönheit mit einer schwermüthigen Gluth, - warum letzten Grundes? Weil er in ihr eine Brücke sieht, auf der man weiter gelangt, oder Durst bekommt, weiter zu gelangen… Sie ist ihm die Erlösung vom "Willen" auf Augenblicke - sie lockt zur Erlösung für immer… Insbesondere preist er sie als Erlöserin vom "Brennpunkte des Willens", von der Geschlechtlichkeit, - in der Schönheit sieht er den Zeugetrieb verneint… Wunderlicher Heiliger! Irgend Jemand widerspricht dir, ich fürchte, es ist die Natur. Wozu giebt es überhaupt Schönheit in Ton, Farbe, Duft, rhythmischer Bewegung in der Natur? Was treibt die Schönheit heraus?- Glücklicherweise widerspricht ihm auch ein Philosoph. Keine geringere Autorität als die des göttlichen Plato (- so nennt ihn Schopenhauer selbst) hält einen andern Satz aufrecht: dass alle Schönheit zur Zeugung reize, - dass dies gerade das proprium ihrer Wirkung sei, vom Sinnlichsten bis hinauf in's Geistigste…

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