XXII. Die Honigbiene.

Unter allen Insekten ist zweifellos die gemeine Honigbiene (Apis mellifica) das weitaus nützlichste und seit Urzeiten dem Menschen durch ihre süßen Vorräte von Honig dienstbar. Soweit überhaupt historische Urkunden zurückreichen, wissen wir, daß alle Völker von jeher den in hohlen Baumstämmen oder Felslöchern von wilden Bienenkolonien zusammengetragenen Honig aufsuchten und als äußerst geschätzte Speise oder — mit Wasser verdünnt — als überaus beliebtes Getränk genossen. Von den heute noch auf niedriger Kulturstufe lebenden Volksstämmen wissen wir, daß dem Naturmenschen der Begriff Honig den höchsten denkbaren Gaumengenuß bedeutet, den er sich so häufig als möglich zu verschaffen sucht. Alle Jägerstämme schauen auf ihren Streifereien durch die Natur mit Eifer nach etwaigen Kolonien wilder Bienen aus, und manche Stämme, wie z. B. die Australier, ergreifen gern reich mit Pollen zum Neste zurückkehrende Bienen, um ihnen mit Harz eine Flaumfeder anzukleben, so daß sie gerade noch wegfliegen können. Den so gezeichneten Bienen folgen sie raschen Laufes, bis sie den Bienenstock mit dem ersehnten Honigvorrat ausgekundschaftet haben. Dann wird derselbe ausgeplündert und der Honig, wohl weil er konzentriert zu süß ist und in größeren Mengen widersteht, mit Wasser in der Vertiefung eines Felsens verdünnt und ausgetrunken. Blieb irgendwo eine solche Honiglösung in Wasser in einem Gefäße stehen, so entstand von selbst durch die hineingefallenen allgegenwärtigen Hefepilze das älteste berauschende Getränk des Menschen, der Met, der bei allen Völkern der Vorläufer von Bier und Wein war, wie wir im 15. Abschnitte des ersten Bandes der Kulturgeschichte der Nutzpflanzen eingehend besprachen.

Wie dem Jäger ist auch dem Viehnomaden der Honig ein ersehntes Labsal, und als das Höchste, was Jahve seinem Volke, den Kindern Israels, auf ihrem vieljährigen Zuge durch die Wüste versprechen konnte, war ein Land, in welchem „Milch und Honig“ fließt. Das sollten sie im Lande Kanaan finden. Aber schon zur Zeit der großen Propheten Judas fanden die Nachkommen dieser Viehzüchter israelitischen Stammes, daß ein Land voll Honig ein Land der Unkultur sei. So war auch dem gebildeten Griechen, wie wir in Platons Schrift Kritias lesen, ein Land voll Honig ein Land der Wüste; denn vor der intensiveren Kultur durch den Menschen flüchten sich die wilden Bienen gern in Einöden zurück, wo sie ohne Beunruhigung durch jenen der unermüdlichen Arbeit zum Wohle ihres Gemeinwesens obliegen können.

Nach den Veden und den Gesetzen Manus war der zunächst immer noch von wilden Bienen gesammelte Honig bei den Indern nicht nur ein wertvolles Geschenk für die Menschen untereinander, sondern auch eine geschätzte Opfergabe für die Götter. Auf den Märkten des Landes bildete er einen begehrten Handelsartikel, von dem die Könige, die seit den ältesten Zeiten mit Honigwasser gesalbt wurden, den sechsten Teil als ihnen gebührende Abgabe beanspruchten. Auch bei den alten Babyloniern und Ägyptern fand der Honig als Tauschmittel, Opfergabe und Arznei ausgiebige Verwendung. In der späteren Zeit mögen hier überall die Bienen auch als Haustiere gehalten worden sein, indem man gelegentlich einen Schwarm der wilden Biene abfing und in einem hohlen Baum ansiedelte, um sich dann des von ihnen gesammelten Honigvorrats zu bemächtigen. Gleicherweise liebten die alten Juden den Honig als leckere Speise, doch verwandten sie ihn in der uns überlieferten Zeit nicht als Opfergabe. Der Prophet Hesekiel berichtet uns, das die Bewohner von Juda und Israel nebst Wein, Öl und Balsam auch Honig nach der alten phönikischen Handelsstadt Tyrus brachten. Aus dem Talmud erfahren wir, daß der Honig zu Geschenken beliebt war, um sich die Gunst jemands zu erwerben. Man benutzte ihn bei den Juden wie bei den zuvor genannten Völkern zur Verbesserung des Weines, zur Herstellung von heilenden Salben und Heiltränken. Damals (um 200 n. Chr.) wurden die Bienen jedenfalls schon gezüchtet; denn in der Mischna, dem ersten Teile des Talmuds, finden wir verschiedene Angaben über die Bienenwirtschaft und das Bienenrecht. Die Bienen wurden meist in aus Stroh oder Rohr geflochtenen Körben gehalten und die Völker bei der Entnahme des Honigs durch Räuchern getötet. An einer Stelle des Talmuds wird sogar von einer Bienenwohnung gesprochen, die mit Fensterchen versehen war.

Auch in Arabien war der Honig von alters her als Genußmittel sehr geschätzt. Im Koran heißt es von den Bienen: „Aus ihren Leibern kommt eine Flüssigkeit, die verschieden an Farbe ist und Arznei für den Menschen enthält.“ Nach der schon vor Muhammed geltenden Anschauung der Araber fließt im Paradiese ein Fluß voll Honig. Muhammed selbst teilte die Vorliebe seiner Landsleute für Süßigkeiten und pflegte gern Honigwasser zu trinken. Frühe wurde dort auch der Honigbau eingeführt, den schon der um 25 n. Chr. verstorbene griechische Geograph Strabon aus Amasia in Pontos als in Arabien sehr ergiebig erwähnt.

In den homerischen Gedichten wird der Honig als beliebtes Genußmittel der Helden erwähnt. Außer der direkten Anführung des Honigs in Ilias und Odyssee werden ziemlich oft Vergleiche mit seiner Flüssigkeit gemacht. So haben die Sirenen eine honigsüße Stimme, und Nestors Rede fließt dahin süßer als Honig usw. Wie von Honig ist bei Homer von Bienen die Rede, doch sind bei ihm stets wilde Bienen gemeint. So heißt es im zweiten Buche der Ilias, daß die Achäer sich sammelten „wie die Bienen aus einer Felsenhöhlung herausfliegen“. Damit ist deutlich erkennbar ein frei in der Wildnis und nicht in einem Bienenstocke unter der Obhut des Menschen stehender Schwarm gemeint. Von zahmen Bienen spricht erst im 8. Jahrhundert v. Chr. der böotische Dichter Hesiod an einer Stelle seiner Theogonie, wo er auch besondere Behälter aus vermutlich ausgehöhlten Baumstämmen als Herberge von Bienenvölkern erwähnt. Den späteren Griechen galt Aristaios, der angeblich die Kultur des Ölbaums aufgebracht haben sollte und den die Nymphen die Bienenpflege gelehrt hatten, als erster, der, um eine regelmäßige Honiggewinnung zu erzielen, die Bienen in Stöcke einschloß, aus denen er dann im Herbste die Honigwaben ausschnitt. Honig war angeblich die erste Nahrung des Göttervaters Zeus gewesen, der dann in seiner kretischen Heimat in einer Höhle des Berges Ida von der Ziege Amalthea gesäugt wurde. Zum Dank für ihre Dienste wurde sie dann als Capella unter die Gestirne versetzt, und eines ihrer Hörner gab Zeus den Töchtern des Melisseus, die Alles, was sie wünschten, darin fanden. Dieses Horn der kretischen Ziege Amalthea ist das Urbild des späteren Füllhorns.

Bei allen Opferhandlungen der Griechen war Honig von großer Bedeutung. Nach Platon opferte man in den ältesten Zeiten den Göttern mit Honig bestrichene Früchte. Platons Schüler Aristoteles, der von 343 v. Chr. an Lehrer Alexanders des Großen war, spricht sehr eingehend über das Leben der Bienen, die unter mehreren Anführern (hégemṓn — er meint damit die Bienenkönigin) leben sollten, die sich niemals aus dem Stocke entfernen als wenn sie ausschwärmen. Dann scheinen sich alle Bienen an sie heranzudrängen. „Will ein Stock schwärmen, so hört man schon einige Tage lang vorher einen eigenen eintönigen Laut (das „Tüten“), und zwei bis drei Tage lang fliegen nur wenige Bienen (mélitta) um den Stock; ob aber unter diesen auch ein Anführer ist, hat man noch nicht gesehen, weil dies nicht leicht zu beobachten ist. Haben sie sich endlich versammelt, so fliegen sie aus und teilen sich in Haufen, die sich an die einzelnen Anführer anschließen. Trifft es sich, daß ein kleiner Haufen neben einen großen zu sitzen kommt, so schließt er sich an diesen an und tötet den Anführer, dem er untreu geworden ist, wenn er ihm folgt.“

Nach Aristoteles sind also die Anführer im Bienenstaate Männchen. Er sagt von ihnen, sie übertreffen die Arbeitsbienen an Größe um die Hälfte, besonders sei ihr Hinterleib doppelt so lang als bei jenen. Daß aber seine Ansicht nicht allgemein geteilt wurde, geht aus dem Zusatze hervor: „Manche nennen aber den Anführer Mutterbiene (mḗtēr) und behaupten, daß, wenn sie nicht im Stocke sei, man zwar Drohnenbrut, aber keine Arbeitsbienenbrut finde. Andere sagen, die Drohnen seien Männchen, die Arbeitsbienen aber Weibchen. Die andern Bienen werden in den Wachszellen erzeugt, die Anführer aber entstehen in Zellen, welche größer sind und unten an den Waben hängen. Die Anführer besitzen zwar einen Stachel, stechen aber nicht, weshalb sie Viele für stachellos halten.“ Die Drohnen nennt er von allen am größten, aber stachellos und faul. Er beschreibt das Leben und Treiben im Bienenstock so genau, daß er unbedingt dasselbe aus eigener Anschauung gekannt haben muß. Er schreibt über die Lebensweise der Bienen: „Bei Trockenheit beschäftigen sich die Bienen mehr mit Einsammeln des Honigs, bei Regenwetter dagegen mehr mit der Brut. Zuerst verfertigen sie die Waben, dann legen sie die Brut in die Zellen, und zwar, wie einige sagen, mit dem Munde, und nun erst tragen sie zur Ernährung im Sommer und Herbste Honig (méli) ein. Der Herbsthonig ist der beste. Das Wachs sammeln sie aus Blumen, das Vorwachs aber tragen sie aus den ausschwitzenden Säften der Bäume zusammen; der Honig hingegen fällt aus der Luft nieder (er meint damit den Honigtau und glaubt, wie der viel später lebende Plinius anführt, daß auch der Nektar der Blüten vom Himmel herab in sie hineingefallen sei), zumal beim Aufgang der Gestirne und beim Regenbogen. Der Honig ist anfangs wie Wasser und einige Tage lang flüssig, nach 20 Tagen aber wird er dick und ist dann auch süßer. Die Biene sammelt von allen Blumen, welche einen Kelch haben, leckt auch an allen andern süßen Dingen, beißt aber keine Früchte an. Wachs und Bienenbrot tragen sie an den Schenkeln, Honig aber speien sie in die Zellen. Auf den Eiern brüten sie wie die Vögel. Die Made liegt, solange sie noch klein ist, schief in der Zelle; späterhin richtet sie sich auf, frißt und hängt mit dem Wachse weiter nicht zusammen, so daß man sie herausnehmen kann. Die Eier der Arbeitsbienen und Drohnen sind weiß, aus ihnen kommen Maden; diese verwandeln sich in Arbeitsbienen und Drohnen. Die Eier der Anführer aber sind rötlich und so zart wie dicker Honig, sie haben sogleich den Umfang des aus ihnen hervorgehenden Tieres und verwandeln sich, wie man sagt, nicht erst in eine Made, sondern gleich in eine Biene. Die Puppe bekommt erst Füße und Flügel, wenn ihre Zelle durch einen Deckel geschlossen ist; sobald sie aber Flügel hat, durchbricht sie den Deckel und steigt heraus. Die Bienen leben sechs, einige auch sieben Jahre; wenn daher ein Stock 9–10 Jahre bestanden hat, so hat er sich gut gehalten. Ihre Nahrung besteht aus Honig und sogenanntem Bienenbrot, welch letzteres aber von geringerem Werte und etwa so süß wie Feigen ist. Den Bau der Waben zur Aufspeicherung der Nahrung beginnen sie an der Decke des Stockes und führen dann deren viele auf bis zum Boden herunter. Sowohl Honig- als Brutzellen haben nach beiden Seiten hin eine Öffnung, weil, wie bei den Doppelbechern, in der Mitte ein gemeinschaftlicher Boden ist. Einige behaupten, daß die Drohnen mit den Arbeitsbienen gemeinschaftlich an den Waben bauen, jedoch keinen Honig eintragen, sondern sich und ihre Jungen von jenen füttern lassen. Meist bleiben die Drohnen im Stocke; wenn sie aber einmal ausfliegen, so erheben sie sich in hellen Haufen gen Himmel, treiben sich im Kreise herum und scheinen sich zu üben. Sind sie fertig, so kehren sie in den Stock zurück und lassen sichs wohl sein. Die Anführer fliegen weder um Futter zu suchen, noch aus andern Gründen; sie tun es nur, wenn der Stock schwärmt. Wenn sich der Schwarm vom Anführer verloren hat, so soll er ihm solange nachspüren, bis er ihn vermittelst des Geruches wieder aufgefunden hat. Kann der Anführer nicht fliegen, so soll er vom Schwarm getragen werden, und kommt er um, so soll auch der ganze Schwarm verloren gehen; und hält er sich auch noch kurze Zeit, so trägt er nur Wachs, aber keinen Honig mehr ein. Das Wachs sammeln die Bienen, indem sie an den Blüten herumkriechen, mit den Vorderbeinen, von da bringen sie es an die mittleren und von diesen wieder an die Hinterbeine. Beladen mit der Beute fliegen sie dann fort und man sieht, daß die Last sie drückt. Bei jedem Ausfluge besucht die Biene niemals verschiedenartige Blüten, sondern fliegt nur z. B. von Veilchen zu Veilchen. Im Stocke entledigen sie sich dann ihrer Bürde und werden dabei jedesmal von 3 oder 4 andern bedient. Was diese ihnen abnehmen, kann man nicht wohl sehen, sowie man auch noch nicht beobachtet hat, wie sie es verarbeiten.“

Weiter sagt Aristoteles: „Unter den Bienen ist eine jede zu einer bestimmten Arbeit angewiesen, so z. B. sammeln die einen von den Blüten Honig, die andern holen Wasser und wieder andere bauen und glätten die Waben. Wasser tragen sie, wenn die Brut gefüttert wird. Ist das Wetter gut, so arbeiten sie rastlos, und selbst die Jungen beginnen, wenn sie Nahrung haben, schon am dritten Tage nach dem Auskriechen die Arbeit. Kräftige Stöcke haben das ganze Jahr Brut mit Ausnahme der 40 auf die Wintersonnenwende folgenden Tage. Sind die Jungen in den Zellen herangewachsen, so setzen ihnen die Bienen nochmals Speise vor und schließen dann die Zelle durch einen Deckel; diesen zerbrechen aber die Jungen und kommen hervor, sobald sie stark genug sind. Alle Tierchen, welche sich in Bienenstöcken erzeugen und das Wachs zerstören, werden von guten Bienen herausgeschafft, von schlechten aber zu allgemeinem Schaden geduldet. Überhaupt sind die Bienen sehr reinlich; tote schaffen sie gleich aus dem Stock. Üble Gerüche und Wohlgerüche sind ihnen zuwider; daher sind Leute, die sich parfümieren, ihren Stichen ausgesetzt. Die Bienen kämpfen öfters gegeneinander, auch gegen Wespen. Auswärts lassen sie sich zwar in keinen Streit irgend welcher Art ein, aber bei ihrem Stocke erstechen sie alles, was sie überwältigen können. Eine Biene, die gestochen hat, muß sterben, weil sie ihren Stachel nicht ohne Verletzung der Eingeweide aus der Wunde zurückziehen kann; drückt aber der Gestochene den Stachel sorgfältig heraus, so kann sie am Leben bleiben. Selbst große Tiere können durch Bienenstiche umkommen; sogar ein Pferd ist schon einmal daran gestorben. Am wenigsten Neigung zum Zorn und zum Stechen haben die Anführer. Den meisten Schaden fügen den Bienen die Wespen, Meisen, Schwalben und Bienenfresser zu. Auch die Frösche lauern ihnen beim Wasser auf, weswegen sie denn auch von den Bienenwärtern (melitturgós) in den Gewässern, in welchen die Bienen trinken, verfolgt werden. Wespen-, Schwalben- und Bienenfressernester zerstört man ebenfalls in der Nähe der Bienenstöcke.“

Wir haben hier auszugsweise Aristoteles Meinung wiedergegeben, ohne Richtigstellung der zahlreichen von ihm vertretenen Irrtümer, indem wir annehmen, daß die Leser von sich aus dieselben korrigieren werden. Uns lag nur daran zu zeigen, wie weit man damals schon in der Erkenntnis des Bienenstaates und seiner Mitglieder gediehen war.

Aristoteles kennt und beschreibt aber auch die verschiedenen Krankheiten der Bienenvölker, die Faulbrütigkeit und die Schädigungen durch die Wachsmotte und den Bienenwolf. Er sagt, daß man beim Schneiden der Honigwaben den Bienen noch welche als Winternahrung übriglassen müsse, sonst stürben sie bei schlechtem Wetter an Futtermangel, bei gutem aber flögen sie davon. Sturm und Regen merkten sie im voraus; die Bienenwärter bemerkten es gleich, daß sie Unwetter erwarten, wenn sie bei heiterem Himmel nicht fliegen wollen und zu Hause bleiben. Wenn sie sich im Stocke klumpenweise zusammenhängen, so sei dies ein Zeichen, daß sie schwärmen wollen. Sobald die Bienenwärter solches bemerken, spritzen sie mit Honig eingekochten Traubensaft in die Stöcke. Manche Bienenwärter bestreuen ihre Bienen mit Mehl, um sie im Freien erkennen zu können. Tritt das Frühjahr spät ein, entsteht Dürre oder fällt Mehltau, so machen die Bienen nur wenig Brut. Er gibt genaue Anweisung über die beste Art der Einrichtung eines Bienenstandes. Ein solcher dürfe weder im Sommer der großen Hitze, noch im Winter der Kälte ausgesetzt sein. Eine vorzügliche Futterpflanze für die Bienen sei der Thymian. Weil der Berg Hymettos in Attika reich an Thymian war, galt der von dorther stammende Honig im ganzen Altertum als besonders fein und gewürzhaft. In Attika soll es schon zur Zeit des Perikles, um die Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, etwa 20000 zahme Bienenvölker gegeben haben, was auf eine reiche Imkertätigkeit der alten Griechen hinweist.

Auch die alten Römer trieben, wohl weitgehend von den Griechen beeinflußt, ausgedehnte Bienenzucht. Der gelehrte Varro (116–27 v. Chr.) schreibt in seinem Buche über den Landbau, er kenne einen Mann, der seinen Bienenstand für eine Abgabe von jährlich 5000 Pfund Honig verpachtet habe. Und ein Verwandter von ihm habe in Spanien zwei Soldaten mit Namen Vejanus in seiner Armee gehabt, die von ihrem Vater nur ein ganz kleines Gütchen geerbt hätten. Diese hätten ihre Wohnung ganz mit Bienenstöcken umgeben und das Feld darum herum mit Thymian, Melisse und anderem Bienenfutter bepflanzt, so daß sie in der Regel jährlich 10000 Sesterzien (= 1500 Mark) aus dem Honig lösten. Er gibt genaue Anweisung, wie ein Bienenstand, der tüchtige Einkünfte gewähren soll, angelegt werden muß und rät als beste Bienenweide Thymian zu pflanzen, der den besten und reichlichsten Honig gebe. Deswegen sei auch der sizilische Honig der berühmteste, weil dort der Thymian gut und häufig sei. Der Honig, der von verschiedenen Pflanzen gesammelt werde, sei verschieden. Von den Blüten der Baumheide sei er flüssiger, vom Rosmarin dicker, vom Feigenbaum komme ein schlecht schmeckender, vom baumförmigen Schneckenklee ein guter, der beste aber vom Thymian. Die Bienenstöcke stelle man meist aus in runder Gestalt geflochtenen Weidenruten, die innen und außen mit Kuhmist verstrichen würden, oder aus Holz oder Rinde her. Manche nehmen dazu hohle Baumstämme oder große Tonkrüge. Am besten seien die aus Baumrinde gefertigten Stöcke, am schlechtesten dagegen die irdenen, da durch sie Hitze und Kälte am stärksten eindringe. Jeder Stock bekomme in seiner Mitte links und rechts einen Eingang für die Bienen und habe oben einen Deckel, damit man die Honigwaben herausnehmen könne. Im Bienenhaus stelle man die Stöcke reihenweise nebeneinander, doch so, daß sie sich nicht gegenseitig berühren. Man könne auch zwei oder drei Reihen übereinander stellen, eine vierte aber würde beschwerlich sein, da man ohne Leiter nicht gut zu ihr hinaufreiche. „Im Frühjahr und Sommer hat der Bienenwärter (mellarius von mel Honig) jeden Stock etwa dreimal monatlich zu untersuchen, wobei er ein wenig Rauch gibt und Unreinigkeiten und Würmchen (Larven des Bienenwolfs und der Wachsmotte) entfernt. Außerdem hat er darauf zu sehen, daß nicht mehrere Könige (regulus, d. h. kleiner König oder Weisel) in einem Stocke sind; denn sonst entsteht darin schädlicher Aufruhr. Manche behaupten, es gäbe dreierlei Könige bei den Bienen, nämlich schwarze, rote und bunte.“ Menekrates aber sagt, es gebe nur zweierlei, schwarze und bunte. (Auch Aristoteles kannte deren nur zwei, eine rötliche Art, die er für besser hielt, und eine dunkelfarbige und bunte.) „Die bunte Art ist jedenfalls die beste, und so tut denn der Bienenwärter gut, den schwarzen König zu töten, wenn er neben einem bunten im Stocke ist und darin Unfug stiftet. Von den Arbeitsbienen sind diejenigen die besten, welche klein, bunt und rund sind. Die Drohnen sind schwarz und haben einen breiten Leib. — Beim Kauf hat der Käufer darauf zu achten, ob die Bienen gesund oder krank sind. Gesunde Bienen schwärmen fleißig, sind glänzend, bauen gleiche, glatte Waben. Die kränklichen sind haarig, struppig, staubig; doch können auch gute Bienen bei angestrengter Arbeit struppig und mager werden.

Da die Bienen nicht zu jeder Zeit auf Nahrung ausfliegen können, füttert man sie in der bösen Zeit, damit sie nicht von bloßem Honig zu leben brauchen oder die Stöcke verlassen. Das Futter besteht aus Feigen, die mit Wasser gekocht und zu Klumpen geknetet sind. Andere verfüttern Honigwasser (aqua mulsa), das sie in kleine Gefäße tun, worin Wolle liegt; diese hindert die Bienen, nicht zuviel zu saugen und ins Wasser zu stürzen. Manche stampfen getrocknete Weinbeeren und Feigen, gießen mit Honig eingekochten Traubensaft darauf und machen daraus Klümpchen. — Will man einen Bienenstock an eine andere Stelle versetzen, so muß es mit Vorsicht und zur rechten Zeit geschehen. Zum Versetzen ist der Frühling günstiger als der Winter, denn in der kalten Jahreszeit verlassen die Bienen gern den neu angewiesenen Standort. Ebenso entweichen sie gern, wenn man sie aus einer reiche Nahrung bietenden Gegend in eine daran arme versetzt. Man darf auch nicht sorglos verfahren, wenn man sie an einer Stelle, wo sie bleiben sollen, aus einem Stock in einen anderen versetzt. Man muß dann den neuen Stock für sie mit Melisse ausreiben, die sie sehr gern haben; auch muß man mit Honig gefüllte Waben darein einsetzen, damit sie nicht von vornherein Mangel leiden müssen.

Haben die Bienen sich stark vermehrt, so pflegen sie eine Kolonie auszusenden. Man bemerkt ihre Absicht im voraus an zwei Zeichen: 1. einige Tage lang hängen sie in einer traubenförmigen Masse am Flugloch; 2. wenn sie eben ausziehen wollen oder schon begonnen haben es zu tun, summen sie heftig und der Lärm gleicht einigermaßen dem, welchen eine Armee macht, wenn das Lager abgebrochen wird. Einige bilden die Vorposten, fliegen im Angesicht des Stockes auf und nieder und warten ab, ob der Schwarm sich in Bewegung setzt oder nicht. Sieht das der Bienenwärter, so wirft er Staub nach ihnen, klingelt mit ehernen Instrumenten und bringt sie dadurch wohin er will. Nicht weit vom alten Stock bestreicht er einen neuen Stock mit Vorwachs und Melisse oder anderen Dingen, die den Bienen angenehm sind. Haben sich nun die Bienen angesetzt, so bringt der Bienenwärter einen Stock herbei, welcher inwendig mit den genannten lockenden Dingen ausgestrichen ist, setzt ihn in die Nähe des Schwarms, räuchert diesen ein wenig und zwingt ihn so zum Einzug. Hat die neue Kolonie den Stock bezogen, so bleibt sie gern darin und zieht auch dann nicht aus, wenn er ganz nahe an den alten gestellt wird.

Ist der Stock schwer, so kann man ihm Honig entnehmen. Die mit Honig gefüllten Zellen sind mit einem dünnen Wachsdeckel geschlossen. Einige sagen, man müsse den Bienen 9⁄10 nehmen und 1⁄10 lassen, weil sie den Stock verlassen, wenn man ihnen alles nimmt. Schneidet man die Stöcke nicht alle Jahre oder wenigstens nicht zu stark aus, so sind die Bienen fleißiger und tragen mehr ein. Die erste zum Schneiden der Bienenstöcke (zur Honigernte) taugliche Zeit ist die, da die Vergilien (die Plejaden oder das Siebengestirn) aufgehen, die zweite zu Ende des Sommers, die dritte zur Zeit, da die Vergilien untergehen. Ist zu dieser Zeit der Stock schwer, so nimmt man ihm doch nicht über 1⁄3 des Honigs und läßt ihm 2⁄3 für den Winter. Sind Waben, die man den Bienen genommen, leer oder schmutzig, so schneidet man solche Stellen mit dem Messer weg.

Ist ein Volk so schwach, daß es von anderen überwältigt wird, so vereinigt man es heimlich mit einem stärkeren. Entstehen unter den Bienen häufig Raufereien, so bespritze man sie mit Honigwasser, worauf sie sich freundlich lecken, statt die Zänkerei fortzusetzen. Nimmt man statt des Honigwassers flüssigen Honig, so lecken sie sich noch eifriger und sind ganz entzückt über die herrliche Leckerei. Fliegen sie spärlich aus dem Stock und bleibt ein Teil darin, so räuchert man ihn etwas von unten und legt in seine Nähe wohlriechende Kräuter, vorzüglich Melisse und Thymian. Vor allzu großer Hitze und Kälte hat man den Stock sorgfältig zu beschützen. Sind die Bienen auf Nahrung ausgeflogen und dabei plötzlich von einem Platzregen oder von Kälte überfallen worden (was jedoch selten geschieht, da sie jedes Wetter im voraus merken), so sammelt man sie und setzt sie an einen lauen Ort. Bei gutem Wetter nimmt man sie aus diesem, bestreut sie mit warmer Asche von Feigenholz, schüttelt sie, ohne sie mit der Hand zu berühren, gelinde und bringt sie an die Sonne. Sind sie auf solche Weise warm geworden, so leben sie wieder auf. Bringt man sie nun in die Nähe der Stöcke, so kehren sie dann an ihre Arbeit und in ihre Wohnung zurück.“

Es ist erstaunlich, wie groß auch bei Barro die Erkenntnis in der Beurteilung der Lebensweise der Bienen ist, wenn auch er, wie Aristoteles, noch gar vielen Irrtümern huldigte, worunter auch dem, daß die Bienen aus dem Aase von Rindern, wie die Wespen aus solchem von Pferden und die Mistkäfer aus solchem von Eseln hervorgehen. Am ausführlichsten behandelt der römische Dichter Vergil die vermeintliche Entstehung der Bienen aus dem Aase von Rindvieh im 4. Buche seiner Georgica, das mit seinen 566 Versen ganz den Bienen gewidmet ist. Er sagt, daß wenn durch irgend ein Unglück der Bienenstand ausgestorben sei und man keine bevölkerten Stöcke kaufen könne, so wende man die höchst merkwürdige Kunst an, die der arkadische Hirt Aristäus erfunden habe und die noch jetzt in Ägypten mit großem Gewinn angewendet werde. Einem zweijährigen Stiere verstopfe man trotz allem Sträuben Mund und Nase und prügle ihn so lange, bis, ohne daß die Haut verletzt wird, inwendig alles zu Brei geschlagen sei. So lasse man den Kadaver ruhig liegen, nachdem man ihm Thymian und Zimt untergelegt habe. Bald komme das Innere desselben in Gärung, man sehe darin ein wunderbares Gewimmel fußloser Tiere (Maden), bis zuletzt geflügelte Bienen hervorkämen und die Menge wachse und ganze Wolken davon herumschwirren. Tatsächlich sind das aber aus Eiern entstandene Schweißfliegen und keine Bienen.

Im ganzen Altertum war die Anschauung von solcher Urzeugung gang und gäbe. Es sei hier nur an das uns allen geläufige Rätsel erinnert, das, wie im 14. Kapitel des Buches der Richter erzählt wird, vom Helden Simson bei seiner Hochzeit mit der Philisterin zu Thimnath den 30 um ihn weilenden Gesellen aufgegeben wurde, wobei er ihnen 30 Hemden und 30 Festkleider versprach, falls sie es lösen sollten. Könnten sie es aber nicht erraten, so sollten sie ihm 30 Hemden und 30 Festkleider geben. Das Rätsel lautete: „Speise ging aus von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken.“ Er meinte damit den Bienenschwarm im Kadaver des jungen Löwen, den er einige Tage zuvor am Wege durch die Weinberge zu Thimnath mit seinen starken Armen zerrissen hatte, „wie man ein Böcklein zerreißet“. Dieser Bienenschwarm sollte aus dem Aase des Löwen hervorgegangen sein und hatte bereits Honig gesammelt, den Simson in die Hand nahm und von dem er unterwegs aß; „und er ging zu seinem Vater und zu seiner Mutter und gab ihnen, daß sie auch aßen. Er sagte ihnen aber nicht, daß er den Honig von des Löwen Aas genommen hatte.“

Mehrfach berichten Livius in seiner Geschichte Roms und Cicero in seinem Buche de divinatione von Wundern, die durch das merkwürdige Verfliegen von Bienenschwärmen angezeigt worden seien. Es galt als unglückbringend, wenn sich ein solcher vor einer geplanten Unternehmung irgendwo einfand. So berichtet Livius: „Als die Römer am Flusse Ticinus (dem heutigen Ticino) dem Hannibal gegenüberstanden, war ihnen nicht ganz wohl zumute und ihre Furcht nahm zu, als ein Wolf ins Lager drang und unversehrt wieder hinauslief, und als sich ein Bienenschwarm auf einem Baume niederließ, der das Zelt des Befehlshabers beschattete. Man suchte dem üblen Erfolg dieser Unglückszeichen dadurch vorzubeugen, daß man den Göttern Sühnopfer darbrachte. — Im Verlaufe desselben Krieges ereigneten sich zur Zeit, da Quintus Fulvius und Appius Claudius Konsuln waren, neue Wunderzeichen: In Campanien wurden zwei Tempel und einige Gräber vom Blitze getroffen, zu Cumä benagten die Mäuse im Tempel des Jupiter das Gold, zu Catinum ließ sich ein ungeheurer Bienenschwarm auf dem Markte nieder, zu Caere flog ein Adler auf den Tempel des Jupiter. Wegen dieser drohenden Zeichen wurde ein allgemeiner Bettag angesagt und einige Tage lang mit ungünstigem Erfolge geopfert. Endlich verhießen die Opfer Glück, und der Erfolg zeigte, daß das Unglück die Konsuln traf, der Staat aber ohne Schaden davonkam.“ Nach dem griechischen Geschichtschreiber Dio Cassius (155–229 n. Chr.) soll dem Pompejus seine Niederlage bei Pharsalus im voraus verkündet worden sein, indem Blitze in sein Lager schlugen, Bienen sich auf seine Fahnen setzten und viele Opfertiere vor dem Altar die Flucht ergriffen. Die Niederlage, die Varus im Jahre 14 n. Chr. in Germanien erlitt, sei den Römern durch Zeichen prophezeit worden, indem der Blitz in den Tempel des Mars auf dem Marsfeld schlug, viele Heuschrecken in die Stadt Rom flogen und dort von den Schwalben weggeschnappt wurden und Bienen an römischen Altären Wachszellen bauten. Auch des Kaisers Claudius Tod sei durch einen Kometen, einen blutigen Regen, die freiwillige Öffnung des Tempels des Jupiter Victor und auch dadurch voraus verkündet worden, daß sich ein Bienenschwarm im Lager festsetzte. Und Plinius (23–79 n. Chr.) meint: „Bienenschwärme geben einzelnen Menschen und ganzen Staaten wichtige Vorbedeutungen, wenn sie sich an Häuser oder Tempel hängen, worauf schon oft schrecklicher Jammer erfolgt ist. Als Plato noch ein Kind war, setzten sich Bienen auf seinen Mund und deuteten dadurch auf das Liebliche seiner zukünftigen Beredsamkeit. Im Lager des Feldherrn Drusus ließ sich ein Schwarm während der glücklichen Schlacht von Arbalo (in Germanien) nieder, woraus man sehen kann, daß die Wissenschaft der Zeichendeuter, welche eine solche Begebenheit immer für ein Unglück erklärt, nicht untrüglich ist.“

Auch Plinius behandelt die Bienen sehr ausführlich in seiner Naturgeschichte. Er sagt von ihnen: Wir müssen ihnen die höchste Bewunderung zollen und ihnen den Vorzug vor allen Insekten geben, sind sie doch die einzigen bloß um des Menschen willen geschaffenen. Man braucht sich deshalb nicht zu wundern, wenn man hört, daß manche Menschen ganz verliebt in ihre Bienen gewesen seien. So habe Aristomachos von Soli sich 58 Jahre lang mit nichts anderem als mit ihnen beschäftigt, und Philiskos aus Thasos habe mit seinen Bienen einsam in einer Einöde gelebt. Beide haben über sie geschrieben. Dann fährt er fort: „Den Winter über verbergen sich die Bienen, denn woher sollten sie auch die Kräfte nehmen, um der Kälte, dem Schnee und den Nordstürmen zu widerstehen? Aber ehe noch die Bohnen blühen, kommen sie heraus, um zu arbeiten, und wenn das Wetter günstig ist, geht kein Tag verloren. Zuerst bauen sie die Waben, dann erzeugen sie die Brut, sammeln Honig und Wachs von den Blüten, wie auch Vorwachs aus den klebrigen Abscheidungen der Bäume. Mit letzterem streichen sie erst inwendig den Stock aus, und weil sie wohl wissen, daß ihr Honig ein Leckerbissen ist, so mischen sie zur Abhaltung kleiner Schmarotzer dem Vorwachse noch bittere Säfte bei. Mit derselben Masse verengern sie auch den Eingang, wenn er allzu weit sein sollte. — Bei ihren Geschäften beobachten die Bienen eine bestimmte Ordnung: Am Tage steht eine Schildwache am Eingang; nachts ruhen sie, bis der Morgen anbricht und bis eine durch zwei- oder dreimaliges Sumsen gleich einem Trompeter das Zeichen zum Aufbruche gibt. Jetzt fliegen alle hinaus, wenn ein heiterer Tag bevorsteht. Ist aber Wind und Regen in Aussicht, so bleiben sie zu Hause, denn sie wissen im voraus, wie das Wetter sich gestalten wird. Sind sie zur Arbeit ausgezogen, so tragen die einen Blütenstaub mit den Füßen ein, andere Wasser im Munde und an den Haaren, womit ihr ganzer Leib bedeckt ist. Die Jungen fliegen aus und tragen ein, die Alten dagegen besorgen die häuslichen Arbeiten. Diejenigen, welche Blütenstaub sammeln, bedienen sich der Vorderfüße, welche behaart sind, und des Rüssels, um die Vorderfüße zu beladen, und so kehren sie denn endlich, von der schweren Last gebeugt, nach Hause zurück. Hier kommen ihnen sogleich drei bis vier entgegen und nehmen ihnen die Last ab, denn auch im Stocke sind die Arbeiten verteilt. Die einen bauen, die andern glätten, andere tragen den Baustoff herbei, andere bereiten aus dem, was eingetragen wird, die Speisen; denn sie halten gemeinschaftliche Mahlzeiten ab, damit die allgemeine Ordnung der Geschäfte nicht gestört wird. Den Bau beginnen sie oben an der Decke des Stockes und bauen nun die Waben abwärts so, daß dabei zwei Wege offen bleiben, auf deren einem sie herbei-, auf dem andern aber weggehen können. Die Waben hängen oben und auch ein wenig an der Seite fest; bis auf den Boden aber gehen sie nicht herab. Bald haben sie eine längliche, bald eine mehr runde Gestalt, wie es gerade die Form des Stockes mit sich bringt. Wollen die Waben fallen, so setzen sie Stützen darunter, wölben sie aber vom Boden aus so, daß ein Zugang für neue Ausbesserung übrig bleibt. Etwa die drei ersten Zellenreihen bleiben leer, damit nicht so leicht Diebe angelockt werden; die hintersten werden am meisten mit Honig gefüllt, und deswegen schneidet man den Stock auch von hinten aus.

Die Honig eintragenden Arbeitsbienen (gerula apis) sehen sehr auf günstigen Wind; beginnt ein Sturm, so nehmen sie ein Steinchen als Balast zu sich (wie schon Aristoteles geglaubt hatte), welches sie, wie einige behaupten wollen, auf den Schultern tragen. Geht ihnen der Wind entgegen, so fliegen sie an der Erde hin und weichen den Dornbüschen aus. Man ist erstaunt, wenn man ihre Arbeit beobachtet. Die Faulen werden getadelt, gestraft, ja sogar getötet. Sie sind äußerst reinlich. Jeder Unrat, der sich irgendwo im Stocke vorfindet, wird sogleich hinausgeschafft. Sobald der Abend kommt, nimmt allmählich der Lärm im Stocke ab, bis endlich eine Biene herumfliegt und durch dasselbe Sumsen, womit die Schar morgens geweckt wird, das Zeichen zur Ruhe gibt, worauf alle augenblicklich schweigen.“

Auch Plinius glaubt, daß der Honig aus der Luft herabfalle. Er sagt darüber: „Der Honig kommt aus der Luft, und zwar gegen Tagesanbruch, weshalb man auch mit dem Erscheinen der Morgenröte die Blätter der Bäume von Honig betaut findet und Menschen, die sich zufällig im Freien aufhalten, ihre Kleider und Haare mit Honig gesalbt fühlen. Mag nun der Himmel den Honigtau ausschwitzen, oder mögen ihn die Sterne ausspucken, oder mag er eine Reinigung der Luft sein, so wäre nur zu wünschen, daß er so rein, flüssig und echt sein möchte, wie er anfänglich herabträufelt. So aber fällt er aus der unermeßlichen Höhe herab, wird im Fallen durch schmutzige Beimischungen verunreinigt, vom Hauche der Erde vergiftet, außerdem von den Blättern abgeleckt, in den Magen der Bienen geschluckt, obendrein durch Blumensaft vermischt, im Bienenstocke geknetet, und dennoch behält er noch ein gutes Teil seiner himmlischen Eigenschaften bei.

„Der Honig ist immer da am besten, wo er in den Behältern der besten Blumen aufbewahrt wird. Am berühmtesten sind in dieser Hinsicht der Berg Hymettus in Attika, der (Berg) Hybla auf Sizilien und die Insel Kalydna (bei Kleinasien). Anfangs ist der Honig flüssig wie Wasser, gärt die ersten Tage wie Most und reinigt sich; am 20. beginnt er dick zu werden. Bald überzieht er sich mit einer Haut, welche sich aus dem durch Gärung entstehenden Schaume bildet. Der beste und am wenigsten nach Laub schmeckende wird von den Blättern der Linden, Eichen und der Rohrarten entnommen. Die Güte des Honigs hängt zwar von der Beschaffenheit der Gegend ab; übrigens zeigt sich aber doch noch ein Unterschied; denn z. B. im Lande der Peligner (in Italien) und in Sizilien zeichnet sich das Wachs aus, in Kreta, Zypern und Afrika der Honig, im Norden die Größe, so daß man in Germanien schon eine acht Fuß lange Wabe gesehen hat, deren Höhlungen schwarz waren. Allerwärts gibt es dreierlei Honig:

„1. Den Frühlingshonig, von Blüten gesammelt, deshalb auch Blütenhonig genannt, den man nicht wegnehmen darf, weil sonst die Brut nicht kräftig wird. Manche Bienenwärter nehmen aber gerade von diesem den meisten, weil bald darauf, beim Aufgang der großen Gestirne, großer Überfluß erfolgt. Übrigens sind im Sommer, wenn Thymian und Weinstock zu blühen beginnen, die Zellen am besten gefüllt. Man muß aber beim Schneiden der Stöcke eine gehörige Einteilung treffen; denn wenn man zuviel Honig wegnimmt, so überlassen sich die Bienen der Verzweiflung, sterben oder zerstreuen sich. Dagegen werden sie aber auch durch allzu großen Vorrat faul und fressen dann reinen Honig statt Bienenbrot. Vorsichtige Bienenwärter lassen ihnen daher von dieser Ernte den zwölften Teil. Der Tag, an welchem diese Ernte gehalten wird, ist gleichsam durch ein Naturgesetz bestimmt, und zwar ist es der 30. nach dem Auszuge des Schwarms, also meist im Monat Mai.

„2. Den Sommerhonig, welchen man auch reifen Honig nennt, indem er zur günstigsten Jahreszeit gesammelt wird, etwa 30 Tage nach der Sonnenwende, während der Sirius glänzt. Dieser Honig würde die herrlichste Gabe der Natur sein, wenn nicht der Betrug des Menschen alles verschlechterte und verdürbe; denn was sich beim Aufgang der Gestirne, vorzüglich deren vom obersten Range, oder beim Regenbogen, wenn kein Platzregen folgt, sondern der Tau vom Sonnenstrahl erwärmt wird, bildet, ist kein Honig, sondern ein himmlischer Balsam für die Augen, für Geschwüre und für die Eingeweide. Sammelt man ihn beim Aufgang des Sirius, wenn zufällig der Aufgang der Venus, des Jupiter oder Merkur auf denselben Tag fällt, so ist seine Kraft, Menschen zu heilen und selbst vom Tode zu erretten, nicht geringer als die des göttlichen Nektars. Beim Vollmond ist die Honigernte reichlicher, bei reinem Himmel aber fetter. Vorzüglich gut ist der rötliche, zumal für Krankheiten des Ohres. Der vom Thymian gesammelte ist goldfarbig, von köstlichem Geschmack und sehr geschätzt. Was sich in den Behältern der Blumen bildet, ist fett, was vom Rosmarin kommt, ist dick. Honig, welcher gerinnt, wird nicht gelobt. Honig von Thymian gerinnt nicht; berührt man ihn, so zieht er sehr feine Fäden, und dies ist der beste Beweis seiner Schwere. Trennt er sich leicht, so daß die Tropfen fallen ohne Fäden zu ziehen, so gilt das für einen Beweis von geringem Werte. Man verlangt ferner, daß der Honig wohlriechend, süßlichsauer, klebrig und durchsichtig sei. Bei der Sommerernte soll man nach Cassius Dionysius den Bienen den zehnten Teil lassen, wenn der Stock voll ist; ist er es aber nicht, so soll man nach Verhältnis schneiden. Ist er leer, so soll man ihn gar nicht anrühren. Diese Ernte hält man anfangs Juli ab.

„3. Den wilden Honig, den man auch Heidehonig nennt und wenig schätzt. Die Bienen sammeln ihn nach dem ersten Herbstregen, während im Walde nur die Heide (Baumheide, Erica carnea) blüht, weswegen er auch gleichsam sandig ist. Diesen Honig schneidet man im November, und die Erfahrung lehrt, daß man davon den Bienen zwei Drittel und jedenfalls den Teil der Waben lassen muß, der das Bienenbrot enthält. Vom kürzesten Tage an bis zum Aufgang des großen Bären schlafen die Bienen sechzig Tage lang, ohne Nahrung zu sich zu nehmen; von da an bis zur Frühlingsnachtgleiche wachen sie zwar, da die Luft schon lauer ist, bleiben aber gleichwohl im Stocke und zehren von den vorhandenen Vorräten. In Italien schlafen sie bis zum Aufgang des Siebengestirns.

„Manche Bienenwärter wiegen beim Schneiden die Stöcke und bestimmen dann, wieviel Honig darin bleiben soll. Auch gegen die Bienen muß man billig sein; denn die Stöcke sollen aussterben, sobald man ungerecht gegen sie handelt. Vorzüglich empfiehlt man denen, welche schneiden, sich vorher zu baden und zu reinigen. Vor Dieben haben die Bienen einen eigenen Aberwillen. Während man den Honig herausnimmt (nach dem zu Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. lebenden Nonnos schützte sich der Bienenwärter dabei mit einem aus feinen Leinenfäden geflochtenen schleierartigen Gewand, das ihn vom Kopf bis zu den Zehen verhüllte), müssen die Bienen durch Rauch vertrieben sein, damit sie nicht wütend werden oder auch selbst sich über den Honig hermachen. Gibt man ihnen öfters Rauch, so werden sie arbeitsamer, durch allzuhäufigen aber leiden sie und der Honig wird dann bei der leisesten Berührung des Taues sauer.“

Über die Gewinnung des Wachses gibt Plinius ausführliche Auskunft und sagt, das beste komme von Karthago. Am schönsten weiß werde es, wenn man es nur einmal kocht. Man brauche es zu unzähligen Dingen und färbe es auf verschiedene Weise; oft benütze man es auch, um Wände und Waffen gegen Nässe zu schützen. Die besten Bienenstöcke mache man aus Baumrinde, und zwar aus Kork der Korkeiche; die aus Ruten geflochtenen seien nicht so gut. Viele ließen sie aus Marienglas herstellen, um die Bienen bei der Arbeit beobachten zu können. Man stelle sie am besten so auf, daß das Flugloch nach der Gegend gerichtet sei, wo die Sonne während der Tag- und Nachtgleiche aufgehe. Im Winter müsse man sie mit Stroh bedecken und oft räuchern, am besten mit Rindermist. Diesen Rauch lieben die Bienen wegen der Verwandtschaft (bezieht sich auf die vermeintliche Entstehung der Bienen aus totem Rindvieh) und er tötet zugleich das Ungeziefer, von dem sie geplagt werden wie Spinnen, Würmer (Larven des Bienenwolfs und der Wachsmotte) und Schmetterlinge (Wachsmotte und Totenkopf), muntert dagegen die Bienen auf. Am schlimmsten sind die Schmetterlinge; man kann sie aber im Frühjahr, zur Zeit, da die Malve reift, nachts bei Neumond bei heiterem Himmel töten, indem man Feuer vor den Bienenstöcken anzündet, in welches sie sich dann hineinstürzen.“

Auch nach Plinius „leben die Bienen, wenn ihnen kein Unglück zustößt, sehr lange, nämlich sieben Jahre. Nie sollen aber Bienenstöcke über 10 Jahre gedauert haben.“ Tatsächlich aber lebt nur die Königin, das fruchtbare Weibchen, 3–5 Jahre, ist aber höchstens 3 Jahre recht fruchtbar. Sie vermag nach den angestellten Versuchen jährlich 50 bis 60000 Eier zu legen, in den letzten Jahren bedeutend weniger. Die unfruchtbaren Weibchen, die Arbeiterinnen, leben im Sommer nur 6–8 Wochen und sterben, von der rastlosen Arbeit verbraucht oder von Bienenfeinden getötet. In der Haupttrachtzeit währt das Leben dieser unermüdlichen Arbeiterinnen nur 6 Wochen. Das konstatierte man durch Einführung der italienischen Bienen in Deutschland. Gibt man nämlich einem deutschen Volke eine befruchtete italienische Königin, so ist nach 6 Wochen bis auf vereinzelte Exemplare jenes völlig verschwunden und durch ein Volk italienischer Bienen ersetzt. Nur die im August und September ausgeschlüpften Arbeitsbienen leben, wenn der Stock normal ist und ihnen nichts zustößt, bis in den April hinein, bis eine neue Brut sie in der Arbeit abzulösen vermag. Ein starkes Volk zählt im Sommer 30–80000 Arbeitsbienen. Die Drohnen genannten Männchen aber, die dicker und länger als die Arbeitsbienen sind und im Gegensatz zu sämtlichen Weibchen stachellos sind und nicht arbeiten, auch von jenen leicht am dröhnenden Tone ihres Fluges erkannt werden können, haben keine andere Aufgabe, als die jungen Königinnen, die beim Schwärmen mit einem Teil des Bienenvolkes ausziehen, um eine neue Kolonie zu gründen, zu befruchten. Sie entstehen im Frühjahr aus unbefruchteten Eiern, während die Weibchen aus befruchteten hervorgehen, im Falle sie Königinnen werden sollen, durch bessere Ernährung ihre Geschlechtsorgane voll ausbilden, im Falle sie aber nur Arbeiterinnen abgeben sollen, trotz der längeren Entwicklungsdauer von 3 Tagen gegenüber den Königinnen, in bezug auf ihre Geschlechtsorgane verkümmern. Gegen Ende April erscheinen die ersten Drohnen, deren es in einem starkgewordenen Volke über 1000 geben kann. Von diesen sind nur einige wenige auserwählt, die jungen Königinnen beim Hochzeitsfluge in der Luft zu begatten, wobei sie sofort sterben. Die befruchtete Königin aber füllt dabei ihre Samentasche für die Zeit ihres Lebens mit Samen, von dem sie willkürlich ein Samenfädchen zu dem den Eileiter passierenden Ei gelangen läßt oder nicht. In ersterem Falle entstehen daraus Weibchen, im letzteren dagegen Männchen. Deshalb kann ein unbefruchtetes Weibchen durch Jungfernzeugung nur Männchen hervorbringen, und man nennt in diesem Falle das betreffende Volk drohnenbrütig. Die nicht beim Hochzeitsflug umgekommenen Drohnen aber werden, sobald eine Trachtpause anbricht, als überflüssige Schmarotzer, die nur bei warmem Sonnenschein und windstillem Wetter den Stock zwischen 10 Uhr morgens und 4 Uhr nachmittags verlassen, um im Freien hin und her zu fliegen, aber keinen Nektar oder andere Nahrung suchen, sich aber am Nahrungsvorrat des Stockes sättigen, durch die Bienen von den Honigvorräten weggedrängt, nicht mehr gefüttert und, wenn sie dem Verhungern nahe sind, zum Stocke hinausgedrängt und ihrem Schicksal überlassen oder umgebracht. Es ist dies die von Mitte August bis Ende September sich alljährlich einmal ereignende „Drohnenschlacht“. Pfarrer Schönfeld hat nun nachgewiesen, daß die Drohnen ohne Futtersaftfütterung, d. h. ohne Zufuhr stickstoffhaltiger Nahrung, nicht länger als drei Tage leben können. Sobald nun die Arbeitsbienen die Darreichung des Futtersaftes einstellen, ermatten die Drohnen schon am zweiten Tage so sehr, daß sie sich leicht überwältigen lassen oder von selbst an Entkräftung zugrunde gehen. Findet in einem Stocke keine Drohnenschlacht statt, so ist der Stock weisellos, d. h. ohne Königin. Sind im Sommer die Drohnen in einem Stocke zu zahlreich, so steckt der Imker eine sogenannte Drohnenfalle ins Flugloch, um die müßigen Honigfresser darin zu fangen. Die Arbeitsbienen, welche nicht so dick sind, schlüpfen durch die Löcher hindurch, während dagegen die Drohnen darin stecken bleiben.

In Beziehung auf die Fortpflanzung der Bienen sagt Plinius: „Wie sie ihre Jungen erzeugen, ist eine wichtige und schwierige Aufgabe für Gelehrte; denn man hat sie nie in der Paarung angetroffen. Viele Leute sind der Meinung, sie entständen aus einer zu diesem Zwecke geeigneten Zusammensetzung von Blütensäften. Andere glauben, es geschehe durch Paarung des Königs mit den andern Bienen. Es befindet sich in jedem Stock nur ein König; er ist weit größer als die andern Bienen und soll das einzige Männchen sein. Ohne ihn soll es keine Brut geben, und die übrigen Bienen sollen ihn wie Weibchen ihren Mann und nicht wie ihren König begleiten. Das Vorkommen der Drohnen ist ein Beweis gegen diese Behauptung; denn wie können von denselben Eltern teils vollkommene, teils unvollkommene Wesen abstammen? Die erstere Meinung würde wahrscheinlich sein, wenn nicht eine andere Schwierigkeit dagegen spräche. Es entstehen nämlich zuweilen am äußersten Ende der Wachstafeln größere Bienen, welche die übrigen vertreiben; man nennt sie oestrus. (Ob hier Drohnen oder in den Stock eingedrungene Raubbienen gemeint sind, ist ungewiß.) Aber wie könnten sie entstehen, wenn die Bienen sich selbst erzeugten?

Gewiß ist, daß die Bienen wie Hühner brüten. Zuerst kriecht bei ihnen ein kleines weißes Würmchen aus, der König aber hat gleich eine Honigfarbe, als wäre er aus einer auserwählten Blume entstanden; auch ist er nicht erst ein Würmchen, sondern gleich geflügelt. Reißt man den Larven der andern Bienen den Kopf ab, so sind sie für ihre Mütter ein wahrer Leckerbissen. Werden die Würmchen größer, so träufeln ihnen die Bienen Speise ein und bebrüten sie, wobei sie ein starkes Gemurmel erheben, wahrscheinlich um die zum Brüten erforderliche Wärme zu bewirken. Endlich zersprengt jeder Wurm die Hülle, in welche er gleich einem Ei in seiner Schale eingewickelt ist, und nun kriecht der ganze Schwarm aus den Zellen hervor. Diese Tatsache ist bei Rom auf dem Landgute eines Konsularen beobachtet worden, wo man aus durchsichtigem Horn verfertigte Bienenstöcke aufgestellt hatte. Die Brut bedarf 45 Tage, bis sie zur Vollkommenheit gelangt ist. (In Wahrheit ist die Zeit viel kürzer und bedarf eine Königin zu ihrer Entwicklung nur 15, eine Arbeiterin 21 und eine Drohne 24 Tage.) Sind die Jungen glücklich ausgekrochen, so arbeiten sie sogleich unter der Aufsicht ihrer Mütter, und eine Schar junger Bienen begleitet den König. Es werden mehrere Könige erzogen, damit es nicht daran fehlen kann. Sind sie aber erwachsen, so werden die schlechtesten mit allgemeiner Zustimmung getötet, damit sich der Schwarm nicht um ihretwillen teilt. Es gibt zweierlei Art Könige, wovon die bessere Art schwarz und bunt ist. Alle Könige haben stets eine sie auszeichnende Gestalt und sind doppelt so groß als die übrigen Bienen; ihre Flügel sind kürzer, ihre Beine gerade, ihr Anstand erhabener und auf der Stirn haben sie einen weißen Fleck, der einem Diadem ähnlich sieht. Auch durch Glanz zeichnen sie sich vor dem gemeinen Volke aus. Sie haben einen Stachel, aber sie bedienen sich desselben nicht. Es ist wunderbar, welchen Gehorsam das Volk seinem Könige erweist. Geht er herum, so zieht ein ganzer Schwarm mit ihm, nimmt ihn in die Mitte, beschützt ihn und verhindert, daß man ihn sehen kann. Während der übrigen Zeit, wenn das Volk arbeitet, geht er im Stocke umher, besichtigt die Arbeiten, scheint zu ermahnen und ist allein müßig. Um ihn herum sind einige Leibgardisten, die seine Würde allerwärts aufrecht erhalten. Er verläßt den Stock nur, wenn ein Schwarm ausziehen will. Dies bemerkt man schon lange vorher, indem einige Tage lang sich inwendig ein geräuschvolles Murmeln hören läßt, ein Zeichen, daß sie Vorbereitungen treffen und nur auf gutes Wetter warten. Schneidet man dem König einen Flügel ab, so zieht der Schwarm nicht aus. Sind sie aber ausgezogen, so drängt sich jede an den König und will sich durch Diensteifer auszeichnen. Ist er müde, so stützen sie ihn mit den Schultern; kann er nicht weiter, so tragen sie ihn ganz. Ist eine Biene vor Ermattung zurückgeblieben oder hat sie sich zufällig verirrt, so zieht sie dem Schwarme nach, indem sie dem Geruche folgt. Wo sich die Hauptmacht niederläßt, da versammelt sich das ganze Heer.“

Im Gegensatz zu den älteren Autoren war man also zu Plinius’ Zeit glücklich dazu gelangt, statt mehrerer nur einen Anführer in jedem normalen Bienenstocke anzunehmen. Über dieses Wissen ist man das ganze Mittelalter hindurch nicht hinausgekommen. Erst im 17. Jahrhundert entdeckte dann der in Amsterdam erst 43 Jahre alt verstorbene holländische Gelehrte Jan Swammerdam (1637–1680) durch Sezieren der Bienen unter dem Vergrößerungsglas, wobei er deren Eierstöcke und Eileiter fand, daß der bis dahin allgemein als Männchen betrachtete, deshalb auch im Deutschen als der Weisel bezeichnete Anführer oder König des Stockes tatsächlich ein Weibchen und der Bienenstaat auf der Mutterschaft begründet sei.

Nach Swammerdam hat der Franzose R. A. de Réaumur die wissenschaftliche Bienenkunde durch zahlreiche Beobachtungen und Versuche in seinem Garten in Charenton gefördert. Noch weit mehr tat dies der 1750 in Genf geborene François Huber, durch Réaumurs Experimente angeregt. Sein Werk „Nouvelles observations sur les abeilles“, von dem der erste Band im Jahre 1789 in Form von Briefen an einen andern Bienenforscher Charles Bonnet erschien — der zweite folgte erst 25 Jahre später — ist klassisch und enthält die Grundlage unseres heutigen Wissens über die Bienen. In der Folge hat der 1811 in Lobkowitz in Schlesien geborene katholische Pfarrer Johann Dzierzon die Bienenkunde am meisten gefördert, indem er zuerst die jungfräuliche Zeugung, welche zur Entstehung von Drohnen führt, bei den Bienen feststellte. Es geschah dies auf seiner Pfarrei Karlsmarkt bei Brieg in Schlesien, wo er auch 1861 den ersten Kastenstock mit beweglichen Waben erfand, wodurch der Imker erst befähigt wurde, seinen Anteil an der Honigernte zu gewinnen, ohne nutzlos seine besten Völker zu vernichten und die Arbeit eines ganzen Jahres in einem Augenblicke zu zerstören. Dieser zunächst noch sehr unvollkommene Kastenstock wurde dann vom Amerikaner Langstroth bedeutend vervollkommnet, indem er den eigentlichen beweglichen Rahmen erfand, der zunächst in den Vereinigten Staaten weite Verbreitung fand und außerordentliche Erfolge erzielte. Dann erfand Mehring, um den Bienen Arbeit und Wachs, also auch viel Honig und Zeit zu ersparen, die Herstellung von Kunstwaben, die sie alsbald benutzten und ihren Bedürfnissen anpaßten. Und Major von Hruschka endlich konstruierte die Honigschleuder, wodurch die Waben ihres Inhalts entleert werden konnten, ohne zerstört werden zu müssen. Damit eröffnete sich eine neue Periode der Bienenzucht, die erst die Biene zum eigentlichen Haustier des Menschen erhob.

Kehren wir indessen von diesen allerdings äußerst wichtigen theoretischen Betrachtungen zur Praxis zurück, wie sie die alten Römer und Griechen betrieben. Plinius sagt in seiner Naturgeschichte, daß auf jedem Landgute Bienenstände zu finden seien. Jedenfalls war der Verbrauch von Honig und Wachs in den Kulturländern am Mittelmeer bereits im Altertum ein sehr großer. Wissen wir doch vom griechischen Geschichtschreiber Strabon, daß in Norditalien die einheimische Erzeugung derselben nicht genügte, sondern daß diese Produkte von verschiedenen Volksstämmen der Alpentäler, die sich dieselben von Wildbienen verschafften, gegen Landesprodukte eingetauscht wurden. Erst durch die Römer kam dann die Bienenzucht in die von ihnen unterjochten Länder nördlich der Alpen.

Dort hatte die keltische und germanische Bevölkerung ausschließlich den wilden Honig verwendet, um damit den als Getränk höchst beliebten Met zu erzeugen, den schon der kühne griechische Seefahrer Pytheas aus Massalia (dem heutigen Marseille), ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, der eine Entdeckungsreise in die Nordsee nach dem Bernsteinlande machte, als ein an der Nordküste Germaniens gemeines Getränk bezeichnet. Jedenfalls darf man annehmen, daß es im waldreichen alten Germanien viele wilde Bienenvölker in den durch Spechte oder Pilzinvasion hohlgewordenen Bäumen gab. So zeigen uns die Bestimmungen der germanischen Volksrechte nach der Völkerwanderung, vom 5.-8. Jahrhundert, daß unter den Nebennutzungen des Waldes die wilden Bienen eine nicht unwichtige Rolle spielten. Nach den Gesetzen der Bajuvaren gehörten nicht nur die wilden Bienen dem Waldeigentümer, sondern auch ein Schwarm der damals schon gehaltenen Hausbienen, der sich verflogen und in einen hohlen Baum verzogen hatte. Jedoch konnte der bisherige Eigentümer eines solchen Schwarms mit Vorwissen des Waldeigentümers versuchen, denselben durch Rauch oder Anschlagen gegen den Stamm, aber ohne Schaden für den Baum, auszutreiben und wieder zu fassen. Tat er dies ohne Vorwissen des Waldeigentümers mit Erfolg, so mußte er auf Andringen des letzteren mit sechs Eideshelfern schwören, daß der eingefangene Schwarm wirklich der seinige und ihm entflogen war. Bei den Langobarden wurde es mit den wilden Bienen gehalten wie mit dem Ausnehmen der Vögel. Nur im Gehege des Königs war das Ausbeuten eines wilden Bienenstocks unbedingt verboten, während in einem sonstigen Wald nur dann eine Bestrafung eintrat, wenn der Baum zum Beweis der Entdeckung des Schwarmes bereits gezeichnet war. War aber der Baum nicht gezeichnet, so konnte der Finder den Stock ungestraft ausnehmen und mußte bloß, wenn der Waldeigentümer dazu kam, ihm den Honig überlassen. Ähnliche Bestimmungen weist das Volksrecht der Westgoten auf. Dieses schrieb vor, daß, wer immer einen Schwarm fand, es mochte im eigenen Walde oder in Felsen und hohlen Bäumen des Gemeindewaldes sein, er drei Zeichen, welche „Charaktere“ genannt werden, dort anzubringen hatte, damit nicht durch ein einziges Betrug entstehen könne. Wer ein fremdes Zeichen der Besitzergreifung verletzte, wenn er es antraf, der mußte dem Geschädigten doppelten Ersatz leisten und überdies 20 Streiche erdulden.

Die Bienenzucht der alten Germanen war wesentlich eine Waldbienenzucht und wurde das Zeideln oder die Zeidelweide genannt. Nach den zahlreichen auf uns gekommenen Urkunden war sie sehr ausgebreitet und beruhte auf Gewohnheiten, Verträgen und später Gesetzen, die niemand bei strenger Strafe verletzen durfte. Überall in den Wäldern waren Zeidelbäume eingerichtet, die als Privateigentum besonders gezeichnet waren. Wer einen solchen ausbeutete, der bezahlte 6 Solidi (d. h. Goldschillinge von etwa 12 Mark Metallwert, tatsächlich aber viel höher bewertet, da man damals für einen solchen eine erwachsene Kuh kaufen konnte) Strafe. Jeder Zeidler hatte ein eigenes Revier, in welchem er seine Bienen hielt; dabei durfte er nicht seinem Nachbarn und dieser nicht ihm zu nahe kommen. Wenn nun ein Schwarm sich in den Zeidelbezirk des Nachbars verflogen hatte, so durfte ihm sein Eigentümer nach den Gesetzen der Bajuvaren dahin folgen, mußte es aber dem Nachbar melden. Dann mußte er die Bienen aus dem Baume, in dessen Höhlung sie sich festgesetzt hatten, ausräuchern und dreimal mit umgekehrter Axt an den Baum schlagen. Kamen sie dann heraus, so durfte er sie mitnehmen; was nicht folgte, verblieb dem Nachbar.

Daneben wurde seit der Völkerwanderungszeit auch eifrig die eigentliche von den Römern übernommene Hausbienenzucht getrieben. Man hielt ordentliche Bienenhäuser (in den lat. Urkunden und Gesetzen apile, aprarium, apiculare oder apicularium genannt), die eingedeckt waren und verschlossen werden konnten. Doch durften sie, wie auch einzelne Stöcke, nicht in den Dörfern und Ansiedelungen gehalten werden, sondern mußten an abgelegene Orte geschafft werden, damit sie nicht jemandem Schaden zufügten. Man hatte dreierlei Arten von Bienenstöcken (vasculum), nämlich aus Holz, aus Baumrinde oder von Ruten geflochten. Um die Schwärme im Wald oder bei den Bienenhäusern zu fassen, standen stets dergleichen Behälter bereit. Legte sich ein Schwarm bei Nachbars Bienenhaus in ein solches Gefäß, so mußte es nach dem Volksrechte der Bayern diesem gemeldet und versucht werden, ob der Schwarm herauszutreiben sei oder nicht. Doch durfte das Gefäß nicht geöffnet werden. War es von Holz, so bewarf es derjenige, dem der Schwarm fortgeflogen war, dreimal mit Erde, war es aus Rinde oder Ruten, so schlug er dreimal mit der Faust darauf. Was dann herausging, erhielt er wieder zu eigen, was zurückblieb, gehörte dem Besitzer des Gefäßes.

Die Beraubung der Zeidelbäume, Bienenhäuser und Stöcke wurde streng geahndet. Selbst der Versuch, etwas rauben zu wollen, wenn man auch nichts erhielt, ward nach dem Volksrechte der Westgoten bitter bestraft. Der Freie gab in solchem Falle 3 Solidi Strafe und erhielt 50 Prügel; wenn er aber etwas genommen hatte, so mußte er es neunfach ersetzen und bekam noch die Schläge dazu. Der Leibeigene erhielt im ersteren Falle 100 Hiebe, im letzteren dagegen mußte er den sechsfachen Schadenersatz leisten. Bezahlte der Herr nicht für ihn, so mußte er ihn dem Bestohlenen zum Eigentume ausliefern. Das Volksrecht der Sachsen setzte, wie auf gewöhnlichen Diebstahl, so auch auf das Stehlen eines Bienenstockes aus dem Verschluß die Todesstrafe; er ward aber nur neunfach ersetzt, wenn er außer demselben im Freien gestanden hatte. Wer bei den Langobarden aus einem Bienenhause ein oder mehrere Stöcke stahl, der bezahlte 12 Solidi Strafe.

Unter der Herrschaft der Frankenkönige fand die Hausbienenzucht neben der Zeidelweide zunehmende Bedeutung. Karl der Große bestimmte, daß auf jedem seiner Güter ein erfahrener Bienenwärter zur rationellen Pflege der dort gehaltenen Bienenvölker angestellt sein solle. In seinem Gute Stefanswert befanden sich 17, in Grisenweiler sogar 50 Bienenstöcke. Honig und Wachs mußten reinlich gewonnen und an die königliche Hofhaltung abgeliefert werden. Von den Besitzern der Mansen und Hufen wurde Honig und Wachs als Zins gegeben.

In dem Maße, als unter den sächsischen und fränkischen oder salischen Kaisern im 10.-12. Jahrhundert die Wälder den Gemeinden entzogen und unter Bann getan wurden, traten die vorher freien Zeidler (cidelarii) in die Dienstbarkeit der Fürsten. So werden sie 990 in einer Urkunde Ottos II. nach den Manzipien als Dienstleute angeführt, und 959 schenkte Otto der Große der Kirche zu Salzburg die Ortschaft Grabestatt und die Zeidler daselbst. Mit der Übertragung eines Bannforstes gingen auch die Zeidelweiden an den neuen Besitzer über. So übergab 1025 Konrad II. an das Kloster Freising einige Ländereien nebst Zubehör, worunter auch Zeidelweiden. Der Zins wurde in Honig und Wachs abgeliefert. Ersterer hatte zur Herstellung des immer noch sehr volkstümlichen Metes große Bedeutung, während letzterer seit der Einführung des Christentums zur Verarbeitung zu Kerzen für die Kirchen in immer größerer Menge gebraucht wurde. Allerdings hielten die meisten Klöster eigene Bienenstände, oft in größerer Zahl. So kommen beispielsweise im Verzeichnis der Schenkungen an das Kloster Fulda 40 Bienenstöcke (epiastrum) vor, welche ein einzelner Privatmann dahin gestiftet hatte. Doch genügten meist deren Erträge nicht, um den großen Bedarf der Kirche an Wachs zu decken. Deshalb suchten sich die Klöster von ihren zinspflichtigen Leuten eine regelmäßige Lieferung von Wachs zu sichern. Neben den Wachszinsen, deren Maß in den meisten betreffenden Urkunden genau nach dem Gewichte bestimmt ist, wurde auch eine entsprechende Abgabe an Honig und der Zehnten von den bevölkerten Bienenstöcken, die Schwärme inbegriffen, gefordert.

Unter den Hohenstaufen im 12. und 13. Jahrhundert und den folgenden Kaisern wurde in Deutschland die Zeidelweide neben der Hausbienenzucht in reger Weise weiterbetrieben. In einer Urkunde von 1288 bekennt eine Frau, daß sie vom Bischofe von Eichstätt die Bienennutzung (fructus apium), welche gewöhnlich Cidelwaid genannt wird, aus bloßer Gnade für die Lebenszeit in zwei Wäldern erhalten habe. Man hatte zu diesem Behufe wie ehemals so damals und teilweise bis auf den heutigen Tag besondere Bäume durch künstliches Aushöhlen eingerichtet. Solche nannte man Beuten. Die Bienenschwärme, welche man in den Wäldern fand, gehörten dem Gutsherrn und nicht dem, der sie fand. In Frankreich hieß dieses Recht abeillage (in einer Urkunde von 1311 als abellagium erwähnt). Über die Bienenfolge gab es besondere Verordnungen. So bestimmten die Schonischen Gesetze von 1163, daß derjenige, dem seine Bienen in einen andern Wald flogen, sie dort holen und auch diejenigen mitnehmen dürfe, die er daselbst antraf, vorausgesetzt, daß sie niemand sonst ansprach; den Baum aber durfte er ohne besondere Erlaubnis des Herrn nicht fällen. Nach dem Schwabenspiegel (1276) durfte man noch nach drei Tagen seinen Bienen folgen, wenn sie auf eines andern Baum, Zaun oder Haus flogen. Man mußte aber den Eigentümer des Ortes mitnehmen, alsdann in seiner Gegenwart daranschlagen und bekam diejenigen, welche herabfielen; die andern aber gehörten jenem.

Zu Ende des Mittelalters gelangte die Imkerei in den deutschen Landen zu höchster Blüte. In den dem Reich gehörenden Bannforsten und auch sonst wurde noch eifriger als bis dahin die Zeidelweide oder Waldbienenzucht getrieben, und die Zeidler taten sich neben den Hausbienenzüchtern zu Genossenschaften zusammen, die manche Privilegien genossen. Die bedeutendsten Zeidelplätze waren zu Muskau und Hoyerswerda in der Oberlausitz, in der Kurmark, auf der großen Görlitzer Heide, in Pommern und im Nürnberger Reichswald. Vom Zeidlerwesen an letzterem Orte, wo die Einwohnerschaft der Umgegend nach den diesbezüglichen Urkunden ausgedehnte Waldnutzungsrechte besaß, haben wir ausführliche Kunde. Die Zeidelordnung Kaiser Karls IV. vom Jahre 1350 bestätigte die Rechte der Zeidler im Laurenzer Wald und gibt uns ein klares Bild von der Ausdehnung des bienenwirtschaftlichen Betriebes der damaligen Zeit und der Bedeutung, welche man demselben beilegte. Die Gerichtsbarkeit in „des Reiches Bienengarten“ stand unter einem besonderen Zeidelmeister, dem die Besetzung der Zeidelgüter oblag und der dafür zu sorgen hatte, daß dem Kaiser und Reich an seinem Gute und Dienste nichts abgehe. Die Zeidler aber waren freie Leute und freizügig. Jeder konnte von seinem Gute „abfahren“ (wegziehen), wenn es ihm beliebte, und war beim Abgange dem Zeidelmeister nur 13 Heller zu geben schuldig. Wollte dieser dieses Absagegeld nicht annehmen, so konnte der Zeidler dasselbe auf die Übertür seines Hauses legen und als ein Gerechter abfahren. Wer danach „auffuhr“, hatte dem Zeidelmeister einen Schilling und einen Heller zu entrichten und dieser sich damit zu begnügen. Die Zeidler hatten das Erbrecht an ihrem Gute und waren allein befugt, im Bannforste Bienen zu halten. Niemand durfte, so weit der „Bienkreis“ reichte, einen Schwarm aufheben. Wer einen „Peuten“ (Bienenbaum) umhieb, war dem Zeidelmeister 10 Pfund Heller und einen Heller schuldig. Das nötige Holz bekamen die Zeidler umsonst aus dem Reichswald und genossen manche Privilegien, so waren sie zollfrei in allen Städten des Reichs, dafür aber mußten sie Kaiser und Reich dienen „zwischen den vier Wäldern“, d. h. Böhmer-, Schwarz-, Thüringer- und Scharnitzwald. Der Dienst sollte mit sechs Armbrüsten geschehen; Pfeile, Wagen und Kost erhielten sie vom Reich. Außerdem hatte jeder Zeidler dem Kaiser das herkömmliche Honiggeld zu geben. Ursprünglich wurde zweifellos eine bestimmte Menge Honig abgeliefert.

Ähnlich wie im Laurenzer Wald war es im Sebalder Wald bei Nürnberg. In einem Salbuche des 13. Jahrhunderts über die Reichsgüter bei Nürnberg wird u. a. gesagt: „Das Amt Heroldsberg soll setzen dem Reich einen Pingarten hintz dem Eynch, da 72 Immen inne seyen, die untötlich seyen.“ Diese Stöcke waren also nur zur Zucht bestimmt und durften nicht zur Honigentnahme getötet werden. Die aus ihnen hervorgehenden Schwärme ließ man offenbar frei in den Wald fliegen, wo sie sich in die vorbereiteten „gewipfelten und gelochten“ Bäume zogen. In verschiedenen Urkunden jener Zeit ist von der Zeidelweide (sidelweide) und von Zeidlern (cidelarius) die Rede. Wo keine Zeidelwirtschaft bestand, teilten sich der Grundherr oder Waldeigentümer und der Finder meist in das Erträgnis eines gefundenen wilden Bienenstockes. Gelegentlich aber, so im Wildbanne von Altenaer an der Ahr, erhielt der Finder eines wilden Biens denselben gegen Erlegen eines Geldbetrags allein. Nach Aussage der Erbwildförster im Jahre 1617 mußte der Finder eines herrenlosen Biens den Ort alsbald zeichnen und beim nächsten Wildförster gegen Bezahlung von 9 Hellern „Urlaub heischen, den Bien als sein eigen Gut abzuholen“, wogegen niemand etwas tun durfte, auch der Waldeigentümer nicht.

Ihren Glanzpunkt erreichte die Zeidelweide im Zeitalter der Zeidlerinnungen im 14. und 15. Jahrhundert. Damals gab es in allen deutschen Gauen Bestimmungen in den Weistümern betreffs des Fundrechts an den „imben“, d. h. an den in den Wald verflogenen Bienenschwärmen, die sich in hohlen Baumstämmen eingenistet hatten. Diese hohlen Bäume, in denen die sich selbst überlassenen Bienenschwärme sich ansiedelten, gaben das Vorbild zu den im Mittelalter für die Hausbienen meist gebräuchlichen Klotzbeuten. Diese bestanden aus einem ausgehöhlten 4–5 Fuß langen Baumstamm, der mit einem abnehmbaren Deckel und einem Flugloche versehen war. Daneben mögen auch schon kunstlos aus Stroh geflochtene Körbe verwendet worden sein, die später jene mehr und mehr verdrängten. Als in späteren Zeiten die Wälder mehr und mehr ausgeholzt und einem regelrechten Forstbetrieb unterworfen wurden, verkümmerte nach und nach die Zeidelweide und die seit Jahrhunderten neben ihr betriebene zahme oder Hausbienenzucht trat an ihre Stelle und wurde gesetzlich geschützt. Wo aber ausgedehntere Waldstrecken dem neuen Betriebe nicht unterworfen wurden, da blieben die alten Zeidelweiden bestehen. Damals gab es gutbesuchte Honigmärkte in allen größeren Städten, so besonders in Köln, Nürnberg, Breslau und Prag.

Seit dem 16. Jahrhundert machte sich in Mitteleuropa ein merklicher Niedergang der Bienenzucht geltend, indem die Reformation viele Klöster, welche bis dahin die Hüter so vieler Bienenstöcke gewesen waren, verdrängte und die Kerzen in den Kirchen überflüssig machte. Als später auch noch der verheerende Dreißigjährige Krieg ausbrach, da war es begreiflich, daß in der allgemeinen Drangsal sehr zahlreiche Bienenstöcke eingingen, da sie nicht mehr die nötige Pflege erhielten. Ein weiteres ungünstiges Moment war das Aufkommen des Rohrzuckers, der dem bis dahin als alleinigem Süßstoffe gebrauchten Honig durch seine größere Billigkeit bedenkliche Konkurrenz machte und ihn bald zum größten Teil in der Küche verdrängte. Kurze Zeit nach der Entdeckung Amerikas war das ursprünglich in Südasien heimische Zuckerrohr dort eingeführt worden und wurde durch die gleichfalls bald in großer Masse aus Afrika importierten Negersklaven in solcher Menge angebaut, daß der viel wohlfeiler zu produzierende und stärker süßende Rohrzucker so billig zu haben war, daß der Honig bald als zu teuer in den Hintergrund trat. Er wurde schon noch als Leckerbissen gegessen, aber zum Süßen der Speisen, vor allem der verschiedenen Kuchen und süßen Platten, fiel er gänzlich in Wegfall, und nur altertümliche Gebäckarten, wie Lebkuchen, Leckerli usw., behielten ihn bei. Als dann zum Rohrzucker noch die großartige Sirupfabrikation aus Kartoffeln und vollends noch der billige Rübenzucker dazu kam, so war es um den Honig als Süßstoff in den Haushaltungen vollends geschehen.

In Deutschland suchten die einsichtsvollen Fürsten, vor allem Friedrich der Große, die sehr heruntergekommene Bienenzucht wieder zu heben. Jener Preußenkönig zog in der Bienenzucht erfahrene Kolonisten aus Polen und Preußen in die Mark Brandenburg und interessierte sich in der Folge sehr auch für diesen Zweig der Landwirtschaft. Mehrfach spricht er sich in Briefen erfreut über die Fortschritte der Imkerei in seinem Lande aus, so unter anderem auch in einem Briefe an Voltaire vom 5. Dezember 1775, in welchem er die bis dahin erfolgte Vermehrung der Bienenvölker um ein Drittel hervorhebt. Um die Bienenzucht möglichst zu schützen, verlieh er den Bienenzüchtern manche Erleichterungen und legte einen hohen Einfuhrzoll auf den fremdländischen Rohrzucker. In Österreich war die Kaiserin Maria Theresia in hohem Maße für die Landwirtschaft besorgt und erließ am 8. April 1775 einen Schutzbrief für die Bienenzüchter. In Süddeutschland und der Schweiz interessierte man sich mehr und mehr in den ökonomischen Gesellschaften und landwirtschaftlichen Vereinen für die Bienenzucht, die man immer rationeller durchzuführen bestrebt war. Große Fortschritte darin wurden erst seit der Einführung des Mobilbaues möglich. Haben darin die praktisch veranlagten Nordamerikaner zuerst Großes geleistet, so sind ihnen heute die Deutschen vollständig ebenbürtig geworden. In allen deutschen Landen wird die Bienenzucht durch eine reiche Vereinstätigkeit gefördert. Von größeren Vereinen oder vom Staate angestellte Wanderlehrer halten an vielen Orten regelmäßige Kurse für Anfänger ab. Daneben gibt es eigentliche Imkerschulen, von denen die von Date, Eystrup in der Provinz Hannover und Durlach im Großherzogtum Baden hervorzuheben sind. Österreich besitzt eine solche in Wien und Ungarn in Gödöllö. Gegenwärtig gibt es über 3 Millionen Bienenvölker in Deutschland. Von dem jährlichen Verbrauch von über 20 Millionen kg Honig erzeugt Deutschland etwa 18 Millionen kg im Werte von 30 Millionen Mark.

Baron von Ehrenfels nannte die Bienenzucht mit vollem Recht die Poesie der Landwirtschaft. Sie ist aber nicht nur das, sondern eine eminente Förderin des Nationalwohlstandes und ihre Zucht ein wesentlicher Hebel zur Veredlung und Bildung des Volkes. Neben dem großen materiellen Nutzen gewährt sie Belehrung, Unterhaltung und Erholung nach des Tages Arbeit; denn sie wird meist als Nebenbeschäftigung betrieben, da sie nur einen geringen Aufwand an Zeit und Mühe beansprucht und die meisten dabei erforderlichen Hantierungen in den Mußestunden verrichtet werden können. Wer auch nur 25–50 Stöcke beweglichen Baues hat, kann von denselben eine jährliche Einnahme von 150–300 Mark und darüber erzielen. Dabei ist der Stock durchschnittlich zu 5 kg Honigertrag und das kg zu 1.20 Mark gerechnet. Guter Schleuderhonig wird aber gern mit 2 Mark und Wabenhonig mit 3 Mark bezahlt. Dabei ist nicht einmal die Einnahme für Wachs und etwa verkaufte Schwärme oder Völker in Anrechnung gebracht, ebensowenig, daß man nicht selten einem einzigen Stock 30 kg Honig und darüber entnehmen kann. Tritt auch einmal ein Fehljahr ein, so hat das nichts zu sagen, da ein einziges gutes Jahr nicht nur ein, sondern zwei und drei schlechte Jahre einbringt. Dabei ist zu bedenken, daß die Gewinnung von Honig und Wachs nicht einmal der größte Nutzen ist, den wir von den Bienen haben, daß eigentlich der Vorteil, den wir daraus ziehen, daß sie die Befruchtung sämtlicher Obstbaumblüten besorgen, noch viel wichtiger ist. Wenn sie nicht im April und Mai von Baum zu Baum und von Blüte zu Blüte flögen, um die Befruchtung zu vollziehen, sollten wir sehen, wo unsere Obsternte bliebe. Überall, wo ein Natur- und Tierfreund einen Bienenstand errichtet, um sich eine angenehme und zugleich nützliche, jedermann zu empfehlende Nebenbeschäftigung zu verschaffen, sollten ihn die Nachbarn nicht scheel ansehen, sondern als großen Wohltäter der ganzen Gegend und Beförderer des Obstbaues mit Freuden begrüßen und ihm in seinem Unternehmen alle nur denkbaren Erleichterungen verschaffen. Es gibt ja nicht nur im deutschen Sprachgebiet, sondern in allen Kulturländern eine vortreffliche Literatur über Bienenzucht und deren rationelle Handhabung, so daß sich jedermann daraus Rat holen kann. Dann schließe er sich älteren Imkern an, die ihm gern mit Rat und Tat an die Hand gehen werden, trete einem Bienenzüchtervereine bei, aus dessen Zusammenkünften er reichen Gewinn für die beste Art der Behandlung seiner Schützlinge empfangen wird.

Es kann nicht unsere Aufgabe sein, hier die Grundzüge der rationellen Bienenzucht an Hand der Lebensweise der Bienen und der Einrichtung ihres Staatshaushaltes, die als jedem Gebildeten geläufig vorausgesetzt werden darf, zu geben. Wir möchten nur alle Interessenten auf das von Ulrich Kramer, dem Präsidenten des Vereins schweizerischer Bienenfreunde in Zürich, in dritter vermehrter Auflage herausgegebene, reichillustrierte Buch: Die Rassenzucht der Schweizer Imker und die amerikanischen Zuchtmethoden (für Deutschland und Österreich zu beziehen durch die Buchhandlung Paul Watzel in Freiburg i. Breisgau). Darin wird in allgemeinverständlicher Weise gezeigt, wie die Weiselzucht der Zukunft sich gestalten soll. Jedenfalls hat sie schon mit eintägigen Larven zu beginnen, die man nach amerikanischer Methode in künstliche Weiselzellen bringt, oder noch besser durch Ausstechen einzelner Brutzellen und Anfügen an die Wabenkanten der zu veredelnden Stöcke; denn begreiflicherweise kommt es für die Erlangung guter Bienenvölker vor allem auf die Gewinnung guter Königinnen an. Und diese zu erlangen, hat man so völlig in der Hand. Wir haben nämlich außer den Naturrassen auch verschiedene Kulturrassen der Honigbiene, auf die wir noch kurz einzutreten haben. Sie werden durch Kreuzung verschiedener Naturrassen gewonnen. Von letzteren haben wir anzuführen:

Die nordische oder deutsche Biene (Apis mellifica im eigentlichen Sinne des Wortes). Sie ist dunkelbraun mit gelblichbraunen Säumen an den Leibesringen und erscheint an älteren haarlos gewordenen Exemplaren schwarz. Sie ist über ganz Mitteleuropa verbreitet und geht nordwärts bis zum 60. Grad nördlicher Breite (Helsingfors in Finnland). Sie findet sich aber auch in Nordspanien, Dalmatien, Griechenland, Kleinasien und Nordafrika, gelangte nach dem Kap der Guten Hoffnung und Nordamerika, wo sie heute sehr verbreitet ist. Sie ist fleißig und ausdauernd und liefert bei guter Frühlingstracht 2–3 Schwärme. Eine Abart von ihr ist die Heidebiene, die sich durch ihre große Schwarmlust auszeichnet, aber geringeren Honigertrag liefert. Zur Beförderung des Brütens und Schwärmens wird sie gern mit der vorigen gekreuzt. Eine andere Abart, die in der Behaarung weißlicher als die nordische Biene ist und mehr graue Hinterleibsringe hat, ist die Krainer Biene. Sie ist auch sehr fruchtbar und schwarmlustig, bestiftet mehr Drohnenzellen als die nordische und die italienische Biene, ist eine gute Honigsammlerin und viel gutmütiger als die nordische und italienische Biene, so daß man gewöhnlich ohne Rauch und Schleier mit ihr umgehen kann. Wegen ihrer sanften Gemütsart ist sie besonders Anfängern zu empfehlen. Sie eignet sich besonders zur Kreuzung, da, wo man den Bruttrieb zu steigern begehrt.

Die italienische Biene (Apis ligustica). Sie ist so groß wie die vorigen, aber heller gefärbt, und die beiden ersten Hinterleibsringe sind bei ihr rotgelb. Ihr Verbreitungsgebiet ist Italien von den Alpen bis Sizilien. Sie ist fruchtbarer als die nordische Biene, beginnt im Frühjahr früher mit dem Eierlegen und Schwärmen, stellt dafür die Vermehrung im Nachsommer auch eher ein. Bei der Rückkehr von der Tracht verfliegt und verirrt sie sich öfter als die schwarze Biene und ihre Völker sind um so schwächer, je heller sie gefärbt sind. Im Auffinden neuer Honigquellen sind sie besser als die nordischen Völker, auch sind sie sanfter und weniger stechlustig; doch verteidigen sie ihren eigenen Stock mit viel Mut und Geschick. Im Bruttrieb sind sie den schwarzen nordischen Bienen überlegen, im Sammeltrieb mindestens ebenbürtig. Die durch Kreuzung von ihnen mit den schwarzen nordischen Bienen entstandenen Bastardvölker übertreffen in bezug auf Geruchsinn und Sammeltrieb, aber auch in Stechlust ihre beiden Eltern. Die Einführung der italienischen Biene in Mitteleuropa hat viel dazu beigetragen, die einheimische Bienenrasse durch Blutauffrischung zu heben und zu verbessern. Ein Schweizer, Thomas Konrad von Baldenstein auf Schloß Baldenstein in Graubünden, hat die deutsche Imkerwelt zuerst auf die italienische Biene aufmerksam gemacht, worauf der verdiente Pfarrer Dzierzon sie 1853 in Deutschland einführte. Sie wurde durch die Europäer nach China gebracht und 1862 auch in Australien angesiedelt.

Noch stechlustiger als sie sind die cyprische und syrische Biene, die bei uns ebenfalls eingeführt wurden, aber sich wegen dieser großen Stechlust nicht dauernd einzubürgern vermochten. Ebenfalls ungeeignet für unsere Gegenden ist die über Ägypten, Arabien, Syrien bis nach China verbreitete ägyptische Biene (Apis fasciata), von kleiner Gestalt, mit rotem Schildchen und weißer Behaarung. Sie ist im Gegensatz zu den vorigen wärmebedürftig und hält bei uns den kalten Winter nicht aus. Ihr nahestehend, aber an Brust und Hinterleib graugelb behaart, ist die mit Ausnahme von Algerien und Ägypten über ganz Afrika verbreitete afrikanische Biene (Apis adansoni). Sie ist nach Konrad Keller in den Somaliländern, namentlich längs der Flüsse, häufig und wird wohl am stärksten in Abessinien gezüchtet, das eine Menge Honig produziert und Wachs nicht nur im Inland verwendet, sondern auch in ziemlicher Menge ausführt. Ebenfalls kleiner als unsere nordische Biene, stark behaart und einfarbig schwarz ist die auf der großen Insel Madagaskar und den ihr vorgelagerten vulkanischen Eilanden Bourbon und Mauritius heimische madagassische Biene (Apis unicolor). Außerdem beherbergt Asien die drei vom Menschen in Kultur genommenen Bienenarten Apis dorsata, A. florea und A. indica, die für uns nicht in Betracht kommen, aber in Südasien von Wichtigkeit sind. In Kaschmir und im Pandschab hält fast jeder Landwirt Bienenstöcke, welche er in seine Wohnung einbaut.

Nordamerika entbehrte der stacheltragenden altweltlichen Honigbiene, als die Europäer die Ostküste desselben besiedelten. Erst im Jahre 1675 wurde sie aus Europa dort eingeführt und in Newbury, (Massachusetts) der erste Bienengarten eingerichtet. Unsere Honigbiene fühlte sich in der Neuen Welt recht wohl, sie flog in entronnenen Schwärmen dem Ansiedler immer weiter nach Westen voran, und die Indianer nannten sie die „Fliege des weißen Mannes“. Im Jahre 1779 hatte sie den Mississippi noch nicht überschritten, aber 1811 war sie bereits 900 km über ihn hinaus in wildlebenden Völkern verbreitet. Heute gibt es in den Vereinigten Staaten über 700000 Imker, und der Wert des jährlich von ihnen geernteten Honigs beläuft sich auf etwa 80 Millionen Mark, der des gesammelten Wachses dagegen beträgt 8 Millionen Mark. Kalifornien erzeugt den besten Honig der Union, und als beste Biene wird die Palästinabiene gerühmt, die im Jahre 1884 dort eingeführt wurde.

In Mittel- und Südamerika war wenigstens der Honig den Eingeborenen vor der Ankunft der Spanier sehr wohl bekannt. In Mexiko fand man in alten Ruinen aus der Zeit der Azteken mit ihm gefüllte hermetisch verschlossene Gefäße. Er stammte von den in Mittel- und Südamerika einheimischen stachellosen Bienen von den Gattungen Melipona und Frigona. Diese Bienen, von den Einwanderern „angelicos“, d. h. die engelgleichen, weil nicht stechend, genannt, liefern auch heute noch einen großen Teil des in Mexiko gewonnenen Honigs. In wirtschaftlicher Bedeutung werden sie aber mehr und mehr von der europäischen Honigbiene verdrängt, die im letzten Jahrhundert überall, auch in den Republiken Südamerikas, eingeführt wurde. Sie kam 1764 von dem damals noch spanischen Florida zuerst nach der Insel Kuba, warf sich dort aber mit solcher Intensität als Zuckerräuber auf die Siedereien von Rohrzucker, daß die Zuckerpflanzer sie alsbald in ihrem Lande ausrotteten. Von Kuba aus kam sie durch die Spanier nach Haiti, wo sie bald verwilderte. Erst 1839 kam sie nach Brasilien, 1848 nach Chile und 1857 nach Argentinien. Während die Bienenzucht neuerdings in Brasilien so gewachsen ist, daß das Land Honig und Wachs exportieren kann, wovon ein Teil auch nach Deutschland geht, liefert seit einigen Jahrzehnten besonders Chile sehr viel davon. Das milde Klima und der Reichtum des Landes an Honigpflanzen förderten die Bienenzucht ungemein. Ein Bienenstock ergibt hier durchschnittlich 25 kg Honig jährlich; doch sind Fälle, in denen gegen 40 kg gewonnen wurden, nicht selten. Von den 21⁄2 Millionen kg Honig, die aus Chile exportiert werden, geht etwa die Hälfte nach Deutschland. Die Insel Kuba, auf der erst neuerdings die Bienenzucht wieder eingeführt wurde und mit größtem Erfolge betrieben wird, führt gegen 11⁄2 Millionen kg Honig aus, von denen wiederum die Hälfte nach Deutschland geht. So verzehren wir nicht so selten in unseren Lebkuchen Honig, den die Bienen in fernen Ländern jenseits des Atlantischen Ozeans eingetragen haben. Es ist dies kein Wunder; denn von den 300 Millionen kg Honig, die jährlich auf der ganzen Welt gewonnen werden, erzeugt Amerika mehr als die Hälfte. Im Jahre 1840 kam die Honigbiene nach Neuseeland. Schon vorher war sie in Australien eingeführt worden, wo ihre Zucht von 1865 an einen besondern Aufschwung nahm.

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