Zwölftes Kapitel.

Woldemar sah ihr staunend nach. Sein Kopf brannte, sein Herz glühte, Feuer rann in seinen Adern, er eilte Luft zu schöpfen, in den Zwinger der das Schloß umgab. Die Erscheinungen dieser Zeit schwebten wie Geistertänze vor seiner Seele und der Schutt und die Blutspuren im Schnee weckten Erinnerungen an jenes ehrenvolle Gefecht in ihm auf. Er freute sich der gelungenen That, dachte des Getümmels das ihr voranging, des empfangenen Briefes den der Jäger der Baronin in seinem Diensteifer verbracht hatte und eilte zu sehen ob sich nicht Reste desselben auffinden ließen, unter sein Fenster hin. Lange störte er vergebens zwischen Eis und Schnee und dem Abbiß der Patronen, fand endlich ein bedeutend scheinendes, zerrissenes Blättchen und las —

„Die großmüthige Schwester — das Häubchen von ihrem Kopfe — zur Täuschung ähnlich —“

Eine kalte Hand griff ihm in’s Herz. Er sann und sann und suchte jetzt angsthafter; ihn aber suchten die Bedienten, denn eine Ordonanz aus dem Hauptquartier war gekommen. Der Husar erbat sich einen Empfangschein und übergab die Depesche. Woldemar fertigte ihn ab, öffnete den Befehl, sah sich angewiesen mit der unterhabenden Mannschaft alsogleich aufzubrechen, des fördersamsten im Haupt-Quartier einzutreffen, oder falls sein Gesundheits-Zustand ihm dies für seine Person nicht gestatte, ohne Zögerung nach dem Lazareth abzugehn.

Schnell ward gepackt, gesattelt, und der General-Marsch geschlagen, denn kein Augenblick war zu verlieren wenn das entfernte Ziel, den Worten der Depesche gemäß, erreicht werden sollte.

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