ACHTE SZENE

(Daselbst. Ein anderer Teil des Feldes)

(Macbeth kommt.)

MACBETH
Weshalb sollt ich den römschen Narren spielen,
Sterbend durchs eigne Schwert? So lange Leben
Noch vor mir sind, stehn denen Wunden besser.

(Macduff kommt zurück.)

MACDUFF
Zu mir, du Höllenhund, zu mir!

MACBETH
Von allen Menschen mied ich dich allein;
Du, mach dich nur zurück, mit Blut der Deinen
Ist meine Seele schon zu sehr beladen.

MACDUFF
Ich habe keine Worte, meine Stimme
Ist nur in meinem Schwert. Du Schurke! Blutger,
Als Sprache Worte hat!

(Sie fechten.)

MACBETH
Verlorne Müh!
So leicht magst du die unteilbare Luft
Mit scharfem Schwert durchhaun, als mich verletzen.
Auf Schädel, die verwundbar, schwing den Stahl;
Mein Leben ist gefeit, kann nicht erliegen
Einem vom Weib Gebornen.

MACDUFF
So verzweifle
An deiner Kunst, und sage dir der Engel,
Dem du von je gedient, daß vor der Zeit
Macduff geschnitten ward aus
Mutterleib.

MACBETH
Verflucht die Zunge, die mir dies verkündet,
Denn meine beste Mannheit schlägt sie nieder!
Und keiner trau dem Gaukelspiel der Hölle,
Die uns mit doppelsinnger Rede äfft,
Die Wort dem Ohr nur hält mit Glückverheißung
Und es der Wahrheit bricht.—Mit dir nicht kämpf ich.

MACDUFF
Nun, so ergib dich, Memme!
Und leb als Wunderschauspiel für die Welt.
Wir wollen dich als seltnes Ungeheuer
Im Bild auf Stangen führen, mit der Schrift:
Hier zeigt man den Tyrannen.

MACBETH
Ich will mich nicht ergeben, um zu küssen
Den Boden vor des Knaben Malcolm Fuß,
Gehetzt zu werden von des Pöbels Flüchen.
Ob Birnams Wald auch kam nach Dunsinan,
Ob meinen Gegner auch kein Weib gebar,
Doch wag ich noch das Letzte: vor die Brust
Werf ich den mächtgen Schild. Nun magst dich wahren,
Wer Halt! zuerst ruft, soll zur Hölle fahren!

(Sie gehen kämpfend ab.
Rückzug. Trompeten. Es treten auf mit Trommeln und
Fahnen Malcolm, der alte Siward, Rosse, Lenox, Angus,
Cathness, Menteth und Soldaten.)

MALCOLM
O wären lebend die vermißten Freunde!

SIWARD
Mancher muß draufgehn; doch soviel ich sehe,
Ist dieser große Tag wohlfeil erkauft.

MALCOLM
Vermißt wird Macduff und Eur edler Sohn.

ROSSE
Eur Sohn, Mylord, hat Kriegerschuld gezahlt.
Er lebte nur, bis er ein Mann geworden;
In seiner Kühnheit war dies kaum bewährt
Durch unverzagten Kampf in blutger Schlacht,
Als er starb wie ein Mann.

SIWARD
So ist er tot?

ROSSE
Ja, und getragen aus dem Feld. Eur Schmerz
Muß nicht nach seinem Wert gemessen werden,
Sonst wär er endlos.

SIWARD
Hat er vorn die Wunden?

ROSSE
Ja, auf der Stirn.

SIWARD
Wohl: sei er Gottes Kriegsmann!
Hätt ich so viele Söhn', als Haar' ich habe,
Ich wünschte keinem einen schönern Tod:
Das ist sein Grabgeläut.

MALCOLM
Mehr
Trauer ist er
Noch wert; ich weih sie ihm.

SIWARD
Mehr tun ist Schwäche.
Er schied geehrt und zahlte seine Zeche.
So, Gott sei mit ihm!—Seht, ein neuer Trost!

(Macduff kommt mit Macbeths Kopf.)

MACDUFF
Heil, König! Denn das bist du. Schau, hier steht
Des Usurpators Haupt; nun sind wir frei!
Ich seh umringt dich von des Reiches Perlen,
Die meinen Gruß im Herzen mit mir sprechen,
Und deren lautes Wort ich jetzt erheische:
Dem König Schottlands Heil!

ALLE
Heil,
Schottlands König!

(Trompetenstoß.)

MALCOLM

Wir wollen nicht vergeblich Zeit verschwenden,

Mit Eurer Liebe einzeln abzurechnen,

Und quitt mit Euch zu werden. Thans und Vettern,

Hinfort seid Grafen, die zuerst in Schottland

Mit dieser Ehre prangen. Was zu tun noch,

Was nun gepflanzt muß werden mit der Zeit,

Als Rückberufung der verbannten Freunde,

Die des Tyrannen listger Schling entflohn,

Einziehn der blutgen Schergen dieses toten

Bluthunds und seiner höllischen Königin,

Die, wie man glaubt, gewaltsam selbst ihr Leben

Geendet.—Alles, was Uns sonst noch obliegt,

Das, mit der ewgen Gnade Gnadenhort,

Vollenden Wir nach Maß und Zeit und Ort.

Euch allen werd und jedem Dank und Lohn,

Und jetzt zur Krönung lad ich Euch nach Scone.

(Trompetenstoß. Alle ab.)

Share on Twitter Share on Facebook