XX. THE EARLIER MINNESINGERS

‘Early’ means, roughly, from 1150 to 1190. The lyric poets of this period were for the most part Austrian and Bavarian knights who lived remote from the French border and were little influenced by the now well-developed art of the troubadours and trouvères. They got their impulse rather from the simple love-messages and dance-songs which had long been current in Latin, probably also in artless German verses. These trifles were now translated, so to speak, into the terms of chivalrous sentiment. The art of the minnesingers culminated in the fascinating songs of Walter von der Vogelweide, and then, as their numbers increased, it gradually degenerated toward conventional inanity.

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Of the selections below, the first five are by unknown authors. No. 1 is preserved in a girl’s Latin letter to her lover; see Des Minnesangs Frühling, by Lachmann and Haupt, page 221. No. 2 is found at the end of a Latin poem; see Vogt and Koch’s Geschichte der deutschen Literatur, 2nd edition, page 87. The translations of Nos. 6, 8, and 9 are also from Vogt and Koch; the others are those of Kinzel as found in Bötticher and Kinzel’s Denkmäler.

1 Mein.

Du bist mein, ich bin dein:

Des sollst du gewiss sein.

Du bist beschlossen

In meinem Herzen.

5

Verloren ist das Schlüsselein,

Du sollst immer drinnen sein.

2 Tanzlust des Mädchens.

Alles Trauern werf’ ich hin,

Auf die Heide steht mein Sinn;

Kommt, ihr Trautgespielen mein,

Dort zu sehn der Blumen Schein.

5

Ich sage dir, ich sage dir,

Meine Freundin, komm mit mir.

Minne süss, Minne rein,

Mache mir ein Kränzelein:

Tragen soll’s ein stolzer Mann,

10

Der wohl Frauen dienen kann.

Ich sage dir, ich sage dir,

Meine Freundin, komm mit mir.

3 Frühlingswonne.

Noch keinen Sommer sah ich je,

Der so lieblich deuchte mich.

Mit wie viel schönen Blumen hat

Die Heide heut gezieret sich!

5

Der Wald ist eitel Sanges voll,

Die Zeit, die tut den kleinen Vögeln wohl.

4 Gruss.

Der aller Welten Meister ist,

Der geb’ der Lieben guten Tag,

Von der ich wohl getröstet bin.

Sie hat mir all mein Ungemach

5

Durch ihre Freundlichkeit genommen,

Hat mich vor Untreu wohl bewahrt:

In ihre Gunst bin ich gekommen.

5 Zum Reihen!

Lasst springen den Reihen

Uns, Fraue mein,

Uns freuen des Maien,

Uns kommet sein Schein.

5

Der vordem der Heide

Bracht’ schmerzliche Not,

Der Schnee ist zergangen,

Und sie ist umfangen

Von Blumen so rot.

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6 Herr von Kürenberg: Der Falke.

Ich zog mir einen Falken     länger denn ein Jahr.

Da er nach meinem Wunsche     nun gezähmet war,

Und ich ihm sein Gefieder     mit Golde schön umwand,

Hoch stieg er in die Lüfte     und flog dahin in fremdes Land.

5

Und nun hab’ ich ihn wieder     in stolzem Flug erblickt,

Es hält die seidne Fessel     ihm noch den Fuss umstrickt,

Ganz rot ihm das Gefieder     vom goldnen Schmucke scheint:

Gott sende die zusammen,     die in Liebe wären gern vereint!

7 Dietmar von Eist: Erinnerung.

Oben auf der Linde

Ein kleiner Vogel lieblich sang,

Vor dem Wald es hell erklang.

Da flog mein Herz geschwinde

5

An einen wohlbekannten Ort;

Viel Rosenblumen sah ich stehn.

Die mahnen die Gedanken mein

Dass sie zu einer Jungfrau gehn.

8 Dietmar von Eist: Der Falke.

Es stand eine Frau alleine

Und blickte über die Heide,

Blickt’ aus nach ihrem Lieben.

Einen Falken sah sie fliegen:

5

“Wie glücklich, Falke, du doch bist!

Du fliegst, wohin dir’s lieb ist.

Du erwählest in dem Walde

Einen Baum dir nach Gefallen.

Also hab’ auch ich getan:

10

Ich selbst erwählte mir den Mann,

Der wohlgefiel den Augen;

Das neiden andre Frauen.

Ach, liessen sie mir doch mein Lieb,

Da mich zu ihren Trauten nie Verlangen trieb!”

9 Dietmar von Eist: Tagelied.

“Schläfst du, holder Liebling du?

Man weckt uns, ach, nach kurzer Ruh’:

Schon hört’ ich, wie mit schönem Sang

Ein Vöglein auf der Linde Zweig sich schwang.”

5

“Von Schlafes Hülle sanft bedeckt,

Werd’ ich durch dein ‘Wach auf!’ geschreckt:

So folgt auf Liebes stets das Leid;

Doch, was du auch befiehlst, ich bin bereit.”

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Aus ihrem Äug’ die Träne rann:

10

“Du gehst, verlassen bin ich dann.

Wann kehrst du wieder her zu mir?

Ach, meine Freude führst du fort mit dir.”

10 Heinrich von Veldeke: Vogelsang.

So in den Aprillen

Die Blumen entspringen,

Sich lauben die Linden

Und grünen die Buchen,

5

So mögen nach Willen

Die Vögelein singen.

Denn Minne sie finden,

Allda sie sie suchen,

Bei ihrem Genoss. Ihr Frohsinn ist gross;

10

Des nie mich verdross.

Denn sie schwiegen all den Winter stille.

Da sie an dem Reise

Die Blumen sahn prangen

Und Blätter entspringen,

15

Da hörte man schöne

Oft wechselnde Weise,

Wie vordem sie sangen.

Sie hoben ihr Singen

Mit lautem Getöne

20

Niedrig und hoch. Mein Sinn steht also:

Bin heiter und froh.

Recht ist’s, dass ich laut mein Glück preise.

11 Reinmar der Alte: Glücksverkündigung.

Froh bin ich der Märe,

Die ich hab’ vernommen,

Dass des Winters Schwere

Will zu Ende kommen.

5

Kaum erwart’ ich noch die Zeit,

Denn ich hatte nichts als Leid,

Seit die Welt rings war verschneit.

Hassen wird mich keiner,

Wenn ich fröhlich bin;

10

Weiss Gott! tät’ es einer,

Wär’s verkehrter Sinn.

Niemand ich ja schaden kann.

Wenn sie Gutes mir tut an,

Was geht’s einen andern an?

15

Sollt’ ich meine Liebe

Bergen und verhehln,

Müsst’ ich ja zum Diebe

Werden und gar stehln.

Nein, das kommt mir nicht zu Sinn,

20

Weil ich gar zu fröhlich bin,

Geh’ ich hier, geh’ dort ich hin.

Spielt sie mit dem Balle,

In der Mägdlein Chor:

Dass sie nur nicht falle,

25

Da sei Gott davor!

Mädchen, lasst eu’r Drängen sein!

Stosset ihr mein Mägdelein,

Halb dann ist der Schade mein.

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12 Friedrich von Hausen: Zwiespalt.

Es will mein Herze und mein Leib sich scheiden;

So lange waren innig sie gesellt!

Mein Leib will einzig kämpfen mit den Heiden,

Doch hat mein Herz ein andres sich erwählt

5

Vor aller Welt. Wie quält es mich so sehr,

Dass Herz und Leib sich nicht mehr folgen beide!

Viel taten meine Augen mir zu Leide.

Entscheiden kann den Streit allein der Herr.

Von solchen Nöten glaubt’ ich mich errettet,

10

Da ich das Kreuz annahm zur Ehr’ des Herrn,

Mein Herze enger nur mit mir verkettet;

Doch bleibt beständig es in weiter Fern.

Welch reiches Leben sollte mir erstehn,

Liess fahren nur mein Herz sein töricht Streben.

15

Doch fragt es, merk’ ich, nichts nach meinem Leben,

Und wie es mir am Ende soll ergehn.

Doch, da ich, Herz, es nimmermehr kann wenden,

Dass du mich traurig lässt und einsam hier,

So bitt’ ich Gott, dass er dich wolle senden,

20

Dahin, wo man sich freundlich neiget dir.

O weh! Wie wird sich enden doch dein Wahn!

Wie durftest du entfliehen meinen Händen?

Wer soll dir deinen Kummer helfen enden

So treulich, wie ich sonst es hab’ getan?

13 Spervogel: Weibes Tugend.

Ob auch ein reines Weib nicht reiche Kleidung trägt,

Doch kleidet ihre Tugend sie, wer’s recht erwägt,

Dass sie so schön geblümet geht,

So wie die lichte Sonne steht

5

An einem Tag mit vollem Glanz,

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Erstrahlend hell und reine.—

So viel die Falsche sich mit Kleidern schmückt,

Ihre Ehre bleibt doch kleine.

14 Spervogel: Priamel.1

Wer einen Freund will suchen,

Wo er niemand traut,

Und spürt des Wildes Fährte,

Wenn der Schnee schon taut,

5

Kauft ungesehn der Ware viel,

Und hält noch aufgegebenes Spiel,

Und dient nur bei geringem Mann,

Wo ohne Lohn er bleibet:

Den wird es einmal noch gereun,

10

Wenn er’s zu lange treibet.

1. From Latin praeambulum; a gleeman’s ‘prelude.’

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