XXVII. LATER MINNESINGERS

During the 13th century the making of amatory verses in honor of a liege lady became a part of the ordinary fashion of knighthood. In time the ‘nightingales’ could be counted by the hundred. Many of them were very clever metricians, but not many found anything to express that had not been better expressed before. A few of the more noteworthy among Walter’s successors are represented in the following selections, which are taken from Obermann’s Deutscher Minnesang. The most original is Neidhart von Reuental, who eschewed the conventional hohe Minne and sang lustily of the plebeian maid and the rustic dance.

1 Reinmar von Zweter: Gebot an den Unendlichen.

Gott, Ursprung aller guten Ding’,

Gott, alle Weit’ und Breite rings umschliessend wie ein Ring,

Gott, aller Höh’ Bedeckung, aller Tiefe endeloser Grund,

O sieh aus deiner Göttlichkeit

133

Herab auf deine teuer dir erkaufte Christenheit,

Um die dein eingeborener Sohn ward an dem heil’gen Kreuze wund.

Er hat sich uns vermählt mit seinem Blute:

Die Liebe komm’ uns auch von dir zugute

Um dessen will’n, durch den wir kamen

Von Hölle los und Teufelsmacht.

Ihm sei mit dir, Herr, Lob gebracht

Als Einem Gotte mit dreifachem Namen.

2 Reinmar von Zweter: Kurze Lust und langes Leid.

Du süsses Weib! Im Herzen mein

Sieh dich doch um, und find’st du dort noch wen als dich allein,

So lass mich nur vergehn und ohne Trost bis an mein Ende leben.

Doch herrschest du darin, o dann,

Vielsüsses Weib, so nimm in Huld dich meiner mehr auch an.

Mehr kann ich nicht: durch meine Augen bist du mir ins Herz gegeben.

Ganz bist du, Süsse, mir hineingegangen,

Ich hab’ dich oftmals heimlich drin empfangen.

Wenn ich so lieb dann an dich dachte,

Ein wenig wohler mir geschah;

Doch dann sass ich gar traurig da,

Und kurze Lust mir langes Leid stets brachte.

3 Reinmar von Zweter: Der tapfere Hahn.

Preis muss ich, Hahn, Euch zugestehn!

Ihr seid in Wahrheit tapfer, wie gar oft ich hab’ gesehn,

Denn Eure Meisterschaft ist gross bei Euern Fraun, sind’s noch so viel.

Nun ist nur Eine mir beschert,

Die doch mir alle Freude nimmt und meinen Sinn beschwert,

Sie trägt das grössre Messer, und sie zürnt, wenn froh ich werden will.

Hätt’ ich so zwei, dann wagt’ ich nie zu lachen,

Hätt’ ich so vier, könnt’ nichts mehr froh mich machen,

134

Hätt’ acht ich, würd’ ich nicht mehr leben können,

Sie brächten mir den Tod vor Leid.

O Hahn, dass Ihr so tüchtig seid,

Ist Euer Glück,—Ihr meistert selbst zwölf Hennen.

4 Ulrich von Lichtenstein: Glück der Hoffnung.

In dem Walde süsse Töne

Singen kleine Vögelein.

Auf der Heide blühen schöne

Blumen zu des Maien Schein.

5

Also blüht auch froh mein Mut,

Wenn er denkt an ihre Güte,

Die mir reich macht mein Gemüte,

Wie der Traum dem Armen tut.

Ja, zu ihrer Tugend hege

10

Diese Hoffnung ich,

Dass ich endlich sie bewege,

Und sie noch beglücket mich.

Dieser Hoffnung bin ich froh.

Gebe Gott, dass sich’s vollende,

15

Sie mir diesen Wahn nicht wende,

Der mich jetzt erfreut schon so.

Du viel Süsse, Wohlgetane,

Frei von Truge, treu und stet,

Lasse mich in liebem Wahne,

20

Wenn es jetzt nicht anders geht,

Dass die Freude lange währ’,

Ich vor Weinen nicht erwache,

Nein, dem Trost entgegenlache,

Der von ihrer Huld kommt her.

25

Lieber Wunsch und froh Gedenken

Ist die grösste Freude mein.

Nichts soll mir den Trost beschränken,

Lässt sie mich nur immer sein

Ihr mit beidem nahe bei

30

Und vergönnt mir, ihretwegen

Süsse Lust daran zu hegen,

Wie beglückend sie stets sei.

Süsser Mai, auch du alleine

Tröstest sonst die Welt fürwahr;

35

Doch du freust selbst im Vereine

Mit der Welt mich kaum ein Haar.

Brächtet ihr wohl Freude mir

Ausser der Viellieben, Guten?

Trost will ich von ihr vermuten;

40

Ich leb’ nur des Trosts von ihr.

5 Ulrich von Lichtenstein: Treue Liebe.

In dem duftigsüssen Maien,

Wenn erprangt des Waldes Trieb,

Sieht man lieblich auch zu zweien,

Was nur irgend hat ein Lieb.

5

Eins ist mit dem andern froh,

Und mit Recht, die Zeit will’s so.

135

Wo ein Lieb zum Lieb sich reihet,

Gibt die Liebe frohe Lust,

Und mit hohen Freuden maiet

10

Es fortan in jeder Brust.

Liebe will, dass Trauern flieht,

Wo man Lieb bei Liebe sieht.

Wo zwei Lieb’ einander meinen

Treulich sich von Herzensgrund,

15

Und sich beide so vereinen,

Dass nie schwankt ihr Liebesbund:

Für ein Leben wonniglich

Schenkte Gott die beiden sich.

Treue Liebe nennt man Minne:

20

Eins ist Lieb’ und Minne dann,

Dass ich sie in meinem Sinne

Nimmermehr drum scheiden kann.

Liebe muss im Herzen mein

Immer mir auch Minne sein.

25

Kann ein treues Herze finden

Treue Liebe, treuen Mut,

Muss ihm alle Trauer schwinden.

Treue Liebe ist so gut,

Dass sie stete Freude leiht

30

Treuem Herzen allezeit.

Möcht’ ich treue Liebe finden,

Wollt’ ich so getreu ihr sein,

Dass ich damit überwinden

Wollte alle Sorg’ und Pein.

35

Treue Liebe hab’ ich gern,

Ungetreue bleib’ mir fern.

6 Neidhart von Reuental: Die tanzlustige Junge.

“Der Mai, der ist so mächtig,

Drum führt er auch so prächtig

Den Wald an seinen Händen,

Der ist jetzt voll von neuem Laub, der Winter muss sich enden.

5

Ich freu’ mich an der Heide

Der hellen Augenweide,

Die uns jetzt aufgegangen;”

So sprach ein schmuckes Mägdelein, “die will ich schön empfangen.

Lasst, Mutter, ohne Weilen

10

Mich hin zum Felde eilen

Und dort im Reihen springen.

Ich hörte wahrlich lange nicht die Kinder Neues singen.”

“Ach nein doch, Tochter, nein doch!

Dich hab’ ich ganz allein doch

15

Genährt an meinen Brüsten;

Drum folg’ mir nur und lass dich ja nach Männern nicht gelüsten.”

“Den ich Euch will nennen,

Den werdet Ihr ja kennen.

Zu dem ich voll Verlangen

20

Jetzt will, ist der von Reuental, ihn will ich jetzt umfangen.

Es grünt ja an den Zweigen,

Dass berstend fast sich neigen

136

Die Bäume tief zur Erden.

Nun wisst nur, liebe Mutter mein, der Knabe muss mir werden!

25

Mutter, ach schon lange

Verlangt er nach mir bange;

Soll ich dafür nicht danken?

Er sagt, dass ich die schönste sei von Bayern bis nach Franken.”

7 Neidhart von Reuental: Die tanzlustige Alte.

Eine Alte fing zu springen

Munter wie ein Zicklein an, sie wollte Blumen bringen.

“Tochter, gib mir mein Gewand,

Ich muss an des Knappen Hand,

Er ist von Reuental genannt.”

Trara nuretum, trara nuri runtundeie!

“Mutter, bleibt doch nur bei Sinne!

Dieser Knappe denkt ja nicht je an treue Minne.”

“Tochter, lass mich ohne Not;

Ich weiss ja, was er mir entbot,

Nach seiner Minne bin ich tot.”

Trara nuretum, trara nuri runtundeie!

8 Neidhart von Reuental: Die zwei Gespielen.

Nun ist ganz vergangen

Der Winter kalt.

Mit Laube steht behangen

Der grüne Wald.

5

Wonniglich

Mit Stimmen, süss und freudiglich,

So singen jetzt die Vöglein Lob dem Maien.

Gehn auch wir zum Reihen!

Allen im Vereine

10

Kam froher Sinn.

Blumen in dem Haine

Hab’ nun weithin

Ich gesehn;

Aber ich kann nicht gestehn,

15

Dass mir mein langer Liebesgram verschwinde,

Er, mein treu Gesinde.

Zwei Gespielen fragten,

Wie’s jedem geh’.

Stille sie sich klagten

20

Ihr Herzensweh.

Eine sprach:

“Trauer, Leid und Ungemach,

Das zehret mir am Leib und allen Sinnen,

Freud’ ist nicht mehr drinnen.

25

Es lässt mich im Gemüte

Leid nicht in Ruh’.

Ein Freund voll hoher Güte

Zwingt mich dazu.

Bleibt der Mann

30

Fern doch, der mir’s angetan,

Dass langes Liebesleid sich bei mir mehret

Und mein Herz verzehret.”

137

“Sag’s nur frei von Herzen,

Was fehlt denn dir?

35

Macht dir die Liebe Schmerzen,

Dann folge mir:

Hab’ Geduld!

Ist ein lieber Mann dran schuld,

So trag es still im Herzen als dein eigen.

40

Ich will gern auch schweigen.”

“Nun, du wirst ihn kennen,

Denn manches Mal

Hört’st du wohl schon nennen

Den Reuental.

45

Sein Gesang

Mein Gemüte ganz bezwang.

Der da weiss den Himmel zu verwalten,

Mag ihn mir erhalten!”

9 Tannhäuser: Gute Aussicht.

Hört, lohnen will die Herrin mir,

Der ich gedienet ohne Wank!

Das ist gar schön getan von ihr,

Drum sagt ihr alle euern Dank!

5

Abwenden soll ich nur den Rhein,

Dass er nicht mehr bei Koblenz geh’,

Dann will sie mir willfährig sein.

Und bring’ ich Sand erst aus der See,

Da wo zur Ruh’ die Sonne geht,

10

Erhört sie mich; doch einen Stern,

Der grade in der Nähe steht,

Den wünscht sie auch von mir recht gern.

Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,

Es soll mich alles dünken gut.

15

Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;

Ausser Gott alleine

Kennt niemand ja die Liebste, die ich meine.

Nähm’ ich der Elbe ihren Fall,

Sagt sie, so tu’ sie mir noch wohl,

20

Dazu der Donau ihren Schall.

Ei ja, sie ist gar tugendvoll!

Den Salamander muss ich ihr

Erst bringen aus dem Feuer her,

Dann lohnet auch die Liebste mir

25

Und tut dann ganz mir nach Begehr.

Kann ich den Regen und den Schnee

Wegwenden, das versprach sie mir,

Dazu den Sommer, samt dem Klee,

So wird auch wohl viel Liebes mir.

30

Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,

Es soll mich alles dünken gut.

Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;

138

Ausser Gott alleine

Kennt niemand ja die Liebste, die ich meine.

10 Gottfried von Neifen: Die Flachsschwingerin.

Ei ja, uns jungen Männern mag

Bei Fraun es leicht mislingen.

Es war mal mitten um den Tag,

Da hört’ ich eine schwingen:

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

Guten Morgen bot ich ihr

Und sprach: “Gott mög’ Euch ehren!”

Die schöne Jungfer dankte mir,

Ich wollte ein schon kehren.

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

Da sprach sie: “Weiber gibt’s hier nicht,

Ihr seid wohl fehlgegangen.

Eh’ Euer Will’ an mir geschicht,

Säh’ ich Euch lieber hangen!”

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

11 Steinmar: Die hübsche Bäuerin.

Sommerzeit, wie froh ich bin,

Dass ich nun kann schauen

Eine hübsche Häuslerin,

Krone aller Frauen!

5

Denn ein Dirnlein, das nach Kraute

Geht, die ist es, die als Traute

Ich ersah.

Ihr zum Dienst nur bin ich da!

Schau’ rings um dich!

10

Wer verstohlen minnt, der hüte sich!

War vor mir sie winterlang

Leider eingeschlossen,

Geht zur Heide jetzt ihr Gang,

Wo die Blüten sprossen;

15

Wo sie Blumen sich zum Kranze

Pflücket, den sie bei dem Tanze

Trägt zur Zier.

Viel noch kos’ ich da mit ihr.

Ja, mich freut die Stunde schon,

20

Wenn sie geht zum Garten,

Und ihr ros’ger Mund zum Lohn

Mich heisst auf sie warten.

Fröhlich wird dann mein Gemüte;

Dass die Mutter sie nicht hüte

25

Fernerhin,

Vor der ich behutsam bin.

Da ich mich nun hüten muss

Vor der Mutter Tücke,

Liebchen, wag’ zum guten Schluss

30

Bald mit mir dein Glücke!

Brich den Trotz, der dich will hüten,

139

Denn ich will’s dir ja vergüten;

Allezeit

Sei dir Leib und Gut geweiht!

35

Steinmar, hab’ denn frohen Mut!

Wird dir noch die Hehre,

Die so hübsch ist und so gut,

Hast du an ihr Ehre.

Denn vom allerbesten Teile

40

Dessen, was zum Erdenheile

Dienen kann,

Wird dir reich beschert ja dann!

Schau’ rings um dich!

Wer verhohlen minnt, der hüte sich!

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