5 From a sermon of Johann Geiler von Kaiserberg.8

Der Mensch, der Gott lieb hat und ihm anhängt allein darum, dass er ihm das Himmelreich gebe, der hat Gott nicht recht lieb. Warum? Darum: sein Gedanke an Gott ist nicht lauter; er denkt an sich selbst; er sucht seinen eignen Nutzen. Ich sage nicht, dass du das Himmelreich nicht begehren solltest, oder dass du Gott nicht darum bitten, ihm nicht darum dienen solltest. Nein, ich verwerfe das nicht; die Schrift ist voll davon, dass man Gott um das Himmelreich bitten sollte. Du sollst das Himmelreich begehren, sollst Gott darum bitten; aber du sollst nicht da stehen bleiben, dass du 195 Gott allein darum dienest, und ihn allein darum liebhabest, damit er dir das Himmelreich gebe, und anders nicht. Das heisst nicht rechte Liebe; das ist Freundschaft um Freundschaft, wobei einer dem andern eine Freundlichkeit tut, damit er es ihm wiedervergelte; wie wenn du einem andern eine Wurst schenktest, damit er dir dagegen eine Seite Speck schenke. Du tust ihm eine Freundlichkeit; erwartetest du aber keine Freundlichkeit dagegen, du tätest ihm auch keine. Das heisst nicht rechte Liebe: es ist Freundschaft um Freundschaft. Aber das heisst rechte Liebe, dass einer einen lieb hat nicht um der Gabe willen, oder weil er etwas von ihm erwartet; sondern er hat ihn eben lieb; er gönnet ihm Gutes; er fördert seinen Nutzen; er wendet Schaden von ihm ab, wo er kann und mag, ohne dass er Wiedervergeltung erwartet. Der hat den andern recht lieb. Also tut der Mensch, der Gott recht lieb hat, allein um dessentwillen, weil er solch ein grosser Herr ist, dass er es würdig wäre; weil er der Höchste und das beste Gut ist.

1. Pfeiffer’s edition of Berthold von Regensburg, Vienna, 1862, vol. ii, page 174.

2. The ‘thing,’ as explained further on, is die Tugend.

3. Pfeiffer’s edition of Meister Eckhart, Leipzig, 1857, page 401.

4. Kürschners Deutsche National-Litteratur, Vol. 122, page 210.

5. Kürschners Deutsche National-Litteratur, Vol. 122, page 145, with comparison of Knieschek’s edition, Prag, 1877. The work consists of thirty-two chapters in which, alternately, the widower complains and Death replies. Then God, as judge, decides in favor of Death: the body must die that the soul may live. The whole ends with a fervid and eloquent prayer for the repose of the dead wife’s soul.

6. It is conjectured that the author was a schoolmaster who chose to call himself symbolically an Ackermann, that is, a ‘sower of seed.’ Hence he says that his ‘plow’ comes from the birds; in other words, it is a pen.

7. The letter M with which the dead wife’s name (Margareta) began.

8. Kürschners Deutsche National-Litteratur, Vol. 122, page 265.

End of part first

In the 16th-century texts—through chapter XLVIII—most textual notes are shown as close as possible to the lines they explain, while general notes are shown at the beginning or end of each selection. Footnote anchors have been retained for completeness.

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