XXXVII. BRANT’S SHIP OF FOOLS

A famous satire published at Basel in 1494, with numerous excellent woodcuts. Its author, Sebastian Brant, was born at Strassburg in 1457, took his degree in law, became city clerk of his native place and died in 1521. The Ship of Fools, which consists of disconnected sections describing the various kinds of fools—over a hundred of them—who have embarked in the ship for Fool-land, was translated into Latin, into French three times and into English twice. It was Germany’s first important contribution to world literature. The selections are from the modernization by Simrock, Berlin, 1872.

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Von Geiznarren.

Wer sich verlässt auf zeitig Gut,

Drin Freude sucht und guten Mut,

Der ist ein Narr mit Leib und Blut.1

Der ist ein Narr, der sammelt Gut

5

Und hat nicht Freud’, und guten Mut

Und weiss auch nicht, wem er’s wird sparen,

Wenn er muss zum düstern Keller fahren.

Noch törichter ist, wer vertut

In Üppigkeit und Frevelmut

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Was Gott ins Haus ihm hat gegeben.

Er nur verwalten soll sein Leben

Und Rechenschaft drum geben muss

Wohl schwerer als mit Hand und Fuss.

Ein Narr häuft den Verwandten viel;

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Die Seel’ er nicht bedenken will,

Sorgt, ihm gebrech’ es in der Zeit,

Und fragt nicht nach der Ewigkeit.

O armer Narr, wie bist du blind!

Du scheust den Ausschlag, kriegst den Grind.

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Erwirbt mit Sünden mancher Gut

Und brennt dann in der Hölle Glut,

Des achten seine Erben klein:

Sie hülfen ihm nicht mit einem Stein,

Lösten ihn kaum mit einem Pfund,

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Wie tief er läg’ im Höllenschlund.

Gib weil du lebst, ist Gottes Wort:

Ein andrer schaltet, bist du fort.

Kein weiser Mann trug je Verlangen

Mit Reichtum auf der Welt zu prangen.

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Er trachtet nur sich selbst zu kennen;

Den Weisen mag man steinreich nennen.

Das Geld am Ende Crassus trank;

Danach gedürstet hatt’ ihn lang.

Crates sein Geld warf in das Meer,

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So stört’s im Lernen ihn nicht mehr.

Wer sammelt, was vergänglich ist,

Begräbt die Seel’ in Kot und Mist.

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Selbstgefälligkeit.

Den Narrenbrei ich nie vergass,

Seit mir gefiel das Spiegelglas:

Hans Eselsohr mein Herz besass.2

Der rührt sich wohl den Narrenbrei,

5

Der wähnt, dass er sehr witzig sei,

Und gefällt sich selber gar so wohl,

Dass er in den Spiegel guckt wie toll

Und doch nicht mag gewahren, dass

Er einen Narren sieht im Glas.

10

Und sollt’ er schwören einen Eid,

Spricht man von Zucht und Artigkeit,

Meint er, die hätt’ er ganz allein,

Seinsgleichen könnt’ auch nirgends sein,

Der aller Fehler ledig wär’.

15

Sein Tun und Ruhn gefällt ihm sehr.

Des Spiegels er drum nicht enträt,

Wo er sitzt und reitet, geht und steht,

Wie es Kaiser Otho hat gemacht,

Der den Spiegel mitnahm in die Schlacht

20

Und schor die Backen zwier am Tag,

Mit Eselsmilch sie wusch hernach.

Dem Spiegel sind die Fraun ergeben;

Ohne Spiegel könnte keine leben.

Eh’ sie sich recht davor geschleiert

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Und geputzt, wird Neujahr wohl gefeiert.

Wem so gefällt Gestalt und Werk,

Ist dem Affen gleich zu Heidelberg.3

Dem Pygmalion gefiel sein Bild,

Vor Narrheit ward er toll und wild.

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Sah in den Spiegel nicht Narciss,

Lebt’ er noch manches Jahr gewiss.

Mancher sieht stets den Spiegel an,

Der ihm doch nichts Schönes zeigen kann.

Wo du solch närrisch Schaf siehst weiden,

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Das mag auch keinen Tadel leiden,

Es geht in seinem Taumel hin,

Und kein Verstand will ihm zu Sinn.

1. These three lines, which are a sort of motto, precede a picture representing a rich man seated at a table which is loaded with money and plate. Two poor travelers approach and look covetously upon the wealth. All three men wear the fool’s cap.

2. The picture shows a fool stirring porridge and looking into a mirror.

3. A note by Simrock states that upon the old bridge at Heidelberg was formerly to be seen an emblematic ape, with the verses:

Was hast du mich hier anzugaffen?

Sahst du noch nie den alten Affen?

Zu Heidelberg sieh hin und her;

Du findest meinesgleichen mehr.

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