21. Fassnacht. The usual modern form is Fastnacht, as if from Faste, and meaning ‘eve of the Lenten fast.’ So the Grimm Dictionary explains it. But in early texts we find vasnacht, fasnacht, fasenacht, fassnacht, which Kluge in his Etymological Dictionary derives from faseln in the sense of Unsinn treiben.
Die Fraw tritt einn vnd spricht:
Mein Man hab ich gehabt vier jar,
Der mir von erst viel lieber war.
Dieselb mein Lieb ist gar erloschen
22. Aussdroschen, ‘gone bankrupt, ’failed’.
23. West geren = wüsste gern.
Vnd hat im hertzen mir aussdroschen.22
5
West geren,23 wes die schulde wer.
Dort geht mein alte Gfatter her,
Die ist sehr alt vnd weiss gar viel.
Dieselbigen ich fragen wil,
Was meiner vngunst vrsach sey,
10
Das ich werd der anfechtung frey.
Die alt Gefatterin spricht:
Was redst so heimlich wider dich?
Die Fraw spricht:
Mein liebe Gfattr, es kümmert mich:
Mich dunckt, mein Mann halt nit sein Eh,
Sonder mit andern Frawn vmbgeh.
15
Des bit ich von euch einen rath.
225
Die alt Gefatter spricht:
Gfatter, das ist ein schwere that.
Die Fraw spricht:
Da rath zu, wie ich das erfar!
Die Gefatter spricht:
Ich weiss nicht, mir felt ein fürwar,
Wie man vor jaren gwonheit het,
24. Ein Mensch . . . thet, ‘accused a person of anything.’
20
Wenn man ein Mensch was zeyhen thet,24
Wenn es sein vnschuld wolt beweysen,
So mustes tragn ein glüend Eyssen
Auff bloser Hand auss einem kreiss;
Dem vnschulding war es nicht heyss
25
Vnd jn auff blosser Hand nit prent,
Darbey sein vnschuld würd erkent.
Darumb hab fleiss vnd richt auch an,
Das diss heiss Eyssen trag dein Man!
Schaw, dass du jn könst vberreden!
Die Fraw spricht:
30
Das wil ich wol thun zwischn vns beden.
Kan wain vnd seufftzen durch mein list,
25. Es ist mir um das Herz, ‘I am concerned,’ ‘it is my wish.’
Wenns mir schon vmb das hertz25 nicht ist,
Das er muss als thun, was ich wil.
Die Gefatter spricht:
So komb dem nach vnd schweig sonst still,
26. Lappen; a foolish or ‘soft’ person.
35
Darmit du fahest deinen Lappen26
Vnd jm anstreiffst die Narrenkappen!
Ytzund geht gleich herein dein Man.
Ich wil hin gehn; fah mit jm an!
(Die alt Gefatter geht ab. Die Fraw sitzt, hat den kopff in der hend.)
Der Mann kompt vnd spricht:
Alte, wie sitzt du so betrübt?
Die Fraw spricht:
40
Mein Mann, wiss, das mich darzu übt
Ein anfechtung, welche ich hab,
Der mir kan niemandt helffen ab,
Mein hertzen lieber Man, wenn du!
Der Mann spricht:
Wenns an mir leyt, sag ich dir zu
45
Helffen, es sey wormit es wöll.
Die Fraw spricht:
So ich die warheit sagen söll,
So dunckt mich, lieber Mann, an dir,
226
Du helst dich nicht gar wol an mir,
Sonder bulest mit andern Frawen.
Der Mann spricht:
50
Thustu ein solches mir zu trawen?
Hastu dergleich gmerckt oder gsehen?
Die Fraw spricht:
Nein, auff mein warheit mag ich jehen.
Du abr bist mir vnfreuntlich gar,
Nicht lieblich, wie im ersten jar.
55
Derhalb mein lieb auch nimmet ab,
Das ich dich schier nicht mehr lieb hab.
Diss als ist deines Bulens schuld.
Der Mann spricht:
Mein liebes Weib, du hab gedult!
Die lieb im hertzen ligt verporgen!
60
Mhü vnd arbeit vnd teglichs sorgen
Thut vil schertz vnd schimpffens vertreiben.
Meinst drumb, ich bul mit andern weiben?
Des denck nur nit! ich bin zu frumb.
Die Fraw spricht:
Ich halt dich vor ein Bulr kurtzumb:
27. Sey denn sach, ‘unless,’ ‘except.’
28. Zicht = Beschuldigung.
65
Sey denn sach,27 das du dich purgierst,
Der zicht28 von mir nicht ledig wirst.
Der Mann reckt 2 finger auff, spricht:
Ich wil ein herten Eyd dir schwern,
Das ich mein Eh nit thet versehrn
Mit andren schönen Frawen jung.
Die Fraw spricht:
70
Mein lieber Man, das ist nicht gnung.
Eyd schwern ist leichtr, denn Ruben grabn.
Der Mann spricht:
Mein liebes Weib, was wilt denn habn?
Die Fraw spricht:
So trag du mir das heisse Eyssen!
Darmit thu dein vnschuld beweissen!
Der Mann spricht:
75
Ja, Fraw, das wil ich geren thon.
Geh! heiss die Gfattern vmbher gon,
Das sie das Eyssen leg ins Fewr!
Ich wil wagen die abenthewr
Vnd mich purgiren, weil ich leb,
80
Das mir die Gfatter zeugnus geb.
227
(Die Fraw geht auss. Er spricht:)
29. Mucken = Grillen.
30. Zepfft . . . stucken, ‘bothers me with this business.’
Mein Frau die treibt gar seltzam mucken29
Vnd zepfft mich an mit diesen stucken,30
Das ich sol tragen das heiss Eyssen,
Mein Vnschuld hie mit zu beweissen,
85
Das ich nie brechen hab mein Eh.
Es thut mir heimlich auff sie weh.
Ich hab sie nie bekümmert mit,
Ob sie jr Eh halt oder nit.
Nun ich wil jr ein schalkheit thon,
90
In Ermel stecken diesen Spon.
Wenn ich das Eyssn sol tragn dermassn,
So wil ich den Span heimlich lassen
31. Hoschen = huschen.
Herfür hoschen31 auff meine Hendt,
Das ich vom Eyssen bleib vnprent.
95
Mein frömbkeit ich beweissen thu.
Da kommen sie gleich alle zwu.
Die Alt tregt das heiss Eyssen in einer Zangen vnd spricht:
Glück zu, Gfatter! das Eyssn ist heiss.
Macht nur da einen weyten Kreiss!
Da legt jms Eyssen in de mit!
100
Tragt jrs herauss vnd prent euch nit,
So ist ewer vnschuld bewert,
Wie denn mein Gfattern hat begert.
Der Mann spricht:
Nimb hin! da mach ich einen kreiss.
Legt mir das glüend Eyssen heiss
105
Daher in kreiss auff diesen Stul!
Vnd ist es sach, vnd das ich Bul,
Das mir das heyss Eyssen als denn
Mein rechte Hand zu kolen prenn.
(Der Man nimbt das Eysen auff die Hand, tregets auss dem Kreiss vnd spricht:)
32. Vergwiest = vergewissert.
Mein weib, nun bist vergwiest32 fort hin,
110
Das ich der zieht vnschuldig bin,
Das ich mein Eh hab brochen nie,
Weil ich das glüend Eyssen hie
Getragen hab gantz vngebrent.
Das Weib spricht:
Ey, las mich vor schawen dein Hendt!
Der Mann spricht:
115
Se hin! Da schaw mein rechte hand,
Das sie ist glat vnd vnverprant!
228
Die Fraw schawt die hand, spricht:
Nun, du hast recht; das merck ich eben.
33. Die Kuh wiedergeben seems to be a peasant phrase for acknowledging that one has been in the wrong.
Man muss dir dein Kü wider geben.33
Der Mann spricht:
Du must mir vnschuldigen Man
120
Vor meinr gfattern ein widrspruch than.
Die Fraw spricht:
Nun, du bist fromb, vnd schweig nur stil!
Nichts mehr ich dir zusachen wil.
Der Mann spricht:
Weil du nun gnug hast an der prob,
Wil ich nun auch probieren, ob
125
Du dein Eh biss her habst nit prochen
34. Weilt = weil du.
Von anfang, weilt34 mir warst versprochen.
Mein Gfattern, thut darzu ewr stewr!
Legt das Eyssn wider in das Fewr,
Das es erfewr vnd glüend wer!
130
Darnach so bringt mirs wider her,
Auff das es auch mein Fraw trag mir,
Darmit jr frömbkeit ich probier!
Die Gefatter spricht:
Ey, was wolt jr ewr Frawen zeyhen?
Thut sie des heissen Eyssens freyen!
Der Mann spricht:
135
Ach, liebe Gfattr, was ziech sie mich?
Die Fraw spricht:
Mein hertz lieber Mann, wiss, das ich
Das hab auss lauter einfalt than!
Der Mann spricht:
Gfatter, legt bald das Eyssen an!
Darfür hilfft weder fleh noch bit.
(Die Gefatterin geht hin mit dem Eyssen.)
Die Fraw spricht:
140
Mein lieber Mann, weistu dann nit,
Ich hab dich lieb im hertzen grundt.
Der Mann spricht:
Dein that laut anders, denn dein mundt,
Da ich das heiss Eyssen must tragen.
Die Fraw spricht:
Ach, mein Mann, thu nicht weyter fragen,
145
Sonder mir glauben vnd vertrawen
229
Als einer auss den frömbsten Frawen!
Lass mich das heiss Eyssen nicht tragen!
Der Mann spricht:
Was darffst dich lang weren vnd klagen?
Bist vnschuldig, so ists schon fried,
150
So prent dich das heiss Eyssen nit
Vnd hast probiert dein Weiblich Ehr.
Derhalb schweig nur vnd bitt nicht mehr!
Die Gfatter bringt das glüent eysen, legts auff den stul im kreiss, spricht:
Gfattern, da liegt das glüend Eyssen,
Ewer vnschuld mit zu beweisen.
Der Mann spricht:
155
Nun geh zum Eyssen! greiff es an! . . .35
35. At this point nearly a hundred lines are omitted. The wife confesses several transgressions and pleads to be let off, but the husband insists that she handle the iron. When at last she does so it burns her badly. The husband chides her in strong language, whereupon Gefatter intervenes as a peacemaker.
Die Gefatter spricht:
Mein Gfatter, lasts best bey euch liegen!
Wölt meiner Gfattern vergeben das!
Wer ist der, der sich nie vergass?
Kompt! wir wöllen dran giessn ein Wein!
Der Mann spricht:
160
Nun, es sol jr verziehen sein!
36. Häfn = Töpfe.
Mein Fraw bricht Häfn,36 so brich ich Krüg,
Vnd wo ich anderst redt, ich lüg.
Doch, Gfatter, wenn jr bürg wolt werden,
Dieweil mein Weib lebet auff Erden,
165
Das sie solches gar nimmer thu.
Die Gefatter spricht:
Ey ja, glück zu, Gfatter! glück zu!
37. Glait = Geleit.
Ich wil euch gleich das glait37 heimgeben.
Vnd wöllen heint in freuden leben
38. Auff ein newes = aufs neue.
Vnd auff ein newes38 Hochzeit halten
170
Vnd gar vrlaub geben der alten.
Das kein vnrat weyter drauss wachs
Durch das heiss Eyssen, wünscht Hans Sachs.
230