16. Ein Unglücksvogel.

Wir wollen dem Tio Lucas folgen.

Ohne ein Wort zu sprechen, waren sie schon eine Viertelmeile gegangen, der Müller auf seinem Esel, den der Alguacil mit seinem Stock der Autorität antrieb, als sie plötzlich auf einer Erhöhung des Weges den Schatten eines ungeheueren, häßlichen Vogels wahrnahmen, der auf sie zukam.

Scharf hob sich jener Schatten von dem vom Monde beleuchteten Himmel ab und war so klar zu erkennen, daß der Müller sofort ausrief:

»Toñuelo, das ist Garduña mit seinem Dreispitz und seinen Drahtbeinen.«

Aber bevor noch der Angeredete antworten konnte, hatte der Schatten, der jedes Zusammentreffen zu vermeiden schien, den Weg schon verlassen und war mit der Geschwindigkeit eines wirklichen Marders quer über das Feld gelaufen.

»Ich sehe niemand,« antwortete Toñuelo mit der größten Natürlichkeit.

»Ich auch nicht,« erwiderte Tio Lucas, seinen Ärger hinunterschluckend.

Und der Argwohn, der bereits im Müller aufgestiegen war, fing an, in dem eifersüchtigen Geiste des Buckligen Gestalt und Form anzunehmen.

»Diese Reise,« sagte er sich innerlich, »ist eine Kriegslist des Corregidors. Die heute oben von der Laube gehörte Erklärung beweist mir, daß der erbärmliche alte, Madrileñer nicht länger warten kann. Ohne Zweifel will er heute Abend seinen Besuch in der Mühle wiederholen, und darum hat er damit angefangen, mich aus der Mühle zu entfernen... Aber, was thut das? Frasquita ist Frasquita... und wird die Thür nicht aufmachen, und wenn sie Feuer an das Haus legten. Ich gehe noch weiter. Selbst wenn sie öffnete, selbst wenn es dem Corregidor gelänge, durch irgend welche Hinterlist meine Navarresin zu überraschen, so würde der arme Mann nicht mit heilem Kopfe wieder hinauskommen. Frasquita ist Frasquita. Und doch,« fügte er nach einer Weile hinzu, »besser wäre es doch, heute so bald wie möglich nach Hause zurückzukehren.«

Darüber waren der Tio Lucas und der Alguacil im Dorfe angekommen und wendeten sich dem Hause des Alkalden zu.

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