Das einzige Abenteuer, welches der Navarresin auf ihrer Reise von der Mühle nach dem Dorfe zustieß, war der Anblick einer Person, welche mitten in einem Saatfelde Feuer schlug, was ihr einen heillosen Schrecken verursachte.
»Sollte das etwa ein Häscher des Corregidors sein? Wenn er mich anhielte?« dachte die Müllerin.
In dem Augenblick hörte sie in jener Richtung Eselsgeschrei.
»Esel zu der Stunde im Saatfelde?« dachte die Müllerin weiter. »Hier herum ist doch kein Obstgarten, keine Koppel! Gott im Himmel! heute Nacht scheinen die Kobolde ihr Wesen zu treiben!«
Die Eselin, auf der die Seña Frasquita ritt, schien es in jenem Augenblicke für schicklich zu halten, das Geschrei zu erwidern.
»Schweig, du Racker!« sagte die Navarresin und stieß ihr eine lange Nadel ins Kreuz.
Und da sie eine vielleicht unangenehme Begegnung fürchtete, so führte sie das Tier vom Wege ab und ließ es durch die Saat laufen.
Aber bald beruhigte sie sich, denn sie sah ein, daß der Feuer schlagende Mann und der zuerst schreiende Esel etwas Zusammengehöriges bildeten, und daß diese Wesenheit in der ihr entgegengesetzten Richtung entflohen war.
»Einem Feiglinge begegnet ein noch größerer Feigling,« rief die Müllerin und lachte über ihre Furcht und die des andern.
Und ohne weiteren Unfall gelangte sie ungefähr um elf Uhr nachts an das Haus des Dorfschulzen.