25. Garduña's Stern.

Wir wollen ihnen vorauseilen, da wir ja Vollmacht haben, schneller als irgend ein anderer zu gehen.

Garduña, der die Seña Frasquita in allen Straßen der Stadt gesucht hatte, befand sich bereits auf dem Rückwege nach der Mühle.

Der schlaue Alguacil war auf dem Wege im Hause des Corregidors gewesen, wo er alles sehr ruhig gefunden hatte. Die Thüren waren ebenso geschlossen, wie mitten am Tage, wie es Gebrauch zu sein pflegt, wenn die Obrigkeit ihre geheiligten Pflichten außerhalb vollzieht. Auf dem Treppenabsatz und im Vorsaal schliefen andere Alguacilen und Beamte, die ruhig ihren Herrn erwarteten; als sie aber Garduña hörten, wachten einige von ihnen auf und fragten ihn, der ihr Haupt und Vorgesetzter war:

»Kommt der Herr schon?«

»Nicht im Entferntesten! Bleibt nur ganz ruhig. Ich will nur wissen, ob irgend etwas vorgefallen ist.«

»Nichts.«

»Und die Señora?«

»Schläft in ihren Zimmern.«

»Ist nicht vor kurzem eine Frau durch diese Thüren gekommen?«

»In der ganzen Nacht ist niemand vorübergekommen.«

»Nun, so laßt auch niemand eindringen, wer es auch sei und was er auch sagen möge. Im Gegenteil! Legt sogar Hände an den Morgenstern, wenn er etwa kommen und sich nach dem Herrn oder der Frau erkundigen sollte, und führt ihn ins Gefängnis.«

»Es scheint, daß Ihr heute auf der Jagd nach besonderen Vögeln seid,« fragte einer von den Häschern.

»Auf Edelwild,« fügte ein anderer hinzu.

»Auf das edelste,« fügte Garduña feierlich hinzu. »Denkt doch nur, wenn der Herr Corregidor und ich selbst die Treiber machen. Also, auf Wiedersehen, und paßt gut auf!«

»Gehen Sie mit Gott, Herr Bastian,« antworteten alle und grüßten Garduña.

»Mein Stern geht unter,« murmelte dieser beim Hinausgehen. »Sogar die Frauen täuschen mich. Die Müllerin geht nach dem Dorfe zu ihrem Manne, statt nach der Stadt zu kommen... Armer Garduña, was ist aus deiner Spürnase geworden?«

Und so sprechend, machte er sich wieder auf den Rückweg nach der Mühle.

Wohl hatte der Alguacil recht, wenn er seinen alten Spürsinn vermißte, denn auch einen Mann übersah er, der sich in jenem Augenblicke hinter einigen in der Nähe der Stadt befindlichen Weiden versteckte und in den Bart oder vielmehr in seinen roten Mantel murmelte:

»Aufgepaßt, Pablo! Da kommt Garduña! Er darf mich nicht sehen.«

Es war Tio Lucas, als Corregidor gekleidet, der sich der Stadt zuwendete und von Zeit zu Zeit seine diabolische Phrase wiederholte:

»Auch die Corregidora ist reizend!«

Ohne ihn zu sehen ging Garduña vorüber, und der falsche Corregidor verließ sein Versteck und verschwand im Orte.

Kurz darauf kam der Alguacil bei der Mühle an, wie wir schon angedeutet haben.

Share on Twitter Share on Facebook