Dô si nu wâren alle komen ûf den sant, A.1526
der künec begunde vrâgen: ‚wer sol uns durch diu lant
die rehten wege wîsen, daß wir niht irre varn?‘
dô sprach der küene Volkêr: ‚daß sol ich eine bewarn.‘
‚Nu enthalt iuch,‘ sprach Hagene, ‚rîter unde kneht. 1527
man sol vriunden volgen: jâ dunket eß mich reht.
vil ungevüegiu mære diu tuon ich iu bekant:
wirn komen nimmer mêre wider in Burgunden lant.
‚Daß sagten mir zwei merwîp hiute morgen vruo, A.1528
daß wir niht kœmen widere. nu râte ich, waß man tuo:
daß ir iuch wâfent, helde. ir sult iuch wol bewarn,
wir haben hie starke vînde, daß wir gewerlîchen varn.
‚Ich wânde an lüge vinden diu wîsen merwîp: A.1529
si jâhen, daß gesunder unser deheines lîp
nimmêr ze lande kœme niuwan der kapelân;
dar umbe ich in sô gerne wolde hiute ertrenket hân.‘
Dô vlugen disiu mære von schare baß ze schar. 1530
des wurden snelle helde vor leide missevar,
dô si begunden sorgen ûf den herten tôt
an dirre hovereise, des gie in wærlîchen nôt.
[S. 514]
Dâ ze Mœringen si wâren über komen, A.1531
dâ dem Elsen vergen der lîp was benomen.
dô sprach aber Hagene: ‚sît daß ich vînde hân
verdienet ûf der strâße, wir werden schierlîch bestân.
‚Ich sluoc den selben vergen hiute morgen vruo; A.1532
si wißßen wol diu mære. nu grîfet balde zuo,
sô Gelphrât und Else hiute hie bestê
unser ingesinde, daß eß in schedelîch ergê.
‚Ich erkenne si sô küene, eß wirdet niht verlân. A.1533
diu ros sult ir lâßen dester samfter gân,
daß des iemen wæne, wir vliehen ûf den wegen.‘
‚des râtes wil ich volgen,‘ sô sprach Gîselher der degen.
‚Wer sol nu daß gesinde wîsen über lant?‘ A.1534
si sprâchen: ‚daß sol Volkêr, dem ist hie wolbekant
stîge unde strâße, dem küenen spilman.‘
ê daß mans vollen gerte, man sach wol gewâfent stân
Den snellen videlære. den helm er ûf gebant; A.1535
in hêrlîcher varwe was sîn wîcgewant:
er bant ouch zeinem schafte ein zeichen, daß was rôt.
sît kom er mit den künegen in eine vreislîche nôt.
Dô was tôt des vergen Gelphrâte komen A.1536
mit gewissen mæren; dô hete eß ouch vernomen
Else der vil starke: eß was in beiden leit.
si sanden nâch ir helden: die wâren schiere bereit.
In vil kurzen zîten, ich wil iuch hœren lân, A.1537
sach man zuo zin rîten, den schaden was getân,
in starken urliugen vil ungevüegiu her:
der kômen Gelphrâten wol siben hundert oder mêr.
[S. 516]
Dô si ir grimmen vînden begunden rîten nâch, A.1538
jâ leiten si ir hêrren. den was ein teil ze gâch
nâch den küenen gesten: si wolden anden zorn:
des wart der hêrren vriunde sider mêre verlorn.
Dô het von Tronje Hagene wol gevüeget daß A.1539
(wie möhte sîner mâge ein helt gehüeten baß?),
er phlac der nâchhuote mit den sînen man
und Dancwart sîn bruoder: daß was vil wîslîch getân.
In was des tages zerrunnen: desn heten si niht mêr. A.1540
er vorhte an sînen vriunden leit unde sêr.
si riten under schilden durch der Beier lant.
dar nâch in kurzer wîle die helde wurden an gerant.
Beidenthalp der strâße und hinden vaste nâch A.1541
si hôrten hüeve klaffen; dem liute was sô gâch.
dô sprach der küene Dancwart: ‚man wil uns hie bestân:
nu binden ûf die helme: daß ist rætlîch getân.‘
Si hielten ab ir verte, als eß muose sîn. A.1542
si sâhen in der vinster der liehten schilde schîn.
dône wolde Hagene niht langer si verdagen:
‚wer jagt uns ûf der strâße?‘ daß muos im Gelphrât dô sagen.
Dô sprach der marcgrâve ûßer Beier lant: A.1543
‚wir suochen unser vînde und haben her nâch gerant.
ich enweiß niht, wer mir hiute mînen vergen sluoc.
der was ein helt zen handen: des ist mir leide genuoc.‘
Dô sprach von Tronje Hagene: ‚was der verge dîn? A.1544
der wolde uns niht vüeren; des ist diu schulde mîn:
dô sluoc ich den recken; deiswâr, des gie mir nôt:
ich het von sînen handen nâch den grimmegen tôt.
[S. 518]
‚Ich bôt im ze miete golt und ouch gewant, A.1545
daß er uns über vuorte, helt, in dîn lant.
daß zurnder sô sêre, daß er mich dô sluoc
mit einer starken schalten: des wart ich grimme genuoc.
‚Dô kom ich zuo dem swerte und wert im sînen zorn A.1546
mit einer starken wunden: des wart der helt verlorn.
daß bringe ich iu ze suone, swie iuch dunket guot.‘
dô gie eß an ein strîten: si wâren herte gemuot.
‚Ich wesse wol,‘ sprach Gelphrât, ‚dô hie vür gereit A.1547
Gunther und sîn gesinde, daß uns geschæhe leit
von Hagenen übermüete. nu sol er niht genesen:
vür des vergen ende muoß der helt hie bürge wesen.‘
Si neicten über schilte ze stichen nu diu sper, A.1548
Gelphrât und Hagene: in was ze ein ander ger.
Else unde Dancwart vil hêrlîchen riten;
si versuohten, wer si wâren: dâ wart vil grimme gestriten.
Wie möhten sich versuochen immer helde baß? A.1549
von einer starken tioste hinderß ros gesaß
Hagne der küene von Gelphrâtes hant.
im brast daß vürbüege: des wart im vallen bekant.
Von ir ingesinde der krach der schefte schal. A.1550
do erholte ouch sich dort Hagene, dâ er was ze tal
komen von dem stiche nider ûf daß gras.
er wæne unsamphtes muotes wider Gelphrâten was.
Wer in diu ros behielte, daß ist mir unbekant. A.1551
si wâren zuo der erden komen ûf den sant,
Hagne unde Gelphrât, ein ander liefens an.
des hulfen ir gesellen, daß in wart strîten kunt getân.
[S. 520]
Swie bitterlîchen Hagene zuo Gelphrâte spranc, A.1552
der edele marcgrâve des schiltes hin im swanc
wol gegen einer ellen, daßß viur drâte dan.
des was vil nâch erstorben des künic Guntheres man.
Do begunde er Dancwarten vil vaste ruofen an: A.1553
‚hilfâ, lieber bruoder. jâ hât mich bestân
ein helt zuo sînen handen: der enlât mich niht genesen.‘
dô sprach der küene Dancwart: ‚des sol ich scheidære wesen.‘
Der helt dô spranc dar nâher und sluoc im einen slac, A.1554
dâ von der hêrre Gelphrât vor im tôt gelac.
Else wolde gerne rechen dô den man:
er und sîn gesinde si schieden schedelîchen dan.
Im was erslagen der bruoder, selbe wart er wunt. A.1555
wol ahzec sîner degene beliben dâ zestunt
mit dem grimmen tôde: der hêrre muose dan
vlühteclîchen wenden von den Guntheres man.
Dô die von Beier lande wichen ûß dem wege, A.1556
dô hôrt man nâch hellen die vreislîchen slege:
dô jagten die von Troneje ir vîenden nâch;
die es niht enkelten wânden, den was allen ze gâch.
Dô sprach an ir vlühte Dancwart der degen: A.1557
‚wir suln wider wenden balde ûf disen wegen,
und lâße wir si rîten: si sint von bluote naß.
gâhen wir zen vriunden: in triuwen rât ich iu daß.‘
Dô si hin wider kômen, da der schade was geschehen, A.1558
dô sprach von Tronje Hagene: ‚helde, ir sult besehen,
wes uns hie gebreste oder wen wir hân verlorn
hie in disme strîte durch den Gelphrâtes zorn.‘
[S. 522]
Si heten vlorn viere; die muosen si verklagen, A.1559
si wâren wol vergolten; dâ wider was erslagen
der von Beier lande hundert oder baß.
des wâren den von Troneje ir schilde trüebe und bluotes naß.
Ein teil schein ûß wolken des liehten mânen brehen. A.1560
dô sprach aber Hagene: ‚niemen sol verjehen
den mînen lieben hêrren, waß wir hie haben getân:
lât si unz morgen âne sorge bestân.‘
Dô si nu nâch in kômen, die dort striten ê, A.1561
dô tete dem ingesinde diu müede harte wê.
‚wie lange sul wir rîten?‘ des vrâget manec man.
dô sprach der küene Dancwart: ‚wir mugen niht herbergen hân.
‚Ir müeßet alle rîten, unz eß werde tac.‘ A.1562
Volkêr der snelle, der des gesindes phlac,
bat den marschalc vrâgen: ‚wâ sul wir hînte sîn,
da gerasten unser mære und ouch die lieben hêrren mîn?‘
Dô sprach der küene Dancwart: ‚ich enkans iu niht gesagen: A.1563
wir mugen niht geruowen, endß beginne tagen;
swâ wirß danne vinden, dâ legen uns an ein gras.‘
dô si diu mære hôrten, wie leit in sümelîchen was!
Si beliben unvermeldet des heißen bluotes rôt, A.1564
unz daß diu sunne ir liehteß schînen bôt
dem morgen über berge, daß eß der künec gesach,
daß si gestriten hêten; der helt vil zorneclîchen sprach:
‚Wie nu, vriunt Hagene? iu wæne versmâhet daß, A.1565
daß ich iu bî wære, dâ iu die ringe naß
sus wurden von dem bluote. wer hât iu daß getân?‘
er sprach: ‚daß tet Else: der hete uns nehten bestân.
[S. 524]
‚Durch sînen vergen wir wurden an gerant. A.1566
dô sluoc Gelphrâten mînes bruoder hant.
sît entran uns Else: des twanc in michel nôt:
in hundert und uns viere beliben dâ in strîte tôt.‘
Wir kunnen niht bescheiden, wâ si sich leiten nider. A.1567
al die lantliute die gevrieschen sider,
daß ze hove vüeren der edelen Uoten kint.
si wurden wol enphangen dâ ze Paßßouwe sint.
Der edelen künege œheim, der bischof Pilgrîn, A.1568
dem wart vil wol ze muote, dô die neven sîn
mit alsô vil recken kômen in daß lant.
daß er in willec wære, daß wart in schiere bekant.
Si wurden wol enphangen von vriunden ûf den wegen. A.1569
dâ ze Paßßouwe man kunder niht gephlegen;
si muosen über waßßer, dâ si vunden velt:
dâ sluogen ûf die knehte hütten unde rîch gezelt.
Si muosen dâ belîben allen einen tac A.1570
und ouch die naht mit vollen. wie schône man ir phlac!
dar nâch si muosen rîten in Rüedegêres lant:
dem kâmen ouch diu mære, daß was im liebe bekant.
Dô die wegemüeden ruowe genâmen 1571
unde si dem lande nu nâher quâmen,
dô vundens ûf der marke slâfende einen man,
dem von Tronje Hagene ein starkeß wâfen an gewan.
Jâ was geheißen Eckewart der selbe rîter guot. A.1572
er gewan dar umbe vil trûrigen muot,
daß er verlôs daß wâfen von der helde vart.
die Rüedegêres marke vundens übele bewart.
[S. 526]
‚Ouwê mir dirre schande,‘ sprach dô Eckewart. 1573
‚jâ riuwet mich vil sêre der Burgunden vart.
sît ich verlôs Sîvriden, sît was mîn vreude ergân;
ouwê, hêrre Rüedegêr, wie hân ich wider dich getân.‘
Wol hôrte Hagene des edelen recken nôt: 1574
er gab im wider sîn wâfen und sehs bouge rôt.
‚die habe dir, helt, ze minnen, daß du mîn vriunt sîst;
du bist ein degen küene, wie eine du hie gelîst.‘
‚Got lône iu iuwer bouge,‘ sprach dô Eckewart; 1575
‚doch riuwet mich vil sêre zen Hiunen iuwer vart.
ir sluoget Sîvriden; man ist iu hie gehaß:
daß ir iuch wol hüetet, in triuwen rât ich iu daß.‘
‚Nu müeße uns Got behüeten,‘ sprach dô Hagene. 1576
‚jan hânt niht mêre sorge dise degene,
wan umb die herberge, die künege und ir man,
wâ wir in disme lande noch hînte nahtselde hân.
‚Diu ros sint uns vermüedet ûf den verren wegen 1577
und spîse zerunnen,‘ sprach Hagene der degen:
‚wir vindenß ninder veile: uns wære wirtes nôt,
der uns hînte gæbe durch sîne milte daß brôt.‘
Dô sprach aber Eckewart: ‚ich zeige iu einen wirt, 1578
daß ir zuo hûse selten baß komen birt,
in deheime lande, als iu hie mac geschehen,
ob ir snelle degene wellet Rüedegêren sehen.
‚Der sitzet bî der strâße und ist der beste wirt, 1579
der ie kom ze hûse. sîn herze tugende birt
alsam der liehte meie daß gras mit bluomen tuot.
sô er sol helden dienen, sô ist er vrœlîch gemuot.‘
[S. 528]
Dô sprach der künic Gunther: ‚welt ir mîn bote sîn, 1580
ob uns welle behalten durch den willen mîn
mîn lieber vriunt Rüedegêr, mîn mâge und unser man?
daß wil ich immer dienen, sô ich aller beste kan.‘
‚Der bote bin ich gerne,‘ sprach dô Eckewart. 1581
mit vil guotem willen houb er sich an die vart
und seite Rüedegêre, als er hete vernomen.
im was in langen zîten niht sô lieber mære komen.
Man sach ze Bechlâren îlen einen degen. XVa.1582
selbe erkant in Rüedegêr; er sprach: ‚ûf disen wegen
dort her gâhet Eckewart, ein Kriemhilde man.‘
er wânde, daß die vînde im heten leide getân.
Dô gie er vür die porte, dâ er den boten vant. 1583
daß swert er abe gurte und leite eß von der hant.
er sprach zuo dem degene: ‚waß habt ir vernomen,
daß ir alsô gâhet? hât uns ieman iht genomen?‘
‚Uns hat geschadet niemen,‘ sprach Eckewart zehant; 1584
‚mich habent drî künege her zuoziu gesant:
Gunther von Burgunden, Gîselher und Gêrnôt:
der recken ieslîcher iu sînen dienest her enbôt.
‚Daß selbe hât ouch Hagene, dar zuo Volkêr 1585
mit triuwen vlîßeclîchen; noch sage ich iu mêr,
daß iu des küneges marschalc Dancwart daß enbôt,
daß den guoten knehten wær iuwer herberge nôt.‘
Mit lachendem munde sprach dô Rüedegêr: 1586
‚nu wol mich dirre mære, daß die künege hêr
geruochent mîner dienste; der wirt in niht verseit.
koment si mir ze hûse, des bin ich vrœlîch gemeit.‘
[S. 530]
‚Dancwart der marschalc hieß iuch wißßen lân, 1587
wen ir ze hûse mit in soldet hân:
sehzec sneller recken und tûsent rîter guot
und niun tûsent knehte.‘ dô wart er vrœlîch gemuot.
‚Nu wol mich dirre geste,‘ sprach dô Rüedegêr, 1588
‚daß mir koment ze hûse dise recken hêr,
den ich noch vil selten iht gedienet hân.
nu rîtet in enkegene, beide mâge unde man.‘
Dô îlten zuo den rossen rîter unde kneht: 1589
swaß in gebôt ir hêrre, daß dûhtes alle reht.
dô ließens in der dienste zogen deste baß.
eß wesse niht vrou Gotelint, diu in ir kemenâten saß.
[S. 532]