Âventiure wie si ze der hôhzît vuoren.

Alle ir unmuoße   lâßen wir nu sîn 721

und sagen, wie vrou Kriemhilt   und ir magedîn

hin gên Rîne vuoren   von Niblunge lant.

nie getruogen mœre   sô manec hêrlîch gewant.

Vil der soumschrîne   man schihte zuo den wegen. 722

dô reit mit sînen vriunden   Sîvrit der degen

und diu küneginne,   dar si heten vreuden wân;

sît wart eß in allen   ze grôßem leide getân.

Dâ heime si dô ließen   Sîvrides kindelîn 723

und sun den Kriemhilde;   daß muos et alsô sîn.

von ir hovereise   wuohs vil michel sêr:

sînen vater und sîn muoter   gesach daß kindel nimmer mêr.

Dô reit ouch mit in dannen   der hêrre Sigmunt. 724

solde er rehte wißßen,   wie eß nâch der stunt

zer hôhzît ergienge,   er het ir niht gesehen:

im kunde an lieben vriunden   leider nimmer geschehen.

Boten man vür sande,   die mære seiten dar. 725

dô reit ouch in enkegene   mit wünneclîcher schar

vil der Uoten vriunde   und der Guntheres man.

der wirt gên sînen gesten   sich sêre vlîßen began.

[S. 252]

Er gie zuo Prünhilde,   dâ er si sitzen vant. 726

‚wie enphieng iuch mîn swester,   do ir kômet in daß lant?

sam sult ir enphâhen   Sîvrides wîp.‘

‚daß tuon ich,‘ sprach si, ‚gerne:   von schulden holt ist ir mîn lîp.‘

Dô sprach der künic rîche:   ‚si koment uns morgen vruo. A.727

welt ir si enphâhen,   dâ grîfet balde zuo,

daß wir ir niht bîten   in der burc hie.

mir sint in allen zîten   lieber geste komen nie.‘

Ir meide und ir vrouwen   hieß si sâ zehant 728

suochen guotiu kleider,   diu besten, diu man vant,

diu ir ingesinde   vor gesten solde tragen.

daß tâten si doch gerne:   daß mac man lîhte gesagen.

Ouch îlten in dô dienen   die Guntheres man. A.729

alle sîne recken   der wirt zuo im gewan.

dô reit diu küneginne   hêrlîchen dan.

dâ wart vil michel grüeßen   die lieben geste getân.

Mit wie getânen êren   man die geste enphie! 730

si dûhte, daß vrou Kriemhilt   vroun Prünhilde nie

sô rehte wol enphienge   in Burgunden lant.

die eß ie gesâhen,   den wart vil hôher muot bekant.

Nu was ouch komen Sîvrit   mit den sînen man. 731

man sach die helde wenden   wider unde dan

des veldes allenthalben   mit ungevüegen scharn.

dringen unde stouben   kunde niemen dâ bewarn.

Dô der wirt des landes   Sîvriden sach 732

und ouch Sigmunden,   wie güetlîch er sprach!

‚nu sît mir grôße willekomen   und al den vriunden mîn;

iuwer hovereise   sul wir hôhes muotes sîn.‘

[S. 254]

‚Nu lône iu got,‘ sprach Sigmunt,   der êre gernde man. 733

‚sît daß iuch Sîvrit   ze vriunde gewan,

dô rieten mîne sinne,   daß ich iuch wolde sehen.‘

dô sprach der künic Gunther:   ‚nu ist mir liebe dran geschehen.‘

Sîvrit wart enphangen,   als im daß wol gezam, A.734

mit vil grôßen êren;   niemen was im gram.

des half mit grôßen zühten   Gîselher und Gêrnôt.

nie lieben gesten   manß sô güetlîch erbôt.

Nu nâheten ze ein ander   der zweier künege wîp. 735

dâ wart vil setel lære,   maneger vrouwen lîp

wart von helde handen   erhaben ûf daß gras.

die vrouwen gerne dienden,   waß der dâ unmüeßec was!

Dô giengen zuo ein ander   diu minneclîchen wîp. 736

des was in grôßen vreuden   maneges rîters lîp,

daß ir beider grüeßen   sô minneclîch ergie.

dô sach man vil der recken,   der dienen vrouwen dâ niht lie.

Daß hêrlîch gesinde   vie sich bî der hant; 737

in zühten grôße nîgen   des man vil dâ vant

und küssen minneclîchen   von vrouwen wol getân.

daß was liep ze sehene   Gunthers und Sîvrides man.

Si biten dâ niht langer,   si riten zuo der stat. 738

der wirt sînen gesten   wol erzeigen bat,

daß man si gerne sæhe   in Burgunden lant.

manegen puneiß rîchen   man vor den juncvrouwen vant.

Ûßer Troneje Hagene   und ouch Ortwîn, A.739

daß si gewaltec wæren,   daß tâten si wol schîn.

swaß si gebieten wolden,   des torste man niht lân.

von in wart michel dienest   den lieben gesten getân.

[S. 256]

Vil schilde hôrt man hellen   dâ ze dem bürge tor 740

von stichen und von stôßen.   lange habete dâ vor

der wirt mit sînen gesten,   ê si kômen drin.

jâ gie in diu stunde   mit grôßer kurzwîle hin.

Vür den palas wîten   mit vreuden si dô riten. 741

manegen phelle spæhe,   guot und wol gesniten,

sach man über setele   den vrouwen wol getân

allenthalben hangen.   dô kômen Guntheres man:

Die hießen si dô vüeren   balde an ir gemach. 742

under wîlen blicken   man Prünhilde sach

an vrouwen Kriemhilde,   diu schœne was genuoc.

ir varwe gên dem golde   den glanz vil hêrlîchen truoc.

Allenthalben schallen   ze Wormeß in der stat A.743

hôrte manß gesinde.   Gunther dô bat

Dancwarten sînen marschalc,   daß er ir solde phlegen.

do begunde er daß gesinde   harte güetlîchen legen.

Dar ûße und ouch dar inne   spîsen man si lie. 744

jâ wart vremder geste   baß gephlegen nie.

alles, des si gerten,   des was man in bereit.

der künic was sô rîche,   daß niemen dâ niht wart verseit.

Man diende in vriuntlîche   und ân allen haß. 745

der wirt dâ ze tische   mit sînen gesten saß.

dô muose sitzen Sîvrît,   als er ê hete getân.

dô gie mit im ze tische   vil manec wætlîcher man.

Zwelf hundert recken   an dem ringe sîn 746

dâ ze tische sâßen.   Prünhilt diu künegîn

gedâht, daß eigen holde   niht rîcher kunde wesen.

si was im noch sô wæge,   daß si in gerne lie genesen.

[S. 258]

An jenem âbende,   dâ der künic saß, 747

vil der rîchen kleider   wart von wîne naß,

dâ die schenken solden   zuo den tischen gân:

dâ wart vil voller dienest   mit grôßem vlîße getân.

Sô man ze hôhgezîten   lange hât gephlegen, 748

vrouwen unde meide   hieß man schône legen.

swannen si dar kômen,   der wirt in willen truoc;

in güetlîchen êren   man gap in allen genuoc.

Dô diu naht het ende   und der tac erschein, 749

ûß den soumschrînen   manec edel stein

erlûhte in guoter wæte,   die ruorte vrouwen hant.

dô wart ervür gesuochet   manec hêrlîch gewant.

Ê eß vol ertagete,   dô kômen vür den sal 750

vil rîter unde knehte:   dô huop sich aber schal

vor einer vruomesse,   die man dem künege sanc.

dâ riten junge helde,   daß ins der künic seite danc.

Manec pusûne lûte   vil krefteclîch erdôß. 751

von trumben und von vloiten   der schal wart sô grôß,

daß Wormeß diu vil wîte   dar nâch lûte erschal.

die hôch gemuoten helde   ze rossen kômen über al.

Dô huop sich in dem lande   harte hôch ein spil 752

von manegem guoten recken:   der sach man dâ vil,

den ir tumbiu herze   gâben hôhen muot;

dô sach man under schilde   manegen zieren rîter guot.

In diu venster sâßen   diu hêrlîchen wîp 753

und vil der schœnen meide;   gezieret was ir lîp.

si sâhen kurzewîle   von manegem küenen man.

der wirt mit sînen vriunden   selbe rîten dâ began.

[S. 260]

Sus vertriben si die wîle:   diu dûhte si niht lanc. 754

man hôrte dâ zem tuome   maneger glocken klanc:

dô kômen in die mœre:   die vrouwen riten dan;

den edelen küneginnen   volgete manec küene man.

Si stuonden vor dem münster   nider ûf daß gras. 755

Prünhilt ir gesten   dannoch wæge was.

si giengen under krône   in daß münster wît.

diu liebe wart gescheiden:   daß vrumte grœßlîcher nît.

Dô si gehôrten messe,   si vuoren wider dan 756

mit vil manegen êren.   man sach si sider gân

ze tische vrœlîche.   ir vreude nie gelac

dâ zer hôhgezîte   unz an den einliften tac.

Do gedâht diu küneginne:   ‚ine mac niht langer dagen. C.

swie ich daß gevüege,   Kriemhilt muoß mir sagen,

war umbe uns alsô lange   den zins verseßßen hât

ir man, derst unser eigen:   der vrâge hân ich keinen rât.‘

Sus warte si der wîle,   als eß der tiuvel riet: C.

die vreude und ouch die hôhgezît   mit leide si dô schiet.

daß ir lac amme herzen,   ze liehte eß muose komen.

des wart in manegen landen   von ir jâmers vil vernomen.

[S. 262]

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