Âventiure wie si ze Bechelâren kômen.

Dô gie der marcgrâve,   dâ er die vrouwen vant, 1590

sîn wîp und sîne tohter,   und seite in zehant

diu lieben mære,   diu er hete vernomen,

daß in ir vrouwen bruoder   dar ze hûse solden komen.

‚Vil liebe triutinne,‘   sprach dô Rüedegêr, 1591

‚ir sult vil wol enphâhen   die edelen künege hêr,

sô si mit ir gesinde   her ze hove gân.

ir sult ouch schône grüeßen   Hagenen Guntheres man.

‚Mit in kumt ouch einer,   der heißet Dancwart; 1592

der ander heißet Volkêr,   an zühten wol bewart.

die sehse sult ir küssen   und diu tohter mîn

und sult ouch bî den recken   in zühten güetlîchen sîn.‘

Daß lobten dô die vrouwen   und wâren sîn bereit: 1593

si suohten ûß den kisten   diu hêrlîchen kleit,

dar inne si begegene   den recken wolden gân.

dâ wart vil michel vlîßen   von schœnen wîben getân.

Gevelschet vrouwen varwe   vil lützel man dâ vant. 1594

si truogen ûf ir houbten   von golde liehtiu bant,

daß wâren schapel rîche,   daß in ir schœne hâr

zervuorten niht die winde;   si wâren hübsch unde clâr.

[S. 534]

In solhen unmuoßen   sul wir die vrouwen lân. 1595

hie wart vil michel gâhen   über velt getân

von Rüedegêres vriunden,   dâ man die vürsten vant.

si wurden wol enphangen   in des marcgrâven lant.

Dô si der marcgrâve   zuo im komen sach, 1596

ze sînen lieben gesten   vrœlîch er dô sprach:

‚sît willekomen, ir hêrren   und al iuwer man.

hie in mîme lande   vil gerne ich iuch gesehen hân.‘

Dô nigen im die recken   mit triuwen âne haß. 1597

daß er in willec wære,   wol erzeigte er daß.

besunder gruoßter Hagenen:   den het er ê bekant;

sam tet er Volkêren   ûßer Burgunden lant.

Er enphie ouch Dancwarten.   dô sprach der küene degen: 1598

‚sît ir uns welt beruochen,   wer sol danne phlegen

unseres ingesindes   von Wormeß über Rîn?‘

dô sprach der marcgrâve:   ‚die angest sult ir lâßen sîn.

‚Eß wirdet wol behalten,   swaß ir in daß lant B.

habt mit iu gevüeret,   ros, silber und gewant,

dem shaffe ich solhe huote,   daß sîn niht wirt verlorn,

daß iu ze schaden bringe   gegen einem halben sporn.

‚Spannet ûf, ir knehte,   die hütten an daß velt; 1599

swaß ir hie verlieset,   des wil ich wesen gelt:

ziehet ab die zoume,   diu ros lâßet gân.‘

daß het in wirt deheiner   dâ vor vil selten getân.

Des vreuten sich die geste.   dô daß geschaffet was, 1600

die hêrren riten dannen.   sich leiten in daß gras

über al die knehte:   si heten guot gemach.

ich wæn, in an der verte   nie sô samfte geschach.

[S. 536]

Diu edel marcgrâvinne   vür die burc was gegân 1601

mit ir schœnen tohter.   dô sach man bî ir stân

minneclîche vrouwen   und manec schœne meit:

die truogen vil der bouge   unde hêrlîchiu kleit.

Daß edele gesteine   lûhte verre dan 1602

ûß ir vil rîchen wæte:   si wâren wol getân.

dô kômen ouch die geste   und erbeißten sâ zehant.

hei, waß man grôßer zühte   an den von Burgunden vant!

Sehs und drîßec meide   und ander manec wîp, 1603

den was wol ze wunsche   geschaffen der lîp:

die giengen in enkegene   mit manegem küenen man.

dô wart schône grüeßen   von edelen wîben getân.

Diu marcgrâvinne kuste   die künege alle drî: 1604

alsam tet ir tohter.   dô stuont Hagene bî.

ir vater hieß in küssen:   dô blicte si in an:

er dûhte si sô vorhtlîch,   daß siß vil gerne hete lân.

Doch muoste si dâ leisten,   daß ir der wirt gebôt. 1605

gemischet wart ir varwe,   bleich unde rôt.

si kuste ouch Dancwarten,   dar nâch den spilman:

durch sînes lîbes ellen   wart im daß grüeßen getân.

Diu junge marcgrâvinne   nam bî der hant 1606

Gîselher den jungen   von Burgunden lant:

alsam tet ir muoter   Gunther den küenen man.

si giengen mit den helden   vil harte vrœlîchen dan.

Der wirt gie bî Gêrnôte   in einen wîten sal. 1607

rîter unde vrouwen   gesâßen dâ ze tal.

dô hieß man balde schenken   den gesten guoten wîn.

jâ endorften nimmer   helde baß gehandelt sîn.

[S. 538]

Mit lieben ougen blicken   wart gesehen an 1608

Rüedegêres tohter:   diu was sô wol getân.

jâ trûtes in den sinnen   vil manec rîter guot;

daß kunde ouch si verdienen:   si was vil hôhe gemuot.

Si gedâhten, swes si wolden;   des enmoht ab niht geschehen. A.1609

hin und her widere   wart dâ vil gesehen

an meide und an vrouwen:   der saß dâ genuoc.

der edele videlære   dem wirte holden willen truoc.

Nâch gewonheite   sô schieden si sich dâ: 1610

rîter unde vrouwen   die giengen anderswâ.

dô rihte man die tische   in dem sale wît;

den unkunden gesten   man diende willeclîche sît.

Durch der geste liebe   hin ze tische gie 1611

diu edele marcgrâvinne;   ir tohter si dô lie

belîben bî den kinden,   dâ si von rehte saß.

die geste ir niht ensâhen:   si muote wærlîchen daß.

Dô si getrunken hêten   und geßßen über al, 1612

dô wîsete man die schœnen   wider in den sal.

gemelîcher sprüche   wart dâ niht verdeit:

der reite vil dô Volkêr,   ein degen küene und gemeit.

Dô sprach offenlîchen   der selbe spilman: 1613

‚vil rîcher marcgrâve,   Got hât an iu getân

vil genædeclîchen,   wan er iu hât gegeben

ein wîp sô rehte schœne,   dar zuo ein wünneclîcheß leben.

‚Ob ich ein vürste wære,‘   sprach der spilman, 1614

‚und solde tragen krône,   ze wîbe wolde ich hân

iuwer schœne tohter:   des wünschete mir der muot.

diu ist minneclîch ze sehene,   dar zuo edel unde guot.‘

[S. 540]

Dô sprach der marcgrâve:   ‚wie möhte daß gesîn, B.

daß immer künic gerte   der lieben tohter mîn?

wir sîn hie ellende   beide, ich und mîn wîp,

und haben niht ze gebene:   waß hilfet danne ir schœner lîp?‘

Des antwurte Gêrnôt,   der wol gezogene man: A.1615

‚und solde ich triutinne   nâch mîme willen hân,

sô wolde ich solhen wîbes   immer werden vrô.‘

des antwurte Hagene   harte zühteclîchen dô:

‚Nu sol mîn hêrre Gîselher   nemen doch ein wîp: 1616

eß ist sô hôher mâge   der marcgrâvinne lîp,

daß wir ir gerne dienden,   ich und sîne man,

und soldes under krône   dâ zen Burgunden gân.‘

Diu rede Rüedegêren   dûhte harte guot 1617

und ouch Gotelinde:   jâ vreute si in den muot.

sît truogen an die helede,   daß si ze wîbe nam

Gîselher der edele,   als eß künege wol gezam.

Swaß sich sol gevüegen,   wer mac daß understên? A.1618

man bat die juncvrouwen   hin ze hove gên:

dô swuor man im ze gebene   daß wünneclîche wîp:

dâ lobte ouch er ze minnen   ir vil minneclîchen lîp.

Man beschiet der juncvrouwen   bürge unde lant. A.1619

des sichert dâ mit eiden   des edelen küneges hant

und der hêrre Gêrnôt,   daß wurde daß getân.

dô sprach der marcgrâve:   ‚sît ich der bürge niht enhân,

‚Sô sol ich iu mit triuwen   immer wesen holt. A.1620

ich gibe zuo mîner tohter   silber unde golt,

sô hundert soumære   meist mügen tragen,

daß eß iu helden   nâch êren müge wol behagen.‘

[S. 542]

Dô hieß man si beide   stên an einen rinc 1621

nâch gewonheite.   vil manec jungelinc

in vrœlîchem muote   ir zegagene stuont:

si gedâhten in ir sinnen,   sô noch die tumben gerne tuont.

Dô man begunde vrâgen   die minneclîchen meit, 1622

ob si den recken wolde,   ein teil was eß ir leit;

doch dâhte si ze nemene   den wætlîchen man.

si schamte sich der vrâge,   sô manec meit hât getân.

Ir riet ir vater Rüedegêr,   daß si spræche jâ 1623

und daß si in gerne næme:   vil schiere dô was dâ

mit sînen wîßen handen,   der si umbeslôß,

Gîselher der junge;   swie lützel si sîn doch genôß.

Dô sprach der marcgrâve:   ‚ir edelen künege rîch, 1624

als ir nu wider rîtet,   daß ist gewonlîch,

heim zuo ziuren landen,   sô gib ich iu mîn kint,

daß ir si mit iu vüeret,‘   daß gelobten si sint.

Swaß man dâ schalles hôrte,   den muosen si doch lân. 1625

man hieß die juncvrouwen   ze kemenâten gân

und ouch die geste slâfen   mit ruowe an den tac.

do bereite man die spîse;   der wirt ir güetlîche phlac.

Dô si enbißßen wâren,   si wolden dannen varn 1626

gên der Hiunen lande,   ‚daß hieß ich wol bewarn,‘

sprach der wirt edele,   ‚ir sult noch hie bestân,

wan ich sô lieber geste   selten iht gewunnen hân.‘

Des antwurte Dancwart:   ‚des mac niht gesîn: 1627

wâ næmet ir die spîse,   daß brôt und ouch den wîn,

daß ir sô manegen recken   noch hînte müeßet hân?‘

dô daß der wirt erhôrte,   er sprach: ‚ir sult die rede lân.

[S. 544]

‚Mîne vil lieben hêrren,   ir sult mir niht versagen; 1628

jâ gib ich iu die spîse   ze vierzehen tagen

mit allem dem gesinde,   daß mit iu her ist komen.

mir hât der künic Etzel   noch vil wênic iht genomen.‘

Swie sêre si sich werten,   si muosen dâ bestân 1629

unz an den vierden morgen.   dô wart dâ getân

von des wirtes milte,   daß verre wart geseit:

er gap sînen gesten   beidiu ros unde kleit.

Eß kunde langer niht gewern,   si muosen dannen varn. 1630

Rüedegêr der kunde   wênic iht gesparn

von sîner milte:   swes iemen gerte nemen,

daß verseiter niemen:   eß muose in allen wol gezemen.

Ir edel ingesinde   brâhte vür daß tor 1631

gesatelt vil der mœre.   dô kom zuo in dâ vor

vil vremder recken:   die truogen schilt enhant,

wan si wolten rîten   in daß Etzelen lant.

Der wirt dô sîne gâbe   bôt über al, 1632

ê die edelen geste   kœmen vür den sal.

er kunde miltlîche   mit grôßen êren leben:

sîne tohter schœne   het er Gîselher gegeben.

Dô gab er Gêrnôte   ein wâfen guot genuoc, 1633

daß er sît in stürmen   vil hêrlîchen truoc.

der gâbe im wol gunde   des marcgrâven wîp;

dâ von der guote Rüedegêr   sît muose vliesen den lîp.

Dô gab er Guntheren,   dem helde lobelîch, A.1634

daß wol truoc mit êren   der edel künic rîch,

swie er selten gâbe enphienge,   ein wâfenlîch gewant.

dar nâch neic Gunther   des edelen Rüedegêres hant.

[S. 546]

Gotelint bôt Hagenen,   als ir wol gezam, A.1635

ir minneclîche gâbe,   sît si der künic nam,

daß er âne ir stiure   zuo der hôhgezît

von ir niht varn solde:   doch widerreite er eß sît.

‚Alles, des ich ie gesach,‘   sprach dô Hagene, 1636

‚so engerte ich hinnen mêre   niht zuo tragene

niuwan jenes schildes   dort an der want:

den wolde ich gerne   vüeren in Etzelen lant.‘

Dô diu marcgrâvinne   Hagenen rede vernam, 1637

eß mande si ir leide:   weinens si gezam.

dô dâhte si vil tiure   an Nuodunges tôt,

den hete erslagen Witege:   dâ von het si jâmers nôt.

Si sprach zuo dem degene:   ‚den schilt wil ich iu geben. 1638

daß wolde Got von himele,   daß er noch solde leben,

der in dâ truoc enhende!   der lac in sturme tôt.

den muoß ich immer weinen:   des gât mir armen wîbe nôt.‘

Diu edel marcgrâvinne   von dem sedele gie, 1639

mit ir vil wîßen handen   si den schilt gevie:

diu vrouwe truoc in Hagenen;   er nam in an die hant.

diu gâbe was mit êren   an den recken gewant.

Ein hulft von liehtem phelle   ob sîner varwe lac. 1640

beßßern schilt deheinen   belûhte nie der tac.

von edelem gesteine,   der sîn hete begert

ze koufen, an der koste   was er wol tûsent marke wert.

Den schilt hieß dô Hagene   von im tragen dan. A.1641

dô begunde Dancwart   hin ze hove gân.

dem gab vil rîchiu kleider   des marcgrâven kint,

diu er dâ zen Hiunen   truoc vil vrœlîchen sint.

[S. 548]

Alleß, daß der gâbe   von in wart genomen, 1642

in ir deheines hende   wær ir niht bekomen

wan durch des wirtes liebe,   derß in sô schône bôt.

sît wurden si im sô vîent,   daß si in slahen muosen tôt.

Volkêr der vil snelle   mit sîner videlen dan 1643

gie gezogenlîchen   vür Gotelinde stân.

er videlte süeße dœne   und sanc ir sîniu liet:

dâ mit nam er urloup,   dô er von Bechlâren schiet.

Ir hieß diu marcgrâvinne   eine lade tragen, 1644

von vriuntlîcher gâbe   muget ir hœren sagen:

dar ûß nam si zwelf bouge   und spien ims an die hant:

‚die sult ir hinnen vüeren   in daß Etzelen lant

‚Und sult durch mînen willen   si ze hove tragen: 1645

swenne ir wider wendet,   daß man mir müge sagen,

wie ir mir habet gedienet   dâ ze der hôhzît.‘

des diu vrouwe gerte,   vil wol leistete er daß sît.

Dô sprach der wirt zen gesten:   ‚ir sult dest samfter varn: 1646

ich wil iuch selbe leiten   und heißen wol bewarn,

daß iu ûf der straße   niemen müge schaden.‘

dô wurden sîne soume   harte schiere geladen.

Der wirt wart wol bereitet   mit vünf hundert man, 1647

mit rossen und mit kleidern:   die vuorte er mit im dan

vil harte vrœlîchen   zuo der hôhgezît;

der einer mit dem lîbe   kom nie ze Bechlâren sît.

Mit kusse minneclîchen   der wirt dô dannen schiet: 1648

alsô tet ouch Gîselher,   als im diu liebe riet.

mit umbesloßßen armen   si trûten schœniu wîp;

daß muose sît beweinen   vil maneger juncvrouwen lîp.

[S. 550]

Dô wurden allenthalben   diu venster ûf getân. 1649

der wirt mit sînen mannen   ze rossen wolde gân.

ich wæn, ir herze in seite   diu krefteclîchen leit:

dâ weinde manec vrouwe   und manec wætlîchiu meit.

Nâch ir lieben vriunden   genuoge heten sêr, 1650

die si ze Bechelâren   gesâhen nimmer mêr.

doch riten si mit vreuden   nider über sant

ze tal bî Tuonouwe   in daß Hiunische lant.

Dô sprach zen Burgunden   der rîter vil gemeit, 1651

Rüedegêr der edele:   ‚jâ suln niht verdeit

wesen unser mære,   daß wir zen Hiunen komen.

im hât der künic Etzel   nie so liebes niht vernomen.‘

Ze tal durch Ôsterrîche   vil manec bote reit: 1652

den liuten allenthalben   wart daß wol geseit,

daß die helde kœmen   von Wormeß über Rîn.

des küneges ingesinde   kunde eß niht lieber gesîn.

Die boten vür strichen   mit den mæren, XVIa.1653

daß die Niblungen   zuo den Hiunen wæren:

‚du solt si wol enphâhen,   Kriemhilt, vrouwe mîn:

dir koment nâch grôßen êren   die vil lieben bruoder dîn.‘

Dô diu küneginne   vernam diu mære, C.1654

ir begunde entwîchen   ein teil ir swære:

von ir vater lande   kom ir vil manec man,

dâ von der künic Etzel   vil manegen jâmer sît gewan.

‚Nu wol mich mîner vreuden,‘   sô sprach Kriemhilt. 1655

‚hie bringent mîne mâge   vil manegen niuwen schilt

und halsperge wîße:   swer nemen welle golt,

der denke mîner leide:   ich wil im immer wesen holt.‘

[S. 552]

Si gedâhte tougenlîche:   ‚noch möhte es werden rât. C.

der mich an mînen vreuden   alsô gephendet hât,

mag ich daß gevüegen,   eß sol im leide ergân

ze dirre hôhgezîte,   des ich vil guoten willen hân.

‚Ich solß alsô schaffen,   daß mîn râche ergê C.

in dirre hôhgezîte,   swieß dar nâch gestê,

an sînem argen lîbe,   der mir hât genomen

vil der mînen wünne:   des sol ich nu ze gelte komen.‘

[S. 554]

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