Âventiure wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat.

Dô dâhte ouch alle zîte   daß Guntheres wîp: 667

‚wie treit et alsô hôhe   vrou Kriemhilt den lîp?

nu ist doch unser eigen   Sîvrit ir man:

er hât uns nu lange   lützel dienste getân.‘

Daß truoc si in ir herzen   und wart ouch wol verdeit; 668

daß si ir vremde wâren,   daß was der vrouwen leit.

daß si niht zinses hête   von des vürsten lant,

wâ von daß wære,   daß hete si gerne bekant.

Si versuochte eß an dem künege,   ob daß möhte geschehen, 669

daß si Kriemhilde   solde noch gesehen.

si reite eß heimlîche,   des si dâ hete muot.

dô dûhte den hêrren   diu rede mæßlîchen guot.

‚Wie möhten wir si bringen,‘   sprach der künic rîch, 670

‚her zuo disem lande?   daß wær unmügelîch.

si sitzent uns ze verre:   ich getarses niht gebiten.‘

des antwurt im Prünhilt   in vil hôhverten siten:

‚Swie hôhe rîche wære   deheines küneges man, 671

swaß im gebüte sîn hêrre,   daß solde er doch niht lân.‘

des ersmielte Gunther,   dô si daß gesprach:

ern jachs im niht ze dienste,   swie dicke er Sîvriden sach.

[S. 234]

Si sprach: ‚lieber hêrre,   durch den willen mîn, 672

hilf mir, daß Sîvrit   und diu swester dîn

komen zuo dem lande,   daß wir si hie gesehen:

sone kunde mir ze wâre   nimmer lieber geschehen.

‚Dîner swester zühte,   ir wol gezogen muot, 673

sô ich dar an gedenke,   wie sanfte mir daß tuot;

wie wir ensament sâßen,   dô ich wart dîn wîp!

si mac mit êren minnen   des küenen Sîvrides lîp.‘

Si gertes alsô lange,   unz der künic sprach: 674

‚nu wißßet, daß ich geste   sô gerne nie gesach.

ir muget mich sanfte vlêgen:   ich wil die boten mîn

nâch in beiden senden,   daß si her komen an den Rîn.‘

Dô sprach diu küneginne:   ‚sô sult ir mir sagen, A.675

wenne ir si welt besenden,   oder in welhen tagen

unser liebe vriunde   suln komen in daß lant.

die ir dar welt senden,   die lât mir werden bekant.‘

‚Daß tuon ich,‘ sprach der fürste:   ‚drîßec mîner man 676

wil ich dar lân rîten.‘   die hieß er vür sich gân:

bî den enbôt er mære   in Sîvrides lant.

ze liebe gab in Prünhilt   vil harte hêrlîch gewant.

Dô sprach der künec: ‚ir recken   sult von mir sagen, 677

daß ich dar enbiete,   des sult ir niht verdagen,

dem starken Sîvride   und der swester mîn,

daß in darf zer werlde   niemen holder gesîn.

‚Und bitet, daß si beidiu   uns komen an den Rîn: 678

daß welle ich und mîn vrouwe   immer diende sîn.

vor disen sunewenden   sol er und sîne man

sehen hie vil manegen,   der in grôßer êren gan.

[S. 236]

‚Dem künic Sigmunde   saget den dienst mîn, 679

daß ich und mîne vriunde   im immer wæge sîn,

und saget ouch mîner swester,   daß si niht lâße daß,

sine rîte zuo ir vriunden:   ir zaeme nie hôhzîte baß.‘

Prünhilt und Uote   und swaß man vrouwen vant, 680

die enbuten ir dienest   in Sîvrides lant

den minneclîchen vrouwen   und manegem küenen man.

mit des küneges râte   die boten huoben sich dan.

Si vuoren reislîche;   ir phert und ir gewant 681

daß was in komen allen:   dô rûmten si daß lant.

in zogte wol ir verte,   dar si dâ wolden varn.

der künic mit geleite   bat die boten wol bewarn.

Inre tagen zwelven   si kômen in daß lant, 682

ze Niblunges bürge:   dar wâren si gesant.

ze Norweg in der marke   vunden si den degen.

ros und liute wâren   müede von den langen wegen.

Sîvride und Kriemhilde   wart beiden dô geseit, 683

daß rîter komen wæren,   die trüegen solhiu kleit,

sam man zen Burgunden   dâ der site phlac.

si spranc von eime bette   dâ si ruowende lac.

Dô bat si zeime venster   eine maget gân. 684

diu sach den küenen Gêren   an dem hove stân,

in und die gesellen,   die wâren dar gesant.

gegen ir herzeleide   wie liebiu mære si bevant!

Si sprach zuo dem künege:   ‚seht ir, wâ si stênt, 685

die mit dem starken Gêren   ûf dem hove gênt,

die uns mîn bruoder Gunther   sendet nider Rîn.‘

dô sprach der starke Sîvrit:   ‚der sol uns willekomen sîn.‘

[S. 238]

Alleß daß gesinde   lief, dâ man si sach. 686

ir ieslîch besunder   vil güetlîche sprach

daß beste, daß si kunden,   zuo den boten dô.

Sigmunt der hêrre   was ir künfte harte vrô.

Dô wart geherberget   Gêre und sîne man; 687

diu ros man hieß behalten.   die boten giengen dan,

dâ hêr Sîvrit   bî Kriemhilde saß.

si sâhen in vil gerne,   daß sult ir wißßen, âne haß.

Der wirt mit sînem wîbe   stuont ûf sâ zehant. 688

wol wart enphangen Gêre   ûß Burgunden lant

und sîne hergesellen,   Guntheres man,

Gêren den vil rîchen   bat man an den sedel gân.

‚Erloubet uns die botschaft,   ê wir sitzen gên, 689

uns wegemüede geste   lât uns die wîle sten.

wir suln iu sagen mære,   waß iu enboten hât

Gunther und Prünhilt,   der dinc vil zierlîche stât,

‚Unde waß vrou Uote,   iur muoter, her enbôt, A.690

Gîselher der junge   und ouch er Gêrnôt

und iuwer besten mâge   habent uns her gesant:

die enbietent iu ir dienest   ûßer Burgunden lant.‘

‚Nu lôn in Got,‘ sprach Sîvrit,   ‚ich getrûwe in wol A.691

triuwen unde guotes,   alsô man vriunden sol.

sam tuot ouch ir swester;   man sol uns mêre sagen,

ob unser lieben vriunde   daheim iht hôhes muotes tragen.

‚Sît wir von in schieden,   hât man in iht getân A.692

mînen kone mâgen?   daß lâßet mich verstân.

daß wil ich in mit triuwen   immer helfen tragen,

unz daß ir vîende   mînen dienst müeßen klagen.‘

[S. 240]

Dô sprach der marcgrâve   Gêre, ein rîter guot: 693

‚si sint in allen tugenden   mit vreuden wol gemuot.

si ladent iuch ze Rîne   zeiner hôhgezît.

si sæhen iuch vil gerne,   daß ir des âne zwîvel sît.

‚Si bitent mîne vrouwen,   si sül mit iu dar komen. 694

swenne der winder   ein ende habe genomen,

vor disen sunewenden   wolden si iuch sehen.‘

dô sprach der starke Sîvrit:   ‚daß kunde müelîch geschehen.‘

Dô sprach aber Gêre   von Burgunden lant: A.695

‚iuwer muoter Uote   diu hât iuch gemant,

Gêrnôt unde Gîselher,   ir sült in niht versagen.

daß ir in sît sô verre,   daß hœre ich tegelîche klagen.

Prünhilt mîn vrouwe   und ir magedîn 696

vreuwent sich der mære:   ob daß mehte sîn,

daß si iuch noch sæhen,   daß gæbe in hôhen muot.‘

dô dûhten disiu mære   die schœnen Kriemhilde guot.

Gêre was ir sippe:   der wirt in sitzen hieß; 697

den gesten hieß er schenken:   niht langer man daß ließ.

dô kom ouch dar Sigmunt,   dâ er die boten sach:

der hêrre vriuntlîche   zuo den Burgunden sprach:

‚Sît willekomen, ir recken,   Guntheres man. 698

sît daß Kriemhilde   ze wîbe gewan

mîn sun Sîvrit,   man solde iuch dicker sehen

hie in disem lande,   wolt ir uns vriuntschefte jehen.‘

Si sprâchen, swenne er wolde,   si solden gerne komen. 699

in wart michel müede   mit vreuden benomen.

die boten bat man sitzen,   spîse man in truoc:

der hieß dô geben Sîvrit   den lieben gesten genuoc.

[S. 242]

Si muosen dâ belîben   bevollen niun tage. 700

des heten endelîchen   die snellen rîter klage,

daß si niht wider rîten   solden in ir lant.

dô hete der künic Sîvrit   nâch sînen vriunden gesant.

Er vrâgte, waß si rieten:   er sold an den Rîn. 701

‚eß hât nâch mir gesendet   Gunther der vriunt mîn,

er und sîne mâge,   durch eine hôhzît:

nu kœm ich im vil gerne,   wan daß sîn lant ze verre lît.

‚Si bitent Kriemhilde,   daß si mit mir var. 702

nu râtet, lieben vriunde,   wie sol si komen dar?

sold ich herverten   durch si in drîßec lant,

dâ müese in dienen gerne   hin diu Sîvrides hant.‘

Dô sprâchen sîne recken:   ‚habet ir der reise muot 703

hin zer hôhzîte,   wir râten, waß ir tuot:

ir sult mit tûsent recken   rîten an den Rîn:

sô muget ir wol mit êren   dâ zen Burgunden sîn.‘

Dô sprach von Niderlanden   der hêrre Sigmunt: 704

‚welt ir zer hôhzîte,   wan tuot ir mir daß kunt?

obeß iu niht versmâhet,   sô rîte ich mit iu dar.

ich vüere hundert degene,   dâ mite mêre ich iuwer schar.‘

‚Welt ir mit uns rîten,   lieber vater mîn,‘ 705

sprach der küene Sîvrit,   ‚vil vrô sol ich des sîn.

inre tagen zwelfen   sô rûme ich mîniu lant.‘

alle, die es gerten,   den gap man ros und ouch gewant.

Dô der künic edele   der reise hete muot, 706

dô hieß man wider rîten   die snellen degne guot.

sînen konemâgen   enbôt er an den Rîn,

er wolde harte gerne   bî ir hôhgezîte sîn.

[S. 244]

Sîvrit und Kriemhilt,   sô wir hœren sagen, 707

sô vil den boten gâben,   daß eß niht mohten tragen

ir mœre heim ze lande:   er was ein rîcher man.

ir starken soumære   treip man vrœlîchen dan.

Ir volk kleidete Sîvrit   und ouch Sigemunt. 708

Eckewart der grâve   der hieß an der stunt

vrouwen kleider suochen,   diu besten, die man vant

oder inder kunde erwerben   über Sîvrides lant.

Die setel zuo den schilden   bereiten man began. 709

rîtern und vrouwen,   die mit im solden dan,

den gap man, swaß si wolden,   daß in niht gebrast.

er brâhte sînen vriunden   manegen hêrlîchen gast.

Die boten zogten sêre   ze lande ûf den wegen. 710

dô kom zen Burgunden   Gêre der degen.

er wart vil wol enphangen:   do erbeißten si ze tal

von rossen und von mœren   vür den Guntheres sal.

Die tumben zuo den wîsen   giengen, sô man tuot, 711

vrâgen umbe mære.   sô sprach der rîter guot:

‚swenne ich si sage dem künege,   dâ hœrt ir si zehant.‘

er gie mit den gesellen,   dâ er Guntheren vant.

Der künic von liebe   von dem sedel spranc. 712

daß si sô snelle kômen,   des seite in dô danc

Prünhilt diu schœne.   Gunther zen boten sprach:

‚wie gehabet sich Sîvrit,   von dem mir liebe vil geschach?‘

Dô sprach der küene Gêre:   ‚dâ wart er vreuden rôt, 713

er und iuwer swester.   nie vriunden baß enbôt

sô getriuwe mære   deheiner slahte man,

als iu der hêrre Sîvrit   und ouch sîn vater hât getân.‘

[S. 246]

Dô sprach zem marcgrâven   des rîchen küneges wîp: 714

‚nu sagt mir, kumt uns Kriemhilt?   hât noch ir schœner lîp

behalten iht der zühte,   der si kunde phlegen?‘

er sprach: ‚si koment beide   und mit in maneger küene degen.‘

Uote bat dô drâte   die boten vür sich gên. 715

man moht an ir vrâge   harte wol verstên,

daß si hôrte gerne:   ‚was Kriemhilt noch gesunt?‘

er seite, wier si vunde   und daß si kœme in kurzer stunt.

Eß wart von in diu gâbe   ze hove niht verdeit, 716

die in gap er Sîvrit:   golt und ouch diu kleit

brâhte man ze sehene   der drîer künege man.

ir vil grôßer milte   wart dâ danken getân.

‚Er mac,‘ sprach dô Hagene,   ‚von im sanfte geben: 717

ern kundeß niht verswenden,   sold er immer leben.

hort der Niblunge   besloßßen hât sîn hant;

hei, sold er immer   komen in Burgunden lant!‘

Alleß daß gedigene   vreute sich dar zuo, 718

daß si komen solden.   spâte unde vruo

wâren vil unmüeßec   der drîer künege man.

manec hêr gesidele   man dô rihten began.

Hûnolt der küene   und Sindolt der degen A.719

heten vil unmuoße.   die zît muosen phlegen

truhsæßen unde schenken,   ze rihten manege banc.

des half in ouch Ortwîn;   des seite in Gunthere danc.

Rûmolt der kuchenmeister,   wie wol er rihte sît A.720

sîne undertâne!   manegen keßßel wît,

haven unde phannen:   hei, waß man der dâ vant!

do bereite man den spîse,   die dâ kômen in daß lant.

[S. 248]

Der vrouwen arbeiten   was ouch niht kleine, C.

dô si bereiten ir kleider.   die edelen steine

mit glanze verre glesten,   verwieret in daß golt,

dô si si ane leiten,   daß in die liute wurden holt.

[S. 250]

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