Si was ze Treisenmûre unz an den vierden tac. 1276
diu molte ûf der strâße die wîle nie gelac,
si enstübe, sam eß brünne, allenthalben dan.
dâ riten durch Ôsterrîche des künic Etzelen man.
Dô was ouch dem künege vil rehte nu geseit, 1277
des im von gedanken swunden sîniu leit,
wie hêrlîchen Kriemhilt kœme durch diu lant.
der künec begunde gâhen, dâ er die minneclîchen vant.
Von vil maneger sprâche sach man ûf den wegen 1278
vor Etzelen rîten manegen küenen degen,
von kristen und von heiden manege wîte schar.
dâ si die vrouwen vunden, si kômen hêrlîchen dar.
Von Riußen und von Kriechen reit dâ manec man; 1279
den Pœlân unde Vlâchen sach man swinde gân
ros diu vil guoten si mit kreften riten.
swaß si site hêten, der wart vil wênec vermiten.
Von dem lant ze Kiewen reit dâ manec degen 1280
und die wilden Pesnære; dâ wart vil gephlegen
mit dem bogen schießen zuo vogelen, dâ si vlugen;
die phîle si sêre mit kraft unz an die wende zugen.
[S. 432]
Ein stat bî Tuonouwe lît in Ôsterlant, A.1281
diu ist geheißen Tulnâ: dâ wart ir bekant
vil manec site vremde, den si ê nie gesach.
si enphiengen dâ genuoge, den sît vil leit von ir geschach.
Vor Etzelen dem künege ein ingesinde reit, 1282
vrô und vil rîche, hübsch und gemeit,
wol vier und zweinzec vürsten rîch unde hêr.
daß si ir vrouwen sâhen, dâ von engerten si niht mêr.
Der herzoge Râmunc ûßer Vlâchen lant 1283
mit siben hundert mannen kom er vür si gerant.
sam vliegende vogele sach man si alle varn.
dô kom der vürste Gibeke mit vil hêrlîchen scharn.
Hornboge der snelle wol mit tûsent man 1284
kêrte von dem künege gein sîner vrouwen dan.
vil lûte wart geschallet nâch des landes siten.
von der Hiunen mâgen wart ouch dâ sêre geriten.
Dô kom von Tenemarke der küene Hâwart 1285
und Irinc der vil snelle, vor valsche wol bewart,
Irnvrit von Dürengen, ein wætlîcher man:
si enphiengen Kriemhilde, daß sis êre muose hân,
Mit zwelf hundert mannen: die vuortens in ir schar. A.1286
dô kom der hêrre Blœdel mit drin tûsent dar,
der Etzelen bruoder ûßer Hiunen lant:
der kom vil hêrlîche, dâ er die küneginne vant.
Dô kom der künic Etzel und ouch hêr Dietrîch 1287
mit allen sînen degenen. dâ was vil lobelîch
manec rîter edele, biderbe unde guot.
des wart vroun Kriemhilde ein teil gehœhet ir muot.
[S. 434]
Dô sprach zer küneginne der hêrre Rüedegêr: A.1288
‚vrouwe, iu wil enphâhen hie der künic hêr.
swen ich iuch heiße küssen, daß sol sîn getân:
jane mugt ir niht gelîche grüeßen al die Etzeln man.‘
Dô huop man von dem mœre die küneginne hêr. 1289
Etzel der vil rîche enbeite dô niht mêr,
er stuont von sîme rosse mit manegem küenen man.
man sach in vrœlîche gegen Kriemhilde gân.
Zwêne vürsten rîche, als uns daß ist geseit, 1290
bî der vrouwen giengen und habten ir diu kleit,
dô ir der künic Etzele hin engegen gie,
dâ si den vürsten edele mit küssen güetlîch enphie.
Ûf ructes ir gebende: ir varwe wol getân A.1291
diu lûhte ir ûß dem golde. dâ was vil manec man,
si jâhen, daß vrou Helche niht schœner kunde gesîn.
dâ bî sô stuont vil nâhen des küneges bruoder Blœdelîn.
Den hieß si küssen Rüedegêr, der marcgrâve rîch, A.1292
und den künic Gibeken. dô stuont ouch Dieterîch;
der recken kuste zwelfe daß Etzelen wîp.
do enphie si sus mit gruoße vil manges rîtæres lîp.
Al die wîle und Etzel bî Kriemhilde stuont, 1293
dô tâten die tumben, als noch die liute tuont:
vil manegen puneiß rîchen sach man dâ geriten;
daß tâten kristen helde und ouch die heiden nâch ir siten.
Wie rehte rîterlîchen die Dietrîches man A.1294
die schefte ließen vliegen mit trunzûnen dan
hôch über schilde von guoter rîter hant!
vor den tiuschen gesten wart dürkel maneges schiltes rant.
[S. 436]
Dâ wart von schefte brechen vil michel dôß vernomen. 1295
dô wâren von dem lande die recken alle komen
und ouch des küneges geste, vil manec edel man:
dô gie der künic rîche mit der küneginne dan.
Si sâhen bî in stênde ein hêrlîch gezelt. 1296
von hütten was ervüllet alumbe daß velt,
dâ si solden ruowen nâch ir arebeit.
von helden wart gewîset dar under manec schœniu meit
Mit der küneginne, dâ si sît gesaß A.1297
ûf rîche stuolgewæte; der marcgrâve daß
hete wol geschaffet, daß man eß vant vil guot.
dô stuont dem künege Etzelen harte hôhe der muot.
Waß si zesamne redeten, daß ist mir unbekant; A.1298
in der sînen zeswen lac ir wîßiu hant.
si gesâßen minneclîche, dâ Rüedegêr der degen
den künec niht wolde lâßen Kriemhilde heimlîche phlegen.
Dô hieß man lân belîben den buhurt über al; 1299
mit êren wart verendet dâ der grôße schal.
dô giengen zuo den hütten die Etzelen man;
man gab in herberge vil wîten allenthalben dan.
Den abent zuo der nahte si heten guot gemach, 1300
unz man den liehten morgen aber schînen sach.
dô was zuo den rossen komen manec man:
hei, waß man kurzewîle dem künege zêren began!
Der künec eß nâch den êren die Hiunen schaffen bat. 1301
dô riten si von Tulne ze Wiene zuo der stat.
dâ vunden si gezieret vil maneger vrouwen lîp:
si enphiengen wol mit êren des künic Etzelen wîp.
[S. 438]
Mit harte grôßem vollen sô wart in bereit, 1302
swaß si haben solden. vil manec helt gemeit
sich vreute gên dem schalle. herbergen man began.
des küneges hôhgezîte huop sich vil vrœlîchen an.
Sine mohten niht alle geherbergen in der stat. A.1303
die niht geste wâren, Rüedegêr die bat,
daß si herberge næmen in daß lant.
ich wæn, man alle zîte den künec bî Kriemhilde vant.
Dietrîch der hêrre und ander manec degen A.1304
die heten sich der ruowe mit arbeit bewegen,
durch daß si den gesten trôsten wol den muot.
Rüedgêr und sîne vriunde heten kurzwîle guot.
Diu hôhzît was gevallen an einen phingestac, 1305
dâ der künic Etzel bî Kriemhilde lac
in der stat ze Wiene. si wæn sô manegen man
bî ir êrsten manne nie ze dienste gewan.
Si kunte sich mit gâbe dem, der si nie gesach. 1306
vil maneger dar under zuo den gesten sprach:
‚wir wânden, daß vrou Kriemhilt guotes niht möhte hân:
nu ist hie mit ir gâbe vil manec wunder getân.‘
Diu hôhzît diu werte sibenzehen tage. 1307
ich wæn, man von deheinem künege mêre sage,
des hôhzît grœßer wære: daß ist uns gar verdeit.
alle, die dâ wâren, truogen iteniuwe kleit.
Si wæn in Niderlande dâ vor nie gesaß 1308
mit sô manegem recken: dâ bî geloube ich daß,
was Sîvrit rîch des guotes, daß er doch nie gewan
sô manegen recken edele, sô si sach vor Etzeln stân.
[S. 440]
Ouch gap nie künec neheiner zuo sîn selbes hôhgezît 1309
sô manegen rîchen mantel tief unde wît,
noch sô guoter kleider, der si vil mohten hân,
die Kriemhilde willen wurden alle vertân.
Ir vriunde und ouch ir geste heten einen muot, 1310
daß si dâ niht ensparten deheiner slahte guot.
swes ieman an si gerte, des wâren si bereit.
des gestuont dô vil der degene von milte blôß und âne kleit.
Wie si ze Rîne sæße, gedâhte si ane daß, 1311
bî ir edelem manne, ir ougen wurden naß.
si hetes vaste hæle, daß eß ieman kunde sehen.
ir was nâch manegem leide sô vil der êren geschehen.
Swaß ieman tet mit milte, daß was gar ein wint A.1312
unz an Dietrîche: swaß Botlunges kint
im gegeben hête, daß was nu gar verswant.
ouch begie dâ michel wunder des milten Rüedegêres hant.
Ûßer Ungerlande der vürste Blœdelîn A.1313
der hieß dâ lære machen vil manec leitschrîn
von silber und von golde dâ wart hin gegeben.
man sach des küneges helde sô rehte vrœlîche leben.
Werbel unde Swemelîn, des küneges spilman, A.1314
ich wæn, ir ieglîcher zer hôhzît gewan
wol ze tûsent marke oder dannoch baß,
dâ diu schœne Kriemhilt bî Etzele under krône saß.
An dem ahtzehenden morgen von Wiene si dô riten. 1315
dô wart in rîterscheften schilde vil versniten
von speren, die dâ vuorten die recken an der hant.
sus kom der künic Etzel mit vreuden in der Hiunen lant.
[S. 442]
Ze Heimburg der alten si wâren über naht. 1316
done kunde niemen wißßen wol des volkes aht,
mit wie getâner krefte si riten über lant.
hei, waß man schœner vrouwen in sîme heimuote vant.
Ze Misenburc der rîchen dâ schiften si sich an. 1317
daß waßßer wart verdecket von ros und ouch von man,
alsam eß erde wære, swaß man sîn vließen sach.
die wegemüeden vrouwen die heten semfte und ouch gemach.
Ze samne was gefloßßen manec schef vil guot, 1318
daß in niht enschadete die ünde noch diu vluot;
dar über was gespannen manec guot gezelt,
sam ob si noch hêten beide lant unde velt.
Dô kômen disiu mære ze Etzelenburc von dan, 1319
dô vreuten sich dar inne wîp unde man.
Etzelen ingesinde, des ê vrou Helche phlac,
gelebte bî Kriemhilde sît manegen vrœlîchen tac.
Dô stuont dâ wartende vil manec edel meit, 1320
Die nâch Helchen tôde heten manegiu leit.
siben künege tohter Kriemhilt noch dâ vant:
von den was gezieret wol alleß Etzelen lant.
Diu juncvrouwe Herrât noch des gesindes phlac, 1321
diu Helchen swester tohter, an der vil tugende lac,
diu gemahele Dietrîches, eins edelen küneges kint,
diu tohter Nentwînes: diu hete vil der êren sint.
Gegen der geste kümfte vreute sich ir muot; 1322
ouch was dar zuo bereitet vil kreftigeß guot.
wer kunde iu daß bescheiden, wie sît der künec gesaß?
si gelebten dâ zen Hiunen nie mit küneginne baß.
[S. 444]
Do der künec mit sîme wîbe von dem stade reit, A.1323
wer ieglîche vuorte, daß wart dô wol geseit
der edelen Kriemhilde: si gruoßtes deste baß.
hei, wie gewalteclîchen si sît an Helchen stat gesaß!
Getriulîches dienstes wart ir vil bekant. A.1324
dô teilte diu küneginne golt und ouch gewant,
silber und gesteine: swaß si des über Rîn
mit ir zen Hiunen brâhte, daß muose gar zergeben sîn.
Ouch wurden ir mit dienste sider undertân 1325
al des küneges mâge und alle sîne man,
daß diu vrouwe Helche nie so gewalteclîch gebôt,
sô si ir muosen dienen unz an den Kriemhilde tôt.
Dô stuont mit solhen êren der hof und ouch daß lant, 1326
daß man dâ zallen zîten die kurzwîle vant,
swar nâch ieglîchem daß herze truoc den muot,
durch des küneges liebe und der küneginne guot.
[S. 446]