Âventiure wie si zen Hiunen wart enphangen.

Si was ze Treisenmûre   unz an den vierden tac. 1276

diu molte ûf der strâße   die wîle nie gelac,

si enstübe, sam eß brünne,   allenthalben dan.

dâ riten durch Ôsterrîche   des künic Etzelen man.

Dô was ouch dem künege   vil rehte nu geseit, 1277

des im von gedanken   swunden sîniu leit,

wie hêrlîchen Kriemhilt   kœme durch diu lant.

der künec begunde gâhen,   dâ er die minneclîchen vant.

Von vil maneger sprâche   sach man ûf den wegen 1278

vor Etzelen rîten   manegen küenen degen,

von kristen und von heiden   manege wîte schar.

dâ si die vrouwen vunden,   si kômen hêrlîchen dar.

Von Riußen und von Kriechen   reit dâ manec man; 1279

den Pœlân unde Vlâchen   sach man swinde gân

ros diu vil guoten   si mit kreften riten.

swaß si site hêten,   der wart vil wênec vermiten.

Von dem lant ze Kiewen   reit dâ manec degen 1280

und die wilden Pesnære;   dâ wart vil gephlegen

mit dem bogen schießen   zuo vogelen, dâ si vlugen;

die phîle si sêre   mit kraft unz an die wende zugen.

[S. 432]

Ein stat bî Tuonouwe   lît in Ôsterlant, A.1281

diu ist geheißen Tulnâ:   dâ wart ir bekant

vil manec site vremde,   den si ê nie gesach.

si enphiengen dâ genuoge,   den sît vil leit von ir geschach.

Vor Etzelen dem künege   ein ingesinde reit, 1282

vrô und vil rîche,   hübsch und gemeit,

wol vier und zweinzec vürsten   rîch unde hêr.

daß si ir vrouwen sâhen,   dâ von engerten si niht mêr.

Der herzoge Râmunc   ûßer Vlâchen lant 1283

mit siben hundert mannen   kom er vür si gerant.

sam vliegende vogele   sach man si alle varn.

dô kom der vürste Gibeke   mit vil hêrlîchen scharn.

Hornboge der snelle   wol mit tûsent man 1284

kêrte von dem künege   gein sîner vrouwen dan.

vil lûte wart geschallet   nâch des landes siten.

von der Hiunen mâgen   wart ouch dâ sêre geriten.

Dô kom von Tenemarke   der küene Hâwart 1285

und Irinc der vil snelle,   vor valsche wol bewart,

Irnvrit von Dürengen,   ein wætlîcher man:

si enphiengen Kriemhilde,   daß sis êre muose hân,

Mit zwelf hundert mannen:   die vuortens in ir schar. A.1286

dô kom der hêrre Blœdel   mit drin tûsent dar,

der Etzelen bruoder   ûßer Hiunen lant:

der kom vil hêrlîche,   dâ er die küneginne vant.

Dô kom der künic Etzel   und ouch hêr Dietrîch 1287

mit allen sînen degenen.   dâ was vil lobelîch

manec rîter edele,   biderbe unde guot.

des wart vroun Kriemhilde   ein teil gehœhet ir muot.

[S. 434]

Dô sprach zer küneginne   der hêrre Rüedegêr: A.1288

‚vrouwe, iu wil enphâhen   hie der künic hêr.

swen ich iuch heiße küssen,   daß sol sîn getân:

jane mugt ir niht gelîche   grüeßen al die Etzeln man.‘

Dô huop man von dem mœre   die küneginne hêr. 1289

Etzel der vil rîche   enbeite dô niht mêr,

er stuont von sîme rosse   mit manegem küenen man.

man sach in vrœlîche   gegen Kriemhilde gân.

Zwêne vürsten rîche,   als uns daß ist geseit, 1290

bî der vrouwen giengen   und habten ir diu kleit,

dô ir der künic Etzele   hin engegen gie,

dâ si den vürsten edele   mit küssen güetlîch enphie.

Ûf ructes ir gebende:   ir varwe wol getân A.1291

diu lûhte ir ûß dem golde.   dâ was vil manec man,

si jâhen, daß vrou Helche   niht schœner kunde gesîn.

dâ bî sô stuont vil nâhen   des küneges bruoder Blœdelîn.

Den hieß si küssen Rüedegêr,   der marcgrâve rîch, A.1292

und den künic Gibeken.   dô stuont ouch Dieterîch;

der recken kuste zwelfe   daß Etzelen wîp.

do enphie si sus mit gruoße   vil manges rîtæres lîp.

Al die wîle und Etzel   bî Kriemhilde stuont, 1293

dô tâten die tumben,   als noch die liute tuont:

vil manegen puneiß rîchen   sach man dâ geriten;

daß tâten kristen helde   und ouch die heiden nâch ir siten.

Wie rehte rîterlîchen   die Dietrîches man A.1294

die schefte ließen vliegen   mit trunzûnen dan

hôch über schilde   von guoter rîter hant!

vor den tiuschen gesten   wart dürkel maneges schiltes rant.

[S. 436]

Dâ wart von schefte brechen   vil michel dôß vernomen. 1295

dô wâren von dem lande   die recken alle komen

und ouch des küneges geste,   vil manec edel man:

dô gie der künic rîche   mit der küneginne dan.

Si sâhen bî in stênde   ein hêrlîch gezelt. 1296

von hütten was ervüllet   alumbe daß velt,

dâ si solden ruowen   nâch ir arebeit.

von helden wart gewîset   dar under manec schœniu meit

Mit der küneginne,   dâ si sît gesaß A.1297

ûf rîche stuolgewæte;   der marcgrâve daß

hete wol geschaffet,   daß man eß vant vil guot.

dô stuont dem künege Etzelen   harte hôhe der muot.

Waß si zesamne redeten,   daß ist mir unbekant; A.1298

in der sînen zeswen   lac ir wîßiu hant.

si gesâßen minneclîche,   dâ Rüedegêr der degen

den künec niht wolde lâßen   Kriemhilde heimlîche phlegen.

Dô hieß man lân belîben   den buhurt über al; 1299

mit êren wart verendet   dâ der grôße schal.

dô giengen zuo den hütten   die Etzelen man;

man gab in herberge   vil wîten allenthalben dan.

Den abent zuo der nahte   si heten guot gemach, 1300

unz man den liehten morgen   aber schînen sach.

dô was zuo den rossen   komen manec man:

hei, waß man kurzewîle   dem künege zêren began!

Der künec eß nâch den êren   die Hiunen schaffen bat. 1301

dô riten si von Tulne   ze Wiene zuo der stat.

dâ vunden si gezieret   vil maneger vrouwen lîp:

si enphiengen wol mit êren   des künic Etzelen wîp.

[S. 438]

Mit harte grôßem vollen   sô wart in bereit, 1302

swaß si haben solden.   vil manec helt gemeit

sich vreute gên dem schalle.   herbergen man began.

des küneges hôhgezîte   huop sich vil vrœlîchen an.

Sine mohten niht alle   geherbergen in der stat. A.1303

die niht geste wâren,   Rüedegêr die bat,

daß si herberge   næmen in daß lant.

ich wæn, man alle zîte   den künec bî Kriemhilde vant.

Dietrîch der hêrre   und ander manec degen A.1304

die heten sich der ruowe   mit arbeit bewegen,

durch daß si den gesten   trôsten wol den muot.

Rüedgêr und sîne vriunde   heten kurzwîle guot.

Diu hôhzît was gevallen   an einen phingestac, 1305

dâ der künic Etzel   bî Kriemhilde lac

in der stat ze Wiene.   si wæn sô manegen man

bî ir êrsten manne   nie ze dienste gewan.

Si kunte sich mit gâbe   dem, der si nie gesach. 1306

vil maneger dar under   zuo den gesten sprach:

‚wir wânden, daß vrou Kriemhilt   guotes niht möhte hân:

nu ist hie mit ir gâbe   vil manec wunder getân.‘

Diu hôhzît diu werte   sibenzehen tage. 1307

ich wæn, man von deheinem   künege mêre sage,

des hôhzît grœßer wære:   daß ist uns gar verdeit.

alle, die dâ wâren,   truogen iteniuwe kleit.

Si wæn in Niderlande   dâ vor nie gesaß 1308

mit sô manegem recken:   dâ bî geloube ich daß,

was Sîvrit rîch des guotes,   daß er doch nie gewan

sô manegen recken edele,   sô si sach vor Etzeln stân.

[S. 440]

Ouch gap nie künec neheiner   zuo sîn selbes hôhgezît 1309

sô manegen rîchen mantel   tief unde wît,

noch sô guoter kleider,   der si vil mohten hân,

die Kriemhilde willen   wurden alle vertân.

Ir vriunde und ouch ir geste   heten einen muot, 1310

daß si dâ niht ensparten   deheiner slahte guot.

swes ieman an si gerte,   des wâren si bereit.

des gestuont dô vil der degene   von milte blôß und âne kleit.

Wie si ze Rîne sæße,   gedâhte si ane daß, 1311

bî ir edelem manne,   ir ougen wurden naß.

si hetes vaste hæle,   daß eß ieman kunde sehen.

ir was nâch manegem leide   sô vil der êren geschehen.

Swaß ieman tet mit milte,   daß was gar ein wint A.1312

unz an Dietrîche:   swaß Botlunges kint

im gegeben hête,   daß was nu gar verswant.

ouch begie dâ michel wunder   des milten Rüedegêres hant.

Ûßer Ungerlande   der vürste Blœdelîn A.1313

der hieß dâ lære machen   vil manec leitschrîn

von silber und von golde   dâ wart hin gegeben.

man sach des küneges helde   sô rehte vrœlîche leben.

Werbel unde Swemelîn,   des küneges spilman, A.1314

ich wæn, ir ieglîcher   zer hôhzît gewan

wol ze tûsent marke   oder dannoch baß,

dâ diu schœne Kriemhilt   bî Etzele under krône saß.

An dem ahtzehenden morgen   von Wiene si dô riten. 1315

dô wart in rîterscheften   schilde vil versniten

von speren, die dâ vuorten   die recken an der hant.

sus kom der künic Etzel   mit vreuden in der Hiunen lant.

[S. 442]

Ze Heimburg der alten   si wâren über naht. 1316

done kunde niemen wißßen   wol des volkes aht,

mit wie getâner krefte   si riten über lant.

hei, waß man schœner vrouwen   in sîme heimuote vant.

Ze Misenburc der rîchen   dâ schiften si sich an. 1317

daß waßßer wart verdecket   von ros und ouch von man,

alsam eß erde wære,   swaß man sîn vließen sach.

die wegemüeden vrouwen   die heten semfte und ouch gemach.

Ze samne was gefloßßen   manec schef vil guot, 1318

daß in niht enschadete   die ünde noch diu vluot;

dar über was gespannen   manec guot gezelt,

sam ob si noch hêten   beide lant unde velt.

Dô kômen disiu mære   ze Etzelenburc von dan, 1319

dô vreuten sich dar inne   wîp unde man.

Etzelen ingesinde,   des ê vrou Helche phlac,

gelebte bî Kriemhilde   sît manegen vrœlîchen tac.

Dô stuont dâ wartende   vil manec edel meit, 1320

Die nâch Helchen tôde   heten manegiu leit.

siben künege tohter   Kriemhilt noch dâ vant:

von den was gezieret   wol alleß Etzelen lant.

Diu juncvrouwe Herrât   noch des gesindes phlac, 1321

diu Helchen swester tohter,   an der vil tugende lac,

diu gemahele Dietrîches,   eins edelen küneges kint,

diu tohter Nentwînes:   diu hete vil der êren sint.

Gegen der geste kümfte   vreute sich ir muot; 1322

ouch was dar zuo bereitet   vil kreftigeß guot.

wer kunde iu daß bescheiden,   wie sît der künec gesaß?

si gelebten dâ zen Hiunen   nie mit küneginne baß.

[S. 444]

Do der künec mit sîme wîbe   von dem stade reit, A.1323

wer ieglîche vuorte,   daß wart dô wol geseit

der edelen Kriemhilde:   si gruoßtes deste baß.

hei, wie gewalteclîchen   si sît an Helchen stat gesaß!

Getriulîches dienstes   wart ir vil bekant. A.1324

dô teilte diu küneginne   golt und ouch gewant,

silber und gesteine:   swaß si des über Rîn

mit ir zen Hiunen brâhte,   daß muose gar zergeben sîn.

Ouch wurden ir mit dienste   sider undertân 1325

al des küneges mâge   und alle sîne man,

daß diu vrouwe Helche nie   so gewalteclîch gebôt,

sô si ir muosen dienen   unz an den Kriemhilde tôt.

Dô stuont mit solhen êren   der hof und ouch daß lant, 1326

daß man dâ zallen zîten   die kurzwîle vant,

swar nâch ieglîchem   daß herze truoc den muot,

durch des küneges liebe   und der küneginne guot.

[S. 446]
Âventiure

wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen.

In alsô hôhen êren,   daß ist alwâr, A.1327

wontens mit ein ander   unz an daß sibende jâr.

die zît diu küneginne   eins suns was genesen:

des kunde der künic Etzel   nimmer vrœlîcher wesen.

Sine wolde niht erwinden,   sine wurbe sint, A.1328

daß getoufet wurde   daß Etzelen kint

nâch kristenlîchem rehte:   Ortliep wart eß genant.

des wart vil michel vreude   über al deß Etzelen lant.

Swaß ie guoter tugende   an vroun Helchen lac, XIII.1329

der vleiß sich vrou Kriemhilt   dar nâch vil manegen tac.

A. die site si lêrte Herrât,   diu ellende meit.

diu hete tougenlîche   nâch Helchen grœßlîchiu leit.

Den vremden und den kunden   was si vil wol bekant; A.1330

die jâhen, daß nie vrouwe   besæße küneges lant

beßßer unde milter:   daß heten si vür wâr.

daß lop si truoc zen Hiunen   unz an daß driuzehende jâr.

Nu het si wol erkunnet,   daß ir niemen widerstuont, A.1331

alsô noch vürsten wîbe   küneges recken tuont,

und daß si alle zîte   zwelf künege vor ir sach.

si gedâht ouch maneger leide,   der ir dâ heime geschach.

[S. 448]

Si dâhte ouch maneger êren   von Niblunge lant, A.1332

der si was gewaltec   und die ir Hagenen hant

mit Sîvrides tôde   hete gar benomen,

und ob im daß ouch immer   noch ze leide möhte komen.

‚Daß geschæhe, ob ich in bringen   möhte in ditze lant.‘ A.1333

ir troumde, daß ir gienge   vil dicke an der hant

Gîselher ir bruoder:   si kusten zaller stunt

vil ofte in semftem slâfe.   sît wart in arbeite kunt.

Ich wæn, der übel vâlant   Kriemhilde daß geriet, A.1334

daß si mit vriuntschefte   von Gunthere schiet,

den si durch suone kuste   in Burgunden lant.

do begunde ir aber salwen   von heißen trehen ir gewant.

Eß lac ir an dem herzen   spât unde vruo, A.1335

wie man si âne schulde   bræhte dar zuo,

daß si muose minnen   einen heidenischen man:

die nôt die hete ir Hagene   unde Gunther getân.

Daß si daß rechen möhte,   des wunschtes alle tage. A.1336

si gedâht: ‚ich bin sô rîche   unt hân sô grôße habe,

daß ich mînen vînden   gevüege noch ein leit:

des wær et ich von Troneje   Hagnen gerne bereit.

‚Nâch den getriuwen jâmert   dicke eß herze mîn: A.1337

die mir dâ leide tâten,   möhte ich bî den sîn,

sô wurde wol errochen   mînes vriundes lîp.

des ich kûme erbeite,‘   sprach daß jâmerhafte wîp.

Ze liebe si dô hêten   alle sküneges man, A.1338

die Kriemhilde recken:   daß was vil wol getân. A.
der kameren phlac Eckewart,   dâ von er vriunt gewan.

Kriemhilde willen   kunde nieman understân.

[S. 450]

Si dâhte zallen zîten:   ‚ich will den künic biten,‘ 1339

daß er ir des gunde   mit güetlîchen siten,

daß man ir vriunde bræhte   in der Hiunen lant.

den argen willen niemen   an der küneginne vant.

Dô si eines nahtes   bî dem künege lac, A.1340

mit armen umbevangen   het er si, als er phlac

die edelen vrouwen triuten,   si was im sô sîn lîp:

dô gedâhte ir vînde   daß vil hêrlîche wîp.

Si sprach zuo dem künege:   ‚vil lieber hêrre mîn, 1341

ich wolde iuch biten gerne,   möhteß mit hulden sîn,

daß ir mich sehen ließet,   ob ich daß het versolt,

daß ir den mînen vriunden   wæret inneclîchen holt.‘

Dô sprach der künic rîche,   getriuwe was sîn muot: A.1342

‚ich bringe iuch des wol innen,   swâ liep unde guot

den helden widervüere,   des müese ich vreude hân,

wand ich von wîbes minne   nie beßßer vriunde gewan.‘

Dô sprach diu küneginne:   ‚iu ist daß wol geseit, 1343

ich hân vil hôhe mâge:   dar umbe ist mir sô leit,

daß mich die sô selten   ruochent hie gesehen:

ich hœre, mîn die liute   niuwan vür ellende jehen.‘

Dô sprach der künic Etzel:   ‚vil liebiu vrouwe mîn, A.1344

diuht eß si niht ze verre,   sô lüede ich über Rîn,

swelhe ir dâ gerne sæhet,   her in mîniu lant.‘

des vreute sich diu vrouwe,   dô si den willen sîn ervant.

(Si sprach:) ‚welt ir mir triuwe   leisten, hêrre mîn, 1345

sô sult ir boten senden   ze Wormeß über Rîn.

so enbiute ich mînen vriunden,   des ich dâ habe muot:

sô kumt uns her ze lande   vil manec edel rîter guot.‘

[S. 452]

Er sprach: ‚swenne ir gebietet,   sô lâß et eß geschehen. A.1346

irn kundet iuwer vriunde   sô gerne niht gesehen,

als ich si gesæhe,   der edelen Uoten kint.

mich müet daß harte sêre,   daß si uns sô lange vremde sint.

‚Ob eß dir wol gevalle,   vil liebiu vrouwe mîn, 1347

wolde ich ze boten senden   nâch den vriunden dîn

die mînen videlære   in Burgunden lant.‘

die guoten videlære   hieß er bringen sâ zehant.

Si îlten harte balde,   dâ der künic saß 1348

bî der küneginne.   er saget in beiden daß,

si solden boten werden   in Burgunden lant.

dô hieß er in bereiten   harte hêrlîch gewant.

Vier und zweinzec recken   bereite man dô kleit. A.1349

ouch wart in von dem künege   diu botschaft geseit,

wie si dar laden solden   Gunther und sîne man.

Kriemhilt diu vrouwe   si sunder sprechen began.

Dô sprach der künic rîche:   ‚ich sag iu, wie ir tuot: 1350

ich enbiute mînen vriunden   lieb und alleß guot,

daß si geruochen rîten   her in mîniu lant.

ich hân sô lieber geste   harte wênec noch bekant.

‚Und ob si mînes willen   wellen iht begân, 1351

die Kriemhilde mâge,   daß si des niht enlân,

sine komen mir ze liebe   zuo mîner hôhgezît,

wan vil der mînen wünne   an mînen konemâgen lît.‘

Dô sprach der videlære,   der stolze Swemelîn: 1352

‚wenne sol iuwer hôhzît   in disen landen sîn?

daß wir iuwern vriunden   daß künnen dort gesagen.‘

dô sprach der künic Etzel:   ‚zen næhsten sunwenden tagen.‘

[S. 454]

‚Wir tuon, swaß ir gebietet,‘   sprach dô Werbelîn. 1353

in ir kemenâten   bat diu künegîn

bringen tougenlîchen   die boten si gesprach;

dâ von vil manegem degene   sît wênec liebes geschach.

Si sprach zen boten beiden:   ‚nu dienet michel guot, 1354

daß ir mînen willen   vil güetlîchen tuot,

und sagt, swaß ich enbiete   heim in unser lant:

ich mache iuch guotes rîche   und gib iu hêrlîch gewant.

‚Swaß ir der mîner vriunde   immer muget gesehen 1355

ze Wormeß bî dem Rîne,   den sult ir niht verjehen,

daß ir noch ie gesæhet   betrüebet mînen muot;

und saget mînen dienest   den helden küene unde guot.

‚Bitet, daß si leisten,   swaß in der künec enbôt, 1356

und mich dâ mite scheiden   von aller mîner nôt.

die Hiunen wellent wænen,   deich âne vriunde sî.

ob ich ein rîter hieße,   ich kœme in etwenne bî.

‚Und saget ouch Gêrnôte,   dem edelen bruoder mîn, 1357

daß im zer werlde niemen   holder müge sîn.

bitet, daß er mir bringe   her in ditze lant

unser besten vriunde,   deiß uns zen êren sî gewant.

‚Sô saget ouch Gîselhere,   daß er gedenke dran, A.1358

daß ich von sînen schulden   nie leides niht gewan:

des sæhen in vil gerne   hie diu ougen mîn

des wolde ich immer mêre   hinz im dienende sîn.

‚Saget ouch mîner muoter   die êre, die ich hân, A.1359

und ob von Troneje Hagene   welle dort bestân,

wer si danne wîsen   solde durch diu lant:

dem sint die wege von kinde   her zen Hiunen wol bekant.‘

[S. 456]

Die boten niene wessen,   wâ von daß was getân, A.1360

daß si von Troneje Hagenen   niht ensolden lân

belîben bî dem Rîne.   eß wart in sider leit:

mit im was manegem degene   zem grimmen tôde widerseit.

Brieve unde botschaft   was in nu gegeben. 1361

si vuoren guotes rîche   und mohten schône leben.

urloup gap in Etzel   und ouch sîn schœne wîp;

in was von guoter wæte   vil wol gezieret der lîp.

[S. 458]
Âventiure

wie Werbel unde Swemel die botschaft wurben.

Dô Etzel sîne boten   zuo dem Rîne sande, A.1362

dô vlugen disiu mære   von lande ze lande:

mit boten harte snellen   er bat und ouch gebôt

zuo sîner hôhgezîte;   des holte maneger dâ den tôt.

Die boten dannen vuoren   ûßer Hiunen lant A.1363

zuo den Burgunden:   dar wâren si gesant

nâch drin edelen künegen   und ouch nâch ir man:

si solten komen Etzelen;   des man dô gâhen began.

Hin ze Bechlâren   kômen si geriten: 1364

dâ diende man in gerne,   daßn wart dâ niht vermiten.

Rüedgêr sînen dienest   enbôt und Gotelint

bî in hin ze Rîne   und ouch des marcgrâven kint.

Sine ließens âne gâbe   von in niht scheiden dan, A.1365

daß deste baß gevüeren   die Etzelen man.

Uoten und ir kinden   enbôt dô Rüedegêr,

sine heten in sô wægen   deheinen marcgrâven mêr.

Si enbuten ouch Prünhilde   dienest unde guot, A.1366

stætelîche triuwe   und willigen muot.

dô si die rede vernâmen,   die boten wolden varn:

si bat diu marcgrâvinne   Got von himele bewarn.

[S. 460]

Ê daß die boten kœmen   vol durch Beier lant, A.1367

Werbel der vil snelle   den guoten bischof vant.

waß der dô sînen vriunden   hin ze Rîne enbôt,

daß ist mir niht gewißßen:   niuwan sîn golt alsô rôt

Gab er den boten ze minnen.   rîten er si lie. A.1368

dô sprach der bischof Pilgerîn:   ‚und solde ichs sehen hie,

mir wære wol ze muote,   die swester süne mîn:

ich mac leider selten   zuozin komen an den Rîn.‘

Welhe wege si vüeren   ze Rîne durch diu lant, 1369

des kan ich niht bescheiden.   ir silber und gewant

des ennam in nieman:   man vorhte ir hêrren zorn:

jâ was vil gewaltec   der edele künic wol geborn.

Inre tagen zwelfen   kômens an den Rîn, 1370

ze Wormeß zuo dem lande,   Werbel und Swemelîn.

A. dô sagte man diu mære   den künegen und ir man,

dâ kœmen boten vremede:   Gunther dô vrâgen began.

Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚wer tuot uns daß bekant, A.1371

von wannen dise vremeden   riten in daß lant?‘

daß enwesse nieman,   unze daß si sach

Hagene von Troneje   dô ze Gunthere sprach:

‚Uns koment niuwe mære,   des wil ich iu verjehen: A.1372

die Etzelen videlære   die hân ich hie gesehen;

si hât iuwer swester   gesendet an den Rîn:

si suln uns durch ir hêrren   grôße willekomen sîn.‘

Si riten al bereite   vür den palas dan: A.1373

eß gevuoren hêrlîcher   nie vürsten spileman. A.
des küneges ingesinde   enphie si sâ zehant:

man gab in herberge   und hieß behalten ir gewant.

[S. 462]

Ir reiskleider wâren   rîch und sô wolgetân, A.1374

jâ mohten si mit êren   vür den künic gân;

sine wolden ir niht mêre   dâ ze hove tragen.

ob ir ieman geruohte,   die boten hießen daß sagen.

In der selben mâße   man ouch liute vant, A.1375

die eß vil gerne nâmen:   den wart eß gesant.

dô leiten an die geste   verre rîcher wât,

als eß boten küneges   ze tragene hêrlîche stât.

Dô gie mit urloube,   dâ der künic saß, A.1376

daß Etzelen gesinde:   gerne sach man daß.

Hagene von dem sedele   gein den boten spranc

und enphie si minneclîche:   des sagten im die knappen danc.

Durch diu kunden mære   vrâgen er began, A.1377

wie sich Etzele gehabete   und die sîne man.

dô sprach der videlære:   ‚daß lant gestuont nie baß,

noch sô vrô die liute:   nu wißßet endelîche daß.‘

Er brâhtes zuo dem wirte;   der palas der was vol: 1378

do enphie man die geste,   sô man boten sol

güetlîchen grüeßen   in ander künege lant.

Werbel vil der recken   dâ bî Gunthere vant.

Der künec gezogenlîche   grüeßen si began: 1379

‚sît willekomen beide,   ir Etzelen spileman,

und iuwer hergesellen.   wes hât iuch her gesant

Etzele der rîche   zuo der Burgunden lant?‘

Si nigen dô dem künege.   dô sprach Werbelîn: 1380

‚iu enbiutet sînen dienest   der liebe hêrre mîn

und Kriemhilt iuwer swester   her in ditze lant:

si habent uns iu recken   ûf guote triuwe her gesant.‘

[S. 464]

Dô sprach der vürste rîche:   ‚der mære bin ich vrô. A.1381

wie gehabt sich Etzele,‘   vrâgte der degen dô,

‚und Kriemhilt mîn swester   ûßer Hiunen lant?‘

dô sprach der videlære:   ‚diu mære tuon ich iu bekant.

‚Sich gehabten künege,   ir sult wol wißßen daß, A.1382

in deheinem lande   vrœlîcher noch baß,

und alleß daß gedigene,   die mâge und ouch ir man,

si vreuten sich der verte,   dô wir schieden von dan.‘

‚Genâde sîner dienste,   die er mir enboten hât, A.1383

unde mîner swester,   sît eß alsô stât,

daß si lebent mit vreuden,   der künec und sîne man,

wande ich doch der mære   gevrâget sorgende hân.‘

Die zwêne jungen künege   die wâren ouch nu komen: A.1384

si heten disiu mære   alrêste dô vernomen.

durch sîner swester liebe   die boten gerne sach

Gîselher der junge   zuo zin dô minneclîchen sprach:

‚Ir boten sult uns grôße   willekomen sîn; 1385

ob ir dicker woldet   her rîten an den Rîn,

ir vündet hie die vriunde,   die ir gerne möhtet sehen.

iu solte hie ze lande   vil wênec leides geschehen.‘

‚Wir triuwen iu aller êren,‘   sprach dô Swemlîn; 1386

‚ine kunde iu niht bediuten   mit den sinnen mîn,

wie rehte minneclîche   iu Etzel enboten hât

und iuwer edele swester,   der dinc in hôhen êren stât.

‚Genâde unde triuwen   mant iuch des küneges wîp, 1387

und daß ir ie was wæge   iur herze und iuwer lîp.

und ze vordrest dem künege   sî wir her gesant,

daß ir geruochet rîten   zuo zin in Etzelen lant.

[S. 466]

‚Eß sol ouch mit iu rîten   der hêrre Gêrnôt. A.1388

Etzel der rîche   iu allen daß enbôt,

ob ir iuch iuwer swester   niht sehen woldet lân,

sô wolde er gerne wißßen,   waß er iu hête getân,

‚Daß ir in alsô vremdet   und ouch sîniu lant. A.1389

ob iu diu küneginne   wær nie mêr bekant,

sô möhte er doch verdienen,   daß ir in geruochet sehen:

swenne daß ergienge,   sô wær im liebe geschehen.‘

Dô sprach der künic Gunther:   ‚über dise siben naht 1390

sô künde ich iu diu mære,   wes ich mich hân bedâht

mit den mînen vriunden:   die wîle sult ir gân

in iuwer herberge   und sult vil guote ruowe hân.‘

Dô sprach aber Werbelîn:   ‚und möhte daß geschehen, A.1391

daß wir mîne vrouwen   kunden ê gesehen,

Uoten die vil rîchen,   ê wir schüefen uns gemach?‘

Gîselher der edele   vil harte zühteclîchen sprach:

‚Daß ensol iu niemen wenden;   und welt ir vür si gân, A.1392

ir habet mîner muoter   willen gar getân;

wan si siht iuch gerne   durch die swester mîn,

vroun Kriemhilde:   ir sult ir willekomen sîn.‘

Gîselher si brâhte,   dâ er die vrouwen vant. A.1393

die boten sach si gerne   ûß der Hiunen lant:

si gruoßtes minneclîche   durch tugenthaften muot.

dô sagten ir diu mære   die boten hövisch unde guot.

‚Mîn vrou iu her enbiutet,‘   sô sprach Swemelîn, A.1394

‚ir dienst in grôßen triuwen,   und möhte daß gesîn,

daß si iuch dicke sæhe,   ir sult gelouben daß,

sô wær ir in der werlte   mit deheinen vreuden baß.‘

[S. 468]

Dô sprach diu küneginne:   ‚des mac nu niht gesîn. A.1395

swie gerne ich dicke sæhe   die lieben tohter mîn,

so ist leider mir ze verre   des edelen küneges wîp.

nu sî immer sælec   ir und Etzelen lîp.

‚Ir sult mich lâßen wißßen,   ê irß gerûmet hie, A.1396

swenne ir wider wendet:   ine gesach sô gerne nie

boten in langen zîten,   danne ich iuch hân gesehen.‘

die knappen ir dô lobeten,   daß si daß ließen geschehen.

Zen herbergen vuoren   die von Hiunen lant. 1397

dô hete der künic rîche   nâch vriunden sîn gesant.

Gunther der edele   vrâgte sîne man,

wie in diu rede geviele?   vil maneger sprechen dô began,

Daß er wol möhte rîten   in Etzelen lant. 1398

daß rieten im die besten,   die er dar under vant,

niuwan Hagen eine:   dem was eß grimme leit.

er sprach zem künege tougen:   ‚ir habt iu selben widerseit.

‚Nu ist iu doch gewißßen,   waß wir haben getân: 1399

wir mugen immer sorge   zuo Kriemhilde hân,

wan ich sluoc ze tode   ir man mit mîner hant:

wie getorsten wir gerîten   in daß Etzelen lant?‘

Dô sprach der künic rîche:   ‚mîn swester lie den zorn. 1400

mit kusse minneclîche   si hât ûf uns verkorn,

daß wir ir ie getâten,   ê daß si hinnen reit,

eß ensî et, Hagene,   iu eime von ir widerseit.‘

‚Nu lât iuch niht betriegen,‘   sprach Hagene, ‚swes si jehen, 1401

die boten von den Hiunen.   welt ir Kriemhilde sehen,

ir mugt wol dâ verliesen   die êre und ouch den lîp:

eß ist vil lancræche   des küneges Etzelen wîp.‘

[S. 470]

Dô sprach zuo dem râte   der vürste Gêrnôt: 1402

‚sît ir von schulden   vürhtet dâ den tôt

in Hiunischen rîchen;   solt wirß dar umbe lân,

wirn sæhen unser swester,   daß wær vil übele getân.‘

Dô sprach der hêrre Gîselher   zuo dem degene: A.1403

‚sît ir iuch schuldec wißßet,   vriunt Hagene,

sô sult ir hie belîben   und iuch vil wol bewarn

und lâßet die getürstigen   mit uns zuo den Hiunen varn.‘

Dô begunde zürnen   von Tronje der degen: A.1404

‚ich wil niht, daß ir vüeret   iemen ûf den wegen,

der getürre rîten   mit iu ze hove baß.

sît ir niht welt erwinden,   ich sol iu wol erzeigen daß.‘

Dô sprach der kuchenmeister   Rûmolt der degen: 1405

‚der vremden und der kunden   mugt ir wol heißen phlegen

nâch iuwer selbes willen,   wand ir habt vollen rât.

ich wæne niht, daß Hagene   iuch noch vergîselet hât.

‚Welt ir niht volgen Hagenen,   iu rætet Rûmolt, 1406

wand ich iu bin mit triuwen   dienstlîchen holt,

daß ir hie sult belîben   durch den willen mîn,

und lât den künic Etzelen   dort bî Kriemhilde sîn.

‚Wie kund iu in der werlte   immer samfter wesen? 1407

ir muget vor iuwern vînden   hie heime wol genesen.

ir sult mit guoten kleidern   zieren wol den lîp,

trinket wîn, den besten,   und minnet wætlîchiu wîp.

‚Dar zuo gît man iu spîse,   die besten, die ie hât A.1408

in der werlte künec deheiner.   iur lant vil schône stât:

ir mugt iuch Etzelen hôhgezît   mit êren wol bewegen

und mugt mit iuwern vriunden   vil guoter kurzwîle phlegen.

[S. 472]

‚Ob ir niht anders hêtet,   daß ir möht geleben, C.

ich wolde iu einer spîse   den vollen immer geben,

sniten in öl gebrouwen.   deist Rûmoldes rât,

sît eß sô angestlîchen,   ir hêrren, dâ zen Hiunen stât.

‚Ich weiß, daß mîn vrou Kriemhilt   iu nimmer wirdet holt; C.

ouch habt ir unde Hagene   zir anders niht versolt.

des sult ir belîben,   eß mac iu werden leit:

ir kumet es an ein ende,   daß ich iu niht hân misseseit.

‚Des rât ich iu belîben.   rîch sint iuwer lant: 1409

man mac iu baß erlœsen   hie heime diu phant

danne dâ zen Hiunen:   wer weiß, wie eß dâ stât?

ir sult belîben, hêrren:   daß ist der Rûmoldes rât.

‚Wir wellen niht belîben,‘   sprach dô Gêrnôt. 1410

‚sît daß uns mîn swester   sô vriuntlîche enbôt

und Etzele der rîche,   zwiu solde wir daß lân?

der dar niht gerne welle,   der mac hie heime bestân.‘

‚Entriuwen,‘ sprach dô Rûmolt,   ‚ich solß der eine sîn, C.

der durch Etzelen hôhgezît   kumt nimmer über Rîn.

zwiu solde ich daß wâgen,   daß ich wæger hân?

die wîle ich mag immer,   wil ich mich selbe leben lân.‘

‚Des selben wil ich volgen,‘   sprach Ortwîn der degen: C.

‚ich wil des geschäftes   hie heime mit iu phlegen.‘

dô sprâchen ir genuoge,   si woldenß ouch bewarn:

‚Got lâße iuch, liebe hêrren,   dâ zen Hiunen wol gevarn.‘

Der künec begunde zürnen,   dô er daß gesach, C.

daß si dâ heime wolden   schaffen ir gemach:

‚dar umbe wirß niht lâßen,   wir müeßen an die vart:

eß waldet guoter sinne,   der sich alle zît bewart.‘

[S. 474]

Des antwurte Hagene:   ‚lât iuch unbilden niht 1411

mîne rede dar umbe;   swie halt iu geschiht,

ich rât iu an den triuwen,   welt ir iuch wol bewarn,

sô sult ir zuo den Hiunen   vile werlîchen varn.

‚Sît ir niht welt erwinden,   so besendet iuwer man, A.1412

die besten, die ir vindet   oder inder muget hân,

sô wel ich ûß in allen   tûsent rîter guot:

sone mag iu niht gewerren   der argen Kriemhilde muot.‘

‚Des wil ich gerne volgen,‘   sprach der künec zehant. 1413

dô hieß er boten rîten   wîte in sîn lant:

dô brâhte man der helde   driu tûsent oder mêr.

sin wânden niht erwerben   alsô gremlîchiu sêr.

Si riten vrœlîche   in Guntheres lant. A.1414

man hieß in geben allen   ros und ouch gewant,

die dâ varen solden   zuo den Hiunen dan.

der künec mit guotem willen   der vil manegen gewan.

Dô hieß von Tronje Hagene   Dancwart den bruoder sîn 1415

ir beider recken ahzec   vüeren an den Rîn.

die kômen rîterlîche:   harnas und gewant

vuorten die vil snellen   in daß Guntheres lant.

Dô kom der küene Volkêr,   ein edel spilman, 1416

zuo der hovereise   mit drîßec sîner man:

die heten sölch gewæte,   eß möhte ein künic tragen.

daß er zen Hiunen wolde,   daß ließ er Gunthere sagen.

Wer der Volkêr wære,   daß wilch iuch wißßen lân. 1417

er was ein edel hêrre:   im was ouch undertân

vil der guoten recken   in Burgunden lant.

durch daß er videlen kunde,   was er spilman genant.

[S. 476]

Hagne welte tûsent:   die het er wol bekant; A.1418

waß in starken stürmen   hete gevrumet ir hant,

oder swaß si ie begiengen,   des het er vil gesehen:

in kunde ouch anders nieman   niuwan vrümekeite jehen.

Die boten Kriemhilde   vil sêre dâ verdrôß: 1419

wan ir vorht zir hêrren   diu was harte grôß:

si gerten tegelîche   urloubes von dan.

des engunde in niht Hagene:   daß was durch liste getân.

Er sprach zuo sîme hêrren:   ‚wir suln daß wol bewarn, 1420

daß wir si lâßen rîten,   ê daß wir selbe varn

dar nâch in siben nahten   in Etzelen lant.

treit uns iemen argen muot,   daß wirt uns dester baß erkant.

‚Sone mac ouch sich vrou Kriemhilt   bereiten niht dar zuo, 1421

daß uns durch ir ræte   ieman schaden tuo.

hât aber si den willen,   eß mag ir leide ergân:

wir vüern mit uns zen Hiunen   sô manegen ûß erwelten man.‘

Schilde unde setele   und alleß ir gewant, 1422

daß si vüeren wolden   in Etzelen lant,

daß was nu gar bereitet   vil manegem küenen man.

die boten Kriemhilde   hieß man vür Guntheren gân.

Dô die boten kômen,   dô sprach Gêrnôt: 1423

‚der künic wil des volgen,   daß uns Etzel her enbôt.

wir wellen komen gerne   zuo sîner hôhgezît

und sehen unser swester;   daß ir des âne zwîvel sît.‘

Dô sprach der künic Gunther:   ‚kunnet ir uns gesagen, 1424

wenne sî diu hôhgezît,   oder in welhen tagen

wir dar komen solden?‘   dô sprach Swemelîn:

‚zen næhsten sunewenden   sol si vil wærlîchen sîn.‘

[S. 478]

Der künic in erloubte,   des was noch niht geschehen, A.1425

ob si wolden gerne   vroun Prünhilde sehen,

daß si vür si solten   mit sînem willen gân.

daß understuont dô Volkêr:   daß was ir liebe getân.

‚Jane ist mîn vrouwe Prünhilt   nu niht sô wol gemuot, A.1426

daß ir si muget schouwen,‘   sprach der rîter guot.

bîtet unz morgen:   sô lât man si iuch sehen.‘

dô si wânden schouwen,   dône kundes niht geschehen.

Dô ließ der vürste rîche,   er was den boten holt, 1427

durch sîn selbes tugende   tragen dar sîn golt

ûf den breiten schilten:   des mohter vil gehân.

ouch wart in rîchiu gâbe   von sînen vriunden getân.

Gîselher und Gêrnôt,   Gêre und Ortwîn, A.1428

daß si ouch milte wâren,   daß tâten si wol schîn.

alsô rîche gâbe si   die boten buten an,

daß sis vor ir hêrren   niht getorsten enphân.

Dô sprach zuo dem künege   der bote Werbelîn: A.1429

‚her künec, lât iuwer gâbe   hie ze lande sîn.

wir mugen ir doch niht vüeren,   mîn hêrre eß uns verbôt,

daß wir iht gâbe næmen:   ouch ist es harte lützel nôt.‘

Dô wart der vogt von Rîne   dâ von vil ungemuot, A.1430

daß si versprechen wolden   sô rîches küneges guot:

dô muosen si enphâhen   sîn golt und sîn gewant,

daß si mit in vuorten   sît in Etzelen lant.

Si wolden sehen Uoten,   ê daß si schieden dan. A.1431

Gîselher der junge   brâht die spileman

vür sîne muoter Uoten;   diu vrouwe enbôt dô dan,

swaß si êren hête,   daß wære ir liebe getân.

[S. 480]

Dô hieß diu küneginne   ir borten und ir golt A.1432

geben durch Kriemhilde,   wan der was si holt,

und durch den künic Etzelen   den selben spilman.

si mohtenß gerne enphâhen:   eß was mit triuwen getân.

Urloup genomen hêten   die boten nu von dan 1433

von mannen und von wîben;   mit vreuden si dô dan

vuoren unz in Swâben:   dar hieß si Gêrnôt

beleiten sîne helde,   daß eß in niemen missebôt.

Dô sich die von in schieden,   die ir dâ solden phlegen, 1434

diu Etzelen hêrschaft   si vridete ûf den wegen:

des ennam in nieman   ros noch ir gewant.

si begunden vaste gâhen   wider in der Hiunen lant.

Swâ si vriunde westen,   daß tâten si den kunt, A.1435

daß die von Burgunden   in vil kurzer stunt

kœmen her von Rîne   in der Hiunen lant.

dem Bischof Piligrîne   wart ouch daß mære bekant.

Dô si vür Bechlâren   die strâße nider riten, 1436

man seit eß Rüedegêre,   desn wart niht vermiten,

und vroun Gotelinde,   des marcgrâven wîp.

daß si si sehen solden,   des wart vil vrœlîch ir lîp.

Gâhen mit den mœren   sach man die spilman. 1437

Etzelen si vunden   in sîner stat ze Gran.

dienst über dienste,   der man im vil enbôt,

seiten si dem künege:   vor liebe wart er vreuden rôt.

Dô diu küneginne   diu mære rehte ervant, 1438

daß ir bruoder solden   komen in daß lant,

dô was ir wol ze muote.   si lônde den spilman

mit vil grôßer gâbe:   daß was ir êre getân.

[S. 482]

Si sprach: ‚nu saget beide,   Werbel und Swemlîn, A.1439

welhe mîne vriunde   zer hôhzît wellen sîn,

der besten, die wir ladeten   her in ditze lant.

nu saget, waß redet Hagene,   dô er diu mære bevant?‘

‚Er kom zuo der sprâche   an einem morgen vruo: A.1440

lützel guoter sprüche   redet er der zuo,

dô si die reise lobeten   her in Hiunen lant:

daß was dem grimmen Hagene   gar zem tôde genant.

‚Eß kument iuwer bruoder   die künege alle drî A.1441

in hêrlîchem muote.   swer mêr dar mite sî,

der mære ich endelîchen   wißßen niene kan.

eß lobte mit in rîten   Volkêr der küene spilman.‘

‚Des enbær ich harte lîhte,‘   sprach des küneges wîp, 1442

‚daß ich immer hie gesæhe   den Volkêres lîp:

Hagnen bin ich wæge,   der ist ein helt guot:

daß wirn hie sehen müeßen,   des stât mir hôhe der muot.‘

Dô gie diu küneginne,   dâ si den künic sach. 1443

wie rehte minneclîche   vrou Kriemhilt dô sprach:

‚wie gevallent iu diu mære,   vil lieber hêrre mîn?

des ie mîn wille gerte,   daß sol nu gar verendet sîn.‘

‚Dîn wille derst mîn vreude,‘   sprach der künic dô. 1444

‚ine wart mîn selbes mâge   nie sô rehte vrô,

ob si immer komen solden   her in mîniu lant.

durch liebe dîner vriunde   sô ist mîn sorge verswant.‘

Des küneges amptliute   die hießen über al 1445

mit gesidelen rihten   palas unde sal

gên den lieben gesten,   die in dâ solden komen.

sît wart von in dem künege   vil michel wünne benomen.

[S. 484]

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