Gunther und Hagene die recken vil balt VIII.859
lobeten mit untriuwen ein pirsen in den walt.
mit ir scharphen gêren si wolden jagen swîn,
beren unde wisende: waß kunde küeners gesîn?
Dâ mite reit ouch Sîvrit in êrlîchem site. A.860
maneger hande spîse die vuorte man in mite.
zuo eime kalten brunnen verlôs er sît den lîp.
daß hete gerâten Prünhilt, künic Guntheres wîp.
Dô gie der degen küene, da er Kriemhilde vant. A.861
dô was nû ûf gesoumet sîn edel pirsgewant
und ouch der gesellen: si wolden über Rîn.
do endorfte Kriemhilde nimmer leider gesîn.
Sîne triutinne kust er an den munt: A.862
‚Got lâße mich dich, vrouwe, gesehen noch gesunt
und mich ouch dîniu ougen. mit holden mâgen dîn
soltu kurzwîlen: ine mac heime niht gesîn.‘
Dô dâhtes an diu mære, si entorste ir niht sagen, A.863
diu si Hagenen seite: dô begunde klagen
diu edel küneginne, daß si ie gewan den lîp.
dô weinde âne mâße daß vil wunderschœne wîp.
[S. 298]
Si sprach zuo dem recken: ‚lât iuwer jagen sîn. A.864
mir troumde hînt leide, wie iuch zwei wildiu swîn
jageten über heide: dâ wurden bluomen rôt.
daß ich sô sêre weine, des gêt mir armen wîbe nôt.
‚Jâ vürhte ich harte sêre etelîchen rât, A.865
ob man der deheinen missedienet hât,
die uns gevüegen kunnen vîentlîchen haß.
belîbet, lieber hêrre, mit triuwen râte ich iu daß.‘
‚Mîn liebiu triutinne, ich kume in kurzen tagen. A.866
ine weiß hie niht der liute, die mir iht haßßes tragen.
alle dîne mâge sint mir gemeine holt;
ouch hân ich an den degenen hie niht anders versolt.‘
‚Neinâ, hêrre Sîvrit, jâ vürhtich dînen val. A.867
mir troumde hînt leide, wie obe dir ze tal
vielen zwêne berge: ine sach dich nimmer mê.
wiltu von mir scheiden, daß tuot mir inneclîchen wê.‘
Er umbevie mit armen daß tugentrîche wîp, A.868
mit minneclîchem küssen er trûte ir schœnen lîp.
mit urloube er dannen schiet in kurzer stunt.
sine gesach in leider dar nâch nimmer mêr gesunt.
Dô riten si von dannen in einen tiefen walt A.869
durch kurzewîle willen; vil manec rîter balt
riten mit dem wirte; man vuorte ouch mit in dan
vil der edelen spîse, die die helden solden hân.
Geladen vil der rosse kom vor in über Rîn, A.870
diu den jeitgesellen truogen brôt unt wîn,
vleisch mit den vischen und ander manegen rât,
den ein künic sô rîche harte billîchen hât.
[S. 300]
Si hießen herbergen vür den grüenen walt 871
gêns wildes abeloufe die stolzen jegere balt,
dâ si dâ jagen solden, ûf einen wert vil breit.
dô was ouch komen Sîvrit: daß wart dem künige geseit.
Von den jeitgesellen wurden dô bestân 872
die warte an allen ende. dô sprach der küene man,
Sîvrit der vil starke: ‚wer sol uns in den walt
wîsen nâch dem wilde, ir degne küene unde balt?‘
‚Welle wir uns scheiden,‘ sprach dô Hagene, 873
‚ê daß wir beginnen hie ze jagene:
dâ bî mugen bekennen ich und der hêrre mîn,
wer die besten jegere an diser waltreise sîn.
‚Liute unde hunde suln wir teilen gar: 874
sô kêre ieslîcher, dar er gerne var.
der danne jage beste, der sol des haben danc.‘
dô was der jeger bîten bî ein ander niht lanc.
Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ich hân der hunde rât 875
wan einen bracken, der sô genoßßen hât,
daß er die verte erkenne der tiere durch den tan.
wir komen wol ze jeide,‘ sprach der Kriemhilde man.
Dô nam ein alter jegere einen spürhunt: 876
er brâhte den hêrren in einer kurzen stunt,
dâ si vil tiere vunden: swaß der von leger stuont,
diu erjeiten die gesellen, sô noch guote jeger tuont.
Swaß ir der bracke ersprancte, diu sluoc mit sîner hant A.877
Sîvrit der küene, der helt von Niderlant.
sîn ros lief sô sêre, daß ir im niht entran.
den lop er vor in allen an dem gejeide gewan.
[S. 302]
Er was an allen dingen biderbe genuoc. A.878
sîn tier daß êrste, daß er ze tôde sluoc,
was ein starkeß halpswuol, mit der sîner hant;
dar nâch er vil schiere einen grimmen leuwen vant.
Der bracke den ersprancte: er schôß in mit dem bogen. A.879
eine scharfe strâle hete er dar in gezogen:
der leuw lief nâch dem schußße wan drîer sprünge lanc.
sîne jeitgesellen die seiten Sîvride danc.
Dar nâch sluoc er schiere einen wisent und einen elch, A.880
starker ûre viere und einen grimmen schelch.
sîn ros truoc in sô balde, daß im niht entran.
hirße oder hinde kunde im wênec enkân.
Einen eber grôßen vant der spürhunt. 881
als er begunde vliehen, dô kom an der stunt
des gejeides meister bestuont in ûf der slâ.
daß swîn zorneclîchen lief an den küenen degen sâ.
Dô sluoc in mit dem swerte Kriemhilde man: 882
eß hete ein ander jegere sô sanfte niht getân.
dô ern hete ervellet, man vie den spürhunt.
dô wart sîn rîch gejeide allen Burgunden kunt.
Dô sprâchen sîne jegere: ‚mag eß mit vuoge wesen, B.
sô lât uns, hêr Sîvrit, der tier ein teil genesen:
ir tuot uns hiute lære den berc und ouch den walt.‘
des begonde smielen der degen küene unde balt.
Si hôrten allenthalben ludem unde dôß. 883
von liuten und von hunden der schal was sô grôß,
daß in dâ von antwurte der berc und ouch der tan.
vier und zweinzec ruore die jeger hêten verlân.
[S. 304]
Dô muosen vil der tiere verliesen dâ daß leben. 884
dô wânden si vüegen, daß man solde geben
in den prîs des jeides: des kunde niht geschehen,
dô der starke Sîvrit wart zer viurstat gesehen.
Daß jeit was ergangen unde doch niht gar. 885
die zer viurstat wolden, die brâhten mit in dar
vil maneger hande hiute und wildes genuoc.
hei, waß des ze kuchen des küneges ingesinde truoc!
Dô hieß der künic künden den jegern wol geborn, 886
daß er enbîßen wolde. dô wart lûte ein horn
zeiner stunt geblâsen: dâ mite wart erkant,
daß man den vürsten edele dâ zen herbergen vant.
Dô sprach ein Sîvrides jegere: ‚hêrre, ich hân vernomen B.
von eines hornes dußße, daß wir nu suln komen
zuo den herbergen: antwurten ich des wil.‘
dô wart nâch den gesellen gevrâget blâsende vil.
Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚nu rûme wir den tan!‘ 887
sîn ros truoc in ebene: si îlten mit im dan.
si ersprancten mit ir schalle ein tier gremelich,
einen bern wilden. dô sprach der degen hinder sich:
‚Ich wil uns hergesellen kurzwîle wern. 888
ir solt den bracken lâßen: ich sihe einen bern;
der sol mit uns hinnen zen herbergen varn.
ern vliehe danne sêre, ern kan sichs nimmer bewarn.‘
Der bracke wart verlâßen, der ber spranc von dan. 889
dô wolde in errîten Kriemhilde man.
er kom in ein gevelle: done kunde eß niht wesen;
daß starke tier dô wânde vor den jegeren genesen.
[S. 306]
Dô spranc von sîme rosse der stolze rîter guot, 890
er begunde nâch loufen. daß tier was unbehuot,
eß enkunde im niht entrinnen: dô vie erß sâ zehant;
ân alle wunden der helt eß schiere gebant.
Krazen noch gebîßen kunde eß niht den man. 891
er band eß zuo dem satele: ûf saß der snelle sân,
er brâhte eß an die viuwerstat durch sînen hôhen muot
zeiner kurzwîle, der degen küene unde guot.
Wie rehte hêrlîche er ze herbergen reit! A.892
sîn gêr was vil michel, starc unde breit;
im hie ein zier wâfen nider ûf den sporn.
von rôteme golde der hêrre vuorte ein schœne horn.
Von beßßerm pirsgewæte hôrte ich nie gesagen. A.893
einen roc swarz phellîn sach man in tragen
und einen huot von zobele, der rîche was genuoc.
hei, waß er borten an sîme kochære truoc!
Von eineme pantel dar über was gezogen A.894
ein hût durch die süeße. ouch vuorter einen bogen,
den man mit antwerke muose ziehen dan,
der in spannen wolde, ern heteß selbe getân.
Von einer ludmes hiute was alleß sîn gewant; A.895
von houbet unz anß ende gestreut man drûfe vant.
ûß der liehten riuhe vil manec goldes zein
ze beiden sînen sîten dem küenen jegermeister schein.
Ouch vuorte er Balmungen, ein ziere wâfen breit: A.896
daß was alsô scherphe, daß eß nie vermeit,
swâ manß sluoc ûf helme: sîn ecke wâren guot.
der hêrlîche jegere was vil hôhe gemuot.
[S. 308]
Sît ich iu diu mære gar bescheiden sol, A.897
im was sîn edel kocher guoter strâle vol,
von guldînen tüllen, diu sahs wol hende breit.
eß muoste balde ersterben, swaß er dâ mit versneit.
Dô reit der rîter edele vil weidenlîche dan. A.898
in sâhen zuo in komende Guntheres man:
si liefen im enkegene und enphiengen im daß marc:
dô vuorte er bî dem satele den beren grôß unde starc.
Als er gestuont von rosse, dô lôste er im diu bant 899
von vuoße und ouch von munde. do erlûte sâ zehant
vil lûte daß gehünde, swaß es den bern sach.
daß tier ze walde wolde: die liute hetens ungemach.
Der ber von dem schalle durch die kuche geriet: 900
hei, waß er kuchenknehte von dem viuwer schiet!
vil keßßele wart gerüeret, zervüeret manec brant;
hei, waß man guoter spîse in dem aschen ligen vant!
Dô sprungen von dem sedele die hêrren und ir man. 901
der ber begunde zürnen; der künic hieß dô lân
alleß daß gehünde, daß an seilen lac;
und wære eß wol verendet, si heten vrœlîchen tac.
Mit bogen und mit spießen, niht langer man daß lie, 902
dar liefen dô die snellen, dâ der bere gie.
dô was sô vil der hunde, daß dâ nieman schôß.
von des liutes schalle daß gebirge alleß erdôß.
Der ber begunde vliehen vor den hunden dan: 903
im kunde niht gevolgen wan Kriemhilde man.
er erlief in mit dem swerte, ze tôde er in dô sluoc.
hin zuo dem viure man den beren wider truoc.
[S. 310]
Dô sprâchen, die daß sâhen, er wære ein kreftec man. 904
die stolzen jeitgesellen hieß man ze tische gân.
ûf einen schœnen anger saß ir dâ genuoc.
hei, waß man rîterspîse dô den stolzen jegern truoc!
Die schenken kômen seine, die tragen solden wîn; A.905
eß enkunde baß gedienet nimmer helden sîn.
heten si dar under niht sô valschen muot,
sô wæren wol die recken vor allen schanden behuot.
Done hete niht der sinne der küene veige man, C.
daß er ir untriuwe kunde sich verstân.
er was in ganzen tugenden alles valsches blôß;
sîns tôdes muose engelten sît, der sîn nie niht genôß.
Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚wunder mich des hât, 906
sît man uns von kuchen gît sô manegen rât,
war umbe uns die schenken dar zuo niht bringen wîn:
man phlege baß der jegere, ich wil niht jeitgeselle sîn.
‚Ich hete wol verdienet, daß man mîn næme war.‘ A.907
der künic von dem tische sprach in valsche dar:
‚man sol iu gerne büeßen, swes wir gebresten hân.
eß ist von Hagnen schulde: der wil uns erdürsten lân.‘
Dô sprach von Troneje Hagene: ‚lieber hêrre mîn, A.908
ich wânde, daß pirsen solde hiute sîn
dâ zem Spehtsharte: den wîn den sande ich dar.
sîn wir hiut ungetrunken, wie wol ich mêre daß bewar.‘
Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ir lîp der habe undanc. 909
man sold mir siben soume met und lûtertranc
haben her gevüeret. dô des niht mohte sîn,
dô sold man uns gesidelet haben nâher an den Rîn.‘
[S. 312]
Dô sprach von Troneje Hagene: ‚ir edelen rîter balt, 910
ich weiß hie vil nâhen einen brunnen kalt:
daß ir niht enzürnet: dâ sul wir hine gân.‘
der rât wart manegem degene ze grôßen sorgen getân.
Sîvriden den recken twanc des durstes nôt; A.911
den tisch er deste zîter ruken dan gebôt:
er wolde vür die berge zuo dem brunnen gân.
dô was der rât mit meine von den degenen getân.
Diu tier hieß man ûf wägenen und vüeren in daß lant, A.912
diu dâ hete verhouwen Sîvrides hant.
man jach im grôßer êren, swer eß ie gesach.
Hagne sîne triuwe sêre an Sîvride brach.
Dô si wolden dannen zuo der linden breit, 913
dô sprach von Troneje Hagene: ‚mir ist des vil geseit,
daß niht gevolgen kunde dem Kriemhilde man,
swenne er welle gâhen; hei! wolde er uns daß sehen lân!‘
Dô sprach von Niderlande der küene Sîvrit: 914
‚daß muget ir wol versuochen, welt ir mir volgen mit
ze wette zuo dem brunnen. sô daß ist getân,
dem sol man jehen danne, den man siht ze vorderst stân.‘
‚Nu welle wirß versuochen,‘ sprach Hagne der degen. 915
dô sprach der starke Sîvrit: ‚sô wil ich mich legen
vür iuwer vüeße nider an daß gras.‘
dô er daß gehôrte, wie liep daß Gunthere was!
Dô sprach der degen küene: ‚ich wil iu mêre sagen: 916
alleß mîn gewæte wil ich mit mir tragen,
den gêr zuo dem schilde und mîn pirsgewant.‘
den kocher zuo dem swerte vil schier er umbe gebant.
[S. 314]
Dô zugen si diu kleider von dem lîbe dan: 917
in zwein wîßen hemden sach man si beide stân.
sam zwei wildiu pantel si liefen durch den klê;
doch sach man bî dem brunnen den küenen Sîvriden ê.
Den prîs an allen dingen truoc er vor manegem man. 918
daß swert lôste er schiere, den kocher leit er dan,
den starken gêr er leinde an der linden ast:
bî des brunnen vlußße stuont der hêrlîche gast.
Die Sîvrides tugende wâren harte grôß. 919
den schilt er leite nidere, dâ der brunne vlôß:
swie harte sô in durste, der helt doch niht entranc,
ê der künec getrunke: des seit er im vil bœsen danc.
Der brunne was küele, lûter unde guot. 920
Gunther sich dô neigete nider zuo der vluot.
als er hete getrunken, dô rihte er sich von dan:
alsam het ouch gerne der küene Sîvrit getân.
Do engalt er sîner zühte. den bogen und daß swert 921
daß truoc alleß Hagene von im danwert
und spranc dâ hin widere, da er den gêre vant.
er sach nâch einem bilde an des küenen gewant.
Dô der hêrre Sîvrit ob dem brunnen tranc, 922
er schôß in durch daß kriuze, daß von der wunden spranc
daß bluot von dem herzen vaste an Hagnen wât.
solher missewende ein helt nu nimmer begât.
Den gêr im gên dem herzen stecken er dô lie. A.923
alsô grimmeclîche ze flühte Hagne nie
gelief in der werlde vor deheinem man.
dô sich der starke Sîvrit der grôßen wunden versan,
[S. 316]
Der hêrre tobelîchen von dem brunnen spranc; 924
im ragete von den herten ein gêrstange lanc.
der vürste wânde vinden bogen oder swert:
sô müese wesen Hagene nâch sîme dienste gewert.
Dô der sêre wunde des swertes niht envant, 925
done het et er niht mêre wan des schildes rant:
er zuct in von dem brunnen, dô lief er Hagnen an:
done kunde im niht entrinnen des künic Guntheres man.
Swie wunt er was zem tôde, sô krefteclîch er sluoc, 926
daß ûßer dem schilde dræte genuoc
des edelen gesteines; der schilt vil gar zerbrast.
sich hete gerne errochen der vil hêrlîche gast.
Hagene muose strûchen vor sîner hant ze tal; 927
von des slages krefte der wert vil lûte erhal.
het er sîn swert enhende, sô wær eß Hagenen tôt.
sêre zurnde der wunde, des twanc in êhaftiu nôt.
Erblichen was sîn varwe: ern mohte niht gestên. 928
sînes lîbes sterke muoste gar zergên,
wande er des tôdes zeichen in liehter varwe truoc.
sît wart er beweinet von schœnen vrouwen genuoc.
Dô viel in die bluomen der Kriemhilde man. 929
daß bluot von sîner wunden sach man vaste gân.
dô begunder schelten, des twanc in grôßiu nôt,
die ûf in gerâten heten ungetriuwe den tôt.
Dô sprach der verchwunde: ‚jâ ir bœsen zagen, 930
waß helfent mîniu dienest, sît ir mich habet erslagen?
ich was iu ie getriuwe: des ich enkolten hân.
ir habt an iuwern vriunden leider übele getân.
[S. 318]
‚Die sint dâ von bescholden, swaß ir wirt geborn A.931
her nâch disen zîten. ir habt iuwern zorn
gerochen al ze sêre an dem lîbe mîn.
mit laster gescheiden sult ir von guoten recken sîn.‘
Die rîter liefen alle, dâ er erslagen lac. 932
eß was ir genuogen ein vreudelôser tac.
die iht triuwe hêten, von den wart er gekleit:
daß het ouch wol gedienet umb alle liute der helt gemeit.
Der künec von Burgunden klagte ouch sînen tôt. 933
dô sprach der verchwunde: ‚daß ist âne nôt,
daß der nâch schaden weinet, der in dâ hât getân:
der dienet michel schelten: eß wære beßßer verlân.‘
Dô sprach der grimme Hagene: ‚jane weiß ich, waß ir kleit. 934
eß hat nu alleß ende an uns, sorge unde leit.
wir vinden ir nu wênec, die getürren uns bestân;
wol mich, deich sîner hêrschaft hân ze râte getân.‘
‚Ir muget iuch lîhte rüemen,‘ sprach dô Sîvrit. 935
‚het ich an iu erkunnet den mortlîchen sit,
ich hete wol behalten vor iu mînen lîp.
mich riuwet niht sô sêre sô vrou Kriemhilt mîn wîp.
‚Nu müeße Got erbarmen, deich ie gewan den sun, 936
dem man itewîßen sol daß her nâch tuon,
daß sîne mâge ieman mortlîch hânt erslagen.
möhte ichß verenden, daß solde ich pillîche klagen.
‚Zer werlde wart nie mêre grœßer mort begân,‘ C.
sprach er zuo dem künege, ‚denne an mir ist getân.
ich behielt iu lîp und êre in angestlîcher nôt;
ich hâns engolten sêre, daß ichß iu ie sô wol erbôt.‘
[S. 320]
Dô sprach jæmerlîche der verchwunde man: 937
‚welt ir, künic edele, triuwen iht began
in der werlde an iemen, lât iu bevolhen sîn
ûf iuwer genâde die lieben triutinne mîn.
‚Lât si des genießen, daß si iuwer swester sî: 938
durch aller vürsten tugende wont ir mit triuwen bî.
mir müeßen warten lange mîn vater und mîne man:
eß enwart nie vrouwen leider an liebem vriunde getân.‘
Er ramph sich bitterlîche, als im diu nôt gebôt, C.
und sprach dô jæmerlîche: ‚der mortlîche tôt
mag iuch wol geriuwen her nâch disen tagen:
geloubt an rehten triuwen, daß ir iuch selben habt erslagen.‘
Die bluomen allenthalben von bluote wâren naß. 939
dô ranger mit dem tôde, unlange tet er daß,
wan des tôdes wâfen ie ze sêre sneit.
dô mohte reden niht mêre der recke küene unde gemeit.
Dô die hêrren sâhen, daß der helt was tôt, 940
si leiten in ûf einen schilt, der was von golde rôt,
und wurden des ze râte, wie daß solde ergân,
daß man eß verhæle, daß eß Hagne hete getân.
Dô sprâchen ir genuoge: ‚uns ist übel geschehen. 941
ir sult eß heln alle und sult gelîche jehen:
da er jagen rite aleine, Kriemhilde man,
in slüegen schâchære, dâ er vüere durch den tan.‘
Dô sprach von Troneje Hagene: ‚ich bring in in daß lant. 942
mir ist vil unmære, wirt eß ir bekant,
diu sô hât betrüebet den Prünhilde muot.
eß ahtet mich vil ringe, swaß si nu weinen getuot.‘
[S. 322]
Von dem selben brunnen, dâ Sîvrit wart erslagen, C.
sult ir die rehten wârheit von mir hœren sagen:
vor dem Otenwalde ein dorf lît, Otenheim:
dâ vliußet noch der brunne, des ist zwîvel dehein.
[S. 324]