DIE BRÜCKE

Vor meinen Augen war Finsternis. Ein bodenloser Abgrund hemmte meinen Schritt. Nichts regte sich ringsumher. Ich fühlte mich verloren in Nacht und Stille.

In weiter, weiter Ferne hinter einem undurchdringlichen Schleier sah ich Gott wie einen dämmernden Stern.

Da rief ich: »Meine Seele! Meine Seele! Wenn du über diesen Abgrund hin, durch diese Nacht hindurch zu Gott gelangen sollst, brauchst du eine Brücke mit Millionen Bogen! Wer kann die bauen? Keiner! Keiner! Verderben muss ich hier!«

… Da erhob sich vor mir eine weisse Schattengestalt. Und dieser Schatten hatte die Stirne einer Jungfrau und die Hände eines Kindes. Einer Lilie glich er, die einen Schutz in ihrer eigenen Reinheit hat. Der Schatten faltete seine Hände, und Licht strömte aus diesen Händen.

»Wenn du es ernstlich willst, werde ich dir deine Brücke bauen!«

Ich hob meine Augen auf zu dem bleichen Unbekannten: »Wer bist du?«

»Ich bin das Gebet« …

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