Der südliche Teil der großen vorderindischen Halbinsel ist im wesentlichen das Verbreitungsgebiet der Drawida, eines dunklen Volkselementes, das den Hauptbestandteil des ausgedehnten Hinduvolkes dieser Gebiete ausmacht und auch Ausläufer nach Ceylon entsandt hat, wo die Tamilen seine Vertreter sind. Indessen sind die Drawida nicht als die Ureinwohner Südindiens anzusehen, sondern nur als Einwanderer, die auf eine Rasse von kleiner Gestalt, dunkler Hautfarbe und breiter Nase stießen, deren Reste sich bis auf unsere Tage, wenn auch nicht mehr rein, in den Wald- oder Dschungelvölkern, wie den Bhil, Mahair, Khond, Bhumidsch, Kurumba, Irula, Santal, Kolh, Munda und anderen, die man insgesamt als Munda-Kolh oder Kolarier zusammenfaßt, erhalten haben und die Angehörige der großen indo-australischen Grundrasse zu sein scheinen, deren Vertreter wir bereits in den Wedda, Sakai, Toala und auch Australiern kennen gelernt haben. Einen Beweis für einen solchen Zusammenhang der Australier mit den Ureinwohnern Südindiens erblickt man in der Übereinstimmung in ihrem Äußeren (lange Schädelform, kleine Gestalt, welliges oder lockiges Haar, schwarze Augen, breite, niedrige Nase mit weiten Löchern und dicke Lippen), in der Verwandtschaft der Sprache und in dem Vorkommen des Bumerangs in Neuholland sowohl wie im Tamillande; hier findet letzterer bei der Jagd auf kleines Wild Verwendung und wird einer alten Sitte gemäß zwischen Braut und Bräutigam auf der Hochzeit ausgetauscht. Allerdings besitzt der tamilische Bumerang nicht die klingenartige Form und die spiralige Drehung des australischen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 105. Grußform der Toda vor einem älteren Verwandten.
Die Frau kniet auf die Erde und hebt seinen Fuß bis zu ihrem Kopfe.
Der Drawidatypus erstreckt sich von Ceylon bis nach den Tälern des Ganges hin und nimmt ganz Madras, Haiderabad, die zentralen Provinzen, den größten Teil des mittleren Indien und Chutia Nagpur ein. Da die Drawida auf der einen Seite mit den Ariern, auf der anderen auch wieder mit der Urbevölkerung Kreuzungen eingegangen sind, so unterscheidet sich ihre äußere Erscheinung nicht unbeträchtlich, indessen läßt sich immerhin ein Durchschnittstypus aufstellen, der gekennzeichnet ist durch ziemlich mittelgroße Gestalt, schlanke, lange, geschmeidige Gliedmaßen, tiefdunkle, teils kaffeebraune, teils direkt schwarze Haut, tiefschwarzes, welliges oder gelocktes Haar, vorwiegend langen, schmalen Schädel, breites, niederes Gesicht von ovaler Form, tiefliegende, geradestehende, schwarze Augen, sehr breite, manchmal an der Wurzel eingedrückte Nase, großen Mund und volle Lippen. — In geistiger Hinsicht werden die Drawidahindu als offene, gutmütige, duldsame, heitere, dabei aber kriegerische, auch selbstsüchtige Leute geschildert. Als die Arier ums Jahr 2000 vor Christus in Vorderindien erschienen, standen die Drawida auf einer ziemlich hohen Kulturstufe; sie besaßen beträchtliche Fertigkeit in der Ausübung des Handwerks und der Künste, trieben Ackerbau, Handel und Schifffahrt und hatten sich sogar zu einigen selbständigen Staaten zusammengeschlossen. Ihre Religion war der Brahmaismus, der noch barbarische Gebräuche, sogar die Menschenopfer kannte; mit diesen hat die europäische Kultur ziemlich aufgeräumt. So feierten die Bergkhond ein Fest, Meriah genannt, bei dem geweihte, gekaufte oder geraubte menschliche Opfer der Göttin der Erde dargebracht wurden (Abb. 106), um dadurch eine gute Ernte zu erzielen; heute werden Büffel, Affen, Schafe oder Ziegen an Stelle von Menschen geopfert. Bevor sich ehemals die umherziehenden Lambadi auf eine Reise begaben, pflegten sie ein kleines Kind in die Erde bis zum Hals einzugraben und die Gepäckbullen darüber zu treiben, um Erfolg zu haben; heute treibt man in der gleichen Absicht das Vieh über ein lebendig begrabenes Huhn oder eine Ziege. Kindsmord war in früheren Zeiten Stammesbrauch bei den Khond; besonders Mädchen pflegte man bei den Bergtoda durch Ersticken ins Jenseits zu befördern. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es ganze Dörfer, in denen nicht ein einziges weibliches Kind vorhanden war. Bei der Vakkaligakaste in Mysore war es Sitte, daß bestimmte Frauen sich, wenn ihnen ein Enkelkind geboren wurde, einige Finger abhauen ließen; sie bezogen sich dabei auf eine Überlieferung, wonach der Gott Siwa befohlen habe, daß in seinem Tempel andauernd zwei Finger geopfert werden müßten. Gegenwärtig wird dieser Brauch vielfach dadurch umgangen, daß man sich Gold- oder Silberstücke mittels Mehlkleisters an die Fingerspitzen klebt oder sich Blumen darum bindet und diese scheinbar abschneiden oder abreißen läßt. — Eigenartig sind die Grußformen der Toda; die niedriger stehende Person fällt vor der höher stehenden auf die Knie und hebt deren Fuß zu ihrem Gesicht empor (Abb. 105 und 107).
Phot. E. Thurston.
Abb. 106. Meriah-Opferpfosten,
der aus Holz in rohen Zügen einen Elefantenkopf darstellen soll. Auf ihm wurden früher von den Khond der Erdgöttin Opfer (Meriah) dargebracht.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 107. Grußform bei den Toda der Nilghiriberge.
Die Kleidung der Drawida ist bei den niederen Klassen immer noch eine recht spärliche; an der Westküste besteht sie meistens nur in einem Scham- und einem Kopftuche. Die Weiber einiger Pariastämme, wie der Koraga, Vettuvan und Thanda Pulayan, tragen in Erinnerung an frühere Sitten noch Blättergewänder (Abb. 108), die in Form einer Schürze oder eines Rockes von der Hüfte herabhängen; sie behalten sie bei, weil sie fürchten, es würde ihnen Unglück bringen, wenn sie diese Kleidung abschafften. Legt ein Thanda Pulayan dieses aus Riedgrasblättern angefertigte Kleid an Stelle des Streifens Palmenrinde, den er in frühester Kindheit trägt, an, dann gibt diese Zeremonie, Thandahochzeit genannt — Thanda ist der Name für das Gras — Anlaß zu einem Familienfest. — Verunstaltungen des Körpers als dessen Verschönerung sind verschiedentlich beliebt, so die Erweiterung des Ohrläppchens, die ihren höchsten Grad im Tamillande erreicht. Den Kindern werden in der frühesten Jugend die Ohren durchbohrt und die Löcher allmählich mit Baumwollpflöcken, später Palmblattrollen, Bleistücken und Metallscheiben mehr und mehr erweitert, bis sie unter Umständen auf die Schultern herabreichen (Abb. 111). Unter den Dschungelkadir und Mala Vedan herrscht die Unsitte des Zuspitzens der Schneidezähne bei beiden Geschlechtern. Ein sehr beliebter Schmuck ist auch das Tatauieren, mit dem sich die Frauen des Koravastammes im Umherziehen abgeben. Sie zeichnen das Muster mit einem stumpfen, in Zeichentinte getauchten Stäbchen auf die Haut auf und impfen die Farbe mittels Nadeln ein; anderwärts geschieht dies mittels der Dornen der Berberitze oder des Balbulbaumes. Die Bergkoyi legen großes Gewicht auf das Tatauieren, damit die Seele in der anderen Welt angemessen damit geschmückt erscheine. Auch bei Krankheiten wird Tatauierung angewendet, um den Schmerz zu lindern; sehr beliebt ist als Muster hierfür bei den Kanaresen das Bild des Affengottes Hanuman (Abbild. 110). Um Kinderkrämpfe oder Koliken zu lindern, schlimme Augen und andere Leiden zu heilen oder auch nur um eine Krankheit fernzuhalten, werden den verschiedenen Körperteilen Brandwunden mit einer glühend gemachten Nadel oder einem Safranstocke, einer Zigarre und anderem mehr zugefügt. Daher sieht man viele Leute mit mächtig erhöhten Narben einhergehen, die auf diese Weise entstanden. Die Toda lassen sich Narben einbrennen, weil sie glauben, daß sie dadurch die Fähigkeit erlangen, in aller Ruhe Büffel zu melken. — Bei den Kanibar von Travankore trifft man noch eine primitive Art des Feueranzündens an (Abb. 109).
Die Religionen Südindiens sind in erster Linie der Brahmaismus, sodann auch die Lehre Mohammeds und das Christentum. Es würde zu weit führen, wollten wir die religiösen Übungen und Gebräuche dieser verschiedenen Bekenntnisse, vor allem der Sekten des Brahmaismus, hier näher behandeln; wir beschränken uns auf die interessantesten Punkte.
Phot. Anantha Krishna Iyer.
Abb. 108. Blätterkleider der Vettuvanfrauen.
Phot. E. Thurston.
Abb. 109. Feueranzünden bei den Kanibar von Travankore,
wobei das stumpfe Ende eines Pfeiles in ein Loch eines Stückes weichen Holzes gedrückt und rasch hin und her gedreht wird.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 110. Der Affengott Hanuman,
nach einem Gemälde, das eine Szene aus seinem Leben als volkstümlicher Held des hindostanischen Epos Ramayana vorstellt.
Fast jedes Dorf oder jede Stadt Südindiens besitzt eine Ortsgottheit, Grāma Dēvata genannt, die sich aber von der der nächsten Ortschaft schon zu unterscheiden pflegt. Ebenso mannigfaltig wie ihre Namen sind auch die Bildnisse (Abb. 114) oder Symbole der Gottheiten. In manchen Dörfern gibt es überhaupt kein bleibendes Bild von ihnen, sondern der Töpfer fertigt für jedes Fest eine Lehmfigur an, die eine Gottheit vorstellen soll und nach Beendigung des Festes wieder beiseite geworfen wird. In anderen Dörfern wieder wird die Gottheit einfach durch eine Steinsäule auf freiem Felde (Abb. 113) oder auf einer Steinplattform unter einem Baum (Abb. 116) oder innerhalb einer kleinen, aus Steinen aufgebauten Umfriedigung, oft auch nur durch kleine kegelförmige Steine, die nicht höher als zehn bis fünfzehn Zentimeter sind und infolge des beständigen Salbens mit Öl eine schwarze Farbe angenommen haben, dargestellt. Die Dorfgottheiten sind mit wenigen Ausnahmen weiblich; im Tamillande werden sie fast alle aber von männlichen Wärtern behütet und bedient. Eine männliche Gottheit, Aiyanar, hat einen eigenen Schrein und ist gleichsam der Nachtwächter des Dorfes, denn ihm fällt die Aufgabe zu, des Nachts auf seinem Geisterrosse die Dorfstraße abzureiten und die bösen Geister zu verscheuchen. Sein Schrein ist an Lehm- oder festen Pferdegestalten (Abb. 115) zu erkennen, die entweder zu beiden Seiten des Bildnisses aufgestellt sind oder in Haufen auf dem freien Platze umherliegen. Diese Pferde, die die Rosse vorstellen sollen, auf denen Aiyanar nachts seine Runde macht, werden von den Anbetern der Gottheit verehrt.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 111. Tiyanweib von Malabar.
Die Frauen dieses Stammes tragen den Oberkörper unbedeckt. Der Schmuck der erweiterten Ohrläppchen besteht in Metallscheiben oder zusammengerollten Palmblättern. Am Halsband sitzt ein Tali (Eheabzeichen).
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Phot. E. Thurston.
Abb. 112. Vadagottheiten aus Ton,
die vor Antritt eines Fischzuges oder bei einer Krankheit angebetet werden, sowie Holzbilder von Vorfahren.
Um die Dorfgottheiten zu versöhnen und die Angriffe böser Geister abzuwenden, werden ihnen fast allgemein jährlich große Opfer dargebracht (Abbild. 118), bei denen Büffel, Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel (Abb. 119), oft genug zu Tausenden, so daß das Blut geradezu in Strömen hinter dem Opferplatz fließt und ganze Karren Sand herbeigeschafft werden, um die Lachen zuzuschütten, ihr Leben lassen müssen. Die Köpfe der geopferten Tiere werden zu einem etwa vier Meter hohen Haufen aufgetürmt; obendrauf wird eine Schüssel mit Öl und einem dicken baumwollenen Docht gestellt und das Ganze angezündet. Das Schlachten der Tiere dauert den ganzen Tag bis gegen Mitternacht; sie werden von den Priestern geköpft und auf die großen Reisberge geworfen, die man den Göttern dargebracht hat, so daß der Reis von ihrem Blut vollständig durchtränkt wird. Dabei spielen sich oft genug widerwärtige Szenen ab, bei denen die Tiere vielfach gequält werden. Unter anderem werden die Opfertiere bei lebendigem Leibe aufgespießt und so auf einer Karre durch das Dorf gefahren, den Schweinen wird Reis, der mit ihrem eigenen Blut getränkt ist, zu fressen gegeben und anderes mehr. Eine ganz sonderbare Verwendung findet das Blut der geschlachteten Tiere bei den Pudukkottai tāluk des Trichinopollidistriktes; man taucht Tücher in dieses ein und hängt sie an den Dachrinnen der Häuser auf, um das Vieh dadurch vor Krankheit zu schützen.
Phot. H. M. Bray.
Abb. 113. Hindugötterschreine,
wie man sie an Wegen zu errichten pflegt, damit die Vorbeigehenden und die Dorfbewohner die in ihnen aufgestellten Götterbilder anbeten können.
Phot. V. Arumynayagam.
Abb. 114. Kolossalstatue einer Dorfgottheit mit ihrem Wärter aus dem Tamillande.
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Bei einem Fest, Mayāna oder Smasāna kollai (Beraubung des Begräbnisplatzes) genannt, das die Sembadawan, eine Fischerkaste, im Tamillande zu Ehren der Ankalamma feiern, trägt eine Person, die entsprechend aufgeputzt diese Göttin darstellen soll, auf den Armen ein Brett mit den sauber gewaschenen Eingeweiden eines Schafes (Abb. 117) und hält einen Teil von ihnen im Munde, so lange, bis die Prozession, die das Bildnis der Göttin zum Dorfaltar geleitet, zurückgekehrt ist. Dicht bei der Stelle, wo man die Leichen zu verbrennen pflegt, häufen die Priester sodann an fünf Stellen die Asche einer Leiche kegelförmig auf; diese Haufen sollen den Elefantengott Ganesha darstellen, dem Opfergaben aus Getreide, Betel, Spangen und so weiter in großen Mengen dargebracht werden. Das versammelte Volk fällt über die Haufen her und schleppt mit sich fort, was es nur mitnehmen kann. Man sagt, daß Hunderte von Personen dabei in Verzückung geraten, die Asche der Leichen essen und jedweden Knochenrest, dessen sie nur habhaft werden können, anbeißen. Die Asche der Leichen wird nämlich sehr geschätzt, da man glaubt, daß sie böse Geister fernzuhalten und unfruchtbaren Frauen Nachkommenschaft zu sichern vermag.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 115. Große Pferdefiguren, die zu Ehren der Dorfgottheit Aiyanar errichtet sind
und auf denen der Gott nachts das Dorf besuchen und die Dämonen niederreiten soll.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 116. Hindugottheiten aus Ton oder Mörtel,
die man häufig auf einer Plattform unterhalb eines heiligen Baumes antrifft. Ihnen bringt man Früchte, Kokosnüsse und andere bescheidene Opfer dar.
Phot. E. Thurston.
Abb. 117. Szene aus dem Feste der Dorfgöttin Ankalamma bei den Sembadawan-Tamilen.
Die zur Linken die Gottheit darstellende Person mit Eingeweiden eines Schafes im Mund wird von einem anderen Manne begleitet, der als Birabhada, der Sohn von Siwa und Ankalamma, verkleidet ist.
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Phot. Wiele & Klein.
Abb. 118. Darbringen von Opfergaben vor dem Geiste Guru.
Im Vordergrunde Musikanten und ein Knabe mit aus die Stirn gemaltem Sektenabzeichen.
Die Vadafischer an der Ostküste errichten am Strande Miniaturschreine aus Ton oder Backsteinen, die nach der See zu offen sind (Abb. 123). In ihnen stellen sie die Lehmfiguren der Götter auf, die von ihnen angebetet werden, bevor sie einen Fischzug unternehmen, oder auch Holzfiguren von verstorbenen Verwandten. Die Namen ihrer Götter, einschließlich einer Göttin mit tausend Augen, die durch einen durchlöcherten Topf mit einem Öllicht in seinem Innern dargestellt wird, und eines Bengali Bābu genannten Gottes, der einen Hut trägt und auf einem schwarzen Pferde reitet (Abb. 112), sind unzählig. Letzterer steht in dem Rufe, die Fischer auf der See gegen Gefahren zu schützen und ihnen zu großen Fischzügen zu verhelfen. Die Hauptgöttin der Vada scheint indessen Orosundiamma zu sein, die nachts auf dem Meere in einem Boote umherfahren soll. Man huldigt ihr, indem man denjenigen, der die Zeremonie vorzunehmen hat, mit einer Ziege an einem Pfosten vor dem Hause festbindet und ein Spielzeugboot davorstellt. Die Ziege, der Pfosten, das kleine Boot und der Schrein für das Götzenbild werden darauf an die See gebracht und vor dem Schrein Andachten verrichtet. Kriecht die Ziege dabei auf allen vieren entlang und zittert sie, dann opfert man sie; tut sie dies aber nicht, dann erblickt man darin eine üble Vorbedeutung und beschafft sich eine andere Ziege an ihrer Stelle.
In manchen Dörfern mit einem bleibenden Schrein werden den Gottheiten täglich Reis, Früchte und Blumen mit Weihrauch und Kampfer dargebracht, an anderen wieder nur alle Jahre oder an einem bestimmten Tage, ausgenommen zu Zeiten einer Epidemie, in denen man sofort die Götter durch Opfer zu versöhnen sucht. Auch bei Beginn der Bestellung des Ackers, sowie zur Erntezeit werden Festlichkeiten zu Ehren der Götter veranstaltet. Bei eintretender Dürre werden an den Regengott Gebete gerichtet, und an manchen Orten wird eine Lehm- oder Strohfigur mit den Füßen nach vorn durchs Dorf gezerrt und von den Totengräbern in regelrechter Weise begraben. In Südkanara werden, ehe die zweite Saat in die Erde kommt, Büffeljagden, denen „Teufelstänzer“ beiwohnen, auf einem tiefverschlammten Reisfelde abgehalten; am Tage darauf finden große Hahnenkämpfe auf einem freien Platze vor dem Dorfe statt, dieses alles in der Absicht, die verschiedenen Teufel zu versöhnen. — Unter den sportlichen Tierkämpfen spielen die Kämpfe zwischen Elefanten eine hervorragende Rolle (Abb. 132).
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 119. Büffelopfer zur Besänftigung einer erzürnten Gottheit.
In vielen Dörfern an der westlichen Küstengegend von Südkanara, wo die Teufelsanbetung sehr verbreitet ist, befindet sich ein Bhuta Sthānam oder Teufelstempel; in manchen Häusern wird auch ein besonderer Raum oder ein Winkel für den Familienbhuta hergerichtet. In den Tempeln werden Götzenbilder oder eine Metallplatte, die das Bild eines menschlichen Wesens trägt, oder auch Figuren von Tigern, Schweinen, Hähnen und so weiter aufbewahrt; einige Tempel erhalten eine Reihe Lagerstätten, jede für einen besonderen Bhuta bestimmt, auf denen bei Gelegenheit einer Versöhnungsfeier der Bhuta Kostbarkeiten und Weihgeschenke niedergelegt werden. — Die Teufelstänzer, die in ihrem bürgerlichen Berufe als Matten-, Korb- und Schirmmacher tätig sind, gehören der Nalke-, Parawa- und Pompadakaste an (Abb. 120, 122 und 124). Man ruft sie, damit sie an Personen, die von Teufeln besessen sind, die Teufelaustreibung vornehmen oder damit sie, wenn Götzendienst in den Tempeln abgehalten wird, eine Maskerade in phantastischen Verkleidungen, die verschiedene Bhuta vorstellen, aufführen, dabei tanzen und Lieder singen. Die Vorstellung findet für gewöhnlich des Nachts statt. Zuerst tritt ein Pujari, ein Priester auf, wirbelt, mit dem Bhutaschwert und Glocken in den Händen, rings im Kreise herum und ahmt die mutmaßlichen Mienen und Gesten des Teufels nach. In Verzückung gerät er aber nicht, das bleibt einem Pompada oder Nalke (Abb. 124) vorbehalten, der ungefähr eine halbe Stunde später auf der Bildfläche erscheint. Dieser ist meist nackend bis auf das Hüftband, hat das Gesicht mit Ocker angemalt und trägt eine Art Bogen aus Kokosnußblättern, sowie eine Metallmaske. Nachdem er kurze Zeit langsam auf und ab gegangen ist, arbeitet er sich nach und nach in einen Zustand hysterischer Raserei hinein, unter beständiger Begleitung der Tamtame und unter langgezogenem, monotonem Geheule der Zuschauer. Endlich hält er inne und redet einen jeden seinem Range nach an. Strittige Angelegenheiten werden sodann dem Bhuta zur Entscheidung unterbreitet, und seine Entscheidung wird meistens auch angenommen. Entweder jetzt erst oder schon früher erhält der Teufel etwas zu essen; auch dem Pompada werden Reis und andere Speisen gereicht. Solche Feste dauern mehrere Nächte hindurch.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 120. Parawateufelstänzer
des Tulugebietes in seiner Berufsgewandung mit einem leichtgebauten Kopfstück, das mit Figuren, Schlangen und so weiter bemalt ist.
Phot. Johnston & Hoffmann.
Abb. 121. Religiöser Umzug in Puri.
Einmal im Jahre wird der berühmte Juggernautwagen, der den Gott Vischnu in Form eines roh geschnitzten Holzklotzes enthält, durch mehrere tausend Menschen die Straßen von Puri entlanggezogen. Ein Hindu, der sich von den Rädern überfahren läßt, glaubt dadurch im Jenseits in eine höhere Kaste zu gelangen, daher kommen jedes Jahr eine Anzahl Selbstmorde auf diese Weise vor.
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In auffallendem Gegensatze zu den bescheidenen Altären der Dorfgottheiten und Teufel stehen die prächtigen Vaishnavite- und Saivitetempel, zu deren bekanntesten die von Conjeeveram, Ramesvaram, Madura, Kumbakonam und Tanjore, der letztere wegen der mächtigen Steinfigur des heiligen Bullen Nandi (Abb. 126) berühmt, zählen. Die Tempelausstattung besteht in kunstvoll geschnitzten Wagen auf Rädern (Abb. 125), die bei Umzügen an Stricken gezogen werden (Abb. 104, 121 u. 128), silbernen Gefährten der Gottheiten, Dēva-Dāsis oder Tänzerinnen, die ihr Leben dem Tempeldienst geweiht haben, und Prozessionselefanten (Abb. 127 und 130). Die Städte, in denen sich die großen Tempel befinden, sind der Brennpunkt des Brahmaismus und des brahmanischen Priestertums (Abb. 129, 131 und 135) und werden zum Schauplatze vieler hindostanischer Feste. Das berühmteste von ihnen, das ungeheure Massen von Pilgern aus ganz Indien herbeizieht (Abb. 133), ist wohl das Mahāmakhafest, das man in Kumbakonam alle zwölf Jahre feiert. Strenggläubige Inder glauben, daß bei dieser Feier die heiligen Gewässer des Ganges in den dort befindlichen heiligen Teich fließen; in ihm baden daher die Pilger. Was Mekka für die Mohammedaner, Buddha Gaya für die Buddhisten ist, das bedeutet Mahamakha für die Hindu. Die wichtigsten Götterbilder werden im Zuge getragen und auf einen Altar am Rande des Teiches hingestellt; darauf wird ein Dreizack, das Abzeichen des Siva, in das Wasser gesenkt, zum Zeichen dessen, daß die Zeit zum Baden gekommen ist. Viele Tausende von Pilgern tauchen nun ihre Köpfe unter die Oberfläche und kommen ganz mit Schlamm bedeckt wieder heraus (Abb. 134). — Von anderen religiösen Festen, welche die Hindu des südlichen Indien feiern, wären zu nennen das Mahāsivaratri zu Ehren Sivas, das Srijayanti oder der Geburtstag Krischnas, das Dipāvali oder das Fest der Lichter, das Vischnu — oder Neujahrsfest, das Vinayaka Chaturthi oder der Tag der Anbetung der Elefantengöttin Vinayaka oder Ganēscha (Abb. 137) und das Sarasvati oder Ayudha Pujafest, bei dem man seinem Arbeitsgerät, der Brahmine seinen Büchern, der Handwerker seinem Werkzeug, der Fischer seinen Netzen, der Kaufmann seiner Wagschale und so weiter seine Anbetung darbringt, und das Pongal (Abb. 136) oder Sonnenfest, bei dem Milchreis und andere Speisen dargebracht werden.
Phot. E. Thurston.
Abb. 122. Parawateufelstänzer
in phantastischem Aufputz einen Dämon darstellend.
Phot. E. Thurston.
Abb. 123. Götterschreine der Vadafischerkaste.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 124. Nalketeufelstänzer.
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Eine besondere Eigentümlichkeit Südindiens sind die verschiedenen Klassen frommer Bettler, die Bairāgi, Dasari, Gangeddu und Lingayat Jangam; sie ziehen in der Regel von Ort zu Ort und erbitten, mit einem ihrem Berufe eigenen Gewande angetan, in den Basaren und auf den Straßen Almosen. Die Bairagi tragen Kochgeschirre aus Messing, einen geweihten Salagramastein und eine Seemuschel bei sich und rufen beim Durchwandern der Straßen den Namen einer Gottheit laut aus. Für gewöhnlich lassen sie sich Bart und Haar lang wachsen (Abb. 139) und bestreichen ihren nackten Körper mit heiliger Asche. Die Abzeichen eines Dāsari sind eine Seemuschel, auf der er bläst, um seine Ankunft mitzuteilen, ein Gong, das er auf seinen Runden schlägt, eine hohe eiserne Lampe, die beim Betteln brennt, ein Metallgefäß, in das er seine Almosen legt, und ein Metallbild des Affengottes Hanuman um den Hals. Bei einem Fest im Tamillande stecken die Anbeter etwas von einer Mischung von Bananenfrüchten, Reis und anderen Sachen einem Dāsari, der zu dem betreffenden Tempel gehört, in den Mund, der es kaut und in die Hand des Anbeters wieder zurückspeit. Dieser ißt den zerkauten Bissen dann auf, um dadurch eine erbetene Wohltat zu erlangen. Die Jangam sind manchmal mit sehr auffallenden Gewändern angetan, hängen sich Messingteller mit Bildern verschiedener Gottheiten und ein Kästchen um, das den Lingam, ein phallisches Abzeichen des Siva, enthält, und tragen ein Schwert in der Hand und Metallglocken um die Knöchel gebunden (Abb. 138), die klingen, wenn der Jangam tanzt und das Lob des Virabhadra, des Sohnes des Siva, preist.
Phot. Wiele & Klein.
Abb 125. Tempelwagen aus Seringapatram,
der mit der großen geschnitzten Figur eines mythischen Tieres geschmückt ist.
Die Lingayat, eine Sekte, die gleichsam die Hindupuritaner vorstellt, tragen das Lingam, ein Sinnbild des männlichen Gliedes, als Symbol des Gottes Siva in einem Metallkästchen oder in einer rotseidenen Schärpe um den Hals oder den Arm gebunden. Ihre Kinder werden damit bereits im frühesten Kindesalter von dem geistlichen Berater der Familie bekleidet. Das Lingam wird mit geweihter Asche bestrichen und dem Kinde umgebunden, dem man außerdem einen Rosenkranz von geweihten Rudrakshaperlen um den Hals bindet und die vorgeschriebene geheiligte Formel ins Ohr flüstert. Auch Weihwasser, mit dem die Füße des Priesters gewaschen worden sind, wird über das Lingam ausgegossen, und von der gekochten Speise, die für jenen bestimmt ist, dem Kinde etwas in den Mund gesteckt. In Kanara besteht bei manchen Kasten die Sitte, der Gottheit gewisse Mädchen, Basawi genannt, zu weihen, die in derselben Weise wie die Dēva-Dasis oder Tanzmädchen ein öffentliches Leben führen. Die übliche Form ihrer Weihefeier besteht darin, daß ihnen ein Tali, das Eheabzeichen, an einer schwarzen Perlenschnur um den Hals gebunden und die Abzeichen der Chank und Chakra auf die Schultern gebrannt werden. Bei einer anderen Art dieser Zeremonie legen die Mädchen ein Schwert mit einer Limette an seiner Spitze, die den Bräutigam vorstellen soll, in das Allerheiligste der Gottheit. In wieder anderen Fällen werden die Mädchen an einem glückverheißenden Tage mit einer Blumengirlande an eine Lampe gebunden, wie sie manche fromme Bettler tragen, und aus dieser Stellung entweder von einem Manne, der ihrer ersten Gunstbezeigung teilhaftig werden will, oder von ihrem Onkel mütterlicherseits befreit; zum Zeichen daran wird ihnen eine schwarze Perlenschnur um den Hals gehängt. Der Aberglaube, daß eine Dēva-Dasi niemals Witwe werden kann, veranlaßt manche Hindu, um sich Glück zu verschaffen, das Tali, das bei ihrer Hochzeit gebraucht wird, zu einer dieser Frauen bringen zu lassen, damit sie das Band dazu herrichtet.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 126. Kolossalbildnis des heiligen Bullen Nandi
in einem Schrein, der von geschnitzten Pfeilern getragen wird.
Bestimmte Zeremonien knüpfen sich an mancherlei andere Einführungen. Bei den Telugu Mādiga werden gewisse Frauen der Göttin geweiht und dadurch sogenannte Matangi. Bei dieser Zeremonie wird ein farbiges Muster auf den Hof des Hauses gezeichnet, an dessen Ecken und in dessen Mitte Töpfe aufgestellt werden, wie bei einer Hochzeit. Die Kandidatin sitzt, in ein weißes Gewand gekleidet, dicht bei dem mittleren Topf und erhält auf den Kopf einen Bambuskorb gestellt, der auch einen Topf mit dem Bild der Fußeindrücke der Göttin, einem irdenen oder hölzernen Behälter, einer eisernen Lampe und einem Rohr enthält. Der amtierende Priester bindet ihr darauf ein Bottu, ein Heiratsabzeichen, im Namen der Göttin um den Hals. Dieser Korb, dessen Inhalt die Abzeichen einer Matangi ausmacht, darf niemals auf die Erde gestellt werden, sondern wird, falls sie dieselben nicht benutzt, im Hause aufgehängt oder in eine Wandnische gestellt. Bei den Dorffestlichkeiten der Madiga beschimpft und bespeit die Frau, die als eine Verkörperung der Göttin Mātangi angesehen wird, die Versammelten; diese fassen dies nicht etwa als Beleidigung auf, sondern meinen im Gegenteil, daß ihr Speichel alle Verunreinigung wegnimmt.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 127. Tempelelefant, dessen Gesicht, Ohren, Rücken und Rumpf mit religiösen Symbolen bemalt sind,
darunter auch mit dem Zeichen der Vaishnavasekte am Vorderhaupt. Einige Elefanten sind dahin abgerichtet, durch Hochheben des Rüssels und lautes Trompeten zu grüßen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 128. Ein Tempelwagen zu Mylapore,
der bei festlichen Gelegenheiten von Kulis an Stricken durch die Straßen gezogen wird. Er ist in wunderbarer Weise mit geschnitzten mythologischen Figuren und anderen Sinnbildern, sowie mit Schirmen, Flaggen und sonstigem Zierat geschmückt.
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Soll ein Korawamädchen in den Beruf des Wahrsagens (Abb. 140) eingeführt werden, so verbindet man ihm die Augen und verabreicht ihm mindestens dreimal einen ganzen Mund voll von einer Mischung, die aus unreifem Getreide und dem Blute eines schwarzen Huhnes, einer ebensolchen Ziege und eines Schweines besteht. Stellt sich bei der Einzuführenden dabei kein Erbrechen ein, dann wird dies als ein günstiges Zeichen angesehen, daß sie eine gute Wahrsagerin werden wird. Schwarze Tiere stehen in dem Ansehen einer guten Vorbedeutung. — Soll ein Neuling in die Brüderschaft der Donga (Dieberei treibenden) Dāsari aufgenommen werden, so führt man ihn an das Flußufer, wo er ein Ölbad erhält und mit einem neuen Tuche bekleidet wird. Darauf wird mit dem glühenden Zweige eines heiligen Baumes seine Zunge angebrannt. Nunmehr ist es ihm gestattet an einem Festgelage der Männer dieser Kaste teilzunehmen. Die Mitglieder der Dandāsikaste, deren überlieferter Beruf ebenfalls in Dieberei besteht, vollziehen eine eigentümliche Einführungsfeier an einem Neugeborenen. Das Oberhaupt der Sekte schiebt das erst mehrere Tage alte Kind dreimal durch das Loch einer Mauer oder unter der Türschwelle hindurch, wo es Familienangehörige in Empfang nehmen, mit den Worten: „Tritt ein, Kind, tritt ein; mögest du deinen Vater übertreffen!“
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 129. Ein Hindutempelpriester wird in einem heiligen Wagen durch die Straßen von Kumbakonam getragen.
Am rechten Oberarm trägt er das Abzeichen seiner Sekte, um den Hals einen Perlenrosenkranz.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 130. Hinduprozession zu Kumbakonam mit Elefanten, die auf der Stirn das Sektenabzeichen aufweisen, und mit Kamelen.
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Sehr verbreitet ist unter den Hindu das Darbringen von silbernen Nachbildungen einzelner Körperteile, die erkrankt waren (Abb. 141), oder von ineinandergeschlungenen Schlangen nach überstandener Krankheit, des Modells eines Hauses nach einem gewonnenen Prozeß und anderer Dinge mehr als Votivgaben. Kinderlose Frauen geloben, unter einem heiligen Feigenbaum einen Stein mit dem eingravierten Doppelschlangensymbol aufzustellen; auch erbitten kinderlose Eltern manchmal vor einer Reihe solcher Steine, vor einem Lingamstein und einer Steinfigur der Ganeshagottheit Nachkommenschaft (Abb. 142).
Der Feuerlauf, den wir bereits bei den Fidschiinsulanern (I. Band Seite 46) kennen gelernt haben, ist allenthalben sehr verbreitet; er wird hauptsächlich von solchen Leuten, die unter einem Gelübde stehen, ausgeführt, und zwar vor dem Schrein der Draupadi. Draupadi lebte einst mit fünf Brüdern Pandava in Vielmännerei und unterzog sich dieser Prozedur, um den Beweis für ihre Keuschheit während der Verbannung ihrer Männer anzutreten. Nachdem die Gläubigen an dem Tage der Zeremonie gefastet und zu der Göttin vor ihrem Schrein gebetet haben, wird ihr Bildnis auf den Schauplatz, wo sich der Vorgang abspielen soll, hingetragen. Der Priester, der bereits die Vorzeichen befragt hat, geht, mit Girlanden geschmückt und in gelbes Tuch gekleidet, zuerst über die glühende Asche, ihm folgen die Anbeter, die, nachdem sie hindurchgegangen sind, ihre Füße in einer Wasserpfütze, „Milchtopf“ genannt, abkühlen. An manchen Orten treten allerdings Blumen an die Stelle der Aschenglut, auf denen man zu Ehren der Göttin wandelt. — Eine ganz sonderbare Zeremonie, die heutzutage von der Regierung verboten wird, ist das Hakenschwingen, bei dem große eiserne Haken in den Rücken eines Menschen getrieben werden (Abb. 144). Dieser hängt am Ende eines hölzernen Hebels oben an einem hohen Mast und wird über der versammelten Menge in der Luft geschwungen. Der Zweck dieser Sitte war eine Beeinflussung der Witterung bei Regenmangel, eine Steigerung der Ernte, eine Beseitigung der Cholera und eine Erhöhung der Geburtenzahl. In der Provinz Mysore wird jetzt an Stelle eines Menschen bei diesem Fest eine kleine Figur, Sidi Viranna genannt, die in bunten Aufputz gekleidet ist und Schild und Schwert in den Händen trägt (Abb. 143), an einem aus menschlichem Haar geflochtenen Seil an einem Balken aufgehängt und geschwungen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 131. Ein Hohepriester eines Vaishnavatempels zu Tirapadi
mit dem heiligen Zeichen auf der Stirn und anderen religiösen Abzeichen auf Brust und Schultern.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 132. Kampf zwischen zwei Elefanten,
denen die Stoßzähne abgesägt wurden. Die eingeborenen Wärter sind mit langen Lanzen bewaffnet.
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Die Hindu sind durchweg gläubige Anhänger krassen Aberglaubens. Bei allen wichtigen Gelegenheiten, wie Pubertät, Hochzeit, Todesfall, Aufbruch zur Reise, Prüfungstag, Neujahrsmorgen, werden die Vorbedeutungen zu Rate gezogen, und die Liste solcher Vorzeichen ist sehr groß. Zu den guten Vorbedeutungen rechnet man eine Jungfrau, Brahmanen, einen Radscha, einen Elefanten, eine Kuh mit ihrem Kalb, einen gebundenen Bullen, einen Topf mit Wasser und Milch, zu der Zahl der ungünstigen aber einen lahmen oder blinden Mann, eine Leiche, eine Witwe, einen Barbier, einen Wäscher, einen Besenstiel, zerbrochenes Geschirr, eine Katze und einen Esel. Manchmal hängt die Deutung auch davon ab, wie ein Satz Eier von der Henne ausgebrütet wird, wie ein Huhn nach dem Getreide pickt, wie die Milch beim Überkochen über den Topf läuft, ob eine Ziege oder ein Schaf beben, wenn man über sie Wasser schüttet, oder wie eine Blume von dem Kopfe eines Götzenbildes herabfällt. Das Auftauchen vieler Tiere bedeutet Glück oder Unglück; so zeigt der Ruf eines Schakals das eine oder das andere, je nach der Richtung, aus der er erschallt, an, bedeutet der Anblick eines Hasen für einen Wanderer Mißerfolg, ebenso das Erscheinen einer Katze oder einer Kuh am frühen Morgen, das Ersteigen des Daches durch einen Hund oder eine Ziege, das Einnisten einer Eule in einem Hause, das Hervorkriechen einer Schildkröte unter dem Pflug Unglück, und vieles andere mehr. Auf der anderen Seite erwartet man Glück, wenn Sperlinge ihr Nest in einem Hause bauen. — Ungemein verbreitet ist auch der Glaube an die Wirksamkeit eines Zaubermittels oder Talismans, wenn man solche zum Schutze gegen Teufel oder den bösen Blick (Abb. 145), oder zum Zeichen eines Gelübdes, um eine Krankheit zu heilen, oder um einen Prozeß zu gewinnen trägt; die unmöglichsten Dinge werden dazu verwandt bis herab zu einem Stück Scherben vom Begräbnisplatz her oder dem getrockneten Fuß einer Schildkröte, einem Krokodilzahn, der Borste aus einem Elefantenschwanz, Bärenhaaren, Tigerklauen, einer Schakalschnauze oder dem Schwanz eines Skorpions. — Mit Buchstaben, Zeichen und Figuren bedeckte oder eingravierte Steintafeln werden oft an der Grenze der Dörfer angebracht, um seine Einwohner und das Vieh vor Krankheit zu schützen. Ist in einem Hause Krankheit ausgebrochen, dann wird bei Nacht in aller Stille an Wegkreuzungen ein geometrisches Muster auf die Erde gezeichnet oder vor dem Kranken eine Figur aus Reismehl, die mit Münzen an den verschiedensten Körperstellen beklebt ist, geschwungen und dann auf den Kreuzweg gelegt; man hofft dabei, daß dort die Krankheit auf einen zufällig Vorübergehenden übertragen werde. — Um einen Feind zugrunde zu richten, formt man ein Bild aus Wachs, Mehl, Blei oder Erde, auf die er getreten hatte, und vergräbt es oder verbrennt es unter mystischen Handlungen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 133. Pilger beim Baden in dem heiligen Teich gelegentlich des Mahamakhafestes zu Kumbakonam,
das einmal alle zwölf Jahre abgehalten wird.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 134. Pilger beim Baden gelegentlich des Mahamakhafestes zu Kumbakonam.
Bei dieser Gelegenheit soll der Ganges durch unterirdische Zuleitung seine Wasser in den heiligen Teich fließen lassen.
Unter den Leuten, die berufsmäßig das Wahrsagen ausüben, haben die Kaniyan der Westküste einen gewissen Ruf erlangt; sie verstehen es, mit großer Geschicklichkeit das Horoskop zu stellen, einen Glückstag für eine Hochzeit oder eine andere Festlichkeit vorauszusagen, die Ursache eines Familienkummers ausfindig zu machen und ähnliches. Wo ein solcher Wahrsager zu Rate gezogen wird, erscheint er mit einem Beutel Muschelgeld und einem Astrologenkalender ausgerüstet, die Stirn mit dem dreifachen Zeichen des Siva bestrichen in dem Hause, zeichnet ein Diagramm auf den Fußboden und legt in dessen Felder Muschelgeld, das die Planeten darstellt. Nachdem er daran die Stellung der Planeten zueinander bestimmt hat, verkündet er nach reiflicher Überlegung die Entscheidung, zu der er gekommen ist. Manche Kaniyan sind auch wegen ihrer Kunst in der Geisterbeschwörung berühmt; sie kleiden sich dabei in ein Kokosnußblättergewand und tragen Masken, die verschiedene Teufel vorstellen sollen. Die malaiischen Zauberer von Malabar beschwören auch Teufel und verkleiden sich dazu auf die verschiedenste Weise (Abb. 146, 148 u. 150). Die Pulluwan Malabars sind Astrologen und Priester in einer Person und hausen in den zahlreichen Schlangenhainen, die dem Nägesvara, dem Herrn der Schlangen, geweiht sind, Bildnisse von Schlangen aus Stein zu Tausenden enthalten (Abb. 149) und sich oft über ein Areal von vielen Morgen Landes erstrecken. Sie ziehen von Haus zu Haus und singen zu dem Ton einer Trommel, die aus einem mit einer Schnur überspannten irdenen Topfe (Abbild. 147) besteht und mit einem Stock geschlagen wird, Lieder, die den Schlangen wohlgefällig sein sollen. Werden sie für eine Schlangen- oder Teufelsbeschwörung zu Personen, die von diesen besessen sind, gerufen, dann zeichnen sie eine mächtige Schlangenfigur in farbigem Pulver auf den Fußboden, singen zu Ehren der Schlangengottheit Lieder und verwischen unter heftiger Erregung und vielem Getue das von ihnen gezeichnete Bild (Abb. 151); schließlich suchen sie noch den Schlangenhain auf und werfen sich vor den Steinbildnissen nieder.
Phot. E. Thurston.
Abb. 135. Ein Telegubrahmane
mit einem Gewand und Kopfputz aus heiligen Rudrakshaperlen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 136. Eine Hinduzeremonie am Mattu Pongal-Tage.
Die Frauen gehen im Kreise um einen Korb herum, der zerschlissene Kokosnußblätter enthält, mit denen die Hörner des Viehs an diesem Tage geschmückt werden, und singen und schlagen ihre Hände im Takt.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 137. Bilder aus der hindostanischen Götterwelt.
Dargestellt sind die Elefantengottheit Ganescha, Kali, Thayumanaswami und Sarasvati (Gottheit des Lernens). Das Musikinstrument, das die Figur rechts unten spielt, ist eine Vina, ein sehr verbreitetes Saiteninstrument der Hindu.
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Phot. E. Thurston.
Abb. 138. Ein Lingayatbettler
mit bemaltem Gesicht und falschem, mähnenähnlichem Haar. Er trägt lange Eisenstäbe, eine Glocke und Abbildungen von Gottheiten und hat einen Rosenkranz um den Hals.
Das ganze Leben der Hindu von der Wiege bis zum Grabe wird von abergläubischen Vorstellungen beherrscht. Schon vor der Geburt werden an der Schwangeren zeremonielle Handlungen vorgenommen, die darauf zurückgehen. Bei den Tiyan Malabars zum Beispiel werden Mitglieder der Waschmännerkaste und Teufelstänzer geholt, um zur Besänftigung der bösen Geister, die die angehende Mutter und ihr Kind belästigen könnten, umfangreiche heilige Handlungen auszuführen. So wird unter anderem im Verlaufe derselben ein Muster auf die Erde unter einem Bananengestänge gezeichnet; die Frau muß um dieses herumgehen und einen brennenden Docht hineinwerfen. Musik und Tanz begleiten diese Zeremonie bis in die Nacht hinein, und zum Schluß des Ganzen wird ein Huhn, manchmal ein bereits geköpftes, der Frau an die Stirn gehalten, und Reis über sie ausgeschüttet. Die Nayar Malabars pressen aus den Blättern eines Tamarindenbaumes den Saft aus und kochen ihn mit Reis; der Bruder der Schwangeren schüttet davon etwas auf einer Messerklinge ihr in den Mund. Von den Bergbagaba wird an der Schwangeren im siebenten Monat ihrer ersten Schwangerschaft eine Zeremonie vollzogen, bei welcher der Ehekontrakt endgültig dadurch besiegelt wird, daß der Ehemann in Gegenwart seiner versammelten Freunde seiner Gattin einen Faden um den Hals wirft. Verfängt er sich in den Haaren — manchmal wird, um dies zu erreichen, von ihr in schlauer Weise durch Hinzufügen falschen Haares die Frisur vergrößert —, dann muß er einige Rupien Strafe an sie zahlen. Vor dem Paar stehen zwei Schüsseln, in welche die Verwandten ebenfalls Geldstücke für die jung Verheirateten stiften. Ein Festschmaus wird am Schlusse veranstaltet. Bei einigen Kasten in der Tamilgegend werden um die Schwangere im siebenten Monat, während sie auf dem Hochzeitspodium steht, rotgefärbtes Wasser und Lichter geschwungen, um den bösen Blick von ihr abzulenken. Sie beugt sich sodann nieder und legt ihre Hände auf zwei große Töpfe, ihre Schwägerin oder eine andere Verwandte gießen ihr dabei Milch aus einem Betelblatt über den Rücken oder zeichnen ihr mit Reismehl ein Muster darauf und gießen dann erst die Milch darüber. Die Schwester des Ehemanns schmückt einen Stein in derselben Weise und betet, daß der Frau ein männliches Kind, ebenso stark wie ein Stein, beschert werden möge.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 139. Ein religiöser Büßer (Asket)
mit langgewachsenen Nägeln und struppigem, ungepflegtem Haupthaar.
Fühlt eine Hindufrau ihre schwere Stunde nahen, dann pflegt man sie allgemein in einer Hütte aus Blättern oder Matten abzusondern; in ihr muß sie niederkommen und eine geraume Zeit, bei den Adivi des Telegulandes neunzig Tage lang, für sich allein hausen. Niemand darf sie inzwischen anrühren, höchstens die Frauen, die ihr bei der Geburt manchmal beistanden; rührt sie jemand anderes an, dann muß er ebenso wie die Wöchnerin drei Monate lang außerhalb des Dorfes zubringen. Der Ehegatte baut sich für gewöhnlich eine kleine Hütte in einiger Entfernung und wacht über seine Frau, darf sich ihr aber nicht nähern. Das Essen für sie stellt man in der Nähe ihrer Hütte auf die Erde. Am vierten Tage nach der Entbindung schüttet eine Frau aus dem Dorfe Wasser über die Wöchnerin, ohne sie indessen zu berühren, am fünften Tage bringt man sie an eine neue Stelle, etwas näher der Ortschaft. Am neunten, fünfzehnten und dreißigsten Tage rückt man die Hütte in derselben Weise dem Dorfe immer etwas näher und tut dies schließlich noch einmal in den beiden folgenden Monaten. Am neunzigsten Tage endlich wäscht ein Waschmann ihr Zeug, worauf die junge Mutter in den Tempel gebracht und außerdem eine Läuterungszeremonie an ihr zu Hause vorgenommen wird. Bekommt eine Frau der Bergkota zum ersten Male ein Kind, dann läßt sich ihr Ehemann Bart- und Kopfhaar lang wachsen, desgleichen die Fingernägel. Ist das Kind geboren, dann legt er Zweige von fünf dornigen Pflanzen und einem heiligen Baume, die er durch Reibung anzündete, in einer Reihe außerhalb einer besonderen Hütte, die die Frau mit ihrem Kinde von rückwärts zwischen den Zweigen schreitend betreten muß. Einem Coorgknaben werden sogleich nach seiner Geburt ein Miniaturpfeil und ein ebensolcher Bogen in die Hände gelegt, wodurch man ihn als tüchtigen Krieger und Jäger in die Welt einführen will.
Phot. E. Thurston.
Abb. 140. Ein Koravaweib beim Schicksalverkünden.
Der Wahrsageapparat besteht aus einem Korb, einer Getreideschaufel, einem Stock und einem geflochtenen Tablett mit Kaurimuscheln. Die Hand des Kunden ist über die Getreideschaufel gelegt. Die Wahrsagerin singt und berührt dabei die Hand mit dem Stock.
Phot. E. Thurston.
Abb. 141. Metallene Votivgaben der Hindu.
Phot. E. Thurston.
Abb. 142. Ein kinderloses Hinduehepaar bittet vor Lingamsteinen, die vor dem Elefantengott Ganesha stehen, und vor Steinplatten mit doppelten Schlangensymbolen um Nachkommenschaft.
Bei der Zeremonie der Namensgebung unter den Nayar Malabars gibt ein älteres männliches Familienmitglied dem Kinde einen Mund voll Milch mit Bananenscheiben und Zucker vermischt zu essen und ruft ihm seinen Namen dreimal ins Ohr. Die Korava binden dem Kinde, das mit seiner Mutter auf einer Matte sitzt, einen schwarzen Faden um die Hüfte, spalten eine Kokosnuß in zwei Teile und reichen der Mutter ein Stück davon zu essen, dabei geben sie dem Kinde den Namen. Sie bezeichnen ihre Kinder, ebenso wie einige Oriyakasten, nach den Wochentagen, die nach den Planeten wieder benannt sind. Die Oriya scheinen den Sonnabend davon auszuschließen, wohl weil er in ihrer alten Mythologie für einen Tag übler Vorbedeutung galt. Die Bergkondh töten bei der Namensgebung einen Hund und waschen die Füße des Kindes. Darauf bindet ein Priester eine Schnur an eine Sichel, streut Reis darauf und wartet, bis sich die Sichel bei einem bestimmten Namen, deren eine ganze Reihe genannt werden, bewegt. Der so gefundene Name wird dem Kinde dann beigelegt. Überresten der Couvade, des Männerkindbettes, begegnen wir noch bei den Nomadenstämmen der Korava oder Yerukala. Bald nachdem die Frau entbunden ist, bekümmert man sich ausschließlich um den Mann, der sich in das Tuch seiner Gattin wickelt und sich auf ihren Platz neben das neugeborene Kind legt, allerdings nur für wenige Augenblicke, dann räumt er seiner Frau wieder den Platz ein. Eine ähnliche Sitte wird noch von einer anderen Gegend berichtet. Bei Eintritt der Geburtsstunde zieht sich der Ehegatte etwas von dem Zeug seiner Frau an, zeichnet sich das Mal, das Frauen auf der Stirn zu tragen pflegen, auf seine Stirn, zieht sich in ein verdunkeltes Zimmer zurück, in dem nur eine sehr trübe Lampe brennt, legt sich zu Bett und deckt sich mit einem langen Tuch zu. Sobald das Kind dann geboren ist, wäscht man es und legt es auf das Lager neben den Vater. Ihm, nicht der Mutter, werden gleichfalls bestimmte Mittel eingegeben; er darf sein Bett nicht verlassen und erhält alles Erforderliche gebracht.
Phot. E. Thurston.
Abb. 143. Figur für die Hakenschwungzeremonie,
die an Stelle eines Menschen, der früher dabei geopfert wurde, heute durch die Luft geschwungen wird.
Der Eintritt der Reife bedeutet für ein Mädchen ein wichtiges Ereignis in seinem Leben. Es muß sich einer zeitweiligen zeremoniellen Abgeschlossenheit unterziehen, die häufig in einer zu diesem Zwecke besonders errichteten Hütte vor sich geht. Einige Okkiliyanstämme im Tamillande schlagen die erste Hütte nach wenigen Tagen wieder zusammen und errichten eine neue am dritten, fünften und siebenten Tage. Nach Beendigung der Unreinheit wird die Hütte vielfach von dem Mädchen oder seinem Onkel angezündet und bis auf die Erde niedergebrannt; die Töpfe, die das Mädchen benutzte, werden bei den Bergsavara in kleine Stücke zerschlagen, weil es sonst dem allgemeinen Aberglauben gemäß keine Nachkommenschaft erhalten würde, falls sich Regenwasser in den etwa ganz gebliebenen Töpfen ansammeln sollte. Um Teufel zu verscheuchen, werden Zweige von verschiedenen Bäumen ins Dach der Hütte gesteckt und ein Stück Eisen zusammen mit Margosablättern, Zweigen vom Strychnosbaum und der Arkapflanze in sie gelegt. Manchmal wird auch ein Gestell aus Besenstielen und Stücke von Palmblättern oder ein Bogen hineingelegt und täglich angebetet. Bei der Pubertätszeremonie eines Tiyanmädchens Malabars schüttet seine Tante oder eine andere weibliche Verwandte ein gewisses Öl aus einem becherförmig gebogenen Jackbaumblatte ihm über den Kopf, auf den vorher eine kleine goldene Münze gelegt wurde, und fängt das Öl samt der Münze wieder in einer Schüssel auf. Es gilt als gute Vorbedeutung, wenn das Geld in einer bestimmten Lage in diese fällt. In ähnlicher Weise leeren Frauen bei einigen Kasten Südkanaras über das Mädchen, das auf dem Hofe über fünf Kokosnüssen auf einem Bambusrohrgefäß sitzt, einen Topf aus, der Wasser, Betelnüsse und Arekanüsse enthält; darauf wird es in einem Nebenhause abgesondert. Die kanaresischen Kappiliyan stellen, wenn die Zeremonien ihren Abschluß erreichen, in der Nähe des Hauseinganges etwas für einen Hund zu fressen hin; dieser wird, wenn er mit der Vertilgung beschäftigt ist, tüchtig durchgeprügelt; je lauter er heult, desto günstiger stellen sich die Aussichten einer großen Nachkommenschaft für das Mädchen. Die Pulluwanmädchen werden am siebenten Tage ihrer Reinigung von sieben jungen Frauen gesalbt; diese bringen außerdem den Teufeln, durch die das Mädchen etwa besessen werden könnte, eine Opfergabe in Form eines aus der Rinde eines Bananenbaums angefertigten Triangels, an dem Stücke zarter Kokosnuß und kleine Miniaturfackeln hängen, dar. Der Triangel wird um den Kopf des Mädchens geschwungen und sodann aufs Wasser gesetzt, damit er fortschwimme.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 144. Sühnebrauch bei den niederen Hinduklassen vor ihrer Gottheit Mariatale.
An Stelle von Menschen, die früher bei den niederen Hinduklassen an ihren Rückenmuskeln mittels eines eisernen Hakens aufgehängt und umhergeschwungen wurden, wird dieser Brauch jetzt an einer Figur, Sidi Viranna genannt, vollzogen.
Viele interessante Werbegebräuche herrschen noch allenthalben in Südindien. Öfters ist für die jungen Mädchen bei der Auswahl ihres Zukünftigen dessen persönlicher Mut ausschlaggebend. Bei einigen Kallanstämmen zum Beispiel besteht der Brauch, daß beim Mattupongalfest Bullen, an den Hörnern geschmückt mit Kokosblattgirlanden und Tüchern der jungen Mädchen, in die Münzen gebunden sind, unter dem Getöse der Tamtam und anderer Musik, um sie in Angst zu versetzen, losgelassen werden. Wer von den jungen Burschen einem Mädchen sein Tuch, das von ihm um das Horn des Tieres gewickelt war, wieder wohlbehalten zurückbringt, wird von ihm zum Manne genommen. Die Coorgmädchen verlangen eine Probe physischer Kraft von ihrem zukünftigen Gatten; er muß sechs Bananenstämme, die aufrecht in der Erde stehen, jeden einzeln mit einem einzigen Hiebe seines Kriegsmessers umhauen. Bei den Bergbonda Porja besteht die Sitte, Gruben in den Erdboden zu graben, in die während der kalten Jahreszeit nachts die Kinder gelegt werden, damit sie warm bleiben. Im Frühling nun werden die heiratsfähigen jungen Mädchen des Dorfes in einer dieser Gruben zusammengedrängt, und ein junger Mann kommt und macht der einen von ihnen einen Antrag; weist das Mädchen ihn ab, dann macht er bei einer anderen den gleichen Versuch, bis er sein Ziel erreicht hat. Anderwärts wird auch wieder der persönliche Mut des jungen Mannes von seinem Mädchen auf die Probe gestellt; beide begeben sich in den Dschungel und zünden ein Feuer an; das Mädchen nimmt darauf einen schwelenden Feuerbrand und berührt damit den Rücken des Jünglings. Schreit er vor Schmerz auf, dann wird er abgewiesen, wenn aber nicht, dann wird die Ehe sofort geschlossen. Dem Zufall überlassen die Wahl des Bräutigams die Mädchen bei den Dschungelnayādi. Wenn ein solches das heiratsfähige Alter erreicht hat, begibt es sich in eine aus Blättern aufgebaute Hütte, um die die jungen Männer des Dorfes herumtanzen und singen. Sie sind mit Stöcken bewaffnet, die sie durch die Hüttenwand hindurchstoßen. Wessen Stock das junge Mädchen ergreift, der wird ihr Mann.
Phot. E. Thurston.
Abb. 145. Figuren gegen den bösen Blick.
Geschnitzte Figuren von Tieren und Menschen, die in Malabar gegen den bösen Blick auf die Häuser gesetzt werden.
Bei manchen Stämmen herrschte die Sitte, daß der Schwiegersohn in die Dienste seines zukünftigen Schwiegervaters tritt und sich bei ihm die Frau gleichsam erarbeitet. Jetzt aber wird diese Dienstleistung schon durch eine Barzahlung ersetzt.
Phot. E. Thurston.
Abb. 146. Malaiischer Teufelsaustreiber aus Malabar.
Phot. E. Thurston.
Abb. 147. Ein Pulluwanmann mit einer Topftrommel.
Phot. E. Thurston.
Abb. 148. Ein malaiischer Teufelsaustreiber.
Bei den Kondh begegnen wir unter den Hochzeitszeremonien noch der Brautentführung. Dem Brautzug treten der Bräutigam und die jungen Männer seines Dorfes an der Dorfgrenze entgegen, jeder mit einem Bambusknüppel bewaffnet. Die jungen Frauen aus dem Dorfe der Braut aber gehen zuerst zum Angriff auf die Partei des Bräutigams mit Stöcken, Steinen und Erdklumpen vor, und ein Bombardieren wird eröffnet und fortgesetzt, bis das Dorf erreicht ist. Dann hört das Steinwerfen auf, und der Onkel des Bräutigams ergreift die Braut und trägt sie zum Hause seines Neffen. Der Umstand, daß es gerade der Onkel ist, der die Braut entführt, legt die Vermutung nahe, daß dieser Scheinkampf um die Braut, von dem in Südindien mancherlei Abänderungen vorkommen, nicht als ein Überbleibsel der Sitte, die man insgemein Raubehe nennt, anzusehen ist, sondern seine Erklärung in der Vorschrift findet, die noch bei vielen Kasten beobachtet wird, daß ein Mann die Tochter seines Onkels mütterlicherseits heiraten muß. Wo diese Vorschrift nicht zwangsweise durchgeführt wird, spielt dieser Onkel dennoch eine wichtige Rolle bei den Hochzeitszeremonien. So muß er öfters dem Bräutigam auf seine Bitte seine Zustimmung zur Heirat geben, oder der Onkel der Braut dem Bräutigam die Füße waschen, die Braut zur Hochzeitsbude tragen, ihr das Tāli um den Hals legen und die Finger des jungen Paares bei der Eheschließung zusammenbinden.
Bei den Kasten, wo der Brauch, die Tochter des Onkels mütterlicherseits zu heiraten, sich erhalten hat, kommt es bisweilen vor, daß ein Knabe von sieben oder acht Jahren an ein Mädchen versprochen wird, das zweimal so alt ist wie er. Dem Mädchen ist es in manchen Fällen erlaubt, auch mit ihrem Schwiegervater zusammenzuleben und zu verkehren, bis der Knabe, der als der Vater aller inzwischen etwa geborenen Kinder gilt, heranwächst.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 149. Schlangengottesdienst zu Mylapore
vor dem Altar unter einem heiligen Baume. Die Anbetung der giftigen, heilig gehaltenen Kobra kommt in ganz Südindien vor, indessen mehr an der Westküste, wo Schlangenhaine, manchmal viele Morgen Land bedeckend, in großer Menge vorhanden sind. In den Hainen stehen zahlreiche Steine mit eingegrabenen Abbildungen der Kobra.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 150. Malaiische Teufelsaustreiber.
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Ein sonderbarer Brauch, „die Aufrechterhaltung des Hauses“ genannt, wird von den Bergkunnuwan beobachtet, wenn ein Mann keine Kinder außer einem Mädchen besitzt und seiner Familie die Gefahr des Aussterbens droht. Das Mädchen darf hier zwar nicht, wie es sonst vielfach üblich ist, von dem Sohn ihres Onkels beansprucht werden, kann aber mit einem Türpfosten des Hauses verheiratet werden; als Eheabzeichen erhält sie dann eine silberne Spange um das Handgelenk gelegt. Es ist ihr nun gestattet, sich mit irgend einem Manne aus ihrer Kaste zusammen zu tun; sollte sie von ihm einen Sohn bekommen, so erbt dieser durch sie den Besitz ihres wirklichen Gatten. — Mit einer dritten Frau eine Ehe einzugehen, bringt nach Ansicht der Brahmanen Unglück. Um diesem aber aus dem Wege zu gehen, wird zunächst eine Scheintrauung vollzogen. Der Witwer bindet ein Tāli um eine Arkapflanze, die die Sonne versinnbildlicht, und haut sie dann um. Dadurch wird die nunmehr einzugehende Ehe die vierte anstatt der dritten. Eine ähnliche Form der Scheinehe mit einem Baume (Banane) wird manchmal von denen geschlossen, die die älteren Brüder einer Familie sind, jedoch aus irgend einem Grunde (zum Beispiel wegen körperlichen Fehlers) zur Ehelosigkeit verurteilt sind. Da den jüngeren Brüdern aber die Ehe nicht eher gestattet ist, bevor die älteren verheiratet sind, so tun diese dies, um jenen Gelegenheit zu geben, sich zu vermählen. — Wenn ein Mädchen bei einigen Kasten im Oriyalande vor der Reife sich noch keinen Mann gesichert hat, so wird sie mit einem Messinggefäß, dem Sinnbild der Sonne, verheiratet, oder sie unterzieht sich einer Scheintrauung, bei der ein alter Mann oder ein Pfeil, ein Sahādabaum, um dessen Stamm ein neues Tuch gebunden ist und gegen den Pfeil und Bogen angelehnt sind, den Bräutigam vertreten. — Geht ein Landbesitzer der Kambalakaste im Tamillande mit einer Frau aus niederer Kaste eine Ehe ein, so ist er nicht persönlich bei der Hochzeit zugegen, sondern wird durch einen Dolch vertreten, in dessen Gegenwart der Braut das Tāli um den Hals gebunden wird. In ähnlicher Weise stellt bei den Maravan der vornehme Bräutigam einen Stock als seinen Vertreter. Unsere Abbildung 153 zeigt den bei Hochzeiten der Tamilen gebräuchlichen reichgeschmückten Baldachin, unter dem Braut und Bräutigam Platz nehmen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 151. Teufelstänzer in besonderem Aufputz mit klingenden Schellen um die Fußgelenke.
Phot. V. Arumynayagam.
Abb. 152. Eine Hindubraut aus dem Tamilgebiet mit zahlreichem Schmuck.
Auch ihre Fußzehen tragen Ringe.
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Die Sitte der brüderlichen Vielmännerei besteht heutigentags noch bei den Toda, allerdings ist sie jetzt schon mehr im Abnehmen begriffen, denn es bürgert sich mehr und mehr bei diesem Volke der Brauch ein, daß Brüder je ein besonderes Weib sich nehmen oder auch mehrere Männer mehrere Weiber gemeinsam haben. Wenn ein Mädchen bei den Toda sich verheiratet, dann wird sie gleichzeitig das Eheweib sämtlicher Brüder des Gatten, ja es geht so weit, daß, wenn ein Mädchen schon mit einem Knaben verheiratet wird, man sie nicht bloß als die rechtmäßige Gattin aller lebenden jüngeren Brüder betrachtet, sondern im voraus auch als die aller derjenigen, die noch geboren werden können. Die Brüder leben in solcher polyandrischen Ehe einträchtig miteinander; jeder von ihnen wohnt der Frau abwechselnd bei. Wenn aber die Brüder nicht unter einem gemeinsamen Dach, sondern in verschiedenen Dörfern hausen, dann lebt die gemeinsame Frau abwechselnd für eine gewisse Zeit der Reihe nach mit jedem von ihnen zusammen. Interessant ist die Art und Weise, wie die Vaterschaft der Kinder festgestellt wird. Wird die Frau zum ersten Male schwanger, dann nimmt der älteste Bruder für gewöhnlich die Zeremonie des Überreichens von Bogen und Pfeil an dem Kinde vor, womit er andeuten will, daß er sich zum Vater des Neugeborenen bekennt; bei der zweiten Geburt ist es wohl Sitte, daß der andere Bruder diese Zeremonie übernimmt, für gewöhnlich aber gehören die ersten zwei bis drei Kinder demselben Ehemanne an, und erst bei den darauffolgenden läßt er die Zeremonie des Bogen- und Pfeilüberreichens durch einen anderen Bruder vollziehen. Gehen die Eheleute auseinander, dann nimmt jeder der Ehemänner die Kinder an sich, für die er sich bei der Geburt als Vater bekannt hatte.
Phot. V. Arumynayagam.
Abb. 153. Hochzeitsbrauch bei den Tamilen.
Braut und Bräutigam sitzen in einer Sänfte, die mit allerhand Zierat und mit geschnitzten Figuren an den Ecken ausgeschmückt ist. Die die Sänfte umstehenden Personen zeigen den charakteristischen Typus der Tamilen, deren Haar über der Stirn wegrasiert ist.
Bisher haben wir die Hochzeitsbräuche der Bewohner Südindiens behandelt, die nicht die allgemeine Regel bilden, sondern vielmehr eine seltenere Erscheinung ausmachen. Wir wollen jetzt die ersteren hier nachholen. Bereits mehrfach war von dem Tāli (auch Bottu genannt) die Rede. Es ist dies ein goldener Ziergegenstand, welcher der Braut (Abb. 152) um den Hals gebunden wird, nachdem er unter den Hochzeitsgästen die Runde gemacht und deren Segen empfangen hat, und etwa unserem Trauring entspricht, also das hindostanische Eheabzeichen (Abbild. 155) vorstellt. Bei manchen Kasten tritt an Stelle dieses wertvollen Gegenstandes eine Halskette aus schwarzen Perlen oder nur ein mit Safran gefärbtes Band. Safran bildet überhaupt einen wichtigen Bestandteil des indischen Zeremoniells. Die Sitte, sich damit das Gesicht zu färben, ist bei den Frauen sehr verbreitet; sie meinen dadurch ihren Männern mehr Lebensjahre zu verschaffen; daher pflegen sie sich geradezu verschwenderisch mit Safranwasser zu waschen. Um den bösen Blick abzuwenden, wird bei Hochzeiten ein Gefäß, das unter anderem auch Safranwasser enthält, vor dem Brautpaar geschwungen; beide baden sich darin und begießen sich gegenseitig damit.
Phot. E. Thurston.
Abb. 154. Ganigabrautleute aus dem Kanaragebiet.
Phot. E. Thurston.
Abb. 155. Kapubrautleute aus dem Telugugebiet.
Sie tragen bereits das Tali, das Eheabzeichen.
Bei den meisten Kasten ist der wesentliche und bindende Teil der Hochzeitszeremonie das Zusammenbinden der Hände von Braut und Bräutigam mittels eines baumwollenen oder seidenen, mit Safran gefärbten Fadens oder mittels des heiligen Dharbagrases, oder das Ineinanderlegen ihrer Hände oder kleinen Finger, wobei Wasser über sie ausgeschüttet wird. Manchmal werden auch die Hände des Brautpaares unter einem Tuch vereinigt, das die beiderseitigen Onkel mütterlicherseits halten. Bei einem Stamme der Bergbadaga bringt die Schwester der Braut etwas Reis und Milch in einer Tasse, in die das Paar seine aneinander gebundenen Finger eintaucht; darauf nehmen beide etwas Reis und stecken ihn sich dreimal in den Mund. Bei den Völkern von Telugu, Kanara (Abb. 154) und Oriya ist es allgemein üblich, einen Wandschirm oder einen Vorhang zwischen den Brautleuten anzubringen, über den hinüber die Braut Reis und Salz auf den Kopf ihres Bräutigams wirft. Man pflegt hier auch die Enden der Hüfttücher des Paares, in die Reis, Betelblätter, Arekanüsse, Muschelgeld und andere Dinge gebunden sind, miteinander zu verknoten.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 156. Eine Hinduverbrennung.
Die mit einem Tuch bedeckte Leiche wird auf den Scheiterhaufen gelegt und dieser durch ein unter besonderen religiösen Feierlichkeiten hergestelltes Feuer angezündet.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 157. Hindubegräbnis.
Die Leiche wird unter einem mit Blumengirlanden reich geschmückten Baldachin zur Einäscherungsstätte getragen.
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Eine wichtige Rolle spielen bei der Hinduhochzeit die Töpfe. Nach dem Aberglauben des Volkes sollen sie dreihundertdreißig Millionen kleinerer Götter oder Dēvas vorstellen; daher verwenden Brahmanen auch dreiunddreißig Töpfe bei ihrer Hochzeit. Die Dorftöpfer haben für solche Gelegenheiten gut zu tun; sie fertigen eine Menge Töpfe an, deren größter an Umfang etwa dreieinhalb Meter messen muß. Die Töpfe nun werden von Braut und Bräutigam in gebührender Weise angebetet. Verschiedene Oriyakasten pflegen einen Topf mit Wasser aus sieben verschiedenen Häusern anzufüllen und in der Hochzeitsbude aufzuhängen, oder sie stellen eine Anzahl Töpfe, einen auf den anderen geschichtet, in die vier Ecken und in die Mitte dieses Raumes auf und so weiter. — Dem Barbier kommt bei Hochzeiten ein wichtiges Amt zu. Er hat dem Bräutigam die Fußnägel zu beschneiden und das Gesicht zu rasieren, wobei er zuweilen Kuhmilch an Stelle von Wasser verwendet. Er berührt auch die Stirn der Braut mit einem Rasiermesser und ihre Zehen mit einem in Milch getauchten Mangoblatt, dem Sinnbild des Wohlergehens; bei manchen Kasten bindet er der Braut auch das Tali um den Hals. Eine drollige Figur gibt der Barbier auf der Hochzeit bei den Lingayat Kannadiyan ab. Er hat hier die Aufgabe, die Köpfe des Brautpaares mit geklärter Butter aus einer Kokosnußschale zu besprengen, was ihm aber nicht leicht gemacht wird. Denn vorn trägt er einen Stein an einem Stricke um seinen Hals, der ihn dabei nach vorn herabzieht, und rückwärts ebenfalls einen Strick, an dem die Kinder ihn nach hinten ziehen.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 158. Szene aus einer Hinduleichenverbrennung.
Nachdem der Scheiterhaufen heruntergebrannt ist, werden Milch und Kokosnußwasser über die Asche gegossen, um den Durst des Verbrannten zu löschen, sowie Reis, Hülsenfrüchte und Kuchen ihm dargebracht.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 159. Verbrennung eines Hinduleichnams.
Wenn der Leichenzug den Einäscherungsplatz erreicht hat, sprengt der die Feier abhaltende Priester Wasser auf den Scheiterhaufen und wirft eine kleine Münze darauf als Entgelt für die Benutzung des Bodens bei der Verbrennung. Ein Sohn des Verstorbenen entzündet einen Span an dem heiligen Feuer und setzt damit den Scheiterhaufen in Flammen, während er in die Sonne sieht.
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GRÖSSERES BILD
Die Hochzeitszeremonien der Mohammedaner Südindiens sind verschiedentlich ein Mittelding zwischen rein mohammedanischen und hindostanischen Gebräuchen. Bei einer Hochzeit der mohammedanischen Marakkayar wird eine Zeremonie direkt die „brahmanische Verkleidung“ genannt. Die Braut ist wie eine Brahmanin gekleidet und fordert mit einem Messinggefäß in der einen und einem Stock in der anderen Hand vom Bräutigam Geld ein, wobei sie ihr Anliegen mit Stockschlägen begleitet.
Eheliche Untreue der Frauen wird besonders dann streng geahndet, wenn sie sich mit Männern einer niederen Kaste einließen. Wer eines solchen Vergehens von dem Dorf- oder Gemeinderat überführt ist, wird aus der Kaste ausgestoßen und kann eine Wiederaufnahme erst dann wieder erlangen, wenn er sich verschiedenen seltsamen Formen von Gottesurteilen unterzogen hat. Sonderbar mutet von diesen Vorschriften die folgende an: ein schwerer Mörser wird der Frau vorn und eine Katze hinten auf dem Rücken angebunden; so ausgestattet muß sie durch die Straße ziehen. Während der Mörser sie beinahe bis auf die Erde hinabzieht, sucht die Katze sich durch Kratzen hinten zu befreien. — Bei den Koraga von Südkanara wird eine Reihe von sieben Hütten am Flußufer errichtet und Grasbündel gegen sie aufgestapelt. Diese werden in Brand gesteckt, und die Übeltäterin muß über die brennenden Garben und die heiße Asche hinweggehen. Diese Zeremonie soll die sieben Leben versinnbildlichen, die nach dem Gesetze des Manu erforderlich sind, um einen Fehltritt gegen das Heiratsgesetz zu sühnen. Koyimädchen, die sich mit einem Mann aus niederer Kaste verbinden, werden dadurch geläutert, daß ihnen die Zunge mit einer erhitzten goldenen Nadel durchstochen wird und sie durch sieben Palmenblätterbogen hindurchgehen müssen, die nachher verbrannt werden. Die Kappiliyan kennzeichnen das Ausgestoßensein einer Frau wegen Ehevergehens dadurch, daß sie über einen ihr gehörigen Schmuckgegenstand in aller Form eine Trauerfeier abhalten und ihn verbrennen, und die Frau selbst von nun an für tot erklären. Die Parivaram töten die Frau in ähnlicher sinnbildlicher Weise; sie fertigen von ihr ein Lehmbildnis an, stechen ihm in die Augen Dornen und werfen es schließlich außerhalb des Dorfes fort.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 160. Szene aus einem Todabegräbnis.
Die Weiber sitzen vor der Totenhütte und wehklagen, je zwei und zwei drücken dabei ihre Stirnen aneinander.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 161. Tötung eines Ochsen bei einem Todabegräbnis.
Die Männer schleppen gewaltsam einen Ochsen herbei und zwingen ihn nieder.
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GRÖSSERES BILD
Eine ganz besondere Strafe trifft manchmal bei den Oriya Ravulo den Ehemann, wenn er seine Frau mißhandelt oder verlassen hat. Er muß sich unter einen Bambusbottich und seine Frau oben darauf setzen; sodann wird der Inhalt von fünf Töpfen Wasser über das Paar gegossen in Nachahmung der bei dieser Kaste üblichen Sitte, über eine Leiche aus ebensoviel Gefäßen Wasser zu gießen, bevor man sie zum Verbrennungsplatz bringt. Dieser Vorgang spielt sich überdies in einem Hause ab, wo für gewöhnlich ein Toter gewaschen wird.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 162. Szene aus einem Todabegräbnis.
Wenn der Büffel tödlich getroffen ist, legt man den Toten an den Kopf des seine Seele aushauchenden Tieres.
Um ihre Unschuld zu beweisen, kann eine verdächtigte Person ihre Zuflucht zu einem Gottesurteil nehmen. Meistens muß sie dann ihre Hand in kochendes Öl tauchen und eine Münze, eine Arekanuß oder einen Stein herausholen. Gelingt ihr dies nicht, so ist ihre Schuld bewiesen; andernfalls geht sie frei aus.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 163. Szene aus einem Todabegräbnis.
Bevor der Büffel getötet wird, beschmiert man Rücken, Hörner und Kopf mit Butter und bindet ihm eine Glocke um den Hals.
Die vornehmste Bestattungsform der Südindier, aber auch die teuerste, ist das Einäschern der Leichen; diese können sich nur die Wohlhabenderen leisten (Abb. 156 bis 159). Daher begegnen wir der Einäscherung allgemein bei den höheren Kasten, bei den niederen dagegen nur insoweit, als die pekuniären Verhältnisse der Familie es gestatten. Die Regel bildet bei den niederen Kasten das Begraben der Toten. Beim Tode des Mannes wird der Witwe manchmal das Tali vom Halse abgenommen und mit den Blumen, die sie schmücken, der Leiche mit ins Grab gegeben, oder ihre Spangen werden vor einem hölzernen Pfahl, der mit dem Zeug des Mannes bekleidet ist, zerbrochen. Beerdigung in sitzender Haltung kommt noch unter anderen bei einigen primitiven Dschungelstämmen vor. Das Grab wird oft dadurch gekennzeichnet, daß man eine Hütte oder ein Schirmdach darüber baut und einen stachligen Zaun aus Zweigen herumlegt, damit die wilden Tiere, im besonderen die Schakale, nicht herankönnen, oder man legt einen Kiesel mit einem Zauberspruch auf das Grab, um den Geist des Verstorbenen daran zu hindern, daß er die Überlebenden belästigt.
Phot. Wiele & Klein.
Abb. 164. Einfangen eines Ochsen für ein Todabegräbnis,
der darauf zum Begräbnisplatz getrieben wird.
Vielseitig und manchmal auch sehr sinnig sind die Gebräuche, die man mit der Asche des Toten vornimmt. Die Bergkoyi vermischen sie mit Wasser und formen Kugeln, vergraben diese in einem Loch und decken eine Steintafel darüber. Wenn Freunde des Mannes an der Stelle vorübergehen, legen sie ein paar Tabakblätter für ihn auf diese Tafel. Die Bergsavara begraben Reste der verbrannten Gebeine mit einem zerschlagenen Hühnerei in einer Miniaturhütte; auch schicken sie Stücke verkohlter Knochen an Verwandte, die entfernt wohnen, damit diese an ihnen bestimmte Begräbniszeremonien vornehmen. Manche Kasten legen ein Stück Knochen in einen Topf unter einen heiligen Feigenbaum; der Sohn des Verstorbenen nimmt diesen schließlich fort und vergräbt ihn in der Nähe seines Hauses. Andere wieder pflanzen eine Tulsipflanze an der Stelle, wo die Asche begraben liegt; manchmal werden die Aschenreste auf einen Baum, einen Ameisenhaufen, in fließendes Wasser oder auch in die See geschüttet. Vielfach besteht auch die Sitte, die Asche als Postpaket an einen bestimmten Agenten in Benares zu senden, auf daß er sie in den heiligen Ganges schütten läßt. — Bildnisse des Verstorbenen werden oft aus seiner Asche, Reismehl, Stroh und Schlamm hergestellt oder auf ein neues Tuch aufgezeichnet und dann durch Opfergaben geehrt. Die Strohfiguren verbrennt man dann oft, die Bergkondh aber stellen sie vor oder auf dem Dache ihrer Häuser auf. Die Oriya Gaudo stecken sieben kleine Fahnen aus gelbgefärbtem Stoff in die Schultern, den Unterleib, die Beine und den Kopf einer Figur aus Asche und bringen ihr Speise dar. Von vielen Kasten wird ein Topf mit Wasser oder Reis von dem Hauptleidtragenden, in der Regel der Witwe des Verstorbenen oder seinem Onkel mütterlicherseits, auf dem Hinwege zum Verbrennungsplatz oder auch auf diesem selbst zertrümmert.
Phot. E. Thurston.
Abb. 165. Ein Leichenbegängnis der Badaga.
Der Leichnam wird auf einen Wagen gelegt, der aus mehreren Stockwerken aufgebaut ist.
Zahlreich sind die Methoden, zu denen man seine Zuflucht nimmt, um die ruhelosen Geister der Verstorbenen zu versöhnen und zu beruhigen. Manche Bergstämme schießen zu diesem Zweck ein Gewehr ab, während das Begräbnis stattfindet. Im Tamilgebiet wird manchmal gerösteter Reis auf dem Wege zum Verbrennungsplatze ausgestreut, um dadurch den Geist, der am Abend versuchen wird, nach Hause zurückzukehren, zu veranlassen, daß er sich mit dem Auflesen der Speise aufhalte und sich dann zurückziehe. Um den boshaften Geist eines Menschen, der an einer ansteckenden Krankheit starb, an seiner Rückkehr zum Dorf zu verhindern, legen die Bergkoyi eine Fischfalle und dornige Zweige über den Weg, der zu ihm hinführt. Am dritten Tage nach dem Tode sollen die Khond eine Spinne vom Begräbnisplatze holen, sie einen Tag lang zu Hause behalten und mit Reis, Fleisch und einem neuen Tuch zu versöhnen suchen, weil sie annehmen, daß dieses Tier eine feindlich gesonnene Wiedergeburt des Verstorbenen vorstelle. Von den Bergkoyi wird bei Eintritt eines Todesfalles eine Kuh oder ein Bulle erschlagen, der Schwanz abgeschnitten und der Leiche in den Mund gesteckt. Auch pflegen sie einen solchen Schweif auf dem Begräbnisplatze an jeden der einzelnen Steine, die hier errichtet sind, zu binden; er bleibt hier, um den Geist des Verstorbenen zu besänftigen, dem man dadurch einreden will, daß er das ganze Tier erhalten habe. Manchmal werden dem Verstorbenen auch ein paar Rupien, die den Wert eines Ochsen darstellen, anstatt des Schweifes in den Mund gesteckt.
Eine ganz besondere Form erhält das Totenzeremoniell bei den Hirtentoda und den ackerbautreibenden Badaga der Nilghiriberge. Bei ersteren weichen die Bräuche zwar sehr voneinander ab, je nach dem Geschlechte des Verstorbenen und den sonstigen Verhältnissen, aber im allgemeinen verfährt man mit der Leiche folgendermaßen. Der Tote wird in eine zu diesem Zwecke gebaute einfache Hütte gelegt, meistens innerhalb eines Steinkreises in der Nähe des Haines, in dem der Scheiterhaufen hergerichtet worden ist. Vor ihr gruppieren sich die Frauen, zu zweien zum Zeichen der Trauer die Stirnen aneinander gelegt (Abb. 160), wobei ihnen die Tränen über die Wangen rollen. Männer und Knaben gehen nun auf die Suche nach einem oder mehreren Ochsen, die sie nach der Stelle, wo der Tote liegt, hintreiben (Abb. 161 und 164). Hier packen die ersteren die Tiere mit aller Kraft bei den Hörnern, ducken sie nieder und versetzen ihnen auf die Stirn einen Axthieb. Der Tote wird sodann herbeigebracht und am Kopfe des seine Seele aushauchenden Tieres, das mit Butter beschmiert worden ist, niedergelegt (Abb. 162 und 163). Männer, Frauen und Kinder drängen sich dann heran, um das tote Tier zu begrüßen und die Hände auf seinen Kopf und seine Hörner zu legen. Bei dem Leichenbegängnis eines Mannes pflegt man dreimal Erde auf den Leichnam und in eine Viehhürde oder einen Steinkreis zu werfen. Nach Ablauf einer gewissen Zeit wird eine zweite Totenfeier veranstaltet, bei der die Hinterlassenschaft des Verstorbenen samt einem Stück seines Schädels und einer Haarlocke in einem Steinkreis verbrannt werden.
Phot. E. Thurston.
Abb. 166. Szene aus einer Badagabestattung.
Die Frauen sitzen am Lager des Verstorbenen und wehklagen.
Bei einem Leichenbegängnis der Badaga wird der Tote auf einen aus mehreren Stockwerken aufgebauten, mit Tüchern und Wimpeln festlich geschmückten Wagen (Abb. 165) gelegt. Eine Anzahl Frauen, Verwandte und Befreundete des Toten, stürzen sich auf seine Lagerstätte (Abb. 166) und erheben abteilungsweise großes Wehklagen; eine Frau läutet dabei eine Glocke. Die Männer aber tanzen, mit bunten Röcken und schmucken Turbanen herausgeputzt, um den Leichenwagen herum. Nachdem der Tote zum Einäscherungsplatz gebracht worden ist, wird der Wagen seines Schmuckes beraubt und in Stücke zerschlagen. Großen Eindruck macht es, wenn der Stammesälteste dann noch die herkömmlichen Sünden des Toten absingt; er erwähnt dabei unter anderem auch, daß er junge Vögel den Katzen zum Fressen reichte, Schlangen und Kühe tötete und die Schwiegertochter quälte.
Bei den Billawa in Südkanara begegnen wir dem interessanten Beispiel einer Totenhochzeit. Ihr liegt der Gedanke zugrunde, daß ein Mädchen, das unverheiratet starb, das Haus heimsucht und daher durch einen nachträglichen Ehebund versöhnt werden muß. Seine Verwandten nehmen aus einem Hause, in dem sich eine Knabenleiche befindet, eine kleine Münze (Viertelannastück), binden sie zwischen zwei Löffel fest und hängen diese an dem Dache des Hauses auf, das der Familie des verstorbenen Mädchens gehört. Damit soll die Verlobungsfeier angedeutet werden. An einem bestimmten Tage, der nun für die Hochzeit festgesetzt worden ist, werden zwei Figuren, Braut und Bräutigam darstellend, mit ineinander gelegten Händen auf den Fußboden gezeichnet, Viertelannastücke, schwarze Perlen, Spangen und ein Nasenschmuck auf die Hände des Paares gelegt und darüber Wasser gegossen, wie bei einer Hochzeit im wirklichen Leben. Die Kaste der Idayan verheiratet eine menschenähnliche Figur aus Stroh mit der Leiche und vollzieht an diesem Paar einige Hochzeitsriten.
Phot. E. Thurston.
Abb. 167. Eine Hütte der Tottiyan (Māle genannt),
in der um einen hölzernen, mit männlichen und weiblichen Figuren bedeckten Pfosten Steine stehen, die die Vorfahren darstellen.
Die Sitte des Sati, das ist die Selbstopferung der Witwe beim Leichenbegängnis des Mannes, hat längst aufgehört. Eine Erinnerung daran lebt noch bei den Tottiyan fort, deren Kastengöttinnen zu Gottheiten gewordene Frauen sind, die sich auf solche Weise opferten. Ihnen zu Ehren wird noch alle vier Jahre ein Fest veranstaltet; das Hauptereignis dabei ist ein Ochsenkampf, bei dem ein Preis für den Gewinner ausgesetzt wird.
Phot. E. Thurston.
Abb. 168. Sinnbilder der Puni Golla,
die sie auf die Erde aufzeichnen.
Viele Hindustämme sind mit der Zeit von den Zeremonien für ihre Ahnen mehr und mehr abgekommen, die ihre Vorväter aufs peinlichste auszuführen sich angelegen sein ließen. Nur die Brahmanen und gewisse andere Hindukasten feiern noch ein Jahresfest als Erinnerung an die Toten, das Srādh. Hierbei wird den Vorfahren dreier Generationen ein Reisball dargebracht und sodann den Krähen vorgeworfen. Fressen diese davon, dann wird dies als ein günstiges Vorzeichen aufgefaßt. — Die Dschungelnayadi Malabars stellen um einen Mangobaum Steine herum, die ihre verstorbenen Stammesmitglieder darstellen sollen; an sie richten sie in regelmäßigen Zeitabschnitten Gebete, auf daß ihre Geister sie vor den Verheerungen der wilden Tiere und besonders der Schlangen beschützen möchten. In ähnlicher Weise verehren die Yerrakolla Tottiyan des Tamilgebietes Steine als Vorfahren, die sich innerhalb ihrer Dorfgrenze in Kreisen aufgestellt finden; sobald jemand stirbt, wird ein Stein in die Asche des Toten gelegt und dann dem Ahnenkreise eingereiht. Die Vekkiliyan Tottiyan, bei denen die kürzlich Verstorbenen unter einem kuppelartigen Strohdach um eine geschnitzte Säule herum in Gestalt von Steinen verschiedener Größe verehrt werden, Māle genannt (Abb. 167), lassen bei ihren Festen eine Anzahl Stiere darauf los; das Tier, welches das Māle zuerst erreicht, wird geschmückt und in Ehren gehalten. — Die Coorg verehren ihre Vorfahren entweder ebenfalls in Gestalt von Steinen, die sie auf einem aufgeschütteten Hügel unter einem Baum aufstellen, oder auch von Figuren, die sie in Silberplatten einschlagen oder in Topfsteinscheiben einritzen, oder von Bronzebildnissen. Sie werden in einem kleinen Hause oder in einer Nische des Wohnhauses untergebracht. — Viele Kasten verbinden mit der Hochzeits- oder einer anderen Feier eine Versöhnung der Vorfahren. So bitten die Mādhvabrahmanen gelegentlich einer Hochzeit die Ahnen, die durch ein Männertuch und ein Mieder dargestellt werden, um ihren Segen für das Brautpaar. Um die Ahnen bei der gleichen Gelegenheit gutzustimmen, zeichnen die Telugu Puni Golla auf den Fußboden mit farbigen Pulvern ein Bild auf, das die Göttin Ganga, eine Lotusblume, eine Schlange und anderes mehr vorstellt (Abb. 168), und beten dieses in einer sehr sorgfältig durchgearbeiteten Zeremonie an. Im Laufe der Andacht wird ein Mann, der sich Glocken um die Beine gebunden hat, von dem Geiste eines Vorfahren besessen und verletzt sich mit einem Schwert. Dieses wird ihm entwunden und auf die Gestalt der Ganga gelegt. Zu guter Letzt wird auch noch der Bräutigam besessen; er wirft seinen Turban und sein Leibtuch fort und ergeht sich in wilden Bewegungen.
Phot. R. Thiele.
Abb. 169. Sannyasi Sadhu,
für gewöhnlich Fakire genannt, die dem Gotte Shiwa geweiht sind. Sie dürfen nie ihr Haar schneiden lassen, das daher in langen Zöpfen herabfällt; ihren Körper beschmieren sie mit Asche vom heiligen Feuer.