8. November

Das Wetter hält an; jeder Morgen bringt Nebel und ist wie eine graue Puppe, aus welcher blau der Tag emporfliegt.

Mit meinem Unterstand ist es etwas anders gegangen, als ich gestern meinte; aber er steht da, trotz allem, – was will ich mehr? Es ist bei einem Regimentsstab wie an einem kleinen Hofe; man sieht einander weniger in die Augen als auf die Achselstücke, und da mir solche fehlen, so zeigten die Zusagen von gestern keine rechte Haltbarkeit; vielleicht haben sie mehr dem Obersten gegolten als meinem Unternehmen. Als am Morgen die Diener ausblieben, erlaubte ich mir die Herren an ihr Versprechen zu erinnern; aber da war gerade jeder unmäßig in Anspruch genommen, keiner könnte im Augenblick seinen Burschen entbehren, einer um den anderen vertröstete mich auf später. Ich drängte nicht, sondern begann sofort mit Raab, Dehm und Rehm allein zu arbeiten. Das ging aber gar langsam; wir mußten doch nach anderen Händen ausschauen. So nach zehn Uhr, als ich die Offiziere fest in den Dienst gestrengt wußte, da machte ich mich wie ein geheimer Werber an die Diener heran und lockte sie mit Geld und Tabak zur Mithilfe. Es sind lauter gewandte Leute, die gleich auf alles eingingen. Doch beschäftigte ich nicht alle zugleich; zwei mußten immer für die Herren erreichbar bleiben, um statt der fehlenden einzuspringen. Das Werk schoß auf wie eine Morchel; mittags waren aus Pfählen und Erdklötzen schon Wände errichtet, um ein Uhr hatte Dehm ein Dach aus Latten, Gezweig, Erdreich und Steinen darübergelegt, bald sah ich Pritschen übereinandergebaut, sogar einen Tisch und zwei Stühle aus Birkenästen gezimmert, dazu kam noch ein Felsenofen mit einem Rauchrohr aus ineinandergesteckten Konservenbüchsen, denen man den Boden ausgeschnitten hatte. Von Zeit zu Zeit ließ ich mich bei der Befehlsstelle sehen, wo nun alles kriegerisch webert und in Ferngesprächen der Angriff erläutert wird. Der Ordonnanzoffizier, vom Apparat herüber quer lächelnd, fragte nach meinem Unterstand. Ich klagte über Arbeitermangel; er meinte zerstreut-verbindlich, das werde sich geben, es eile ja nicht, auf jeden Fall werde er mir morgen seinen Burschen schicken. Nun freute mich erst der Spaß. Meine lieben Jungen werkten wie für die Ewigkeit; mir fiel der Bauer von Szentlélek ein, – möge ihm sein groß geplanter Hof so glücklich geraten wie mir diese Hütte! Nach dem Abendessen fragte der Oberst, ob ich den Unterstandbau bereits begonnen habe. Die Verwunderung, als ich sagte, der sei fertig, war lebhaft am ganzen Tisch. Alle wollten ihn sehen. Ich führte sie zum Walde hinüber, lud sie ein, auf Stühlen und Pritschen Platz zu nehmen und spendete Zigaretten. Die Baumeister Dehm, Rehm und Raab wurden vom Oberst gerufen und belobt. Niemand fragte, wer sonst noch geholfen habe.

Es ist ein Abend, so ätherhell wie man ihn auf geklärteren Planeten ahnt. Herrlich brannte die Sonne hinab, und während noch der Westen haselnußbräunlich nachleuchtet, steigt aus lavendelblauen rumänischen Bergen der Mond.

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