Abends

Während des Mittagessens tritt, ohne anzuklopfen, ein junger Mann in ungarischer Tracht herein, lächelt freundlich nach allen Seiten, geht, ohne den buntumschnürten braunen Filzhut abzunehmen, um uns herum, redet kein Wort, betrachtet die Wände, betastet zärtlich Schrank, Bild, Spiegel und Fensterglas, dann sieht er mit großer Innigkeit auf uns, man merkt ihm an, daß er unendlich viel zu sagen hätte. Der Major, erzürnt über die Störung, springt auf und bedeutet ihm, sich zu entfernen. Der Bursche, ohne jedes Zeichen des Unmuts oder der Verwunderung, tritt näher, streift den Ärmel hinauf und zeigt schweigend eine lange, tief eingezogene noch frischrote Narbe. Endlich, indessen der Major weiterschilt, geht er sehr langsam hinaus, nicht ohne uns unter der Tür noch einmal zuzulächeln. Kaum ist er draußen, scheint unsern Gebieter sein Zorn zu reuen, und schnell bediene ich mich der gemilderten Stimmung, um mein Anliegen vorzutragen, sage, daß Kristl als Infanterist nicht mehr tauge, daß er in die Heimat gesandt oder probeweise anderswie verwendet werden müsse. „Wie wäre er verwendbar?“ – „Als Krankenträger.“ – „Ist er als solcher ausgebildet?“ – „Ja.“ Die Versetzung wird gutgeheißen und gleich durch Ferngespräch mit Leverenz geregelt, der bei guter Laune ist, Kristl einen Weihnachtsurlaub zudenkt und das Eiserne Kreuz für ihn bereitgelegt hat.

Share on Twitter Share on Facebook