„Wir haben, deine Mutter und ich, diese ganzen zwanzig Jahre vollkommen schweigend verlebt,“ begann er sein Geplauder (im höchsten Grade gemacht und unnatürlich), „und alles, was zwischen uns geschehen ist, ist schweigend geschehen. Der Charakter unseres ganzen zwanzigjährigen Zusammenlebens war – Schweigen. Ich glaube, wir sind auch nicht ein einziges Mal in Streit geraten. Allerdings war ich oft verreist ... und habe sie allein gelassen, aber es hat doch immer damit geendet, daß ich wieder zu ihr zurückgekehrt bin. Nous revenons toujours,[25] und das ist, das ist nun einmal die wesentliche Eigenschaft der Männer; es ist das bei ihnen eine Folge ihrer Großmut. Wenn die Ehe von den Frauen allein abhinge – keine einzige Ehe hätte Bestand. Deine Mutter ... Demut, Nachgiebigkeit, Geduld, Unterwürfigkeit, und zu gleicher Zeit Festigkeit, Kraft, wirkliche Kraft – das ist der Charakter deiner Mutter. Merke dir, sie ist die beste von allen Frauen, die mir in meinem Leben begegnet sind. Und daß in ihr Kraft ist, kann ich bezeugen: ich habe gesehen, wie diese Kraft sie genährt hat. Wenn es sich um ... ich will nicht sagen ‚Überzeugungen‘ handelt – denn zu regelrechten Überzeugungen fehlen die Voraussetzungen – aber um das, was von ihnen für Überzeugung gehalten wird, und was folglich ihrer Ansicht nach heilig ist, da lassen sie sich womöglich foltern. Nun, und ich – sag’ dir doch selbst: sehe ich aus wie ein Folterknecht? Sieh, deshalb habe ich es denn auch vorgezogen, fast zu allem zu schweigen, und das nicht nur deshalb, weil das leichter ist; und offengestanden, ich bereue es nicht. Auf diese Weise hat sich alles ganz von selbst auf einer breiten und humanen Basis abgespielt, so daß ich mir selbst gar kein Verdienst zuschreibe. Ich möchte hier nur nebenbei bemerken, daß ich aus einem unbestimmten Grunde den Verdacht habe, daß sie niemals an meine Humanität geglaubt und darum immer gezittert hat; aber trotz des Zitterns hat sie sich doch nicht der Kultur gebeugt. Diese Leute verstehen das irgendwie auf ihre Art, wir aber begreifen da irgend etwas nicht, und überhaupt verstehen sie besser als wir, sich im Leben einzurichten. Sie können sogar in Lagen, die für sie die unnatürlichsten sind, die ihrer ganzen Art vollständig widersprechen – doch weiterleben und sogar vollkommen sie selbst bleiben. Wir verstehen das nicht so.“
„Wer sind diese ‚sie‘? Ich verstehe Sie nicht ganz.“
„Ich meine das Volk, mein Freund, ich rede vom Volk. Es hat diese große lebendige Kraft und seine historische Basis sowohl sittlich als politisch bewiesen. Doch um wieder auf unser Gespräch zurückzukommen, will ich von deiner Mutter noch sagen, daß sie ja nicht immer schweigt, manchmal sagt sie auch etwas, aber aus dem, was sie sagt und wie sie es sagt, ersiehst du ohne weiteres, daß dein ganzes Reden nur Zeitverschwendung gewesen ist, selbst wenn du sie fünf Jahre lang allmählich vorbereitet hast. Zudem sind es die überraschendsten Entgegnungen. Und merke dir wiederum, ich sage von ihr durchaus nicht, daß sie dumm sei; im Gegenteil, sie hat in ihrer Art Verstand, und sogar einen sehr bemerkenswerten. Übrigens, an den Verstand wirst du vielleicht nicht glauben ...“
„Warum nicht? Ich glaube nur daran nicht, daß Sie selbst an ihren Verstand glauben, das heißt, wirklich und ohne sich zu verstellen.“
„Ja? Du hältst mich für ein solches Chamäleon? Mein Freund, ich erlaube dir etwas zu viel ... wie einem verwöhnten Sohne ... aber mag es denn diesmal dabei bleiben.“
„Erzählen Sie mir von meinem Vater, wenn Sie können, die Wahrheit.“
„Von Makar Iwanowitsch? Makar Iwanowitsch war, wie du weißt, ein Gutsbauer, den sozusagen nach einem gewissen Ruhm verlangte ...“
„Ich wette, daß Sie ihn in diesem Augenblick um irgend etwas beneiden!“
„Im Gegenteil, mein Freund, im Gegenteil, vielleicht freut es mich sehr, dich in einer so scharfsinnigen Geistesverfassung zu sehen. Ich schwöre dir, ich bin gerade jetzt in einer sogar im höchsten Grade bußfertigen Stimmung, und gerade jetzt, in diesem Augenblick, empfinde ich vielleicht zum tausendsten Mal machtlose Reue ob alledem, was vor zwanzig Jahren geschehen ist. Gott könnte es bezeugen, wie sehr das damals vom Zufall abhing und fast aus Versehen geschehen ist ... nun, und dann, so weit es in meinen Kräften lag, ‚human‘ verlaufen ist; wenigstens wie ich mir damals eine Heldentat der ‚Humanität‘ vorstellte. Oh, wir brannten damals alle vor Verlangen, Gutes zu tun, der Hebung der Gesamtheit alle unsere Kräfte zu widmen, der höheren Idee zu dienen; wir verurteilten die Rangeinteilung,[11] unsere ererbten Vorrechte, die Güterwirtschaft und sogar das Leihamt, wenigstens einige von uns ... Auf mein Ehrenwort! Wir waren nicht viele, aber wir sprachen gut, und ich versichere dich, zuweilen wurde von uns sogar gut gehandelt.“
„Sie meinen, als Sie an seiner Schulter weinten?“
„Mein Freund, ich bin mit dir in allem im voraus einverstanden; übrigens hast du das mit der Schulter von mir selbst gehört, somit gebrauchst du mein Vertrauen und meine Aufrichtigkeit, um sie gegen mich zu wenden. Aber du wirst zugeben müssen, daß dieses mit der Schulter tatsächlich gar nicht so übel war, wie es auf den ersten Blick scheint, besonders noch für die damalige Zeit. Wir fingen doch damals erst an. Ich spielte dabei natürlich Theater, aber ich wußte damals doch noch nicht, daß ich dabei Theater spielte. Sollte es zum Beispiel dir noch nie passiert sein, daß du in praktischen Fällen ein wenig Theater gespielt hast?“
„Ich habe mich vorhin unten wohl zuviel vom Gefühl bestimmen lassen, und als ich nach oben kam, schämte ich mich nicht wenig bei dem Gedanken, daß Sie von mir denken könnten, ich hätte Theater gespielt. Es ist wahr, daß man in manchen Fällen, obschon man alles aufrichtig empfindet, sich äußerlich doch verstellt; vorhin aber, unten, das schwöre ich, war alles natürlich.“
„Eben das ist es; du hast es sehr treffend ausgedrückt: obschon man alles aufrichtig empfindet, gibt man sich äußerlich doch nicht natürlich. Nun, und genau so war es auch mit mir: obschon ich mich verstellte, schluchzte ich doch vollkommen aufrichtig. Ich will nicht bestreiten, daß Makar Iwanowitsch diese Schultergeschichte als eine Vergrößerung des Hohnes hätte betrachten können, wenn er scharfsinniger gewesen wäre, aber seine Ehrlichkeit ließ damals keinen Scharfblick zu. Ich weiß nur nicht, ob ich ihm damals auch leid tat oder nicht; wie ich mich erinnere, wollte ich ihm damals sehr gern leid tun.“
„Wissen Sie,“ unterbrach ich ihn, „auch jetzt, während Sie das sagen, spotten Sie nur. Und überhaupt die ganze Zeit, diesen ganzen Monat, so oft Sie mit mir gesprochen haben, haben Sie nur gespottet. Warum haben Sie das immer getan, wenn Sie mit mir sprachen?“
„Glaubst du?“ erwiderte er sanft. „Du bist sehr mißtrauisch; übrigens, wenn ich auch spotte, so doch nicht über dich oder wenigstens nicht über dich allein, also beruhige dich. Aber jetzt spotte ich nicht, und damals – kurz, ich tat damals alles, was ich konnte, und glaube mir, nicht zu meinem Vorteil. Wir, das heißt, wir alle von damals, verstanden nicht im geringsten, im Gegensatz zum Volk, zu unserem Vorteil zu handeln: im Gegenteil, wir schadeten uns immer selbst soviel wie möglich, und ich vermute, eben das wurde von uns damals für eine Art von ‚größerem eigenem Vorteil‘ gehalten, versteht sich, im höheren Sinne des Wortes. Die jetzige Generation der Pioniere ist unvergleichlich mehr, als wir es waren, auf ihren Vorteil bedacht. Ich hatte damals, noch vor der Sünde, Makar Iwanowitsch alles mit großer Offenheit erklärt. Jetzt gebe ich zu, daß vieles von dem gar nicht zu erklären nötig gewesen wäre, und noch weniger mit solcher Offenheit: das wäre, ganz abgesehen von der Humanität, sogar rücksichtsvoller gewesen; aber versuch einmal, wenn du gerade so recht ins Tanzen gekommen bist, dich plötzlich zu bezwingen und nicht noch einen Tanzschritt zu machen! Doch, wer weiß, vielleicht sind die Forderungen des Schönen und Erhabenen in der Wirklichkeit gerade von dieser Art, darüber bin ich mir in meinem ganzen Leben nicht klar geworden. Übrigens ist das ein zu tiefes Thema für unsere oberflächliche Unterhaltung, aber du kannst mir glauben, daß ich noch jetzt manchmal vor Scham vergehe, wenn ich daran zurückdenke. Ich bot ihm damals dreitausend Rubel an, und ich weiß noch, er schwieg die ganze Zeit, und nur ich allein sprach. Kannst du dir denken, es schien mir damals, daß er mich fürchtete, das heißt, als Leibeigener mein Herrenrecht, und ich weiß noch, daß ich mich aus allen Kräften bemühte, sein Mißtrauen zu verscheuchen; ich redete ihm zu, er solle doch frank und frei alle seine Wünsche aussprechen, und sogar Kritik üben soviel er wolle, er hätte nichts zu befürchten. Ich gab ihm mein Wort darauf, daß ich, wenn er auf meinen Vorschlag eingehen wollte – d. h. dreitausend Rubel als Entschädigung, dazu den Freibrief (für ihn und seine Frau, versteht sich), und die Reise wohin er wollte (ohne Frau, versteht sich) –, wenn er also darauf eingehen wollte, daß ich ihm dann sofort den Freibrief geben, ja womöglich seine Frau zu ihm zurückschicken und sie beide noch beschenken würde. Und sie brauchten nicht von mir fortzuziehen, sondern ich selbst würde von ihnen ganz allein fortziehen, gleich auf drei Jahre und nach Italien. Mon ami,[26] sei versichert, ich hätte damals nicht die Mademoiselle Ssaposhkoff mitgenommen: ich war sehr aufrichtig, als ich ihm das sagte. Aber was geschah? – Dieser Makar begriff natürlich nur zu gut, daß ich das Versprochene auch ausführen würde, aber er fuhr fort, zu schweigen, und nur, als ich schon zum drittenmal wieder damit anfangen wollte, wich er zurück, drehte sich um und verließ das Zimmer – sogar in einer so unzeremoniellen Weise, daß ich selbst damals, ich versichere dich, geradezu verwundert war. Ich sah mich darauf zufällig im Spiegel, nur mit einem Blick, und kann nicht vergessen, wie ich aussah. Überhaupt, wenn solche Leute nichts sagen – das ist das schlimmste, er aber war ein finsterer Charakter, und ich muß gestehen, als ich ihn zu mir ins Kabinett rufen ließ, da hatte ich nicht nur kein Zutrauen zu ihm, sondern fürchtete ihn sogar heftig: in diesem Milieu gibt es Charaktere, und sogar sehr viele, die sozusagen die Personifizierung der unglaublichsten Unberechenbarkeit sind, und vor so was fürchtet man sich mehr als vor Schlägen. Sic! Und wieviel ich riskierte, wieviel ich riskierte! Nun wie, wenn er auf dem Gut, im ganzen Bezirk, zu schreien und zu heulen angefangen hätte, dieser ländliche Uria, – was wäre dann wohl aus mir geworden, aus dem jungen König David, was hätte ich da tun können? Deshalb schob ich denn auch zuerst die Dreitausend vor, das geschah instinktiv, aber ich hatte mich zum Glück getäuscht: dieser Makar Iwanowitsch war etwas ganz anderes ...“
„Sagen Sie, war die Sünde schon geschehen? Sie sagten soeben, Sie hätten ihn noch vor der Sünde rufen lassen.“
„Das heißt, sieh mal, das ist so zu verstehen ...“
„Also, sie war geschehen. Sie sagten, Sie hätten sich in ihm getäuscht, er wäre etwas ganz anderes gewesen; was war er denn anderes?“
„Ja, was er eigentlich war, das weiß ich bis zum heutigen Tage noch nicht. Jedenfalls etwas anderes, und weißt du, sogar etwas sehr Anständiges; das schließe ich daraus, daß ich mich zu guter Letzt noch dreimal mehr vor ihm schämte. Schon am nächsten Tage willigte er ein, das Gut zu verlassen, natürlich ohne viel Worte, und ohne auch nur eine einzige der von mir versprochenen Belohnungen zu vergessen.“
„Nahm er das Geld?“
„Und wie! Und kannst du dir denken, mein Freund, in diesem Punkt hat er mich sogar sehr in Erstaunen gesetzt. Die dreitausend Rubel hatte ich damals selbstverständlich nicht in der Tasche, aber ich verschaffte mir siebenhundert und gab ihm diese so fürs erste; und er? – Er verlangte von mir, um der übrigen zweitausenddreihundert Rubel sicher zu sein, eine Schuldverschreibung in dieser Höhe mit der Bürgschaft eines Kaufmanns. Und nach Verlauf von zwei Jahren ließ er dieses Geld auf Grund der Schuldverschreibung bereits gerichtlich eintreiben, und sogar mit den Prozenten, was mich wieder sehr wunderte, um so mehr, als er damals buchstäblich für ein Gotteshaus als Pilger Gaben sammelte. Und seit der Zeit, nun sind es schon zwanzig Jahre, pilgert er immer noch. Ich begreife nicht, wozu ein Pilger soviel eigenes Geld braucht ... Geld ist eine so weltliche Sache ... Ich hatte es ihm in dem Augenblick natürlich aufrichtig angeboten und, sagen wir, in der ersten Hitze, dann aber, nachdem schon soviel Augenblicke darüber vergangen waren, konnte ich mich doch besinnen ... und ich rechnete eigentlich darauf, daß er wenigstens Nachsicht mit mir haben würde ... oder sozusagen mit uns, mit mir und ihr, daß er wenigstens warten würde. Indessen, nicht einmal gewartet hat er.“
(Ich muß hier ein notwendiges Notabene einfügen: wenn Herr Werssiloff inzwischen gestorben wäre und meine Mutter ihn überlebt hätte, so wäre sie im Alter buchstäblich ohne eine Kopeke zurückgeblieben, falls Makar Iwanowitsch damals nicht diese dreitausend Rubel gesichert hätte, die sich durch die Zinsen nun schon längst verdoppelt haben, und die er ihr nach seinem Tode im vorigen Jahr unangetastet hinterlassen hat. Also hatte er sogar schon damals Werssiloff durchschaut.)
„Sie sagten einmal, Makar Iwanowitsch hätte Sie mehrmals besucht und wäre dann immer in der Wohnung bei Mama abgestiegen?“
„Ja, mein Freund; und ich muß sagen, ich habe anfangs große Angst gehabt vor diesen Besuchen. In diesen zwanzig Jahren ist er im ganzen sechs- oder siebenmal bei uns gewesen, und die ersten Male habe ich mich, wenn ich zu Hause war, ihm nicht gezeigt. Ich konnte zunächst nicht verstehen, was diese Besuche zu bedeuten hatten, und warum er überhaupt kam. Dann aber, nach einigen Erwägungen, erschien mir das durchaus nicht so dumm von ihm. Und später einmal, da wurde ich zufällig neugierig und ging zu ihm, um ihn mir anzusehen, und ich muß sagen, ich gewann einen überaus eigenartigen Eindruck. Das war bei seinem dritten oder vierten Besuch, eben damals, als ich Friedensvermittler war und mich, versteht sich, mit Eifer daranmachte, Rußland kennen zu lernen. Und ich habe von ihm sogar außerordentlich viel Neues gehört. Außerdem fand ich in ihm gerade das, was ich unter keinen Umständen in ihm zu finden erwartet hätte: eine gewisse Seelengröße, eine Ausgeglichenheit des Charakters, und was am erstaunlichsten war, eine fast heitere Stimmung. Nicht die geringste Anspielung auf jenes (tu comprends?[27]). Dazu besaß er im höchsten Grade die Fähigkeit, sachlich und gut und sogar schön zu sprechen, ich meine, ohne diese ihre dumme bäuerische Tiefsinnigkeit, – die ich, unter uns gesagt, trotz meiner ganzen demokratischen Denkart, nicht ausstehen kann, – und ohne alle diese gezwungenen Russizismen, mit denen bei uns in Romanen und auf der Bühne alle ‚echten Russen‘ ihre Rede durchsetzen zu müssen glauben. Dabei sprach er sehr wenig von Religion, wenn man nicht selbst darauf zu sprechen kam, aber er erzählte in ihrer Art entzückende Geschichten von den Klöstern und aus dem Klosterleben, wenn man sich dafür interessierte. Aber das Hervortretendste war – seine Ehrerbietung, diese bescheidene Ehrerbietung, eben diese Ehrerbietung, die zur höheren Gleichheit notwendig ist, ja, ohne die man, meiner Meinung nach, auch gar keine Überlegenheit im Verkehr mit anderen Menschen erlangen kann. Gerade durch das Fehlen selbst der geringsten Überhebung wird der höchste Anstand erreicht, und man sieht einen Menschen vor sich, der sich selbst ohne jeden Zweifel achtet, und zwar gerade so, wie er ist, in seiner Stellung, gleichviel, welch eine Stellung das ist, und welch ein Schicksal er hat. Diese Fähigkeit, sich selbst gerade in seiner Stellung zu achten, findet man äußerst selten auf Erden, mindestens ebenso selten wie wirkliche persönliche Würde ... Das wirst du selbst sehen, wenn du älter bist. Aber am meisten hat mich an ihm doch das überrascht, und nicht zu Anfang, sondern erst später,“ fügte Werssiloff hinzu, „daß dieser Makar so auffallend wohlgestaltet und, glaube mir, außergewöhnlich hübsch ist. Wenn er auch alt ist, so ist er doch
‚gebräunt von der Sonne,
hoch und stark ...‘
dazu schlicht und voll Würde; ich habe mich sogar über meine arme Ssofja gewundert, wie sie mich damals ihm hat vorziehen können. Damals war er fünfzig, aber doch noch ein ganzer Mann, und ich im Vergleich zu ihm so ein unbeständiger Mensch. Übrigens, ich entsinne mich, er war bereits sehr stark ergraut, und so wird er wohl schon gewesen sein, als er sie heiratete ... Vielleicht hat das sie beeinflußt.“
Dieser Werssiloff hatte eine dumme Gewohnheit, die zum höheren Ton gehört: hatte er einmal (wenn es nicht anders ging) einige sehr gescheite und gute Sachen gesagt, so schloß er plötzlich absichtlich mit irgendeiner Dummheit, wie in diesem Fall mit der Vermutung, die grauen Haare Makar Iwanowitschs wären vielleicht von entscheidendem Einfluß auf meine Mutter gewesen. Das tat er mit Absicht und wahrscheinlich, ohne selbst zu wissen, warum, aus dummer, gesellschaftlicher Gewohnheit. Hörte man ihn, konnte man glauben, er rede sehr ernst, innerlich aber war es bei ihm nur Spott, und er verstellte sich.