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Wieder in der Stadt. — Max ist fort. — Felix ist mit dem Herrn Rat aus Wien zurückgekommen. Blaß und elend. Er trägt rechts ein Glasauge, das kann er ganz schnell herausnehmen und wieder einsetzen. Nimmt er’s heraus, dann sieht die leere Augenhöhle zum Fürchten aus. Gretl kann es nicht ertragen und weint jedesmal. Auch Fritz graut davor, aber er verlangt es doch immer wieder zu sehen.

Felix erzählt von Wien, von der Untersuchung beim Hofrat. Der wollte zuerst von einer Operation nichts wissen, es sei zu spät, die Entzündung habe auch das linke Auge ergriffen. Dann habe der Herr Rat sehr gebeten, und der Hofrat sei heftig geworden und habe von der unbegreiflichen Herzlosigkeit des Vaters gesprochen. ‚Unbegreifliche Herzlosigkeit!’ — Felix bebt vor Stolz und Schadenfreude. Fritz mit ihm. — Und endlich habe der Professor erklärt, er wolle den Versuch wagen. Dann die Klinik, die Narkose, die Operation. Und das Erwachen im dunklen Zimmer, furchtbare Übelkeit und Schmerzen. Und der Herr Rat, der Herr Rat. Der hat im Dunkeln richtig geweint.

Der Vater darf von diesen Erzählungen nichts wissen. Gleich am ersten Abend ist er Felix scharf über den Mund gefahren. Kommt aber die Mutter ins Zimmer, wenn Felix erzählt, dann bekommt sie Tränen in die Augen und geht gleich wieder hinaus. Oft hat sie schüchterne Liebkosungen für den Ältesten.

Der Vater nicht. Der ist finster und reizbar. Und sagt merkwürdige Dinge. — Felix gewöhnt sich nur langsam an das einseitige Sehen. Will bei Tisch eine Schüssel nehmen, und greift ins Leere. Oder er will Wasser eingießen und gießt neben das Glas. Dann sagt der Vater wohl: „Mach doch dein Aug auf,“ oder „wozu hast du denn dein Aug!“ und betont die Einzahl. Dann kämpft die Mutter mit dem Weinen, der Vater setzt wohl noch ein heftiges Wort darauf und Felix weiß, wie maßlos Unrecht ihm geschieht. Und wenn ihm auch Tränen über die Wangen laufen, so fühlt er doch geheime Märtyrerwonne.

Mit dem Herrn Rat hatte der Vater übrigens noch eine Auseinandersetzung gehabt und war dabei allen Anklagen durch den heftigen Vorwurf zuvorgekommen, der Herr Rat habe, mit dem unsinnigen Geschenk eines Teschings, die Hauptschuld. Und überhaupt müsse er sich diese Art von Einmischung verbitten. Das Unglück sei einmal geschehen — nun ginge es nicht an, den Jungen stündlich und täglich in alle Ewigkeit zu beklagen und zu verzärteln. Er denke gar nicht daran, einen wehleidigen Jammerlappen groß zu ziehen. Der Junge müsse mit den Folgen seiner eigenen Dummheit selbst fertig zu werden lernen.

Auch diese Unterredung hatte Fritz belauscht, bebend hin- und hergerissen zwischen Haß und Ehrfurcht. Er fühlte genau, daß der Vater ein furchtbares Unrecht begangen hatte und haßte ihn dafür. Daß er das Unrecht mit keinem Wimpernzucken eingestand und durch verdoppelte Strenge deckte — das zwang dem Jungen ehrfürchtige Scheu ab.

Felix stand vor dem Abitur, und einige mitleidige Lehrer hatten ihm und dem Vater nahe gelegt, die Prüfung um ein Jahr zu verschieben. Der Vater hatte schroff abgelehnt, der Junge selbst sich in wütendem Ehrgeiz geweigert. Nun saß er bis tief in die Nächte und lernte verbissen. Die Mutter steckte ihm heimlich Leckereien zu. Der Vater hatte nie ein Wort des Lobes oder der Anerkennung.

Die Autorität im Hause war glänzend wieder hergestellt.

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