In der Bank ödes Einerlei. Noch versteht er den weltumfassenden Machtwillen nicht, der sich hinter gleichgültigen, abgebrauchten Formeln verbirgt. Wenn in den Bureaus aufgeregt von neuen Riesengeschäften gesprochen wird, bleibt er teilnahmslos, schreibt teilnahmslos die hergebrachten Briefe, wenn große Pläne gereift sind: „Wir beehren uns ... belasten ... erkennen ...“ Geschäft? — Mehr fordern als man selbst gegeben hat — Betrug also! Lieber stehlen oder rauben, als so schmutzig verdienen!
Diese Teilnahmslosigkeit bleibt nicht unbemerkt. Bald steht er wieder vor dem Direktor: „Wie notieren heute Rima-Muranyer?“ Und Fritz schweigt. — „Lesen Sie keine Börsenberichte?“ — „Nein!“ — „Welche Zeitungen lesen Sie überhaupt?“ — „Gar keine!“ — „Ja, was denken Sie sich denn? — Glauben Sie etwa, mit dem bißchen Schreibarbeit wird man schon Bankmann? So einfach geht das nicht! — Von morgen an kommen Sie übrigens in die Börsenabteilung. Und ich muß sehr bitten, daß Sie Ihrem Beruf mehr Interesse entgegenbringen!“
Beruf — Interesse — wie maßlos lächerlich! Das kehrt auch in den Briefen der Eltern ewig wieder: „Dein selbstgewählter Beruf ... vorwärts bringen“ und endlose Ermahnungen. Als ob er sich fürs Leben gebunden hätte! Und Beruf? Dies Stubenhocken und Tintenschmieren konnte bestenfalls ein Erwerb sein, dem man, traurig genug, nachgehen mußte, weil das Geld nicht reichte! Aber Beruf?
Aus Gretls Briefen klingt es anders: „... Ich hoffe von Herzen, daß es Dir gut geht und daß Du nicht mehr so verbittert bist. — Du hast ja nun alle Freiheit. Schade nur, daß die Bank Dir so wenig Zeit läßt. — Aber das muß ja leider sein! ...“
Tapfere Schwester! Wie mag es ihr jetzt zu Hause gehen, alleine mit den beiden alten Leuten? Der Vater wird sie wohl, auf seine Art, mit bärbeißiger Zärtlichkeit umgeben, doch sicher auch, wenn schon unbewußt, mit der lebensfremden Eifersüchtelei des Greises. Nie aber ein Wort der Klage in ihren Briefen, nur Sorge um des Bruders Wohlergehen, und wünschender Glaube! Diesen reinen starken Glauben der Schwester empfindet Fritz manchmal fast drückend, nie aber verläßt ihn das Bewußtsein, daß er ihn zu hüten hat wie ein kostbares anvertrautes Gut, und daß er ihn einst zu rechtfertigen haben wird. —