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Eines Nachts, beim Heimweg von stundenlangem Schachspiel im Klub, sagt Guido: „Was bist du für ein komischer Kauz! Nun bist du schon vier Monate hier und warst noch nicht einmal an den Seen — oder doch?“ — „Nein, wirklich nicht!“ sagt Fritz überrascht. — „Sagt dir denn die Natur gar nichts?“ — „Natur — im Winter?“ fragt Fritz zurück und bleibt stehen. Vor seinem Blick tauchen die weiten, öden Rübenfelder auf, speckig glänzend in endlosem Regen, oder in Schneedunst bläulich verschwimmend — Natur? — Weißschäumendes, lärmendes Wasser zwischen dunklen Tannenwänden, und Sonnenkringel auf Mooskissen; Sommer! — Aber der Winter gehörte der Stadt! Wohl sind die Knabenträume von „Leben“ überwunden — Alkohol, Weiber, Karten. Obzwar — Yvonne? — Doch war noch so viel, so vieles nachzuholen! Noch lockte der Klub mit ungeschwächtem Reiz. Wie das schon klang, in den Briefen an die Schwester: „... Die Abende verbringe ich regelmäßig in meinem Klub ...“ Schach und Bücher, endlos viele Bücher, und niemand, der sich in blöden Bemerkungen erging: „Das finde ich entschieden unpassend, dazu bist du wohl noch zu jung!“ Und nächstens kam das Theater dran, die Oper natürlich, sobald nur die verdammte Schüchternheit überwunden war, die ihn schon dreimal, angesichts der glänzenden Menge, aus dem Foyer hinausgetrieben hatte. Alle, alle Augen hatten sich an seiner Unscheinbarkeit spöttisch festgesaugt.

Da sagt Guido mit leisem Lachen: „Das kann ich nicht länger mit ansehen, das ewige Stadthocken. Nächsten Sonnabend nehme ich dich mit hinaus!“ Fritz will trotzig ablehnen, aber er besinnt sich schnell: „Gut, abgemacht! Aber nur, wenn du Donnerstag mit mir in die Scala gehst. Es ist volkstümliche Vorstellung!“ Und Guido sagt zu.

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