Was ist die Sprache, was das geschriebene Wort? Das Wesen der Dinge berühren sie nicht! Tanzende Irrlichter über verschwiegenem Moor!
Da ist das Meer! Wie kläglich sinkt in seiner Gegenwart in Nichts zusammen, was man je davon gehört, gelesen! Die trübe Pfütze, mit Unrat durchsetzt, die sich im Hafenbecken staute: das Meer! Das gelbe Brackwasser über seichtem Strand, an der Hafenausfahrt: das Meer! Der weite, blaue Seidenteppich, der willig die Last des weißen Schiffes trägt: das Meer! und die tosende Naturkraft, die mit jedem Hauch das stolze Menschenwerk zu läppischem Tand erniedrigt: das Meer!
Wie füllt dein Anblick die toten Buchstaben der Geschichte mit heißem Leben, wie klingt nun die Seele mit in dem jubelnden Ruf, mit dem die Zehntausend um Xenophon dich grüßten: Thalatta!
Was birgt dein weiter Schoß? Bietest du in dunklen Tiefen immer noch Wesen längst verklungener Art Zuflucht, Wesen, denen das neidige Menschenvolk hier oben längst Luft und Erde verleidet und die es ins Fabelreich verbannt hat, in dein Reich, Urmutter? —
Das weiße Schiff pflügt sich mit messerscharfem Bug seine Bahn, selige Sonnentage, klare Sternennächte lang. Daß diese Fahrt doch nie ein Ende nähme! Hier endlich ist Ruhe und Freiheit, keine Frage, kein Hohn, kein quälendes Erinnern. Nun fällt der Druck der engen Kindheit ab, mit Heimlichkeit und Lüge. Kein Haß mehr, keine Bitterkeit, nur brennende Sehnsucht nach Wahrheit und Güte. Dank dir, du blaue Weite!