Wieder ein Morgen im Bubenzimmer. Max hat den Felix grob geweckt, der hat sich aufgerafft und, ohne zu jammern, zugeschlagen. Jetzt raufen sie, Fritzl schaut zu, fast unbeteiligt. Noch immer fühlt er sich als Günstling, nicht recht zu den „Buben“ gehörig.
Nun beginnen sie um den Tisch zu rennen. „Hilf mir!“ keucht Felix im Vorübersausen. „Ich schenk dir eine Kanone!“ — „Ich streich dir deinen Hammer blau an!“ kräht Max und wirft einen Schuh nach dem Ältesten.
Den Hammer — blau? Der Hammer, ganz aus Holz, ist Fritzls große Liebe. Schon springt er aus dem Bett, fest entschlossen, den Lohn zu verdienen. Wie Felix wieder vorbeirast, stößt er ihm einen Kinderschemel vor die Füße. Felix stürzt brüllend, Max über ihn. Sie prügeln sich wütend. Fritzl jubelt.
Da hören sie, schnell und böse, des Vaters Schritt, stieben auseinander, zu läppischen Beschäftigungen: Felix bürstet sich krampfhaft die Haare, Max sucht unterm Bett nach seinem Schuh, Fritzl, in höchster Angst, springt zu seiner Waschschüssel, die auf einem Holzstuhl steht. Für den Waschtisch der Brüder ist er noch zu klein.
Da fährt der Vater unter sie, und gleich knallen die Backpfeifen. Felix heult angemessen, Max knurrt nur; Fritz beugt sich atemlos über die Waschschüssel. Da trifft ihn ein Schlag ins Genick, und im Sturz reißt er den ganzen Apparat zu Boden, wälzt sich zwischen starrenden Stuhlbeinen im Wasser, lautlos. Ein wütendes Scheltwort schneidet durchs Zimmer, dann schmettert eine Tür, und die drei sind wieder allein.
Felix hockt vor seinem Bett auf dem Boden, wie ihn ein Schlag hingeworfen hat, und heult leise, gedehnt, wie ein krankes Tier. Max knurrt böse, ermuntert sich aber rasch und schabt höhnend die Zeigefinger gegen den Jüngsten: „Kisch! Kisch! Stutzerle! Kisch! Kisch! Stutzerle!“
Fritz steht sehr langsam auf, wie gelähmt. Er hat irre, leere Augen. Fühlt er, daß ein unerbittlich greller Tag das glückselige Dämmer seiner ersten Kindheit durchbrochen, daß sich seinem Hirn eben die erste Erinnerung eingeprägt hat? Und daß diese erste Erinnerung, an sinnlos erlittene Gewalt, durch sein ganzes Leben fortbrennen wird wie ein Schandmal?