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Das Neue kriecht schon auf dem Boden herum. „Es tschindert auf dem Popo,“ hat Max gesagt und vom Vater einen Klaps bekommen für das unanständige Wort. „Du hast mir aber schon oft gesagt, ich krieg eins auf den Popo,“ hatte Max gekränkt erwidert. Nicht zu seinem Glück. Denn der Vater war böse geworden: „Was ich darf, das darfst du deswegen noch lange nicht, Lausbub, elender!“ Und dem ersten Klaps war eine ernsthafte Ohrfeige gefolgt. Fritzl war dumpf empört deswegen, wie so häufig, seit er der jüngste Bub war, und nicht mehr „der Jüngste“ schlechthin. Er tröstete Max, und sie nannten das Neue untereinander nur mehr „Poporutscher“. Das sollte sehr gehässig sein, denn sie liebten es nicht. „Was sie mit dem Poporutscher für Geschichten machen!“ sagte Max zu den Brüdern. „So ein Gripsch, ein elendiger! Wenn ich ihm einen Renner gib, fliegt er bis auf die Decke!“ Fritz bewunderte ihn ob solcher Rede. Überhaupt liebte er Max weit mehr als den stillen, schwermütigen Felix. Oft taten sich die Jüngeren zusammen, um den Ältesten zu peinigen. Dazu gehörte nicht viel, besonders wenn er über den Büchern saß. Sie brauchten nur einen Kindervers oder auch eine ganz sinnlose Lautreihe endlos zu wiederholen. Einmal erfand Max einen prachtvollen Satz: „Haschilipani Maschitzki, Baribatzki, Baribatzki!“ Der tat ganz ausgezeichnete Dienste. Oft hielt sich Felix schon bei der ersten Silbe die Ohren zu, beim zweiten Wort begann er zu zittern und längstens bei der dritten Wiederholung wurde er wütend und schmiß mit Büchern. Fritz deklamierte stets nur aus sicherem Versteck, Max aber ließ sich ein Buch oder was hinaufwerfen und begann dann gleich zu raufen. Sehr häufig nahm Fritz dabei Partei, auf seine Art, indem er den Ältesten von hinten zwickte oder mit einer Stricknadel anbohrte, während Max ihn festhielt.

Einmal aber geschah es, daß Felix, entsetzlich gequält, den Brüdern zuschrie: „Was hab ich euch denn getan?“ sich zu Boden warf und haltlos zu weinen begann. Max spuckte leise nach ihm und schlich betreten hinaus. Fritz aber kniete verzweifelt neben dem Liegenden und bat ihm ab: „Lixl, nie wieder! Lixl, sei gut, Lixl!“

Felix weinte nicht mehr. Doch hielt er den Kopf in die Arme gepreßt und blieb taub allem Bitten um Verzeihung. So rächte er sich.

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