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Fritz steht im Zimmer des Direktors: schwere, englische Ledermöbel, reiche Teppiche, ein großer Marmorkamin. Starker Duft von Mokka und feinem Tabak. — In dem breitlehnigen Kippstuhl hinter dem Doppelschreibtisch ein Mann mit großen, festgeschnittenen Zügen, klaren Augen unter hoher Stirn ... Fritz steht wartend und grübelt: Wann hat er den Raum zum erstenmal betreten, war das gestern oder vor zehn Jahren? — Und er sieht sich im Geiste wieder als den Neuling, frisch aus Mailand, ehrfürchtig schaudernd noch von den Eindrücken der Seereise und der neuen Würde des „Europäers“ — und ungeliebt — o Gitta!

Da ist auch die klingende Stimme — der Direktor sieht von seinen Unterschriften auf: „Was haben Sie auf dem Herzen?“ — Fritz stottert sein Begehren hervor: kein Urlaub — Abschied, Entlassung ... Studien vollenden ... Und die Größe des Entschlusses läßt seine Stimme zittern. Auch merkt er plötzlich, daß er den gütigen, wortkargen Mann da auf eigene Art geliebt hat. — Der Direktor hat ihn zu Ende gehört und sagt nach kurzem Schweigen: „Ich hab’s mir wohl gedacht, daß Sie im Bankfach nicht glücklich werden — übelnehmen kann ich’s Ihnen nicht! Also — viel Glück zu Ihrem Entschluß — ich lege Ihnen gewiß nichts in den Weg!“

Fritz fühlt sich maßlos ergriffen von den paar einfachen Worten, meckert aus zugewürgter Kehle Dank und die Bitte, von der Kündigung nichts nach Europa zu berichten. „.. Mein Vater ist alt — ich kann mich brieflich schwer mit ihm verständigen ..“ — „Na, hoffentlich geht es mündlich um so leichter,“ kommt es gutmütig zurück. „Also nochmals — viel Glück — und machen Sie’s gut!“

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