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Es kam eine Zeit, in der die kleine Schwester den Reiz der Neuheit in etwas verlor und sich vom interessanten Neutrum zum normalen kleinen Kind entwickelte. In diesen Wochen wandte sich Fritz die liebevolle Aufmerksamkeit des Vaters mehr zu und einige Male schien es fast, als sei die frühere Vorzugsstellung wieder fest begründet. Fritz verlor darum Maxens eben erst gewonnene Freundschaft. Doch litt er kaum darunter und verschaffte dem Älteren gelegentlich eine Tracht Prügel. Sofort tat sich Max mit Felix zusammen und beide behandelten ihn als gefährlichen Angeber, warnten einander mit Blicken und Gesten und hatten ewig verschwörerhaft zu tuscheln.

Auch die Mutter zog sich von ihm zurück, nachdem er sie mit dem wieder aufgetauchten Mehlspeislied neu gekränkt hatte. Fritzl merkte das alles und wandte sich mit verdoppelter Zärtlichkeit dem Vater zu, und in seine Bemühungen, den Beifall des Gestrengen zu erringen, kam etwas krampfhaftes. Die Onkel und Tanten, und nicht zuletzt der glückliche Erzeuger trugen die unerhörten Äußerungen seines Kindermundes in der ganzen Stadt herum, und nicht selten wurde der Junge, wenn er mit dem Dienstmädchen spazieren ging, von Fremden angehalten und tätschelnd um Wiedergabe irgend eines Ausspruches gebeten.

Das Neue schien verdrängt und abgetan, bis es eines Tages zu laufen und fast gleichzeitig zu sprechen anfing. Da hörte Fritz mit einem Schlag zu existieren auf. Jeden freien Augenblick verbrachte der Vater im Kinderzimmer und entzückte sich an jeder Regung der Kleinen. Fritz konnte nicht begreifen, was an dem unverständlichen Gelall und dem plumpen Tappen Schönes oder Bemerkenswertes sein sollte und suchte sich immer wieder Beachtung zu erzwingen. Vergebens. Das Neue hatte gesiegt.

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