126. Goethe an Kestner.

v. 1. Sept. 1785.

Euer Brief lieber Kestner hat mich vergebens in ienen Gegenden gesucht, ich bin dem Hofe nicht gefolgt, und sas, da Ihr ihn schriebt, ziemlich weit von Euch ab, in Carlsbad.

Wie viel Freude wäre es mir gewesen Euch wiederzusehen, Theil an Eurer Freude und Eurem Kummer zu nehmen und die alten Zeiten wieder herbey zu rufen. Der Todt Eures Mädgens schmerzt mich sehr. Ich sehe was in Herders Familie so ein kleines Weibgen unter den vielen Knaben wohlthut. Da Ihr immer fruchttragende Bäume seyd; so müsst Ihr den Verlust zu ersezen suchen. Grüset Lotten herzlich, ich denke sie ist mir noch gut und ich werde so lang ich lebe meine Gesinnungen gegen sie nicht verändern.

Adieu. Alles liegt voll um mich von Papieren, deswegen nicht mehr.

d. 1. Sept. 85.

G.

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