DER JUDENSTAAT

Der Judenstaat! Welcher Wahnwitz! Oder soll man sagen: Dummheit? Oder ist es nicht noch eher der Spaß eines Humoristen, der einmal die Welt recht herzlich lachen machen möchte — auf Kosten seines eigenen unglücklichen Volkes?

(Rede im Makkabäerklub.)

[pg 32] Der Judenstaat ist ein Weltbedürfnis, folglich wird er entstehen.

( Der Judenstaat. )

Dieses Land, das elende, und das Volk, das elende, zusammengeführt, werden einen Zustand ergeben, daß beiden geholfen ist.

(Rede in Wien.)

Es wird auch im Judenstaat Unglückliche, Kranke und Arme geben. Aber der Druck, der alle Leiden noch bitterer macht, wird aufhören, und kein Talent wird daran verderben, daß es jüdischen Ursprungs ist.

(Rede im Makkabäerklub.)

Palästina ist unsere unvergeßliche historische Heimat. Dieser Name allein wäre ein gewaltig ergreifender Sammelruf für unser Volk. Wenn Seine Majestät der Sultan uns Palästina gäbe, könnten wir uns dafür anheischig machen, die Finanzen der Türkei gänzlich zu regeln. Für Europa würden wir dort ein Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen.

( Der Judenstaat. )

Sie werden doch wissen, daß ich gegen die Infiltration in Palästina bin — wir würden dort nur neue massacrirbare Armenier ansiedeln.

(An Samuel Pineles; bei A. Friedemann. )

Begreifen denn die jüdischen Gegner des Judenstaates nicht, daß wir schon durch das bloße Aussprechen [pg 33] dieser Forderung die Achtung der Welt erwerben? Wir haben mindestens so viel Recht, wie die anderen, ein Land als Körper unserer normalen Existenz zu verlangen. Wir haben dieses Recht erworben durch Leiden, die in der Geschichte des menschlichen Geschlechts beispiellos sind. Ein Strom von Blut hat unseren Gang durch die Jahrhunderte begleitet. Es waren sinnlose Qualen, wenn wir sie nicht in der Hoffnung auf den Judenstaat aushielten. Werfen wir unser Judentum weg, wie ein zerfetztes altes Kleid, wenn wir nicht an den Judenstaat denken!

(Rede im Makkabäerklub.)

Israel! Andere Völker waren auch von Mißgeschicken heimgesucht, aber es kommt ihnen immer wieder eine ungetrübte Zeit. Jedem Kriege folgt ein Frieden. Nur das verstreute Israel wird immer besiegt und kommt nach den Niederlagen nicht zur Ruhe. Die materielle Sicherheit ist aber die Grundlage der moralischen Gesundheit und darum wünschen wir mit aller Inbrunst, erstreben wir mit all unserer Kraft für unser Volk die materielle Sicherheit, die es nur auf seinen Boden finden kann. Und die moralische Gesundheit eines tatsächlich in der ganzen Welt verstreuten Volkselements ist von Wichtigkeit für die ganze Welt.

(Tagebuch 1898.)

Da sieht sie ihr altes Land am Mittelmeer herrlich gelegen, mit kaltem, gemäßigtem und warmen Klima; ein Land, aller Kulturen fähig, mit langruhenden [pg 34] Bodenschätzen und doch für andere nichts wert, weil andere nicht die befruchtenden Menschenströme hinzuleiten vermögen, die dem Zionismus gehorchen. Und wenn wir nun nicht verzückt oder verlogen in die Wolken starren, sondern ruhigen Blickes nach jenem Punkte hindeuten, der wirklich die Erlösung bedeutet, so bedarf das keiner geheimen Auslegungskünste. Dort ist das Zion der Armen, der Jungen und auch der Frommen.

(Dr. Güdemanns Nationaljudentum.)

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