Durch unsere zweitausendjährige Verstreuung sind wir ohne einheitliche Leitung unserer Politik gewesen. Das aber halte ich für unser Hauptunglück. Das hat mehr geschadet als alle Verfolgungen. Denn es war niemand da, der uns — wäre es auch nur aus monarchistischem Eigennutz — zu rechten Männern erzogen hätte. Im Gegenteil. Zu allen schlechten Gewerben wurden wir hingedrängt, im Ghetto festgehalten, wo wir aneinander verkamen, und als man uns herausließ, wollte man plötzlich, daß wir gleich die Gewohnheiten der Freiheit hätten.
(Theodor Herzl und Baron Hirsch.)
Ein Volk kann sich nur selbst helfen; kann es das nicht, so ist ihm eben nicht zu helfen.
(II. Kongreßrede.)
Nur bei uns Juden sträuben sich noch manche ängstlich, in der Judenfrage ein Politikum zu sehen. Diese Angst aber wird uns mehr Mitleid als Zorn einflößen, wenn wir sie recht verstehen. Es ist eine Platzfurcht, die noch aus der engen Judengasse stammt.
(VI. Kongreßrede.)
Die Judensache muß dem Belieben vereinzelter Personen — wie gutwillig diese auch seien — entrückt sein. Es muß ein Forum entstehen, vor dem [pg 15] jeder für das, was er in der Judenfrage tut und läßt, zur Rechenschaft gezogen werden kann.
(An Hildesheimer; bei A. Friedemann. )
Im übrigen ist die Politik bei uns in Altneuland kein Geschäft oder Beruf, weder für Männer noch für Frauen.
Leute, die von ihrer deklamierten Ueberzeugung zu leben versuchen, statt von ihrer Arbeit, werden rasch erkannt, verachtet und unschädlich gemacht.
( Altneuland. )
Von Anfang an war ich der Ansicht, daß eine diplomatische Initiative von England werde kommen müssen, weil England, wenn es — gleichsam in der Luftlinie — nach Indien blickt, Palästina streifen muß, und weil England heute noch eine gewisse „serenity“ in der Auffassung der Judenfrage besitzt.
(Der ewige Jude.)