Die Russen vor Wien.

Die Belagerung von Wien durch die Türken im Jahre 1683 hat auch die serbischen und bulgarischen Dichter im Volke, die ihre Lieder mit Gefiedel auf Guslen begleiten, zur dichterischen Schilderung des weltgeschichtlichen Ereignisses begeistert. Die älteren gedruckten Sammlungen Guslarenlieder bieten so manches Stück dar, das jene Niederlage der Türken vor Wien bald kürzer bald ausführlicher, mehr oder minder in treuer Anlehnung an den tatsächlichen Verlauf des grossen Geschehnisses darstellt. Eine eigentlich dichterische Auffassung der Tragweite des für das gesamte Abendland unendlich bedeutsamen und folgenreichen Sieges des Christentums über den Halbmond fehlt den Guslaren und den Liedern. Selbst der nach volktümlicher Weise dichtende dalmatische Franziskaner Andrija Kačić Miošić ist in seiner Besingung (im Jahre 1756) des grossen Völkerkampfes im Grunde genommen aus seiner Schablone des versifizierten prosaischen Berichtes nicht herausgetreten. Der Sieg der vereinigten christlichen Mächte hat eben beim Südslaven mehr den Verstand als das Herz und das Gemüt, diese wahren Quellen der Begeisterung, ergriffen. Der Südslave, namentlich der christliche Serbe in Bosnien, im Herzogland und weiter südlich, war in diesem entscheidenden Kampfe zwischen Orient und Okzident mehr ein müssiger Zuschauer gewesen, dem der Sieg nicht unmittelbar zu Trost und Schutz verholfen. Der moslimische Guslar aber schweigt über diesen Kriegzug der Türken. Sollte er etwa die Erinnerung an die furchtbare Niederschmetterung seiner Glaubengenossen frisch im Gedächtnis der Nachwelt erhalten wollen? Sein Mund verstummte angesichts des über den Sultan »die Sonne des Ostens« hereingebrochenen unheilschwangeren Unsals. Der christliche Guslar in Bosnien und dem Herzögischen musste wieder dagegen bedachtsam seine Schadenfreude vor den Herren des Landes, den Moslimen, verbergen. Das Ereignis wurde immer seltener und seltener besungen, bis die Nachrichten darüber schon nach hundertundfünfzig Jahren in eine märchenhafte Sage ausklangen, die nur noch die Hauptsache, den Entsatz von Wien und die gänzliche Niederwerfung der Türkenherrschaft im Ungarlande festhält, fast alles Beiwerk aber der Dichtung entnimmt. Die geschichtliche Wahrheit tritt zurück, überwuchert vom üppig aufgeschossenen Lianengeranke ungebundener Phantasie.

Von dieser Art ist unser Guslarenlied.

Man erfährt daraus an geschichtlichen Tatsachen bloss, dass einmal die Stadt Wien an der Donau von einer gewaltigen Türkenmacht belagert und fast eingenommen worden sei und dass sich der ‘Kaiser von Wien’, sein Name wird nicht genannt, durch auswärtige Hilfe, einem aus Norden kommenden Heere, aus der Not befreit hat und dass die Türken eine gründliche Niederlage erfahren. Vom Grafen Rüdiger von Starhemberg, vom Polenkönig Johann Sobieski, vom Herzog Karl von Lothringen, vom Fürsten von Waldeck und den Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die alle am Befreiungkampfe rühmlichst Anteil genommen, von allen diesen weiss der Guslar nichts. Dafür erzählt er uns ein Märchen, das in einzelnen Zügen eine auffällige Verwandtschaft mit der Fabel des Liedes vom Ende König Bonapartes1 aufweist.

Gleich dem ‘König Alexius-Nikolaus’ von Russland in jenem Liede, verlegt sich in diesem der ‘Wiener Kaiser’, voll Ergebung in die Schicksalfügung, aufs Weinen. Dem einen wie dem anderen muss der Eidam Hilfe bringen. Des Russenkönigs Eidam ist der Tataren Chan, der seine 100 000 Mann gegen Bonaparte stellt, des Wiener Kaisers Schwiegersohn ist der greise Vater des Russenkaisers Michael, Johannes Moskauer (Mojsković Jovan), der mit 948 000 Mann zum Entsatz Wiens heranrückt. Davon sind, genau betrachtet, nur 900 000 Mann Russen, der Rest Hilftruppen sagenhafter Lehenfürsten oder Bundgenossen, der ‘schwarzen Königin’ (einer der serbischen Sagenwelt auch sonst vertrauten Gestalt), des Königs Lender (vielleicht steckt dahinter ursprünglich der Name Lorraine?) und des Königs Španjur, des Spaniers. Trotz dieser ungeheueren Heermacht vermag ‘Kaiser Michael’ ebensowenig als ‘König Nikolaus’ gegen den Feind etwas auszurichten. Beidemal hilft zum Siege das gleiche himmlische Wunder, ein strömender Regen. König Bonapartes Heer vor Petersburg gerät bis zum Hals in Wasser und erfriert stehenden Fusses, dem türkischen Heere vor Wien verdirbt im Regen alle Munition. Es geschieht aber noch ein grösseres Wunder, dasselbe, das auch die Erscheinung in Macbeth Akt IV, Sz. I, anzeigt:

»Macbeth geht nicht unter, bis der Wald

von Birnam zu Dunsinans Höhen wallt

und dich bekämpft.«

In unserem Liede bedient sich Kaiser Michael auf den Rat seines Vaters hin einer noch durchdachteren Krieglist, indem er sein Heer auch mit Leinwandwänden umgibt; darauf rufen die Türken beim Anblick des wandelnden Kahlenberges und der weissen Wände verzweifelt aus:

’da dringen vor aus dem verfluchten Russland,

da dringen gen uns Berge vor und Burgen!’

Wie in die hundert anderer Märchenmotive ist auch dieses vom wandelnden Wald ein Gemeingut aller Völker und auch den Arabern geläufig2. Es ist leicht möglich, dass gerade dieser Zug durch Shakespeares Werke allgemeinere Verbreitung gewonnen hat. Shakespeare ist bekannter als man glauben mag. Speziell sein Kaufmann von Venedig ist zum internationalen geistigen Eigentum selbst der untersten Volkschichten geworden. Aus Bosnien und Slavonien haben wir von der Geschichte schon mehrere gedruckte Varianten. Der Vermittler für die Bosnier war in erster Reihe, wie sich dies bei einem nahezu literaturlosen Volke von selbst versteht, die mündliche Überlieferung. Auf diesem Wege sind die Bosnier auch mit Maistre Pierre Pathelin bekannt geworden.3

Das Guslarenlied, das wir hier mitteilen, singt der betagte Guslar Marko Rajilić, ein Orthodoxer, im Dorfe Podvidača in Bosnien. Er sagt, er habe es in dieser Fassung vor beiläufig vierzig Jahren (1845) von dem nun längst verstorbenen Bauer Tanasija (Athanasius) Trkulja aus Ovanjska gelernt oder übernommen. Einen Namen oder Titel gab der Guslar selber dem Liede nicht.

Vojsku kupi care Tatarine Der Zar Tatar der sammelt eine Heermacht
tri godine, da ćesar ne znade drei Jahre lang, nichts weiss davon der Kaiser,
a četiri, da i ćesar znade. vier Jahre lang, es weiss davon der Kaiser;
Vojsku kupi sedam godin dana. wohl sammelt er ein Heer durch sieben Jahre.
5 Kad je care vojsku sakupio Nachdem der Zar das grosse Heer gesammelt,
okreće je Beču bijelome da lässt er’s gegen’s weisse Wien marschieren
u proljeće kat se zopca sije. im Lenze, wann der Landmann Hafer aussät.
Kada jesu stražnji prolazili, Der letzte Zug vom langen Zug des Heeres
tu su zopcu konjma naticali. der konnt’ mit reifer Frucht die Pferde füttern.
10 Kolko j, braćo, polje ispod Beća, O Brüder, das Gefild vor Wien ist mächtig,
ne more ga gavran pregrktiti kein Rabe kann das Marchfeld überkrächzen,
ja kamo li prekasati vuci. geschweige Wölf’ ohn Rasten übertraben.
Sve to polje pritisnuli Turci; Dies ganze Feld bedeckten Türkenhorden;
konj do konja, Turčin do Turčina, hier Ross an Ross, hier Türk gedrängt an Türken;
15 sve barjaci kao i oblaci, wie Wolkenflocken flattern zahllos Fahnen.
bojna koplja ka i gora crna. Von Kriegerspeeren starrt es wie ein Urwald.
Pa su Turci na Beč udarili, Da griffen Wien die Türkenscharen an.
polu Beča jesu osvojili Halb Wien ist schon vom Türkentum erobert
do jabuke i do zlatne ruke bis zu dem Apfel und dem goldnen Arme
20 i do svetog groba Stefanova, und bis zur heiligen Stefangrabesstelle
do lijepe Despotove crkve, und bis zur hehren kaiserlichen Kirche.
u Ružicu crkvu ulazili. Sie brachen ein auch in die Rosenkirche.
Gje su bile crkve i oltari Wo ehdem Kirchen stunden und Altäre,
ongje jesu džamije munare; dort stehn Moscheen jetzt mit Minareten.
25 sa munare turski odža viče Es schreit vom Minaret der türkische Hodža;
pa se š njime turadija diče. sein rühmen sich die rohen Türkenhorden.
To dotuži u Beču ćesaru Letzt ward des Leids zuviel in Wien dem Kaiser,
pa on cvili a suze proljeva. er brach in Tränen aus und jammerklagte.
Njemu veli sluga Petrenija: Da sprach zu ihm der Diener Petrenija:
30 — Svjetla diko u Beču ćesare, — O heller Stolz und Glanz, du Wiener Kaiser!
što ti cviliš a suze proljevaš? was soll das Flennen, was das Zährenfliessen?
Već ti uzmi divit i kalema, ergreif vielmehr die Tinte und das Schreibrohr,
list artije knjige bez jazije; ein Blatt Papier noch rein und unbeschrieben,
knjigu piši na svome koljenu und schreib ein Schreiben wohl auf deinem Knie
35 pa je šalji u kletu Rusiju und schick es ab in das verfluchte Russland
a na ruke Mojsković Jovanu. zu Handen jenes Mojsković Johannes.
Otlen će te mio Bog pomoći, Von dorten wird der liebe Gott dir helfen,
žarko će te ogrijati sunce, wird dich die heisse Sonne mild erwärmen,
otalen će tebi indat doći! von dorten wird zu Teil dir Hilfe werden.
40 Kat to čuo u Beču ćesare, Als dies der Kaiser wohl zu Wien vernommen,
on uzima divit i kalema, so griff er nach der Tinte und dem Schreibrohr
list artije knjige bez jazije und einem Blatt Papier noch unbeschrieben;
knjigu piše na svome koljenu er schrieb den Schreibebrief auf seinem Knie
pa je daje slugi Petreniji: und gab ihn hin dem Diener Petrenija:
45 — Na ti slugo list knjige bijele — Da nimm o Diener hin das weisse Schreiben
pa je nosi u kletu Rusiju und trag es fort in das verfluchte Russland
a na ruke Mojsković Jovanu zu Handen jenes Mojsković Johannes,
a Jovanu mome prijatelju. ja, Herrn Johannes, meines nächsten Freundes.
Njesam njemo svoje ćeri dao Drum gab ich ihm die Tochter mein nicht hin,
50 što je Jovan meni mio bio, weil mir das Herrchen zu Gesicht gestanden,
već sam njemu svoju ćerku dao, nur darum gab ich ihm mein Töchterlein,
da mi Jovan u muci pomaže. damit er Hilf’ in schwerer Not mir biete.
Nosi knjigu štogogj brže možeš, So trag den Brief so rasch als Füsse tragen,
ti ne žali áta ni dukata. schon’ deinen Zelter nicht noch Goldzechine!
55 Uze djete list knjige bijele Es nahm das Kind an sich das weisse Schreiben
pa je metnu u džepove svoje und tauchte’s tief hinab in seine Taschen
pa posjede dobra konja svoga und setzte sich auf seinen guten Zelter
pa otisnu u kletu Rusiju. und schob dann ab in das verfluchte Russland.
Dok je djete u Rusiju došlo Es wechselte an vierzigmal die Zelter
60 četr’est je promjenilo áta. das Kind, bevor’s in Russland angekommen.
Kad je djete u Rusiju došlo Sobald das Kind in Russland angekommen,
knjigu daje Mojsković Jovanu. so gab’s den Brief an Mojsković Johannes.
Knjigu štije Mojsković Jovane, Es liest den Brief Herr Mojsković Johannes,
knjigu štije, grozne suze lije er liest den Brief, zerfliesst in grause Tränen,
65 niza svoje prebijelo lice die Tränen fliessen übers weisse Antlitz
i nis svoju prebijelu bradu. und übern schneeig weissen Bart hernieder.
Viš njeg stoji care Mijailo Zu Häupten steht ihm Kaiser Mihajilo;
pa govori care Mijailo: da nimmt das Wort der Kaiser Mihajilo:
— A moj babo Mojsković Jovane, — Mein trauter Vater Mojsković Johannes!
70 kakva j knjiga, ot koje li zemlje? was ist das für ein Brief, aus welchem Lande?
je li knjiga prebijela došla, was bringt der schneeig weisse Brief für Kunde?
da ne pozna mlagji starijega, ehrt etwan nicht den ältren Mann der jüngre?
da s uzima trećeg brata djete herrscht Blutschand unter Gliedgeschwisterkindern?
i da s ljube kume s kumovima? ist leicht die Patin ihres Täuflings Buhlin?
75 Onda veli Mojsković Jovane: Darauf entgegnet Mojsković Johannes:
— A moj sine care Mijailo, — O lieber Sohn, du Kaiser Mihajilo!
nije bjela meni knjiga došla, Der weisse Brief, der bringt mir keine Kunde,
da ne pozna mlagji starijega; dass nicht den ältren Mann der jüngre ehre,
ne uzima s trećeg brata djete, dass unter Gliedgeschwistern Schande herrsche,
80 ne ljube se kume sa kumovma, die Patin ist nicht ihres Täuflings Buhlin;
već je knjiga od Beča bijelog, vielmehr vom weissen Wien ist dieses Schreiben,
ot ćesara moga prijatelja, es ist von meinem Freund in Wien, vom Kaiser,
prijatelja moga, babaluka tvoga. von deinem Grosspapa und meinem Freunde.
Turci su mu vrlo dodijali Zu Last ist ihm die Türkennot geworden,
85 pô mu Beča jesu osvojili sie haben halb sein weisses Wien erobert
do jabuke i do zlatne ruke bis zu dem Apfel und dem goldnen Arme
i do svetog groba Stefanova und bis zur heiligen Stefangrabesstelle
i do ljepe Despotove crkve. und bis zur hehren kaiserlichen Kirche.
Gje su bile crkve i oltari Wo ehdem Kirchen stunden und Altäre
90 ongje jesu džamije munare; dort stehn Moscheen jetzt mit Minareten;
sa munare turski odža viče es schreit vom Minaret der türkische Hodža,
i š njime se turadija diče. sein rühmen sich die rohen Türkenhorden.
Ćesar nam je knjigu opravio, Der Kaiser hat uns einen Brief gesendet,
da mi njemu indat učinimo. wir mögen ihm mit Macht zu Hilfe kommen.
95 Ja sam sine vrlo ostario, Ich bin, mein Sohn, ich bin schon hoch bei Jahren,
ni konja se držati ne mogu, ich kann zu Ross mich nimmer aufrecht halten,
ja kamo li da vojujem Beču! wie wagt’ ich’s in den Krieg nach Wien zu ziehen?
Onda veli care Mijailo: Drauf spricht zu ihm der Kaiser Mihajilo:
— A moj babo Mojsković Jovane, — Mein lieber Vater Mojsković Johannes!
100 daj ti meni proštenje, blagoslov, so gib du mir zum Abschied deinen Segen,
da pokupim po Rusiji vojsku; damit ich mir ein Heer in Russland sammle;
ja ć vojevat Beču bijelome, ich zieh gen’s weisse Wien auf einen Kriegzug
babaluku indat učiniti! und bringe meinem Grosspapa die Hilfe.
Onda veli Mojsković Jovane! Zur Antwort gibt ihm Mojsković Johannes:
105 — Ajde sine u sto dobri časâ! — Zu guter Stund’, sei hundertmal gesegnet!
Uzmi sine čokan ti u ruke so nimm mein Sohn das Szepter in die Hände,
pa izagji gore na Kijevo begib hinauf dich auf die Burg Kijevo
pa ti uzmi ključe ot Kijeva und nimm die Schlüssel von der Burg Kijevo,
pa otključaj aznu i topove schliess auf die Kammern und die Kriegkanonen,
110 i probudi mlade čarkadžije; weck auf die jungen Radschlossflintenplänkler,
pa opalte do trista lubardi, und schiesset los dreihundert Bombenpöller;
po tri puta po trista lubardi, je dreimal voll dreihundert Bombenpöller;
nek se skuplja na lubarde vojska; es soll das allarmierte Heer sich sammeln.
pa izigji na visoku kulu Sodann begib dich auf die hohe Warte
115 pa opali tri topa velika und brenne los drei grosse Kriegkanonen,
što no s čuju po našoj Rusiji. dass sie in unsrem Russland widerhallen.
Nek ustaju na noge rtnjici, Die schnellen Plänkler sollen sich erheben,
nek se dižu mladi konjanici, es sollen sich die jungen Reiter rüsten;
jer su turci na obraz junaci! denn musterhafte Helden sind die Türken!
120 Kat to čuo care Mijailo, Als dies der Kaiser Michael vernommen,
on uzima čokana u ruke so nahm er gleich das Szepter in die Hände,
pa izagje gore na Kijevo begab hinauf sich auf die Burg Kijevo,
pa uzima ključe ot Kijeva und nahm die Schlüssel von der Burg Kijevo,
pa otključa aznu i topove schloss auf die Kammern und die Kriegkanonen
125 i probudi mlade čarkadžije. und weckte auf die jungen Radschlossplänkler.
Opališe do trista lubardi Sie schossen los dreihundert Bombenpöller.
pa izagje na visoku kulu Drauf stieg hinauf er auf die hohe Warte
pa opali tri topa velika und brannte los drei grosse Kriegkanonen;
što se čuju baš po svoj Rusiji. es hallt der Schall im ganzen Russland wieder.
130 Te ustaše na noge rtnjici Da sprangen auf die Beine auf die Plänkler,
podigoše s mladi konjanici. behende fuhren auf die jungen Reiter.
Malo vrjeme, za dugo ne bilo In kurzer Frist, es währte gar nicht lange,
car Mijajlo vojsku pokupio. hat Kaiser Michael sein Heer beisammen.
Njemu veli Mojsković Jovane: Da spricht zu ihm Herr Mojsković Johannes:
135 — Uzmi sine svu na kalem vojsku, — Mein Kind, verzeichne mir die ganze Heermacht,
da ja vigjam kolko imaš vojske, damit ich seh’, wie viel dein Heer betrage,
moš vojevat Beču bijelome, ob du für’s weisse Wien bist wohl gerüstet,
babaluku indat učiniti! um deinem Grosspapa zu Hilf zu kommen.
Uze djete svu na kalem vojsku Das Kind verzeichnete die ganze Heermacht
140 pa on kaže svome babi dragom: und sprach darauf zu seinem teuren Vater:
— Imam babo ja za dosta vojske — Vollkommen reicht das Heer mir aus, mein Vater,
po tri puta po trista iljada. von dreimal je dreihunderttausend Kriegern!
Onda veli Mojsković Jovane: Darauf entgegnet Mojsković Johannes:
— Ajde sine u sto dobri časâ, — Zeuch hin, o Sohn, zu hundert guten Stunden,
145 Bog ti dao i Bog ti pomogo! beglück dich Gottes Huld und Gottes Hilfe!
Navrati se na crnu kraljicu, Kehr ein zur schwarzen Königin am Wege,
dužna mi je dvanajst iljad vojske. zwölftausend Krieger ist die Frau mir schuldig;
Svrati se sine pa povedi vojsku kehr ein mein Sohn und führe mir die Heermacht
pa s navrati na Lendera kralja, und halt mir Einkehr auch beim König Lender,
150 dužan mi je šestnajst iljad vojske. er ist mir sechszehntausend Krieger schuldig;
Svrati se sine pa povedi vojsku kehr ein mein Sohn und führe mir die Heermacht
pa s navrati na Španjura kralja, und halt mir Einkehr auch beim König Španjur,
dužan mi je dvajest iljad vojske. er ist mir zwanzigtausend Krieger schuldig;

Svrati se sine pa povedi vojsku

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

kehr ein mein Sohn und führe mir die Heermacht

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

155 a kad dogješ na tijo Dunavo und wann du an der stillen Donau anlangst
tu kuriši moste na Dunavu so schlag dort Brücken überm Donaustrome
pa po suvu svu prevedi vojsku. und führ das Heer hinüber trocknen Fusses.
Kraj Dunava ti vojsku zastavi Lass Halt das Heer am Donaustrande machen,
pa ti sine svu vojsku pričesti. gewähr’ dem ganzen Heer, mein Sohn, die Ölung.
160 Kom nedoteče vina crljenoga, Sollt’s einem letzt an rotem Weine fehlen,
ima dosta studenog Dumava. so fehlt’s ja nicht an kühlem Donaubronnen.
Kada pogješ kroz goru pram Beču, Wann du gen Wien gelangst durchs Waldgebirge,
zapovjedi ti po vojsci sine: so gib, mein Sohn, Befehl dem ganzen Heere:
»Svak za glavu po jelovu granu!« »Ein Tannenreis ans Haupt sich jeder stecke!«
165 Kad izagješ ti u polje pod Beč, Sobald du in die Wiener March gestiegen,
svoju vojsku svu platnom ogradi. umbau dein ganzes Heer mit einer Leinwand.
Kad vigjaju to od Beča Turci, Wenn dies von Wien die Türken dann erblicken,
reće tada oda Beča Turci: so werden drauf von Wien die Türken sagen:
»Eto na nas gora i gradova!« »Da dringen gen uns Berge vor und Burgen!«
170 lakše ćeš ti Turke predobiti. du wirst die Türken leichter so besiegen.
Car Mijajlo vojsku podignuo, Der Kaiser setzt die Heermacht in Bewegung,
navrati se na crnu kraljicu kehrt ein zur schwarzen Königin am Wege,
pa mu dade dvanajst iljad vojske, die Frau, die gibt ihm mit zwölftausend Krieger;
pa s navrati na Lendera kralja drauf hält er Einkehr auch beim König Lender
175 pa mu dade šesnajst iljad vojske, und dieser gibt ihm sechszehntausend Krieger;
pa s navrati na Španjura kralja dann hält er Einkehr auch beim König Španjur,
pa mu dade dvajest iljad vojske. und dieser gibt ihm zwanzigtausend Krieger.
Pa kad dogje na tijo Dunavo Als er zum stillen Donaustrom gelangte,
a kurisa mostov na Dunavu, so schlug er überm Donaustrome Brücken
180 svu po suvu on prevede vojsku. und führt’ das Heer hinüber trocknen Fusses.
Kraj Dunava vojsku ustavio, Er liess das Heer am Donaustrome halten
svu dijete vojsku pričestio. und gab dem ganzen Heer die letzte Ölung.
Kom nemade vina crljenoga Gebrach’s bei einem just an rotem Weine,
doteče mu studenog Dunava. behalf er sich mit kaltem Donaubronnen.
185 Leže djete sanak boraviti Am kalten Donaustrome unterm Zelte
pot šatorom kraj Dunava ladna. dort legte sich das Kind zum Schläfchen nieder,
Dovikuje g angjel iz oblaka: da scholl des Engels Stimme aus der Wolke:
— Čekaj care dana ponegjelka, — O harre, Kaiser, bis zum nächsten Montag,
u ponegjlak kiša udariće, am Montag wird ein Regen niederströmen,
190 tursku hoće aznu potopiti. die Munition der Türken überschwemmen.
Prelako ćeš Turke ti dobiti! Du wirst die Türken spielend leicht besiegen!
Djete čeka dana ponegjelka. Es harrt das Kind geduldig bis zum Montag.
U ponegjlak kiša udarila, Am Montag fing ein Regen an zu strömen,
tursku ona aznu potopila. die Munition der Türken kam ins Wasser.
195 Car Mijajlo vojsku podignuo Der Kaiser setzt die Heermacht in Bewegung
i vojsci je zapovijedio: und lässt dem ganzen Heere gleich gebieten:
— Svak za glavu po jelovu granu! — »Ein Tannenreis ans Haupt sich jeder stecke!«
Kat s izašli na polje zeleno, Als sie dann in die grüne March gelangten,
svu je vojsku platnom ogradio. umbaute er das ganze Heer mit Leinwand.
200 Kad videše to od Beča Turci, Sobald die Wiener Türken dies erblickten,
prokleti su Turci govorili: da sprachen die verfluchten Türkenkerle:
— Eto na nas ot klete Rusije, — »Da dringen vor aus dem verfluchten Russland,
eto na nas gore i gradova! da dringen gen uns Berge vor und Burgen!«
Malo vrjeme, za dugo ne bilo, In kurzer Frist, es währte gar nicht lange,
205 ispod Beča sva zemlja poječa, erdröhnte unter Wien herum die Erde.
i potisnu katana Tatara, Er machte flüchtig den Tatarenreiter
naćera ga na studenu vodu. und trieb den Flüchtling in die kühlen Fluten.
Tude roblje jeftino bijaše: Nun wurden Sklaven billig feilgeboten:
dva Turčina za lulu duvana, zwei Türken wohl um eine Pfeife Knaster,
210 dvije bule za rešeto šljiva. zwei Türkinnen um einen Reuter Zwetschken.
I danas se još znadu točila Die Türkenschanzen sind noch zu erkennen,
kud je vojska careva skočila. die musst’ im Lauf das Kaiserheer berennen.

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