I. Die Pest im Sprichwort.

Kupi kao kuga djecu. Rafft wie die Pest die Kinder.
Ne izbiva kao kuga iz Sarajeva. Fehlt nicht (d. h. stellt sich pünktlich jedesmal ein) wie die Pest in Sarajevo.
Kud će kuga već u Sarajevo? Wohin wendet sich die Pest als nach Sarajevo.

Aus letzteren zwei Sprichwörtern ersieht man, dass sich das Volk vollkommen bewusst ist, wer der eigentliche Einschlepper der Pest sei. Wenn einer besonders entsetzt tut, so pflegt man in Slavonien zu fragen: »Šta ti je? jesi l tursku kugu vidio?« (Was fehlt Dir? Hast Du die türkische Pest gesehen?)

Ne će kuga u buhe, Die Pest überfällt die Flöhe nicht,

sagt zuweilen scherzweise der slavonische Bauer für die gewöhnlichere Redewendung: »ne će grom u koprive« (der Blitz schlägt nicht in Brennnesseln ein). Unwillkürlich denkt man hierbei an das Horazsche »Petunt fulmina summa montium«, was vielleicht gleichfalls auf eine volktümliche Ausdruckweise zurückzuführen sein dürfte.

Ne bi jih ni kuga pomorila. Nicht einmal die Pest könnte sie (alle) hinraffen,

sagt der slavonische Bauer, wenn er ein Übel verwünscht, das er gern missen möchte, z. B. Heuschrecken, Raupen, Fliegen, die ihm lästig fallen.

Ne bi se čovjek ni okužio, (Daran) könnte ein Mensch nicht einmal pestkrank werden,

pflegt man einem Gast beispielweise zu sagen, wenn er wenig Speise und Trank zu sich nimmt und so den gastfreundlichen Hausherrn kränkt. Er isst nämlich so wenig, dass es ihm nicht einmal in dem Falle schaden würde, wenn die Speisen verpestet wären.2

Biži Rade, kuga mori! Fliehe Rade, die Pest würgt!

Wie mir im Jahre 1869 mein damaliger Lehrer, später Gymnasialdirektor in Essek, Herr Mato Gršković, erzählte, ist dies im chrowotischen Küstenlande ein geflügeltes Wort, das man gebraucht, wenn man irgend eine schlechte und unrichtige Erklärung lächerlich machen will. Folgende Anekdote liegt ihm zu Grunde. Pera und Rade, zwei tapfere chrowotische Grenzsoldaten, die kein Wort Italienisch verstanden, ergingen sich einmal im Jahre 1848 durch die Strassen Mailands. Da kam ihnen ein Grünzeugverkäufer entgegengerannt, der auf seinem Karren Hülsenfrüchte, Rettiche und Gurken feilbot und fortwährend aus voller Kehle schrie: »Bizi, rade, cucomeri!« — »Möchte gerne wissen, was der Mensch so furchtbar schreit,« sagte Rade, und Pera entgegnete: »Er spricht ja doch ganz verständlich: »Biži Rade, kuga mori!«« Da aber rannte Rade.

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