Der Herr, der Wasser in Wein verwandelt hat, half mir nicht unbemerkt hinauszukommen, denn noch vor Sonnenaufgang weckte uns ein Klosterdiener und befahl uns im Namen des Abtes ins Refektorium zu kommen, wo die gesamte Bruderschaft bereits versammelt war. Der Abt antwortete kaum auf unseren Gruss, als man uns ins Refektorium hineinführte. Wir wurden abseits von der Brüderschaft aufgestellt. Mir war das Gesicht mit einem Tuche verhüllt worden. Nachdem der Abt auf die Bedeutung und die Wichtigkeit der Mönchsgelübde hingewiesen hatte, fuhr er mit einer Handbewegung in die Richtung, wo wir standen, fort:
„Aber siehe, in unserer so musterhaften Herde, in unserem vom Geruche der Frömmigkeit erfüllten Kloster, hat sich ein Schaf finden lassen, das die Herde verdirbt, hat sich ein Bruder finden lassen, der das Gelübde der Keuschheit, das Gebot des Gehorsams vergessend, im geheimen vor uns ein Weib in seine Zelle führt, die Nacht mit diesem Weihe zubringt, in unsere Umfriedung Sünde, Tod und Fluch trägt.“ Mein Mönch weinte, sich die feiste Brust schlagend, wobei er immerfort murmelte: „Mea culpa, mea culpa.“ Die übrigen Mönche schwiegen vorwurfsvoll. Als ich die Wendung der Dinge sah, die mir nichts Gutes verhiess, trat ich vor und sagte bescheiden, aber deutlich:
„Heiliger Vater, ehrwürdige Brüder, ihr beschuldiget ohne Grund diesen guten Bruder. Die Augenscheinlichkeit seines Vergehens wird sofort in ein Nichts zusammensinken, wenn ihr erfahret, dass ich kein Weib, sondern ein Mann bin, der vor Mördern Rettung suchend, glücklich war unter dem Dache dieses Klosters Zuflucht zu finden. Gott ist mein Zeuge, ausserdem beweist die Natur selbst die Wahrhaftigkeit meiner Worte.“ Hier hob ich meine Robe auf, und solange die Brüderschaft, überrascht durch das, was man an einem Manne sehen kann, der keine Hosen anhat und seinen Rock bis zum Gürtel schürzt, wie versteinert dastand, ging ich schnell durch eine Seitentür hinaus in den Garten, von wo aus ich ohne Mühe auf die Strasse gelangte.