Als Lieschen vor dem kleinen Pavillon stand, legte sie den Finger an den Mund und öffnete die Tür, aus der das Licht in langen Streifen auf den Gartenweg, das Beet und den Rasen fiel, um in den Berberizensträuchern zu verschwinden. Die Prinzessin sass in schmachtender Stellung auf dem Sofa und liess träge die Finger über die Saiten einer Laute an grünem Bande gleiten. Wenn das kurze Ritornell schloss, fing sie es von vorne an, ohne mit dem Gesang einzusetzen. Ich war eingetreten und blieb an der Tür stehen; Die Prinzessin tat, als errate sie an den im Zugwinde flackernden Kerzen, dass jemand hereingekommen sei und flüsterte:
„Bist du es, Lieschen?“
„Prinzessin,“ sagte ich leise.
„Ambrosius!“ rief Amalia aus, mir schnell ihr, im Kerzenschimmer noch mehr, als sonst, glänzendes rundes Gesicht zukehrend, wobei sie die Laute aus den Händen gleiten liess, dass sie dumpf auf den dicken Teppich unter dem Tische aufschlug.
„Prinzessin . . .“ sagte ich noch leiser.
„Ambrosius!“ rief Amalia schmachtend und liess sich wieder aufs Sofa gleiten.
„Prinzessin,“ flüsterte ich fast, liess mich vor ihr aufs Knie sinken und bedeckte ihre Hand mit Küssen.
„Ambrosius,“ seufzte Amalia zwischen meinen Küssen. Beim Aufstehen stiess ich mit dem Fuss an die Laute, die einen schwachen Ton von sich gab. Durch das Fenster sah man grosse Sterne. Die Prinzessin sass verwirrt, mit gerötetem Gesicht in Erwartung meiner Rückkehr da. Plötzlich wurde laut an die Tür geklopft. Ich ordnete meine Perücke und öffnete dem erregten Lieschen die Tür.
„Der Herzog . . . verlangt . . . die Herzogin ist von einem Sohne entbunden worden,“ murmelte das Mädchen.
„Von einem Sohne?“ fragte ich zerstreut.
„Ambrosius!“ rief mir die Prinzessin zu, die sich mit süssem Lächeln etwas vom Sofa erhoben hatte.
„Prinzessin,“ antwortete ich und winkte der zurückbleibenden Dame einen Abschiedsgruss zu.
Die Sterne flimmerten grell über den Sträuchern beim Boskett. Ein im allgemeinen Trubel vergessener Springbrunnen plätscherte leise. Im Korridor traf ich den Bruder des Herzogs, der mich beim Mantel ergriff und mich abgebrochen und erregt ansprach:
„Meister, Meister, sehet, Eure Voraussagung ist eingetroffen, Euer Stern steigt, Euer Weg ist hell und strahlend: wie ich Euch liebe!“
Im Gehen ihn mit einem Arm umfassend, sagte ich:
„Ja, mein Freund, mit der Geburt dieses Kindes beginnt etwas Neues.“
Von der Treppe oben kam ein Diener mit einer Kerze geeilt:
„Meister, der Herzog bittet Euch unverzüglich ins Eckzimmer.“
Ich betrat einen dunklen Gang, aus dessen Tiefe, hinter verschlossenen Türen hervor, Kindergeschrei ertönte.