III.

Sieben- oder achtmal liess die verschmähte Phyllis sich die Einzelheiten der Begegnung mit Pankratius wiedererzählen. Sie wollte wissen, was er zuerst gesagt und was er darauf gesagt habe, und wie er gekleidet gewesen und wie er ausgesehen habe: ob er traurig oder gleichgültig, blass oder blühend gewesen, — und Nektanebes strengte vergeblich sein altes Gedächtnis an, um die hastigen und abgebrochenen Fragen des Mädchens zu beantworten.

Am nächsten Morgen sagte er: „Wie denkst du, Herrin? Du musst in dein Haus zurückkehren, da du doch unter den Lebenden weilst.“

„Nach Hause? Um nichts in der Welt! Dann erfahren ja alle, dass ich noch lebe; du vergissest, dass ich eine Tote bin!“

Und Phyllis lachte laut auf. Ihre lebensprühenden Augen und Wangen machten den Scherz ihrer Erfindung noch lustiger.

„Ich bleibe bei dir: am Tage, wenn du in die Stadt gehst, lege ich mich zwischen die Beete, und unter den reifen Melonen wird mich niemand gewahren, und am Abend wirst du mir erzählen, was du am Tage gesehen hast.“

Schliesslich bewog der Fischer die junge Herrin, ihrer alten Amme, die auf einem Landgute in der Nähe von Alexandria lebte, im geheimen ein Zeichen zu geben, ihr aufrichtig alles zu erzählen und dort abzuwarten, was Zeit und Schicksal bringen würden. Er selbst versprach, jeden Tag alles über Pankratius zu berichten, was mit Phyllis irgendwie in Zusammenhang stehen sollte.

„Wann soll ich denn dorthin fahren?“

„Ich setze dich selbst im Boote über.“

„Durch die ganze Stadt? Als lebendige Leiche?“

„Nein, du wirst am Boden liegen unter einem Gewebe.“

„Die Wächter werden dich für einen Dieb halten und dich verhaften.“

„Ich werde dich mit Bastmatten bedecken.“

Phyllis war Waise und konnte daher ihr Verschwinden leicht verhehlen und friedlich bei der alten Manto auf dem Landgute leben. Vom Morgen bis zum Abend konnte sie die Blumen befragen, ob der ferne Jüngling sie lieben werde. Bald zupfte sie die Blumenblätter einzeln aus den Kelchen, bald schlug sie mit den Blättern um sich, über eine ungünstige Antwort geärgert und freute sich kindlich über eine günstige. Da die Aufregungen der Liebe ihr die Esslust nicht geraubt hatten und das bescheidene Mahl des Landgutes ihrem vom Nichtstun launischen Geschmack nicht genügte, so wurde bald das Geheimnis ihres Lebens auch der Schaffnerin ihres Stadthauses bekannt, die ihr täglich mit dem alten Fischer bald süsses Ingwergebäck, bald lecker gebratenes Wild, bald Pasteten mit Hahnenkämmen, bald eine in zartem Honig abgekochte Melone sandte.

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