IV.

Die alten Füsse des Nektanebes konnten kaum den schnellen und jungen Schritten des Pankratius und seines Begleiters folgen. Es war schon Abend, vom Meere drang der Geruch von Salz und Tang herüber, in den Herbergen wurden grosse Laternen angezündet und man hörte Musik, Matrosen gingen, zu vieren und mehr einander unter die Arme gefasst, über die Strasse und unsere Wanderer kamen immer weiter in dunkle leer gewordene Stadtteile. Endlich betraten sie, den Vorhang aus geflochtenem Rohr zurückschlagend, ein Haus, das wie ein Lupanar oder eine Schenke für den Hafenpöbel aussah. Nektanebes folgte ihnen nicht gleich, um nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und wartete auf andere Gäste, um unbemerkt hineinzukommen. Schliesslich gewahrte er fünf Matrosen, von denen der jüngste sagte: „. . . und sie legte ihm einen Schwamm an Stelle des Herzens in den Leib; am Morgen fing er an zu trinken, der Schwamm fiel heraus und da starb er.“

Der Fischer, der mit ihnen zugleich hineingegangen war, konnte sich zuerst, durch seine Armut und sein Alter vom Besuche solcher Orte entwöhnt, nicht zurechtfinden. Lärm, Rufe, das Klirren der Lehmkannen, Gesang und das Klappern einer Handtrommel erschütterten die stickige, dicke Luft. Sängerinnen sassen, sich mit den Händen den Schweiss und die herunterfliessende Schminke aus dem Gesichte wischend, vor dem Vorhang. Auf dem Tische tanzte zwischen Weinkrügen ein nacktes, zehnjähriges Nubiermädchen, in geschickten Schlangenwindungen ihren Kopf zur Ferse herabbeugend. Ein dressierter Hund, der mit Hilfe von grob aus Holz geschnittenen Zahlen die Summe des Geldes in den Beuteln der Gäste erriet, erregte lauten Beifall. Pankratius sass, seine Caracalla noch tiefer ins Gesicht gezogen, was seine Augen fremd und glänzend machte, mit seinem Begleiter am Ausgang. Er hielt den Alten an und sagte: „Hör mal, bist du es, der mir die Nachricht vom Tode der unglücklichen Phyllis gebracht hat? Ich habe dich gesucht, ich, der Redner Pankratius, aber still . . . . Komme morgen nach dem Mittag zu mir; ich habe dir etwas zu sagen: die Verstorbene raubt mir meine Ruhe.“ Er sprach flüsternd, war blass und seine Augen sahen unter der Kapuze fremd aus und sie glänzten.

Share on Twitter Share on Facebook