VI.

Jetzt spielte Pankratius nicht mehr mit dem Knaben Ball, er las nicht mehr und hatte keine Lust zu essen, sondern ging im inneren kleinen Garten an den Levkoien auf und ab und sah aus, wie ein von Unruhe gequälter Mensch. Gleich nach der Begrüssung begann er: „Das gestorbene Mädchen raubt mir meine Ruhe: ich sehe sie im Traume und sie mich; sie lockt mich irgendwohin, ein Lächeln im bleichen Antlitz.“

Der Alte, der Phyllis unter den Lebenden wusste, meinte:

„Es gibt trügerische Träume, o Herr, mögen sie dich nicht beunruhigen.“

„Sie können nicht anders, als mich beunruhigen, vielleicht bin ich dennoch die unschuldige Ursache ihres Unterganges.“

„Halte sie für lebend, wenn dir das deine Ruhe wiedergibt.“

„Aber sie ist doch gestorben?“

„Tot ist das, was wir für tot halten, und das, was wir für lebend halten — lebt.“

„Du willst, scheint es, darauf hinaus, wovon ich mit dir reden wollte. Gelobe mir, das Geheimnis zu bewahren.“

„Du hast mein Versprechen.“

„Kennst du nicht einen Magier, der mir den Schatten der Phyllis beschwören könnte?“

„Wie das, den Schatten der Phyllis?“

„Nun ja, den Schatten der verstorbenen Phyllis. Scheint dir das so sonderbar?“

Nektanebes antwortete, nachdem er die Beherrschung wiedergewonnen hatte:

„Nein, das scheint mir nicht sonderbar und ich kenne sogar einen Magier, wie du ihn brauchst, aber glaubst du auch selbst an die Kraft der Magie?“

„Weshalb hätte ich dich wohl sonst gefragt? Und was hat das mit meinem Glauben zu tun?“

„Er wohnt nicht weit von mir und ich kann mit ihm verabreden, wann das Wiedersehen stattfinden soll.“

„Ich bitte dich darum. Du hast mir viel geholfen mit deinen Worten: tot ist das, was wir für tot halten, und umgekehrt.“

„Lass es gut sein, o Herr, das sind leere Worte, die ein ungebildeter alter Fischer, wie ich, ohne zu denken hat fallen lassen.“

„Du selbst begreifst nicht die ganze Bedeutung dieser Worte. Es ist mir, als sei Phyllis am Leben. Richte schneller aus, was du weisst!“

Der Jüngling gab dem Fischer Geld und der Alte war auf dem weiten Wege zum Landgute mit vielen und verschiedenartigen Gedanken beschäftigt, die zu einem klareren, freudigen Gedanken führten, so dass Phyllis, die nicht schlief und ihm selbst die Gartenpforte öffnete, ihn lächeln sah, als bringe er glückliche Nachrichten.

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